20./ 21. Oktober - Herne/ Flottmann-Hallen - 19 Filme aus 13 Ländern

Festival des Fahrrad-Films: Granny-Man, Mama Agatha und das Tall Bike

Von Gernot Mühge

Foto zu dem Text "Festival des Fahrrad-Films: Granny-Man, Mama Agatha und das Tall Bike"
| Foto: www.cyclingfilms.de

19.10.2017  |  Am kommenden Wochenende läuft die zwölfte Ausgabe des Internationalen Festivals des Fahrrad-Films in den Flottmann-Hallen in Herne. 19 Filme aus 13 Ländern stehen im Wettbewerb um die "Goldene Kurbel", den Preis für den besten Fahrrad-Film.

Das Programm des "International Cycling Film Festival" hat dieses Jahr einen radfahrenden Superhelden: Granny-Man, ein gehäkeltes Topflappen-Monster im Kampf gegen den fiesen Autoverkehr. Er verliert, kommt darüber hinweg und ruft – mit selbst-gesponnener Superhelden-Wolle – seine Botschaft an die Welt: "Breathe, Dance, Smile!"

Besonders schön lächelt es sich auf dem Fahrrad, dem Transportmittel für alle, die sich als Freigeist fühlen. Dies beweisen viele der Filme, die im Programm des Festivals des Fahrrad-Films zu sehen sind: Sie widmen sich dem freien Leben, ohne Assistenz-System, in einer offenen Gesellschaft.

Die Dokumentation „Mama Agatha“
Die internationalen Dokumentationen des 12. ICFF zeigen verschiedene Facetten der offenen Gesellschaft und der Rolle des Fahrrads. Die Protagonistin eines Films, Agartha Frimpong, 59 Jahre alt und voller Lebens-Energie, bringt 15 Frauen mit unterschiedlichen Migrations-Hintergründen das Fahrradfahren bei – die zentrale Kulturtechnik der Niederlande. Im Film, gedreht von Fadi Hindash, erobern die Frauen schließlich die Straßen Amsterdams, per Rad, und allen interkulturellen Verflechtungen zum Trotz.

Der Kurzspielfim „The Cyclist“
Dass die offene Gesellschaft bisweilen eine Utopie ist, ist ein Thema verschiedener kurzer Fahrrad-Spielfilme, „The Cyclist“ ist einer von ihnen. Filmemacherin Sarah Grant aus Schottland erzählt die Geschichte einer Flucht aus einem würdelosen Bankangestellten-Dasein. In der Wiederentdeckung des echten Lebens und der Liebe spielt das Fahrrad natürlich eine Schlüsselrolle.

Persönlichkeiten des Fahrradbaus im Portrait
Ein Spezial-Thema des diesjährigen Festivals ist der Fahrrad-Rahmenbau, ein Handwerk, dass Freigeister in besonderem Maße anzusprechen scheint. Dazu zählt Georgena Terry, eine amerikanische Rahmenbauerin, die sich intensiv mit der Physis von Frauen in ihrem von Männern dominierten Handwerk beschäftigt. Terry verändert die Standard-Geometrie von Fahrrädern, und baut selbstbewusst und kunstvoll Fahrräder, nicht nur für Frauen.

In vielerlei Hinsicht kunstvoll ist der Film „Made in Langendreer“: Filmemacher Eric Jobs begleitet den Tüftler Helmut Schröder beim Bau eines Fahrrads. Das Baumaterial ist Eibenholz, so beginnt der Film bei der botanischen Komponenten-Suche auf städtischen Kompost-Anlagen, mit Axt und Säge. Auf dem Weg zum fertigen Rad wird klafterweise Holz gebogen, viel geredet und noch mehr geraucht. Ein sehenswerter Film mit viel Lokal-Kolorit.

Für ungewöhnliche Unterhaltung sorgen verschiedene filmischen Eskapaden des ICFF-Programms. Die größte von Ihnen führt in die USA: Das Tall Bike von Richie Trimble ist ein Hochrad triumphaler Größe, und die Krone jeder Kritischen Masse. Sein Film „StoopidTall“, in luftiger Höhe vom Sattel gefilmt, ist nichts für schwache Nerven.

Das gilt auch für den Film „Bear“ von Nash Edgerton, der den atemberaubendste Stunt in der Geschichte des Fahrrad-Films enthält. Was sagt Granny-Man? Breathe, Smile, Dance!

"Goldene Kurbel" und Rahmen-Programm
Höhepunkt des Samstags ist die Verleihung der "Goldenen Kurbel" für den besten Fahrrad-Film. Der von der "Hohen Programm-Kommission" des Festivals vergebene, älteste Preis für Fahrrad-Filme weltweit, ist in diesem Jahr erstmalig mit Preisgeldern in Höhe von 500 Euro dotiert, die von der Kultur-Initiative Herne gestiftet wurden.

Das Filmprogramm wird umrahmt von der Foto-Installation „schilder in der fahrradstadt“ von Friedbert Rogge. Es gibt ferner Retro-Fahrräder und Kunst anzuschauen, zu hören ist DJ Mono an seinen Philips-Mono-Plattenspielern, und die Velo-Kitchen Dortmund kocht ein veganes Süppchen. Beste Zutaten also für einen schönen Abend der Fahrrad-Kultur in den Flottmann-Halle, Herne.

Am Vorabend: Rough Conditions Adventure Film Festival
Zur Einstimmung ins Filmfestival-Wochenende beginnt am Freitag (20. 10.) um 20 Uhr das inzwischen dritte "Rough Conditions Adventure Film Festival". Mit acht Filmen, einem Vortag über das neueste Abenteuer von Erwin Zantinga, Kopf der niederländischen Adventure Society, und einer offenen Podiums-Diskussion wird dem Abenteuer auf den Grund gegangen. Ein intensiver Abend über die Sehnsucht nach Ungewissheit. Ohne Lebensgefahr, ohne Energy-Drink, mit oder ohne Fahrrad.

Das International Cycling Film Festival
wurde 2006 gegründet und zeigt Filme, die das Fahrrad zum Thema oder als wichtiges Sujet haben. Es findet jährlich an fünf Spielstätten in Deutschland, Polen und den Niederlanden statt, und es gibt zahlreiche Gastspiele in Europa. Es wird organisiert vom "uropäischen Büro für Filmkunst und Fahrrad-Kultur e.V., gemeinsam mit dem Bochumer „Team Hollandse Frietjes – non-professional cycling“ und dem "Herner Roomservice – Forum für Jugend-Kultur".

Der Zeitplan
Freitag, 20. Oktober, 20 Uhr: 3rd Rough Conditions Adventure Film Festival
Samstag, 21. 10., 20 Uhr: 12. Internationales Festival des Fahrrad-Films
ab 17.30 Uhr: Rahmen-Programm mit Fahrrad-Spezialfilmen u.v.m.
Ort: Flottmann-Hallen, Straße des Bohrhammers 5, 44625 Herne
Eintritt: 20. und 21. Oktober, 20 Uhr: fünf Euro

Gernot Mühge ist Gründer und Mit-Veranstalter des Internationalen Festivals des Fahrrad-Films.

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