Schermanns Senegal-Tagebuch

Falls nötig, fährt Jesus in Gelb das Loch auch selbst zu!

Von Peter Schermann

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Peter Schermann kann aus dem Senegal nur Positives berichten: Teamkollege Dan “Jesus“ Craven hat auch vor der Schlussetappe das Gelbe Trikot auf seinen Schultern | Foto: Embrace the World

29.04.2018  |  (rsn) - Ich will euch direkt vorwarnen. Da ich ja heute (Samstag) und morgen (Sonntag) kein Rennen mehr fahren kann, meine Energie ja aber trotzdem irgendwie los werden muss, wird der heutige Eintrag etwas länger...

Viele Fahrer kommen vor dem Start zu mir, fragen, wie es mir geht und bedauern, dass ich jetzt nicht helfen kann Gelb zu verteidigen. Obwohl ja eigentlich “Gegner”, ist die Kameradschaft unter den Fahrern verschiedenster Nationen eine ganz Besondere, die ich so aus anderen Sportarten nicht kenne. Danke für die Genesungs-Nachrichten von zu Hause, die ich aufgrund des schlechten Internets nicht beantworten konnte - mir geht`s wieder super!

Ich darf auf der vorletzten Etappe über 140 Kilometer mit Start und Ziel unweit von unserem Hotel in Ngaparou im Teamwagen mitfahren und erlebe das Rennen nochmal ganz anders. Das Adrenalin eines Radrennens gemischt mit Afrika-Sightseeing...Da sich das ganze Leben hier auf der Straße abspielt, gibt es viel Interessantes zu sehen: An jeder Ecke wird irgendetwas begutachtet, diskutiert, repariert, gekocht oder alle erdenklichen Güter verkauft, getauscht oder per Pferd oder Esel transportiert. Ein Spektakel!

Trotzdem würde ich lieber im Sattel sitzen und den Jungs helfen. Sie tun aber natürlich so, als bräuchten sie mich gar nicht und machen es einfach super! Sie fahren aufmerksam und falls nötig, fährt Jesus (Dan Craven) in Gelb das Loch auch selbst zu. Das Feld bleibt zusammen und nur vereinzelt gehen kleine Gruppen, die aber nie richtig wegkommen.

Zeit also, sich im Auto sitzend ein paar weiterführende Gedanken zu machen. Natürlich sind Hunger, Wasserknappheit oder medizinische Versorgung Riesenprobleme, über die ich aber zu wenig Detailwissen habe, um wirklich fundierte Aussagen machen zu können. Unabhängig davon können wir uns in Sachen Lebensfreude und Zufriedenheit bestimmt eine (kleine) Scheibe abschneiden.

Das Leben hier ist einfach ein komplett Anderes, mit westlichen Standards betrachtet teils schwer greifbar, befreit man sich aber einmal von dieser “Brille”, kann man sich dem Charme des Landes und Afrika skaum mehr entziehen. Sich selbst nicht immer ganz so ernst nehmen und das Leben einfach mal etwas leichter nehmen! Probiert’s mal aus...

So, jetzt aber genug der (Hobby) Psychologie, die, wie ihr bestimmt merkt, in der Uni früher eines meiner Lieblingsfächer war - und das nicht (nur) wegen der hübschen Mädels! Zurück zum Rennen. Das Team Holland hilft auf den letzten zehn Kilometern die einzelnen Ausreißer zu stellen, und alles bereitet sich auf den Sprint vor. Lorenz wird von Dan in Position gebracht, verliert aber bei einer leichten Kollision mit dem späteren Sieger die Kette und muss seine Hoffnungen auf den ersehnten Etappensieg erneut begraben. Dan bleibt mit unveränderten Zeitabständen in Gelb!! One to go.

Morgen (Sonntag) nochmal Rundkurs in Dakar, auf dem wir es hoffentlich nochmal schaffen Dan sicher als Gesamtführenden ins Ziel zu bringen.

Bis dann

Peter

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