Von Arndt bis Zabel

Die elf deutschen Tour-Starter im Ãœberblick

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Tony Martin (Katusha-Alpecin) wurde in Einhausen zum achten Mal Deutscher Zeitfahrmeister. | Foto: Cor Vos

03.07.2018  |  (rsn) - Elf deutsche Profis stehen am Samstag am Start der 105. Tour de France. Das sind fünf weniger als noch im vergangenen Jahr, als allerdings die Teams auch noch aus jeweils neun Profis bestanden. Nach der UCI-Reform treten nur noch achtköpfige Aufgebote zu den dreiwöchigen Rundfahrten an. Radsport News stellt die deutschen Tour-Starter 2018 vor.

Nikias Arndt (Sunweb, 26 Jahre, 2. Teilnahme): Beim Tour-Debüt im vergangenen Jahr wäre dem mittlerweile in Köln lebenden Norddeutschen um ein Haar gleich der große Coup geglückt. Als Helfer von Michael Matthews hatte Arndt auf der 19. Etappe fast seinen bisher größten Erfolg eingefahren - in Salon-de-Provence musste sich Arndt lediglich Edvald Boasson Hagen geschlagen geben. Diesmal wird der Sprint- und Zeitfahrspezialist vor allem wegen seiner Mannschaftsdienlichkeit gefragt sein, zumal Sunweb mit Tom Dumoulin einen der Favoriten auf den Gesamtsieg im Aufgebot dabei hat. Den Niederländer wird der groß gewachsene Arndt als Road Captain vor allem auf den Flachetappen aus allem Trubel heraushalten müssen. Da auch Matthews wieder um Etappensiege kämpfen wird und das Grüne Trikot verteidigen will, wird Arndt wohl kaum eine Chance bekommen, auf eigene Rechnung zu fahren.

Marcus Burghardt (Bora-hansgrohe, 35 Jahre, 10. Teilnahme): Der routinierte Klassikerspezialist aus Samerberg ist diesmal der einzige Deutsche im Aufgebot von Bora-hansgrohe. Burghardt, Tour-Etappensieger von 2008, wird als vielseitiger Fahrer sowohl auf den flachen als auch auf den mittelschweren Etappen gefragt sein. Auf der 9. Etappe, die über insgesamt 22 Kilometer Kopfsteinpflasterpassagen nach Roubaix führt, wird Burghardt einer der wichtigsten Helfer von Peter Sagan sein - genau wie im April, als der Weltmeister den Klassiker Paris - Roubaix gewann. Darüber hinaus ist er aufgrund seiner Erfahrung ein unverzichtbarer Bestandteil des Bora-hansgrohe Teams bei dieser Tour.

John Degenkolb (Trek-Segafredo, 29 Jahre, 6. Teilnahme): Noch immer wartet der Oberurseler auf seinen ersten Tour-Etappensieg. Nach einem erneut schwierigen Frühjahr, in dem er wegen einer Schleimbeutelentzündung im Knie rund zwei Monate pausieren musste, ließ Degenkolb allerdings am Sonntag aufhorchen: In Einhausen wurde der Einzelkämpfer im Straßenrennen der Deutschen Meisterschaften nämlich Zweiter, was ihn mit deutlich mehr Selbstvertrauen nach Frankreich reisen lässt. Sein Team setzt trotz bisher erst zwei Saisonsiegen jedenfalls auf Degenkolb, der vor allem auf Etappen mit Klassikerprofil seine Chance suchen wird - darunter auch die über Kopfsteinpflaster führende neunte mit Ziel in Roubaix, wo der 29-Jährige vor drei Jahren als erst zweiter deutsche Profi Paris - Roubaix gewinnen konnte.

Simon Geschke (Sunweb, 32 Jahre, 6. Teilnahme): Der Freiburger wird im Gegensatz zu Teamkollege Nikias Arndt vor allem auf hügeligem und bergigem Terrain gefordert sein. Angesichts der aussichtsreichen Kapitäne Michael Matthews (Grünes Trikot) und Tom Dumoulin (Gelbes Trikot) wird Geschke auch diesmal kaum dazu kommen, auf eigene Rechnung fahren zu können - so wie etwa 2015, als ihm in Pra Loup auf der damaligen 17. Tour-Etappe der größte Erfolg seiner Karriere gelang.

André Greipel (Lotto Soudal, 35 Jahre, 8. Teilnahme): Im vergangenen Jahr riss die beeindruckende Serie des Hürthers, der bis dahin bei jeder seiner Tour-Teilnahmen mindestens einen Etappensieg ersprinten konnte. Bei der am Samstag beginnenden 105. Auflage will Greipel die Scharte von 2017 wieder auswetzen, doch die Aufgabe dürfte nicht leichter geworden sein; nicht nur, weil der elfmalige Etappengewinner wieder ein Jahr älter geworden ist, sondern auch weil diverse junge Konkurrenten wie Dylan Groenewegen oder Fernando Gaviria in dieser Saison schon mehrere Male für Furore sorgten. Zudem ist Lotto Soudal bei dieser Tour nicht ausschließlich auf seinen deutschen Top-Star ausgerichtet, der mit dem Debütanten Jasper De Buyst auch einen jungen Anfahrer vor sich hat, der sich seine Meriten in den ganz großen Rennen erst noch verdienen muss.

Marcel Kittel (Katusha-Alpecin, 30 Jahre, 6. Teilnahme): Mit einem dicken Fragezeichen hinter seiner Form tritt der beste deutsche Sprinter der vergangenen Jahre in Frankreich an. Bei seiner sechsten Tour bietet sich Kittel auf der 1. Etappe, die in Fontenay-le-Comte wohl mit einem Sprint zu Ende gehen wird, zwar die Chance auf seinen 15. Etappensieg und das dritte Gelbe Trikot bei einer Frankreich-Rundfahrt. Doch nicht nur angesichts der starken Konkurrenz ist es fraglich, ob dieses Szenario eintritt. Zu schwach waren bisher Kittels Vorstellungen in dieser Saison, in der erst zwei Siege für ihn zu Buche stehen. Dazu klappt das Zusammenspiel im Katusha-Sprintzug noch immer nicht, wie das Straßenrennen der Deutschen Meisterschaften am vergangenen Sonntag bewies, als der Favorit auf einem enttäuschenden zehnten Platz landete.

Paul Martens (LottoNL-Jumbo, 34 Jahre, 4. Teilnahme): Auch bei seiner vierten Frankreich-Rundfahrt in Folge wird der im belgischen Lanaken lebende Deutsche sich in den Dienst seiner Teamkollegen. Diesmal wird Martens im Zug von Dylan Groenewegen seinen Platz haben. Der Niederländer zählt zu den aussichtsreichsten Kandidaten auf Sprintsiege, und Martens war im bisherigen Saisonverlauf bereits ein zuverlässiger Helfer. Wenn es bergiger wird, stehen Helferaufgaben für Klassementfahrer Primoz Roglic an. So viel steht fest: Über mangelnde Beschäftigung wird sich Martens sich nicht beklagen können.

Tony Martin (Katusha-Alpecin, 33 Jahre, 10. Teilnahme): Kein Zweifel, nach dem überzeugend herausgefahrenen achten Zeitfahrtitel bei den Deutschen Meisterschaften kann Martin zuversichtlich nach Frankreich reisen. Allerdings ist das einzige Einzelzeitfahren, das zudem erst am vorletzten Tag ansteht, mit seinem welligen Profil nicht unbedingt auf den vergleichsweise schweren Deutschen zugeschnitten. Vielleicht sind Martins Erfolgsaussichten auf der Roubaix-Etappe größer. Auf ähnlichem Klassikerterrain hatte er 2015 die damalige 4. Etappe nach Cambrai gewonnen und zudem das Gelbe Trikot erobert. Seine Stärken kann der viermalige Zeitfahrweltmeister auch im Mannschaftszeitfahren der 3. Etappe ausspielen - wo Katusha-Alpecin allerdings nicht zum engeren Favoritenkreis zählt. Ansonsten wird sich Martin in den Dienst seines Teamkollegen Marcel Kittel stellen, der in einer der Sprintankünfte einen Sieg anpeilt.

Nils Politt (Katusha-Alpecin, 24 Jahre, 2. Teilnahme): Für den langen Kölner stehen auch diesmal wieder Helferaufgaben im Katusha-Alpecin-Sprintzug an. Austoben wird Politt sich wohl auf der 9. Etappe dürfen, die über Kopfsteinpflaster nach Roubaix führt. Dort hatte der 24-Jährige als Siebter von Paris - Roubaix als bester Deutscher im berühmten Velodrome für Furore gesorgt. Gefragt sein wird Politt, zuletzt Fünfter der Deutschen Zeitfahrmeisterschaften, auch im Mannschaftszeitfahren der 3. Etappe.

Marcel Sieberg (Lotto Soudal, 36 Jahre, 9. Teilnahme): André Greipels unentbehrlicher Helfer wird auch diesmal in der Sprintvorbereitung gebraucht und ist mit seiner Erfahrung und Ruhe eine Schlüsselfigur im Lotto-Soudal-Aufgebot. Sieberg war bei allen bisherigen elf Etappensiegen von Greipel mit dabei und wird alles daransetzen, dass sein Freund das Dutzend voll macht. Eigenen Ambitionen wird der Paris-Roubaix-Siebte von 2016 höchstens auf der Kopfsteinpflasteretappe nach Roubaix nachgehen können.

Rick Zabel (Katusha-Alpecin, 24 Jahre, 2. Teilnahme): Bei seiner zweiten Tour wird der Sohn von Erik Zabel sich wieder in den Dienst seines Sprintkapitäns stellen - der heißt mittlerweile aber nicht mehr Alexander Kristoff, sondern Marcel Kittel. Ob es besser läuft als bei der letztjährigen Frankreich-Rundfahrt, als der Norweger ohne Etappensieg geblieben war, erscheint doch fraglich. Zu wechselhaft waren die Leistungen des Katusha-Sprintzugs im bisherigen Saisonverlauf - von der schwachen Form des neuen Top-Stars nicht zu reden. Nach dem langfristigen Ausfall von Marco Haller wird Zabel sogar eine verantwortungsvollere Aufgabe als 2017 haben und als letzter Anfahrer Kittel dessen Sprint vorbereiten.


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