Däne gewinnt spektakuläres 112. Paris-Tours

Kragh Andersen als Solist einen Platz besser als im Vorjahr

Foto zu dem Text "Kragh Andersen als Solist einen Platz besser als im Vorjahr"
Sören Kragh Andersen (Sunweb) feiert seinen Sieg beim 112. Paris - Tours. | Foto: Cor Vos

07.10.2018  |  (rsn) - Vom Sprinterklassiker Paris-Tours war bei der 112. Austragung nicht mehr viel geblieben. Neun Abschnitte über unbefestigte Weinbergstraßen sowie sieben kurze, aber giftige Wellen sorgten auf den finalen 60 Kilometern für eine ganz neue Charakteristik des Rennens – an eine Massenankunft war auf diesem Terrain nicht zu denken.

Dennoch ähnelte das Podium nach 214 Kilometern zu großem Teil dem des Vorjahres: Sören Kragh Andersen (Sunweb), Zweiter von 2017, siegte als Solist auf der berühmten Avenue du Grammont in Tours, Platz zwei ging 25 Sekunden später an Niki Terpstra (Quick-Step Floors), den letztjährigen Dritten. Der 34-jährige Niederländer verwies im Sprintduell den elf Jahre jüngeren Franzosen Benoit Cosnefroy (Ag2r-La Mondiale) auf Platz drei.

"Ich hatte einige harte Wochen nach der Tour de France, aber ich war heute konzentriert und wollte diesen Sieg. Ich bin super glücklich mit dem Ergebnis, den die Konkurrenz war sehr stark. Es war ein toller Parcours. Einige sagten, es sei zu gefährlich, aber man muss sich daran gewöhnen“, sagte Andersen im Ziel. Auf dem alten, sprinterfreundlicheren Parcours, erreichte der Däne im vergangenen Jahr zusammen mit dem Quick-Step-Floors-Duo Matteo Trentin und Niki Terpstra in einer Fluchtgruppe das Ziel – und zog im Schlusssprint gegen Trentin den Kürzeren.

Diesmal ließ er Terpstra und Cosnefroy mit einem trockenen Antritt knapp elf Kilometer vor dem Ziel stehen. "Es ist mein erster Sieg bei einem Klassiker. Ich konnte es aber erst auf den letzten hundert Metern genießen, die Kilometer davor waren hart“, sagte Andersen zur Schlussphase des Rennens.

Hinter ihm hatte Cosnefroy im Duell gegen den erfahrenen Tersptra keine Chance, war aber dennoch zufrieden mit dem dritten Platz. "Am Ende war ich ziemlich erschöpft und ich hätte es wirklich nicht besser machen können. Die ersten beiden waren stärker als ich, und mehr konnte ich nicht tun. Ich bin glücklich, denn es ist immer gut, auf dem Podium eines Rennens wie Paris - Tours zu stehen“, sagte der U23-Weltmeister des vergangenen Jahres.

So lief das Rennen...

Ohne die sieben Fahrer des Teams WB Aqua Protect Veranclassic begann am Mittag der französische Herbstklassiker. Wegen des Todes von Jimmy Duquennoy, der am Freitag in seiner Wohnung einem Herzstillstand erlegen war, entschloss sich der belgische Zweitdivisionär, kein Aufgebot nach Nord-Frankreich zu schicken.

Kurz nach dem Start in Chartres machte sich bei seinem letzten Paris - Tours Sylvain Chavanel (Direct Energie) gemeinsam mit Bernhard Eisel (Dimension Data) und Brian Van Goethem (Roompot-Nederlandse Loterij) auf und davon. Kurz darauf erhielt das Trio noch Verstärkung durch Thibault Guernalec (Fortuneo-Samsic), Dries de Bondt (Veranda's Willems-Crelan) sowie Emiel Vermeulen (Roubaix Lille Metropole). Mit vereinten Kräften erarbeiteten sich die sechs Ausreißer auf den folgenden rund 60 Kilometern einen Vorsprung von fast sechs Minuten, ehe im Feld die Zügel angezogen wurden.

Bei Sonnenschein und extrem hohem Tempo mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 50 km/h in den ersten beiden Stunde schrumpfte der Abstand in Windeseile zusammen. Zudem bildeten sich im Feld  Windstaffeln, die sogar zu einer zwischenzeitlichen Teilung des Pelotons führten. Hauptleidtragende waren dabei die Ausreißer, deren Vorsprung in der Verpflegungszone nach nur knapp 100 Kilometern bereits auf eine Minute geschrumpft war. Nachdem die beiden Verfolgergruppen wieder vereint waren, gelang es Alex Dowsett (Katusha-Alpecin), Tom Devriendt (Wanty-Groupe Gobert) und Johan Le Bon (Vital Concept) zur Spitzengruppe aufzuschließen.

In der Folge wuchs der Vorsprung wieder an, an der Côte de Nazelles-Négron, dem ersten der sieben neuen Anstiege, betrug er rund eineinhalb Minuten. Es war allerdings nur ein kurzes Aufbäumen, Devriendt und Le Bon wurden rund 48 Kilometer vor dem Ziel als letzte Ausreißer eingeholt. Anschließend begann eine hektische, teilweise unübersichtliche Finalphase auf den neuen Passagen des Klassikers. Die insgesamt 12,5 Kilometer - neun Sektoren - über unbefestigte Weinbergstraßen sowie die Anstiege dünnten das Feld nach und nach aus. Zudem warfen diverse Defekte einige Favoriten zurück, darunter Philippe Gilbert (Quick-Step Floors), André Greipel sowie dessen Teamkollegen und Sieger von 2014, Jelle Wallays (Lotto Soudal).

Nach mehreren erfolglosen Attacken aus einer dezimierten Favoritengruppe gelang schließlich Andersen 35 Kilometer vor dem Ziel auf einem der  Gravelsektoren der vorentscheidende Vorstoß. Wenige Kilometer später bekam er Begleitung durch Terpstra, 25 Kilometer vor dem Ziel stieß noch Cosnefroy dazu.

Der Vorsprung des Trios wuchs daraufhin kontinuierlich an, insbesondere durch die Tempoarbeit von Andersen und Terpstra. Cosnefroy hielt sich hingegen auffallend zurück – zum Unmut von Terpstra. Cosnefroys Kapitän Oliver Naesen befand sich mit Sep Vanmarcke (EF-Drapac) und Valentin Madouas (Groupama-FDJ) in einer Verfolgergruppe, die den Rückstand jedoch nicht signifikant verringern konnte.

10,5 Kilometer vor dem Ziel nutzte Andersen schließlich nach der letzten Welle die Uneinigkeit in der Gruppe und zog davon. Die Lücke ging sofort auf, für Terpstra und Cosnefroy ging es ab da nur noch um Platz zwei. Aus der Verfolgergruppe sprintete Neasen schließlich auf Position vier (+1:14), es folgten zeitgleich Madouas, Tiesj Benoot (Lotto Soudal), Vanmarcke und Gilbert.

Greipel, der zur Saison 2019 zum französischen Zweitdivisionär Fortuneo-Samsic wechseln wird, beendete sein letztes Rennen im Lotto-Soudal-Trikot 4:02 Minuten hinter dem Sieger auf Rang 27 und war damit bester der fünf deutschen Starter.

Mehr Informationen zu diesem Thema

08.10.2018Prudhomme sieht Paris-Tours als Statement gegen die Monotonie

(rsn) - Christian Prudhomme hat die Streckenänderungen beim 112. Paris - Tours verteidigt und davon gesprochen, dass speziell die Hereinnahme der neun Sektoren über Naturpisten das Rennen attraktive

08.10.2018Naesen: “Das mit den Naturpisten war ein bisschen zu viel“

(rsn) - Mit den massiven Streckenveränderungen auf den letzten 60 Kilometern von Paris - Tours haben die Organisatioren für viel Gesprächsstoff gesorgt und auch einige Kritik auf sich gezogen - wob

08.10.2018Terpstra: “Ein Team, das ich nie vergessen werde“

(rsn) - Auch wenn es nicht zum Sieg langte, so hat sich Niki Terpstra mit einem herausragenden Auftritt von Quick-Step Floors verabschiedet. Der 34-jährige Niederländer, der ab 2019 für den franz

07.10.2018Kragh Andersen mit Ausreißercoup beim Sprinterklassiker

(rsn) - Sören Kragh Andersen (Sunweb) hat bei der 112. Auflage von 112. Paris - Tours (1.HC) einen souveränen Ausreißersieg eingefahren. Der 24-jährige Däne setzte sich am Nachmittag über 214,5

07.10.2018Chavanel und Roy verabschieden sich von Paris -Tours

(rsn) - 18 Jahre nach seinem Debüt (Platz 85) gibt Sylvain Chavanel (Direct Energie) heute seine Abschiedsvorstellung bei Paris - Tours. Der 39 Jahre alte Franzose beendet zum Saisonende seine lange

07.10.2018Sprinter-Klassiker diesmal eine Angelegenheit für Ausreißer?

(rsn) - Auch wenn Paris - Tours auch bei seiner 112. Austragung über keinen WorldTour-Status verfügt, so ist der französische Herbstklassiker (1.HC) doch eines der prestigeträchtigsten Rennen des

05.10.2018Greipel will sich mit einem Sieg von Lotto Soudal verabschieden

(rsn) - Zwar gilt Paris-Tours als Sprinterklassiker, doch in André Greipels Palmares fehlt noch ein Sieg auf der berühmten Avenue de Grammont. Als bisher bestes Ergebnis steht ein vierter Platz aus

04.10.2018Sorgt Gilbert bei Paris-Tours für den 70. Saisonsieg von Quick-Step?

(rsn) – Trotz der Streckenverschärfung im Finale ist bei der 112. Auflage von Paris-Tours eine Sprintankunft nicht ausgeschlossen. Doch nach seinem in überragender Manier herausgefahrenen Ausrei

Weitere Radsportnachrichten

29.03.2024Die Aufgebote aller Teams zur Flandern-Rundfahrt der Frauen

(rsn) – Wenn die Männer nach ihrem Start in Antwerpen bereits 120 Rennkilometer hinter sich haben und erstmals durch Oudenaarde kommen, stellen sich dort auf dem Marktplatz des Zielorts der Ronde v

28.03.2024Die Aufgebote aller Teams zur Flandern-Rundfahrt der Männer

(rsn) – Der Ostersonntag wirft seine Schatten voraus: Am 31. März versammelt sich das WorldTour-Peloton in Antwerpen zum Start der 270,8 Kilometer langen Ronde van Vlaanderen. Das Heiligtum des bel

28.03.2024Die Strecken zum Oster-Highlight: Die Flandern-Rundfahrt

(rsn) – Die 108. Flandern-Rundfahrt der Männer und die 21. der Frauen werden am Ostersonntag auf den letzten 45 Kilometern ab dem Ort Melden am Fuß des berüchtigten Koppenbergs über dieselbe Str

28.03.2024Die Flandern-Rundfahrt im Rückblick: Die letzten zehn Jahre

(rsn) - Die Flandern Rundfahrt ist für viele Radsport-Fans neben Paris-Roubaix das Highlight des Frühjahrs. Das belgische Monument führt über mehr als 260 Kilometer und zahlreiche Hellinge, den ku

28.03.2024Tour-Siegerin Vollering “überrascht“ von SD-Worx-Ankündigung

(rsn) –Demi Vollering hat sich verwundert über die Mitteilung ihres Teams SD Worx – Protime gezeigt, das in Person von Sportdirektor Danny Stam gegenüber GCN den zum Saisonende bevorstehenden Ab

28.03.2024Van Aert erfolgreich operiert - Giro-Debüt ungewiss

(rsn) – Einen Tag nach seinem schweren Sturz bei Dwars door Vlaanderen ist Wout van Aert nach Angaben seines Teams Visma – Lease a Bike erfolgreich operiert worden. Ob der 29-jährige Belgier rech

28.03.2024Appell an die Zuschauer: “Haben Sie Respekt vor den Fahrern“

(rsn) – Wenige Tage vor der 108. Flandern-Rundfahrt (1. UWT / 1. März), haben Tomas Van Den Spiegel, Geschäftsführer des Veranstalters Flanders Classics, und Carina Van Cauter, die Gouverneurin R

28.03.2024Zeckenbiss möglicher Grund für De Lies Formschwäche

(rsn) – Da Arnaud De Lie in den vergangenen Wochen weit hinter den Erwartungen zurückgeblieben war, hatte sein Team Lotto – Dstny in Absprache mit dem 22-jährigen Belgier entschieden, dass diese

28.03.2024Huppertz: Vor Rennen abends einen trinken? Heute unvorstellbar

(rsn) – Eine so lange Zusammenarbeit wie die zwischen Joshua Huppertz und Teamchef Florian Monreal gibt es im Kontinental-Bereich sehr selten. Seit August 2014 steht der mittlerweile 29-Jährige Aa

28.03.2024Movistar verlängert mit “Sensation“ Meijering

(rsn) - In unserem ständig aktualisierten Transferticker informieren wir Sie regelmäßig über Personalien aus der Welt des Profiradsports. Ob es sich um Teamwechsel, Vertragsverlängerungen oder RÃ

28.03.2024Märkl will auch bei der Ronde “vor das Radrennen“

(rsn) – Wie schon beim E3 Saxo Classic schaffte Niklas Märkl (DSM Firmenich – PostNL) auch bei Dwars door Vlaanderen den Sprung unter die Ausreißer des Tages. Doch während sein Fluchtbegleiter

28.03.2024Trotz Sturz: Pedersen ist für Ronde-Start zuversichtlich

(rsn) – Ausgerechnet kurz vor der Flandern-Rundfahrt, dem Höhepunkt der flämischen Klassikersaison, wurde Lidl – Trek mächtig gebeutelt. Bei Dwars door Vlaanderen waren mit Gent-Wevelgem-Sieger

RADRENNEN HEUTE

    Radrennen Männer

  • La Route Adélie de Vitré (1.1, FRA)