Teo Tigers Tour-Tagebuch 13

Bordeaux - Paulliac: Der Brillen-Onkel

Foto zu dem Text "Bordeaux - Paulliac: Der Brillen-Onkel"
Der kleine Tiger auf dem Weg nach - ja wohin denn nun? Illustration: Janosch film & medien AG

25.07.2010  |  (rsn, tt) – Werden Sie ihn auch nicht wirklich vermissen, den Brillen-Onkel? "Hallo, ich bin Tyler Farrar. Sprinter im Team Garmin-Transitions. Für optimale Leistung... bla blubber bla…" Und das gefühlte 50 Mal pro Etappe. Aaaaarrrrrrrggggggh!

Vermutlich haben wir Glück, und sehen Tyler, den Mann mit den wechselnden Licht-Verhältnissen, nach Tour-Ende so bald nicht wieder. Einzig Leini wird wohl traurig sein. Muss sich der Eurosport-Kommentator nun neue Überleitungen zur Werbung ausdenken. „Wir geben ab an Tyler Farrar“ geht ab Montag nicht mehr.

Aber wer weiß? Vielleicht ist Gläserschleifer Transitions ja noch nicht ganz „davon überzeugt, dass sich dieser neue Werbespot in den Köpfen der Zuschauer einprägen wird, und das nicht nur aufgrund seiner kreativen Inhalte, sondern auch, weil er die Bedeutung des Schutzes vor wechselnden Lichtverhältnissen unterstreicht“, wie Dirk Beckmann, „Business Direktor Transitions Optical Dach (Deutschland, Österreich, Schweiz)“ in einer äußerst erhellenden (und auch unter wechselnden Lichtverhältnissen ohne Brille gut lesbaren) Pressemitteilung betont. Kreative Inhalte! Das wollen wir doch alle… Vielleicht gönnt uns Transitions also hinfort noch ein paar Auftritte seines Brillen-Monsters.

Hört der Tiger da verzweifelte „bitte nicht“-Schreie? Geht Ihnen der gute Tyler gar schon länger mächtig aufs Kassengestell? „Ist ja nicht mehr auszuhalten“, meinte Nutzer „victim of fate“ in einem bekannten Radsport-Forum bereits vergangene Woche: „Ich würde die Brillen schon wegen dieser Werbung nicht kaufen.“ Da hat das Schicksalsopfer wohl was falsch verstanden. Der Tiger hofft, dass er sich nicht bald „victim of tyler“ nennen muss...

Um weitere Opfer zu vermeiden, kommt der Tiger nicht umhin, Transitions-Dach-Direktor Beckmann noch mal zu zitieren: „Dieser wirkungsvolle Spot, der die Zuschauer dazu aufruft, sich bei ihrem Augenoptiker über selbsttönende Transitions-Brillengläser zu informieren, wird Millionen von Kunden in der ganzen Region EMEA, also in Europa, Naher Osten und Afrika, erreichen. Und er wird uns unterstützen, die Marke Transitions nachhaltig bekannt zu machen, und die Umsätze zu steigern.“

Achso, darum geht's. Umsätze steigern. Wer hätte das gedacht. Ob man sich „für den Brillenpreis endlich ein Paar vernünftige Laufräder kaufen“ könnte, wie Netz-Nutzer „Uhle“ meint, ist dabei völlig unerheblich. Denn wie sein Kollege „dulsbergham“ im selben Rad-Forum feststellt, sind „die Teile jetzt so dermaßen in unser Unterbewusstsein eingebrannt, dass wir zuschlagen müssen, sobald es ein Angebot gibt! Das haben sich die amerikanischen Marketing-Monster fein ausgedacht, uns so hardcore zu impfen!“

Genau! Hardcore! Das ist der Spot! Schauen wir zum Schluss noch mal genauer hin: Einer der besten Sprinter der Welt eiert auf einem scheußlichen Trekking-Rad (mit Scheibenbremsen! und nicht mal Single Speed!) aus seiner Garage, blinzelt einer netten Brünetten zu, deren Brillengläser sich ob Tylers blendendem Blick umgehend verdunkeln. Was den armen Radler so verwirrt, dass er mitten auf der Straße weiterfährt, fast vom Gegenverkehr geplättet wird, und anschließend beinahe noch einen Fußgänger umnietet. Das alles mit Brille! Wechselnde Lichtverhältnisse hin oder her – Tyler braucht anscheinend keine selbsttönenden Gläser, sondern einen Augenarzt, der ihm die Sichtachse wieder einrenkt. Dann fällt er vielleicht in Zukunft bei seinen Rennen nicht mehr so oft hin, und kann sie wieder mal zu Ende fahren. Auch unter wechselnden Lichtverhältnissen…

Das war's für heute. Vielen Dank, dass Sie bis hierher mitgelichtert haben. Und klicken Sie auch morgen wieder rein, wenn Teo Tiger sich - zum letzten Mal für dieses Jahr - so seine Gedanken macht. Dann garantiert Brillen-frei. Versprochen.

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