Watterotts Tour-Etappenvorschau

Attention - Windkante!

Von Herbert Watterott

Foto zu dem Text "Attention - Windkante!"
| Foto: ROTH

06.07.2011  |  6.Juli: 5.Etappe Carhaix – Cap Fréhel 164,5 km

(rsn) - Wie schon am Dienstag auf der Etappe nach Mûr-de-Bretagne bewegt sich der Tour de France-Tross mit insgesamt rund 4000 Personen ausschließlich durch die Bretagne.

Sowohl der Startort Carhaix im westlichsten Departement Finistère (mit einem eigenen kleineren Etappenrennen, der Tour du Finistère), als auch das Ziel in Cap Fréhel im Departement Côtes-d’Armor sind in 108 Jahren Tour-Geschichte noch nie berücksichtigt worden. Das ändert sich in diesem Jahr schlagartig und wird Begeisterung auslösen und viel Werbung für die Stadt bedeuten.

Nicht nur das berühmte Musikfestival, das im vergangenen Jahr 240.000 Zuschauer anzog, ist dieses Jahr wieder eine Attraktion in Carhaix, sondern auch der Start zur 5.Etappe. Der ganze Ort Carhaix, der vor 2000 Jahren von den Römern gegründet wurde und eine der ältesten Städte in Westfrankreich ist, wird auf den Beinen sein. Dazu kommen unzählige Radsportfans aus der weiteren Umgebung.

Das Städtchen Carhaix liegt zentral im Westen der Bretagne. Quimper liegt 50 km südwestlich, die Groß- und Hafenstadt Brest 68 km nordwestlich und die Hauptstadt Paris etwas 450 km östlich.

Das fünfte Teilstück birgt keine großen Schwierigkeiten in sich, lediglich eine Bergwertung der 4.Kategorie nach 45 km, an der das Peloton sicherlich nicht auseinander gerissen wird. Bevor die Entscheidung über den Tagessieg langsam heranreift, werden noch zwei Städte passiert, die in der Geschichte der Tour de France bisher eine wichtige Rolle gespielt haben.

54 km vor dem Ziel in Cap Fréhel passiert das Feld St.Brieuc, wo schon elf Mal Etappen in der Bretagne endeten. Zwischen 1938 und 2008 blieben berühmte Namen siegreich, z.B. Raymond Impanis/Belgien, zweimal Ferdi Kübler/Schweiz - der am Schlusstag der Tour, am 24.Juli, 92 Jahre alt wird und damit der älteste noch lebende Tour de France-Sieger ist - Martin van Geneugden/Belgien, Edgar Sorgeloos/Belgien, Cyrille Guimard/Frankreich,Jos Jacobs/Belgien, Jacky Durand/Frankreich, der Italiener Filippo Pozzato und zuletzt 2008 der norwegische Straßenweltmeister und Träger des Gelben Trikot Thor Hushovd.

Nur 12 km weiter ist dann in Yffiniac der Teufel los. Denn das ist die Heimatstadt von Bernard Hinault, der die Tour de France zwischen 1978 und 1985 fünfmal gewinnen konnte. Hinault ist bekanntlich auch der letzte Franzose, der die Frankreich-Rundfahrt gewinnen konnte. „Le Blaireau“, der Dachs, wie er liebevoll genannt wird, gehört schon seit Jahren zum Mitarbeiterstab der Tour-Organisation, ist nach den Etappen für das Zeremoniell bei der Siegerehrung verantwortlich und stellt den Honoratioren der Zielstädte die Rennfahrer auf dem Podium vor.

Heute gilt für die Fahrer erneut die Parole „Attention“, Achtung auf den Wind, der in dieser Region zu einem schweren Störfaktor und Gegner werden kann. Daraus können auf teils engen Straßen Windstaffeln entstehen, die das Feld in vielen Gruppen aufsplittern.

Allein die letzten 70 Kilometer führen immer entlang des Meeres. Vieles hängt also von den klimatischen Bedingungen am heutigen Tag ab. Schlägt die Stunde der Ausreißer oder wird es wie schon zwei Tage zuvor in Redon zu einem erneuten Schlagabtausch der Sprinter im Feld kommen? Wer als Erster auf dem Zielstrich auftauchen will, muss jedenfalls ausgesprochen gute Beine haben.

Das Cap Fréhel ist eine Landzunge an der Côte d’Émeraude in der nordöstlichen Bretagne und bildet den nördlichsten Punkt des felsigen Vorgebirges, das zwischen den Städten Saint-Malo und Saint-Brieuc in den Golf von Saint-Malo hineinragt.

Der heutige Zielort liegt auch in einem berühmten Vogelschutzgebiet mit einer Vielzahl an Brutvögeln. Zu bestaunen sind die Krähenscharben und Silbermöwen, außerdem kommen Lummen, Austernfischer, Herings-, Mantel- und Dreizehenmöwen, Papageitaucher, Eissturmvögel und Kolkraben vor. Ein typischer Anblick sind die Möwen, wie sie vom immer wehenden Wind im Schwebeflug getragen werden, bevor sie sich aus großer Höhe krächzend ins Wasser fallen lassen. Für Spannung und grenzenlose Begeisterung wird also gesorgt sein, wenn die bunte Fahrerschlange dieser Tour das Cap Fréhel erreicht.

Es gibt heute zwei Szenarien. Entweder gelingt es einer kleinen Ausreißergruppe, trotz Wind einen knappen Vorsprung ins Ziel zu retten, oder kommt es doch zu einem Massenspurt. Dann allerdings müssen die Teams mit Sprintern in ihren Reihen das Feld zusammenhalten, um am Ende ihre Kapitäne Männer in Position fahren zu können.

Die letzten 1.000 Meter steigt die Zielgerade leicht an, und es müssen noch 14 Höhenmeter bewältigt werden, was nicht so einfach ist. Einen Fehler darf man auf keinen Fall machen, wie vor zwei Tagen in Redon die HTC Highroad-Mannschaft mit Sprint-Ass Marc Cavendish von der Isle of Man.

Der Sprinterzug darf nicht zu früh und damit zu lange im Wind an der Spitze fahren, was dem Highroad-Team am Dienstag zum Verhängnis wurde. Am Ende hatte Cavendish alleine keine Chance mehr auf den Sieg und wurde nur Fünfter.

Optimal aber von seinem Teamgefährten Thor Hushovd im Gelben Trikot an die Spitze gefahren, vollendete Tyler Farrar/USA den Spurt und erfüllte sich am amerikanischer Unabhängigkeitstag ein Traum und wurde Etappensieger. Seine beiden Daumen und Zeigefinger formten ein großes „W“ , für Wouter Weylandt.

Der Belgier war beim Giro d’Italia nach einem schlimmen Sturz gestorben. Tyler Farrar beendete den Giro danach und widmete vorgestern seinen Sieg seinem besten Freund.

Vielleicht bleibt ja nach der Siegerehrung ein wenig Zeit, die Klippen zu bestaunen, die aus rötlichem Sandstein, schwarzem Schiefer und den von der Côte de Granit berühmten rosa-farbenen Granit bestehen. Die Klippen fallen steil zum Wasser hin ab und haben eine Höhe von bis zu 70 Metern. Die Wiesen, die das Klippendach bedecken, sind am reizvollsten im Frühjahr und Sommer, wenn hier Wildhyazinthen, Narzissen, Vielblütige Weißwurz und Nelken blühen. Hinter den Klippen wachsen Stechginster und Erika.

Es ist für die Fahrer und den gesamten Tross auch die große Chance, bleibende landschaftliche Eindrücke mitzunehmen, bevor die Hatz weiter geht. Denn die Tour verlässt morgen die Bretagne und fährt in Richtung Normandie. Zwischen Dinan und Lisieux stehen dann auf dieser 6.Etappe 226,5 km auf dem Programm. Es ist zugleich die längste Etappe der Tour de France in diesem Jahr.

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