Darum sprintete er gegen Sagan so früh los

Degenkolb: Für den Sieg muss ich auch etwas riskieren

Von Tour-Korrespondent Felix Mattis aus Albi

Foto zu dem Text "Degenkolb: Für den Sieg muss ich auch etwas riskieren"
John Degenkolb (Argos-Shimano) | Foto: ROTH

05.07.2013  |  (rsn) - Platz zwei im Sprint von Albi war für John Degenkolb sein bislang bestes Tour-Ergebnis. Und trotzdem konnte der 24-Jährige einfach nicht glücklich sein: „Jeder, der mich kennt, der weiß, dass der zweite Platz der erste Verlierer ist“, sagte der enttäuschte Deutsche direkt nach dem Rennen.

Weil er neben dem endschnelleren Marcel Kittel bei Argos-Shimano nur die „zweite Karte“ ist, wie er es selbst nennt, bekommt Degenkolb nicht täglich die Chance, um den Etappensieg zu spurten. Doch nachdem Kittel am Berg abgehängt worden war, durfte sein Teamkollege in Richtung Albi auf eigene Kappe fahren.

„Vor der Tour haben viele gefragt: ‚Wie kann das funktionieren, wenn zwei Sprinter in einem Team in eine große Rundfahrt gehen?‘ Aber der heutige Tag hat gezeigt, dass es sogar wichtig ist, jemand dabei zu haben, der auch solche Etappen abdecken kann“, freute sich Degenkolb, dass das Team in seiner Entscheidung, ihn nach Frankreich mitzunehmen, endgültig bestätigt wurde.

Seine Teamkollegen jedenfalls arbeiteten im Finale, als sei Kittel an ihrem Hinterrad und bauten auch in dezimierter Anzahl einen Sprintzug für ihn auf. „Sie haben mich bei Peter Sagan am Rad abgeliefert“, lobte Degenkolb - ein besseres Hinterrad konnte er schließlich nicht bekommen. Doch dann entschied sich der WM-Vierte, den Sprint sehr früh zu eröffnen, zog an Sagan vorbei und stand lange im Wind, bevor der Slowake am Ende doch wieder vorbeispurtete.

In den Augen vieler Journalisten lag genau dort Degenkolbs Fehler: im zu frühen Eröffnen des Endspurts. Doch der Tour-Debütant war anderer Meinung. „Um zu gewinnen, muss man auch etwas riskieren“, sagte er und erklärte dann auch genau, warum der frühe Antritt für ihn wichtig war: „Klar war es ein langer Sprint, aber ich brauchte ihn, um gewinnen zu können. Für mich ist es wichtig, dass ich vor Sagan losfahre, weil ich den harten Antritt von ihm sowieso nicht mitfahren kann.“

In seiner Entscheidung habe ihn auch die Video-Analyse anschließend bestätigt, schrieb Degenkolb später auf seiner Facebook-Seite. „Diese 250-Meter-Sprints liegen mir. Länger hätte ich auch nicht warten können, sonst wäre Sagan gegangen und ich wäre vielleicht noch eingebaut gewesen.“

Seinen Explosivitäts-Nachteil wollte er mit dem Überraschungs-Effekt seines Antritts wettmachen. „Ich wollte ihn austricksen und bin nicht rechts vorbei, wie jeder andere, sondern habe links eine Lücke genutzt. Damit habe ich ihn, denke ich, auch überrascht.“ Letztlich aber sei Sagan am Ende einfach stärker gewesen, musste Degenkolb schließlich enttäuscht anerkennen, bevor er im Bus verschwand.

Einige Minuten später kam er mit frischer Kleidung jedoch noch einmal heraus und setzte sich für ein paar weitere Fragen auf die Treppe des Busses. Jetzt konnte er auch sein eigentlich starkes Ergebnis positiver sehen. „Im ersten Moment ist das natürlich eine große Enttäuschung. Wenn man in der Situation ist, eine Tour-Etappe zu gewinnen, dann will man das natürlich auch tun. Aber mit etwas Abstand wird der zweite Platz ein schöner Einstieg in meine erste Tour sein“, so Degenkolb kurz vor der Abfahrt zum Hotel. „Aber ich hoffe trotzdem, dass ich noch die Chance bekomme, ganz oben zu stehen.“

Am 13. Juli endet die 14. Etappe mit einem ähnlichen Streckenprofil in Lyon - ausgerechnet in dem Ort, in dem Degenkolb 2011 beim Critérium du Dauphiné den ersten World-Tour-Sieg seiner Karriere feierte. Vielleicht sollten sich die Fans des Frankfurters diesen Tag in ihrem Kalender schon einmal anstreichen.

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