Spanier gewinnt 101. Lüttich-Bastogne-Lüttich

Valverde krönt eine fantastische Ardennen-Woche

Foto zu dem Text "Valverde krönt eine fantastische Ardennen-Woche"
Alejandro Valverde (Movistar) gewinnt das 101. Lüttich-Bastogne-Lüttich, der geschlagene Julian Alaphilipe (Etix-Quick-Step) ärgert sich. | Foto: Cor Vos

26.04.2015  |  (rsn) – Sieben Jahre hat Alejandro Valverde (Movistar) auf seinen dritten Sieg bei Lüttich-Bastogne-Lüttich warten müssen. In den vergangenen beiden Jahren arbeitete sich der Spanier Stück für Stück auf dem Podium nach oben. 2013 reichte es beim bedeutendsten der drei Ardennenklassiker zu Rang drei, vor Jahresfrist hatte sich Valverde nur dem Australier Simon Gerrans (Orica-GreenEdge) geschlagen geben müssen.

Am Sonntag nun ließ der Movistar-Kapitän nach 253 Kilometern – inklusive zehn schweren Anstiegen – durch die belgischen Ardennen alle seine Konkurrenten hinter sich und feierte im Lütticher Vorort Ans nach 2006 und 2008 nicht nur Triumph Nummer drei, sondern machte sich auch nachträglich ein ganz besonderes Geburtstagsgeschenk.

Bei der 101. Auflage von „La Doyenne“, dem ältesten Eintagesrennen der Welt, verwies der seit gestern 35 Jahre alte Valverde wie bereits am Mittwoch beim Flèche Wallonne den zwölf Jahre jüngeren Franzosen Julian Alaphilippe (Etixx-Quick-Step) auf den zweiten Platz. Dritter wurde sein Landsmann Joaquim Rodriguez (Katusha), der somit weiter auf seinen ersten Sieg bei Lüttich-Bastogne-Lüttich warten muss. Während Alaphilippe, der erneut für seinen Teamkollegen, den im Finale abgehängten Weltmeister Michal Kwiatkowski, erfolgreich in die Bresche sprang, seine Zukunft noch vor sich hat, läuft die Zeit für den fast 36-jährigen Rodriguez davon.

Valverde dagegen feierte nicht nur seinen fünften Saisonsieg, sondern krönte auch eine sensationelle Woche, die er mit einem zweiten Platz am vergangenen Sonntag beim Amstel Gold Race begann und mit Siegen in Huy sowie nun in Ans vergoldete. „Ich kann es kaum glauben, dass ich schon wieder gewonnen habe. Ich musste attackieren, sonst hätte ich Moreno nicht mehr eingeholt. Das war ein kniffliger Moment. Ich musste versuchen, zu ihm hinzukommen, selbst auf die Gefahr hin, für das Finale Energie zu verlieren“, kommentierte Valverde seinen Triumph, den er mit letztlich großer Überlegenheit herausgefahren hatte.

Im letzten Anstieg im Zielort hatte er nämlich souverän eine Attacke von Rodriguez‘ Edelhelfer Daniel Moreno vereitelt. Der Spanier war auf dem Schlusskilometer davongezogen und schien zunächst davon zu profitieren, dass keiner der Favoriten in Aktion treten wollte. Doch dann nahm der Top-Favorit, der keine weiteren Helfer mehr in der zu diesem Zeitpunkt noch rund 15 Fahrer starken Spitzengruppe zur Verfügung hatte, 500 Meter vor dem Ziel das Ruder in die Hand, beschleunigte und stellte Moreno in der letzten Kurve - Rodriguez und weiteren Fahrern im Schlepptau.

Im folgenden Sprint hatte Valverde dann keine Mühe sich durchzusetzen. „Ich bin als der große Favorit ins Rennen gegangen und ich wusste, dass alle mich beobachten würden. Doch ich wusste auch, dass ich trotzdem etwas würde erreichen können”, stellte Valverde fest und fügte mit einem zufriedenen Lächeln an: „Es war eine tolle Woche.“

Chancenlos waren nicht nur Alaphilippe und Rodriguez, sondern auf den folgenden Plätzen auch der Portugiese Rui Costa (Lampre-Merida), der Tscheche Roman Kreuziger (Tinkoff-Saxo), der Franzose Romain Bardet (Ag2R), der Kolumbianer Sergio Luis Henao, Bardets italienischer Teamkollege Domenico Pozzovivo, der Däne Jakob Fuglsang (Astana) sowie Moreno, der Zehnter wurde.

Titelverteidiger Simon Gerrans (Orica-GreenEdge) schied nach zwei Stürzen kurz hintereinander knapp 40 Kilometer vor dem Ziel aus, und auch der Ire Daniel Martin (Cannondale-Garmin), Gewinner der Ausgabe von 2013, musste in Folge des einzigen größeren Sturzes im ganzen Rennen, bei dem rund 20 Fahrer zu Boden gingen, aufgeben.

Keine Rolle spielten die zehn deutschen Starter. Als Bester belegte Bora-Kapitän Dominik Nerz, der nach gut 200 Kilometern ebenfalls gestürzt war, mit mehr als sechs Minuten Rückstand Rang 48.

Bis zu den letzten 50 Kilometern war allerdings kein einziger Sturz zu beklagen gewesen. Bei lange Zeit guten Wetterbedingungen – die am Morgen in Lüttich gestarteten 200 Profis begleitete ein Mix aus Sonne und Wolken sowie Temperaturen um die 17 Grad – lösten sich nach rund 30 Kilometern die Italiener Diego Ulissi (Lampre-Merida), Matteo Montaguti (Ag2R) und Cesare Benedetti (Bora Argon 18), die Franzosen Clément Chevrier (IAM) und Anthony Turgis (Cofidis), der Belgier Otto Vergaerde (Topsport Vlaanderen), der Niederländer Marco Minnaard (Wanty-Groupe Gobert) sowie der Däne Rasmus Quaade (Cult Energy) aus dem Feld und erarbeiteten sich einen Vorsprung von gut acht Minuten, ehe das von Europcar angeführte Feld daranging, den Rückstand zu reduzieren.

Als die Spitze nach 106 Kilometern Bastogne und damit den Wendepunkt erreichte, war der Abstand bereits halbiert, und in der Côte de Wanne, waren die ersten drei der Ausreißer - Chevrier, Quaade und Vergaerde - bereits wieder gestellt.

Hauptsächlich dafür verantwortlich zeigte Astana, das sich in fast voller Mannschaftsstärke an der Spitze des Feldes zeigte. In der kurz darauf folgenden Côte de Stockeu attackierte Andrej Grivko und schloss zur Spitzengruppe auf, ehe an der Côte de la Haute-Levée seine beiden Teamkollegen Tanel Kangert und Michele Scarponi gemeinsam mit den Kolumbianern Esteban Chaves (Orica-GreenEdge) und Julian Arredondo (Trek) sowie dem Italiener Manuele Boaro (Tinkoff-Saxo) eine neue Spitzengruppe bildete, die sich durch das hohe Tempo, das die beiden Astana-Fahrer einschlugen, schnell um Arredondo und Boaro verkleinerte.

Das Trio wurde nun vor allem von Movistar und Etixx gejagt und in Richtung Côte de la Redoute blieb der Abstand unter 30 Sekunden. Nachdem es bis dahin außergewöhnlich „ruhig“ geblieben war, sorgte der einzige größere Sturz des Rennens für viel Aufregung. Rund 50 Kilometer vor dem Ziel gingen zahlreiche Fahrer zu Boden - neben Martin und Titelverteidiger Gerrans auch Nicolas Roche (Sky), Matthias Frank (IAM), Fränk Schleck (Trek) und der Deutsche Paul Martens (LottoNL-Jumbo) – und das Feld schmolz so auf nur noch rund 40 Fahrer zusammen.

An der Redoute fiel der entkräftete Kangert aus der Spitzengruppe heraus, doch auch Scarponi und Chaves hielten nur noch bis zum Fuß der Côte de la Roche-aux-Faucons durch. Bei einsetzendem Regen ging im oberen Teil des vorletzten Anstiegs Kreuziger in die Offensive, zog Giampaolo Caruso (Katusha) mit sich und forderte die Konkurrenten mit seiner Tempoverschärfung heraus. Wieder waren es Movistar und Etixx, die reagierten. Die Helfer von Valverde und Kwiatkowski fingen zunächst eine Verfolgergruppe um Bardet wieder ein und machten sich auf die Jagd nach der kleinen Spitzengruppe, zu der mittlerweile auch noch Fuglsang aufgeschlossen hatte.

Mit einer gewaltigen Kraftanstrengung schaffte es dann Zdenek Stybar (Etixx-Quick-Step), die Favoritengruppe bis zur Côte de Saint-Nicolas an Kreuziger, Caruso und Fuglsang heranzuführen. Doch belohnt wurde der Tschechische Meister dafür nicht, denn sein Kapitän Kwiatkowski konnte dem Tempo der Konkurrenten nicht mehr folgen. Gleiches galt auch für Tour-Sieger Vincenzo Nibali (Astana), der zunächst attackierte, sich damit aber offensichtlich übernommen hatte.

Am höchsten Punkt der Côte de Saint-Nicolas war noch eine vergleichsweise große Gruppe beisammen, die auch nicht kleiner wurde, als Bardet rund fünf Kilometer vor dem Ziel antrat, um so einem Sprint aus dem Weg zu gehen. Doch der 24-Jährige wurde wieder eingefangen, so dass noch zwölf Fahrer Ans erreichten, wo dann Moreno den Schlussanstieg zu seiner Attacke nutzte. Doch Rodriguez‘ Teamkollege hatte die Rechnung ohne Valverde gemacht, der alle Hoffnungen des Katusha-Teams auf den Sieg zunichtemachte.

Weiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößern

Mehr Informationen zu diesem Thema

27.04.2015Martens fällt mit Kahnbeinbruch „vier bis sechs Wochen" aus

(rsn) – Paul Martens wird seinem Team LottoNL-Jumbo vier bis sechs Wochen fehlen. Das kündigte der 31-jährige Deutsche radsport-news.com gegenüber an. Martens hatte sich am Sonntag beim Ardennenk

27.04.2015Geschke mit seinem Comeback „sehr glücklich"

(rsn) – Simon Geschke ist ausgesprochen zufrieden mit seinem ersten Renneinsatz seit rund sechs Wochen. Der Freiburger, der sich beim Tirreno-Adriatico im März einen Schlüsselbeinbruch zugezogen h

27.04.2015Drei ehemalige Gewinner waren in Lüttich die großen Verlierer

(rsn) – Drei ehemalige Gewinner zählten am Sonntag bei Lüttich-Bastogne-Lüttich zu den großen Verlierern. Titelverteidiger (Orica-GreenEdge) und Daniel Martin (Cannondale-Garmin) musste in Folge

27.04.2015Im Finale war Kwiatkowski weg vom Fenster

(rsn) – Mit gemischten Gefühlen beendet Michal Kwiatkowski sein Radsport-Frühjahr. Der Straßenweltmeister aus Polen gewann zwar in überragender Manier das Amstel Gold Race in der niederländisch

27.04.2015Rodriguez: Alles richtig gemacht, aber gegen Valverde chancenlos

(rsn) – Joaquim Rodriguez und sein Katusha-Team hatten alles richtig gemacht bei der 101. Auflage von Lüttich-Bastogne-Lüttich. Gemeinsam mit anderen Mannschaften wie Movistar oder Etixx-Quick-Ste

26.04.2015Alaphilippe landet beim Doyenne-Debüt auf dem Podium

(rsn) – Für Michal Kwiatkowski war diesmal das Finale von Lüttich-Bastogne-Lüttich zu schwer. Der Weltmeister und Vorjahresdritte konnte dem Tempo in der Côte de la Roche-aux-Faucons, dem vorlet

26.04.2015Valverde triumphiert zum dritten Mal bei La Doyenne

(rsn) – Alejandro Valverde (Movistar) hat die 101. Ausgabe von Lüttich-Bastogne-Lüttich gewonnen und damit seinen dritten Sieg bei „La Doyenne", dem ältesten Eintagesrennen der Welt, gefeiert.

26.04.2015Gilbert pessimistisch, Martin kämpferisch, Gerrans gut erholt

(rsn) - Mit dem 101. Lüttich-Bastogne-Lüttich steht am Sonntag der letzte große Ardennen-Klassiker an. Bei den Favoriten könnte die Stimmungslage unterschiedlicher nicht sein. Der beim Flèche Wal

25.04.2015Martens, Nerz und Wegmann führen das deutsche Kontingent an

(rsn) - An der 101. Austragung von Lüttich-Bastogne-Lüttich nehmen am Sonntag 25 Mannschaft teil. Zu den 17 automatisch startberechtigten WorldTour-Teams kommen acht Zweitdivisionäre, darunter Bora

25.04.2015Bardet träumt vom Triumph bei „der Legende La Doyenne"

(rsn) – Bei seinen bisher zwei Teilnahmen an Lüttich-Bastogne-Lüttich konnte Romain Bardet (Ag2R) bereits kräftige Ausrufezeichen setzen. Bei seinem Debüt im Jahr 2013 beendete der damals 22-jä

25.04.2015Und wieder heißt der Favorit Valverde

(rsn) – Wie kann man Alejandro Valverde (Movistar) schlagen? Diese Frage dürfte die meisten Teamchefs, Sportlichen Leiter und Konkurrenten des Spaniers umtreiben, wenn am Sonntag die 101. Auflage d

24.04.2015Gilbert kann am Sonntag in Lüttich antreten

(rsn) – Philippe Gilbert hat von den Ärzten Grünes Licht für Lüttich-Bastogne-Lüttich erhalten. Der angeschlagene Belgier wird sein BMC-Team am Sonntag beim letzten der drei Ardennenklassiker a

Weitere Radsportnachrichten

19.04.2024Die Aufgebote für das 8. Lüttich-Bastogne-Lüttich der Frauen

(rsn) – Mit der 8. Ausgabe des Lüttich-Bastogne-Lüttich der Frauen endet die Ardennenwoche. Während das Männerrennen von Lüttich aus nach Süden zum Wendepunkt in Bastogne und von dort wieder z

19.04.2024Die Aufgebote für das 110. Lüttich-Bastogne-Lüttich

(rsn) – Zum krönenden Abschluss der sogenannten steht am 21. April die 110. Ausgabe von Lüttich-Bastogne-Lüttich an. La Doyenne, wie das 1892 erstmals ausgetragene und damit älteste Eintagesrenn

19.04.2024Lopez wehrt alle Angriffe ab und gewinnt Tour of the Alps

(rsn) – Juan Pedro Lopez (Lidl – Trek) kam am Schlusstag der 47. Tour of the Alps (2.Pro) nicht mehr in Schwierigkeiten. Der Spanier selbst hat auf dem schweren letzten Teilstück seine Kontrahent

19.04.2024Die Strecke des vierten Monuments: Lüttich-Bastogne-Lüttich

(rsn) – Zum 110. Mal findet am Sonntag Lüttich-Bastogne-Lüttich (1.UWT) für die Männer statt – die Frauen bestreiten ´La Doyenne´ dagegen erst zum achten Mal. Die Strecke hat sich für beide

19.04.2024Im Chaos-Finale fahren Malmberg, Röber und Paluta in die Top 10

(rsn) - Auch im chaotischen Finale der 2. Etappe von Belgrade Banjaluka (2.2) waren die drei deutschen Kontinental-Teams vorne mit dabei. Während der Däne Matias Malmberg (Maloja Pushbikers) und Do

19.04.2024Kehrt der Intergiro bei der Italien-Rundfahrt zurück?

(rsn) - Auf einigen der von der RCS veröffentlichen Profilen der Italien-Rundfahrt taucht der Intergiro zum ersten Mal seit 2005 wieder auf. Der Intergiro ist eine Sonderwertung, bei dem die Zeit all

19.04.2024Skjelmose erklärt seine Unterkühlung beim Flèche Wallonne

(rsn) - "Skjelmose wird hier gerade vom Rad getragen und ist vollkommen am Zittern. Komplett kalt. Komplett im Arsch", hieß es nach einem Augenzeugenbericht unseres Mannes vor Ort am Mittwoch in unse

19.04.2024Querfeldeinstar Kuypers steigt auf und gibt Debüt in Lüttich

(rsn) - In unserem ständig aktualisierten Transferticker informieren wir Sie regelmäßig über Personalien aus der Welt des Profiradsports. Ob es sich um Teamwechsel, Vertragsverlängerungen oder R

19.04.2024Lüttich-Bastogne-Lüttich im Rückblick: Die letzten zehn Jahre

(rsn) – Lüttich-Bastogne-Lüttich bildet traditionell den krönenden Abschluss der Ardennenwoche. La Doyenne, das älteste Eintagesrennen der Welt, ist mit seinen kurzen, teils extrem steilen Anst

18.04.2024Radsport live im TV und im Ticker: Die Rennen des Tages

(rsn) – Welche Radrennen finden heute statt? Wo und wann kann man sie live im Fernsehen oder Stream verfolgen? Und wie geht´s zum Liveticker? In unserer Tagesvorschau informieren wir jeden Morgen

18.04.2024TotA-Sturz: Harper kommt mit leichter Gehirnerschütterung davon

(rsn) – Entwarnung für Chris Harper: Der Australier von Jayco – AlUla ist bei seinem Sturz rund 25 Kilometer vor dem Ziel der Königsetappe der Tour of the Alps ohne schlimmeren Verletzungen dav

18.04.2024Steinhauser: Giro-Test mit Prädikat sehr gut

(rsn) – Den Feinschliff für sein Grand-Tour-Debüt holt sich Georg Steinhauser (EF Education – EasyPost) derzeit bei der 47. Tour of the Alps (2.Pro). In wenigen Wochen geht es für den Allgäue

RADRENNEN HEUTE

    Radrennen Männer

  • Tour of the Alps (2.Pro, ITA)
  • Belgrade Banjaluka (2.2, BIH)