Polen-Rundfahrt: Mit Platz zwei aber Gelb verteidigt

Ausgebremster Kittel muss seine Hattrick-Pläne begraben

Von Wolfgang Brylla

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Marcel Kittel muss sich auf der 2. Etappe der Polen-Rundfahrt Matteo Pelucchi (IAM) geschlagen geben. | Foto: Cor Vos

03.08.2015  |  (rsn) - 2011 konnte Marcel Kittel (Giant-Alpecin) bei der Polen-Rundfahrt in Dabrowa Gornicza seinen zweiten Tagessieg in Folge feiern. Auf der heutigen Etappe musste sich der 27-jährige Erfurter jedoch an selbem Ort mit dem zweiten Platz hinter Matteo Pelucchi (IAM) zufrieden geben. Ãœberschattet wurde das Finale der 2. Etappe auf den letzten Metern von einem Massensturz, bei dem viele Fahrer zu Boden gingen und fast das komplette Feld aufgehalten wurde.

Nur Kittel, der gerade noch so ausweichen konnte, sowie acht andere Fahrer wurde vom Crash nicht in Mitleidenschaft gezogen. Pech hatte der Rest des Feldes: Mehrere Rennfahrer landeten auf der Straße - als erster der gestrige Etappenzweite Caleb Ewan (Orica-GreenEdge), der sich mit Sacha Modolo (Lampre-Merida) ins Gehege kam, als der Italiener seine Linie verließ. Mit über 60 km/h auf dem Tacho konnte solch ein Zwischenfall nur eines bedeuten – eine Massenkarambolage.

„Ich bin froh, dass ich nicht gestürzt bin. Ich selbst bin noch über den Reifen von Ewan gefahren“, schilderte Kittel nach der Etappe die kritische Szene.

Auf der Zielgeraden wurde der Sprint von Modolo und seinem Teamkollegen Niccolo Bonifazio lanciert, auf der linken Seite spurtete Pelucchi, der kurz davor Kittel noch  leicht touchierte. Der Deutsche musste rechts überholen, konnte jedoch den Italiener nicht mehr einholen. Als Pelucchi sich über seinen Etappensieg freute, zeigte Kittel ziemlich erbost mit gestreckten Arm auf den 26-Jährigen.

„Ich musste bremsen, als Pelucchi in mein Vorderrad hineinfuhr. Später musste ich wieder Geschwindigkeit aufnehmen, was mich den Etappensieg kostete. Ich peilte einen Hattrick an, aber den kann ich jetzt vergessen. Ein schlechter Tag für uns“, beschrieb Kittel die strittige Situation.

„Ich habe den Sturz mitbekommen, Gott sei Dank war ich schon vorne. Das ist erst mein zweiter WorldTour-Sieg, im letzten Jahr war ich bei der Rundfahrt Tirreno-Adriatico erfolgreich. Ich widme meinen heutige Triumph der Mannschaft“, sagte der glückliche Pelucchi.

Am zweiten Tag der 72. Auflage der Tour de Pologne wartete auf das Peloton eine Renndistanz von 146 Kilometern. Zur Etappe, die in Czestochowa am Fuße des Klosters Klarenberg begann, trat Kittel im Gelben Trikot des Gesamtführenden an, das er am Sonntag in Warschau erobert hatte. Bevor das Rennen so richtig anfing, griffen fünf Fahrer an, die sich schnell vom Hauptfeld absetzen konnten. Erneut in der Fluchtgruppe dabei war Adrian Kurek (CCC Sprandi), der an den beiden Bergwertungen der 3. Kategorie seinen Vorsprung im Bergklassement ausbauen wollte.

Zu dem Polen gesellten sich sein Landsmann Kamil Gradek (Nationalmannschaft), der Belgier Sander Armee (Lotto Soudal), der Niederländer Martijn Keizer (LottoNL-Jumbo) und der Deutsche Marcus Burghardt (BMC). Das Quintett arbeitete ordentlich zusammen, allerding wurde es vom Peloton an der kurzen Leine gehalten: Der Rückstand betrug maximal zwei Minuten.

„Wir haben heute mir gut bekannte Regionen besucht, deshalb war ich doppelt so motiviert. Ich habe gleich am Anfang attackiert, vier weitere Fahrer zogen mit. Es ist mein vierter Auftritt bei der Polen-Rundfahrt in der Nationalmannschaft. Leider hat es noch nie mit einem Ausreißversuch geklappt“, kommentierte Gradek seine Fluchtaktion.

In Dabrowa Gornicza mussten die Profis noch fünf je zehn Kilometer lange Runden bewältigen. Auf der vorletzten Schleife wurden die letzten Ausreißer 20 Kilometer vor dem Ziel wieder vom Peloton gestellt. Da das Tempo hoch gehalten wurde, konnte keiner mehr sich ab und davon machen. Die Mannschaften Trek, Orica-GreenEdge, Lampre-Merida  und Giant-Alpecin bauten ihre Sprinterzüge auf, als es 200 Meter vor dem Ziel zum Sturz kam, in den Michal Kwiatkowski (Etixx-Quick Step) verwickelt war. Der Weltmeister kam allerdings mit einem blauen Auge davon. Grega Bole (CCC Sprandi) dagegen erwischte es schlimmer - der Slowne verlor für einige Sekunden das Bewusstsein.

Am Dienstag findet die 3. Etappe von Zawiercie nach Kattowitz (166 Km) statt. In der schlesischen Hauptstadt wurde die Ziellinie bergab an der Konzerthalle Spodek lokalisiert, die Kittel, der weiterhin Gelb trägt, sehr gut bekannt sein sollte, weil er dort schon 2011 gewann. Erwartet werden im Zielsprint Spitzengeschwindigkeit von 75-80 Km/h.

 

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