Paddis Tour-Blog / 14. Juli

Nach 163 Kilometern am Anschlag ein Knutscher für das Geburtstagskind

Von Sebastian Paddags

Foto zu dem Text "Nach 163 Kilometern am Anschlag ein Knutscher für das Geburtstagskind"
Ein Knutscher für Geburtstagskind Schillinger | Foto: Paddags

14.07.2016  |  (rsn) - Was für ein Tag und was für ein Rennen war das denn schon wieder? Selten hat es mich beim Zuschauen so oft von meinem Stuhl gezogen wie heute - und das obwohl ich lediglich die letzten 45 Kilometer sehen konnte. Für die Zuschauer (also auch für mich) war diese 11.Etappe auf jeden Fall ein absoluter Hingucker und dass es heute ausgerechnet der 13. Tag des Juli war, finde ich beinahe schon wieder äußerst passend.

Wenn Du direkt nach dem Rennen „Backstage“ Simoni (Simon Geschke) triffst und er dich auf dem Weg zur Dopingkontrolle zwar frontal ansieht, aber du merkst, dass sein Gehirn grade noch in einer anderen Welt arbeitet, weil die Etappe vor grade mal 4 Minuten aus war, dann weißt du, dass es heute etwas anders war als sonst. 163 Kilometer körperlich und mental am Anschlag. So könnte man den Abschnitt des Mittwochs wahrscheinlich am einfachsten beschreiben. Alleine der Fakt, dass „Gelb“ und „Grün“ knapp 10 Kilometer vor dem Ziel zu viert dem Feld davon fahren, spricht wohl Bände.

Andre (Greipel) schrieb mir vorhin: „gegen Sagan und Co. hatten wir keine Chance“, Simoni postete auf seiner Facebook-Seite, dass es „eines der chaotischsten und hektischsten Rennen seiner Karriere“ war und Schilli (Andreas Schillinger) dachte, ich verarsche ihn, als ich ihn im Ziel vom Ausgang bzw. den letzten 10 Kilometern des Rennens in Kenntnis setzte. Wagi (Robert Wagner) stellte obendrein in einem Interview noch einen schönen Vergleich an und meinte „Messerwerfen wäre heute eine sicherere Variante gewesen“, wenn er überlegt, wie es teilweise zur Sache und durch einige Ortschaften ging. Tony (Martin) geht in der heutigen Auswertung sogar noch weiter und kritisiert die Sicherheit der Streckenführung vehement und öffentlich.

Ich denke, mit diesen Aussagen im Ohr kann man sich vorstellen, was die 192 verbleibenden Fahrer heute für einen Spaß hatten. Windige Tage wie dieser geben den Rennfahrern sicherlich noch lange Gesprächsstoff und Grund zum Diskutieren.

Für morgen wird übrigens neben der Verkürzung der Strecke um 6 Kilometer (der Schlussanstieg am Mont Ventoux wird nur bis auf 1435m anstatt auf 1912m gefahren) auch ein noch stärkerer Wind als heute angekündigt - es wird daher also definitiv wieder wahnsinnig spannend und interessant werden. Nicht zu vergessen ist dabei, dass morgen bei den Franzosen auch der Nationalfeiertag zelebriert wird und somit neben der Strecke 100%ig auch mit allerhand Action zu rechnen ist. Darauf bin ich sehr gespannt. Ich persönlich finde es übrigens schade, dass wir nicht bis nach ganz oben fahren, da ich das sehr gern einmal alles gesehen hätte. Allerdings ist es natürlich völlig richtig, dass diese Entscheidung getroffen wurde, denn die Sicherheit der Fahrer und der Veranstaltung geht selbstverständlich vor.

Parallel zum Rennen ist heute aber natürlich auch wieder einiges bei mir los gewesen. Zunächst haben wir „unsere“ Fahrzeuge der Werbekarawane besucht und geschaut, dass dort alles zur Zufriedenheit der Beteiligten abläuft. Die Karawane startet täglich immer ca. 2h vor dem Rennen und besteht aus weitaus mehr als 150 Fahrzeugen der verschiedenen Sponsoren, die komplett die Etappe abfahren. Auf fast allen Vehikeln stehen hinten und/oder vorne Promoter, verteilen kleine Werbegeschenke und sorgen für gute Stimmung. Das Ganze geschieht obendrein bei wahnsinnig lauter Musik und unabhängig vom Wetter auf jeder Etappe, 3 Wochen lang. Sicherlich ist das kein Job, für den man studiert haben muss - aber ich bin ehrlich: ich könnte das nicht. Da wirst du ja wahnsinnig. Das ist wie beim Karneval in Köln, nur eben quer durchs Land und 3 Wochen lang.

Anschließend hatte ich heute eine wichtige Mission zu erfüllen und die hieß: Schilli zum Geburtstag gratulieren. 33 Jahre ist der Knabe vom Team Bora Argon18 heute alt geworden und ich glaube, die Etappe hat ihm womöglich „on top“ auch noch das eine oder andere graue Haar gratis dazu beschert. Eine gute Platzierung hätte ich ihm tatsächlich eher gewünscht, aber manchmal muss man eben nehmen, was kommt. Immerhin gab es einen Knutscher von mir…

Im Ziel hatte ich etwas Zeit und konnte meinen Kumpel Marco, den Kameramann bei der ARD noch einmal besuchen. Die Jungs hatten heute im großen Getümmel der TV-Wagen einen sehr guten Platz fast in der ersten Reihe und ich durfte sogar ausnahmsweise mal auf das Dach des Funkwagens der ARD klettern. Sollte also Euer Bild teilweise etwas gekriselt haben, kann das tatsächlich auf meine Kappe gehen. Von da oben hatte man einen super Blick über den kompletten TV-Bereich und konnte als Bonbon sogar die Podiums-Girls sehen, wie sie sich auf die Siegerehrung vorbereiteten. Anbei findet ihr ein Panoramafoto, welches allerdings nur ca. 20% aller TV-Trucks erfasst. Eine Kollegin von Marco war übrigens der Meinung, wir würden aussehen wie Brüder…Was meint ihr? Vielleicht kann ich mich mit diesem Wissen ja doch noch ins TV-Business mogeln?

Jetzt aber gute Nacht aus Montpellier. Und solltet ihr heute noch vorhaben, einen Film zu schauen, empfehle ich aus gegebenem Anlass einen alten Klassiker aus dem Jahre 1939: „Vom Winde verweht“ mit Vivien Leigh und Clark Gable.

Euer Paddi-avec-i

Weiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößern

Mehr Informationen zu diesem Thema

23.07.2016Auf den letzten Metern noch ein DNF

(rsn) - Hallo Freunde, aufgrund einer Änderung im Logistikplan meines Jobs hier bin ich seit heute der Fahrer unseres Wohnmobils, mit welchem das tägliche Picknick für die VIPs arrangiert wird. So

22.07.2016Psychospielchen der besonderen Art

(rsn) - „Kampf gegen die Uhr Zwei Punkt Null“ - so lautete sicherlich das Motto des heutigen Tages, denn es stand das Zeitfahren Nummer Zwei auf dem Plan. Im Vergleich zum ersten Zeitfahren herrsc

21.07.201672 Kilometer lang Gesichtsfasching

(rsn) - Hot, hotter am hottesten… So oder so ähnlich hätte man wohl die heutige Etappe in Richtung der Berge zum Mont Blanc beschreiben könne - es war tatsächlich unfassbar warm! Ich schwitze be

20.07.2016Ein Hoch auf den Google-Ãœbersetzer

(rsn) - Du merkst, dass Ruhetag bei der Tour de France ist, wenn du zurück im Hotel, nach 100 Km im Auto denkst - „Das war ja easy heute.“ Wenn man so will, stehe ich somit eigentlich den Jungs

19.07.2016Unterwegs inmitten zweier fahrender Tüten Pommes

(rsn) - Hallo liebe DJ Bobo-Hörer und Toblerone-Genießer! Ich bins wieder, Euer Patrick Swayze der Tour de France. Mein Bericht zum gestrigen Montag kommt heute zwar etwas verspätet, hat dafür abe

18.07.2016Mit Jörg Werner im Auto verging die Zeit wie im Flug

(rsn) - Wenn ich den heutigen Tag so Revue passieren lasse, neige ich beinahe dazu, einen Superlativ aus dem Koffer zu holen. Wir hatten permanent einen wolkenlosen Himmel, nicht so viel Wind, atember

17.07.2016Sagan ist ein geiler Typ - in jeglicher Hinsicht

(rsn) - Einen Wundervollen guten Morgen aus Bourg-En-Bresse. Gestern (Samstag) hieß es glücklicherweise „Back to Business“ und wir waren auch direkt wieder ordentlich unterwegs. Meine Tagesleist

16.07.2016Die Stimmung war spürbar gedämpft

(rsn) - Normalerweise sitze ich zum Schreiben meines täglichen Blogs immer vor dem Laptop und fange einfach so an, drauf los zu schreiben. Meistens hatte ich für den Start schon im Laufe des Tages e

15.07.2016Angenehme Talkrunde mit Kittel und Greipel

(rsn) - So liebe Leichtathletik-Fans, das Wichtigste vielleicht mal gleich zu Beginn: Auch wenn mich schon wieder mehrere Leute mit dem vermaledeiten Kameramotorrad von heute in Verbindung bringen wol

13.07.2016Es ist noch lange nicht Feierabend

(rsn) - Man kann ja über die Franzosen sagen oder zumindest denken, was man will. Sie können vielleicht nicht Autofahren, sie haben vielleicht keinen guten Kaffee und beim gewöhnlichen französisch

12.07.2016Man fängt an, sich das Ganze schön zu reden

(rsn) - Hallo liebe Sportsfreunde und Euromünzensammler, hier meldet sich wieder Euer Peter Lustig der Tour de France. Diesmal schreibe ich Euch live aus Andorra. Heute haben wir den ersten und wohl

11.07.2016Epische Bilder auf über 2000 Meter Höhe

(rsn) - Sonntag, 10:45 Uhr. Ein mittelgroßes Örtchen unweit der französischen Grenze im Süden platzt aus allen Nähten und ringsherum grüßen die grünen Gipfel der Pyrenäen aus der Ferne. Knapp

Weitere Radsportnachrichten

28.03.2024Zeckenbiss möglicher Grund für De Lies Formschwäche

(rsn) – Da Arnaud De Lie in den vergangenen Wochen weit hinter den Erwartungen zurückgeblieben war, hatte sein Team Lotto – Dstny in Absprache mit dem 22-jährigen Belgier entschieden, dass diese

28.03.2024Huppertz: Vor Rennen abends einen trinken? Heute unvorstellbar

(rsn) – Eine so lange Zusammenarbeit wie die zwischen Joshua Huppertz und Teamchef Florian Monreal gibt es im Kontinental-Bereich sehr selten. Seit August 2014 steht der mittlerweile 29-Jährige Aa

28.03.2024Die Aufgebote aller Teams zur Flandern-Rundfahrt der Männer

(rsn) – Der Ostersonntag wirft seine Schatten voraus: Am 31. März versammelt sich das WorldTour-Peloton in Antwerpen zum Start der 270,8 Kilometer langen Ronde van Vlaanderen. Das Heiligtum des bel

28.03.2024Die Aufgebote aller Teams zur Flandern-Rundfahrt der Frauen

(rsn) – Wenn die Männer nach ihrem Start in Antwerpen bereits 120 Rennkilometer hinter sich haben und erstmals durch Oudenaarde kommen, stellen sich dort auf dem Marktplatz des Zielorts der Ronde v

28.03.2024Movistar verlängert mit “Sensation“ Meijering

(rsn) - In unserem ständig aktualisierten Transferticker informieren wir Sie regelmäßig über Personalien aus der Welt des Profiradsports. Ob es sich um Teamwechsel, Vertragsverlängerungen oder RÃ

28.03.2024Märkl will auch bei der Ronde “vor das Radrennen“

(rsn) – Wie schon beim E3 Saxo Classic schaffte Niklas Märkl (DSM Firmenich – PostNL) auch bei Dwars door Vlaanderen den Sprung unter die Ausreißer des Tages. Doch während sein Fluchtbegleiter

28.03.2024Trotz Sturz: Pedersen ist für Ronde-Start zuversichtlich

(rsn) – Ausgerechnet kurz vor der Flandern-Rundfahrt, dem Höhepunkt der flämischen Klassikersaison, wurde Lidl – Trek mächtig gebeutelt. Bei Dwars door Vlaanderen waren mit Gent-Wevelgem-Sieger

27.03.2024Nach Van-Aert-Crash: Kanarieberg hat bei Klassikern wohl ausgedient

(rsn) – Positionskampf bei Höchstgeschwindigkeiten, auf breiter Straße abschüssig in Richtung Ronse: Das waren die Bilder, die die flämischen Klassiker auf der N48 in der Anfahrt zum engen Recht

27.03.2024Teamchef Stam bestätigt: Vollering verlässt SD Worx

(rsn) – Demi Vollering wird SD Worx – Protime nach der Saison 2024 verlassen. Das bestätigte Sportdirektor Danny Stam am Mittwochmittag gegenüber GCN. "Ja, das ist definitiv sicher", sagte der N

27.03.2024Rennarzt-Wagen baut Unfall mit Soudal-Teamfahrzeug

(rsn) – Der Unfall zweier wichtiger Begleitfahrzeuge im Männerrennen von Dwars door Vlaanderen hat am Mittwoch für eine halbstündige Unterbrechung des Frauenrennens gesorgt. Da die Frauen hinter

27.03.2024Van Aert erleidet beim Dwars-Crash multiple Brüche

(rsn) – Die Ronde van Vlaanderen wird am Sonntag ohne ihren großen Lokalmatador Wout Van Aert (Visma – Lease a Bike) über die Bühne gehen. Der 29-jährige Belgier war am Mittwoch bei Dwars doo

27.03.2024Politt entgeht mit Glück van Aerts Sturz bei Dwars door Vlaanderen

(rsn) – Zweimal landete Nils Politt (UAE Team Emirates) schon in den Top Ten bei Dwars door Vlaanderen, diesmal schrammte er mit dem zwölften Rang knapp vorbei. Angesichts des schweren Sturzes gut

RADRENNEN HEUTE
  • Keine Termine