86 Fahrer bei Polen-Rundfahrt ausgeschieden

Wellens mit phänomenalem Solo bei katastrophalem Wetter

Von Wolfgang Brylla

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Tim Wellens (Lotto Soudal) hat beste Chancen auf den Gesamtsieg der 73. Polen-Rundfahrt | Foto: ATCommunication

17.07.2016  |  (rsn) - Nach einem phänomenalen Ritt hat Tim Wellens (Lotto Soudal) nicht nur die 5. Etappe der Polen-Rundfahrt gewonnen, sondern auch die Führung in der Gesamtwertung übernommen. Der 25-jährige Belgier bewies dabei erneut seine Bergfahrqualitäten. Auf dem Rundkurs von Zakopane kam er fast vier Minuten vor dem Italiener Davide Formolo (Cannondale) ins Ziel. Platz drei belegte sein Landsmann und Mannschaftskollege Tiesj Benoot (+4:47).

"Mir ist kalt, ich bin müde nach diesem schweren, aber für mich glücklichen Tag. Wir haben als Team das Rennen hervorragend gelöst. Als ich alleine Richtung Ziel fuhr und die Strecke immer bergauf und bergab führte, dachte ich: Es wird nicht einfach sein. Es ist nie einfach in solchem Rennen als Solist, und auch bei diesem Wetter, vorne zu kämpfen“, sagte der 25-jährige Wellens, der im Gesamtklassement nun 4:04 Minuten vor Formolo liegt.

Am Samstag musste das Fahrerfeld auf den 225 Kilometern von Wieliczka nach Zakopane sieben Anstiege (je zwei Mal zu Zab und Glodowka, drei Mal zu Butorowy Wierch hinauf) bewältigen. Mit Glodowka stand heute auch der „Dach“ der diesjährigen Tour de Pologne im Programm (1.137 Höhenmeter). Aber nicht die sieben Steigungen stellten für die Fahrer das Hauptproblem dar, vielmehr das miserable Wetter. Vom frühen Morgen regnete es im Tatra-Gebirge, mal milder, mal stärker der nasse Asphalt brachte eine erhöhte Sturzgefahr mit sich. Auf die Folgen musste man nicht lange warten: 86 Fahrer (!) schieden infolge von Unfällen aus oder entschieden sich, das Rennen nicht mehr fortzusetzen.

Erst nach 70 Kilometern bildete sich eine Spitzengruppe, in der auch Wellens zu finden war, der auf die Unterstützung seines Teamkollegen Sander Armee zählen durfte. Der gesamte Auftritt von Lotto Soudal war eine taktische Meisterleistung, denn hinter der Führungsgruppe fuhren noch Maxime Monfort und Benoot, die auf die Attacken der Verfolger reagieren konnten.

Außer Wellens und Armee gehörten zu den Ausreißern noch Maciej Paterski (CCC Sprandi), Jonathan Castroviejo, Ruben Fernandez, Giovanni Visconti (alle Movistar), Bob Jungels (Etixx-Quick-Step), Alberto Bettiol, Michael Woods (beide Cannondale), Nicolas Roche (Team Sky), Alessandro de Marchi, Loic Vliegen, Philippe Gilbert (alle BMC), Primoz Roglic (LottoNL-Jumbo), Ignatas Konovalovas (FDJ), Dion Smith (One Pro), Fabio Felline (Trek-Segafredo) und Hugo Houle (Ag2r).

Als der zwischenzeitliche Vorsprung von 3:30 Minuten schrumpfte, griffen vor dem ersten Zab-Anstieg Wellens, Visconti und Roche an. An der Bergwertung hatte er schon ein Zeitpuffer von 30 Sekunden auf seine beiden Konkurrenten. Im Anstieg nach Butorowy Wierch schlossen zu ihm Bettiol und Pawel Cieslik (Verva Activejet) auf, 30 Sekunden dahinter folgten Leopold König (Sky) und Monfort. Zwischen dem tschechisch-belgischen Duo und dem durcheinander gewirbelten und dezimierten Feld war Nico Denz (Ag2r) eingeschlossen.

30 Kilometer vor dem Ziel setzte Wellens zu einer erneuten Attacke an, was dazu führte, dass er auf dem Glodowka-Gipfel schon über anderthalb Minuten Vorsprung auf Bettiol und über drei Minuten auf den erschöpften Cieslik aufwies. Wellens fuhr wie in Trance, die Akkus der anderen dagegen waren leer. Dadurch kamen auch Formolo und Benoot an die ehemaligen Begleiter von Wellens heran.

Vor der heutigen Königsetappe rund um Bukowina mit fünfzehn Anstiegen (!), darunter zehn der höchsten Kategorie über Zab und Gliczarow (je fünf Mal), hält Wellens nun alle Karten in der Hand. Der diesjährige Etappensieger des Giro d’Italia und der Fernfahrt Paris-Nizza zeigte sich zwar nach der heutigen Performance, die an den Angriff von Jens Voigt im Jahre 2008 erinnerte, müde, aber auch voller Tatendrang für die beiden nächsten Etappen.

"Wie ich hörte, soll es auch morgen kübeln. Wir müssen uns auf einen nächsten schweren Tag gefasst machen. All diejenigen, die heute gelitten haben, werden auch morgen leiden. Ich weiß nicht, wie viele Fahrer schon das Rennen verlassen haben“, sagte Wellens.

Die Wettervorhersagen für Sonntag machen kaum Hoffnung: Maximal 14 Grad und starke Regengüsse werden erwartet.

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