Paddis Tour-Blog / 19. Juli

Unterwegs inmitten zweier fahrender Tüten Pommes

Von Sebastian Paddags

Foto zu dem Text "Unterwegs inmitten zweier fahrender Tüten Pommes"
Sebastian Paddags | Foto: Sebastian Paddags

19.07.2016  |  (rsn) - Hallo liebe DJ Bobo-Hörer und Toblerone-Genießer! Ich bins wieder, Euer Patrick Swayze der Tour de France. Mein Bericht zum gestrigen Montag kommt heute zwar etwas verspätet, hat dafür aber wieder ein illustres Tütchen an kleinen Anekdoten und schönen Momenten jenseits der Rennstrecke im Gepäck. Etappe Numero 16 führte uns durch eine traumhafte Landschaft mit Blick auf die hohen Berge der Alpen, durch die Region des „Hoch-Jura“ bis nach Bern.

Dass diese Region für mich tatsächlich noch Neuland war, war mir im Vorfeld bewusst. Nicht aber, dass das was ich in den letzten beiden Tagen rein visuell in mich aufsaugen konnte mit Abstand das landschaftlich Schönste der bisherigen Tour werden sollte. Ich bin absolut geflashed. Teilweise will man hier einfach nur stehenbleiben und den Moment genießen… Ich kann die Schweizer irgendwie absolut verstehen, wenn sie es dann und wann mal nicht so eilig haben!

Dieses Bergpanorama hier mit den schneebedeckten Gipfeln am Horizont wird sicherlich irgendwann noch mal dazu führen, dass ich mit meinem Tschechischen Tiefflieger irgendwo dagegen fahre, wenn ich nicht aufpasse. Ironischer Weise und wahrscheinlich als Warnsignal diesbezüglich stand gestern auch schon mal der Teufel persönlich vor meiner Motorhaube (siehe Bild).

Der gestrige Tag selbst begann jedoch erst mal etwas stressig, da wir für die rund 70 Kilometer zum Start mehr als 2 Stunden benötigten und von einer Baustelle und gesperrten Straße in die nächste fuhren. Ich glaube, unser Teamchef hier hätte spätestens an der dritten Baustellenampel am liebsten ins Lenkrad gebissen. Dass da noch 6 weitere kamen, wusste er da nämlich noch nicht. Am Ende ging aber alles gut und wir waren wie immer rechtzeitig im Village du Tour.

Ich hatte gestern in meinem Auto zwei Journalisten aus der Schweiz sitzen und konnte denen während des Weges über die 205 Kilometer allerhand über die Tour erzählen. Ich glaube, die Jungs kamen teilweise aus dem Staunen kaum noch heraus. Vor dem Start am Bus des Teams Lotto Soudal staunte ich aber erst mal selber, denn ich hatte mal wieder eine dieser Begegnungen, die beim genauen Überlegen tatsächlich nicht zu erklären sind. Ich lief durch den abgesperrten Bereich, als plötzlich jemand von den Fans anfing zu winken und meinen Namen rief. Beim genauen Hinsehen erkannte ich, dass ich den Winker tatsächlich auch kannte, wusste aber natürlich erst mal nicht, woher.

Im Verlauf unseres kurzen Gespräches fiel mir dann zwar nicht sein Name ein, wohl aber die Geschichte hinter unserer Bekanntschaft. Wir hatten uns 2008 in der Karibik getroffen, als ich noch bei AIDA arbeitete und auf dem Schiff als Biking Guide unterwegs war. Mit ihm war ich damals auf einer sehr coolen MTB-Tour auf St. Vincent unterwegs. Ich weiß sogar noch dass wir da einen Einheimisch namens Dwayne kennenlernten. Na jedenfalls freuten wir uns beide, dass wir uns am (anderen) Ende der Welt nun zufällig wieder trafen. Er sagte mir auch dass er täglich meinen Blog liest und ich war tatsächlich ein bisschen stolz. Wenn Du das also jetzt liest - schreib mir doch bitte mal, dann weiß ich auch wieder Deinen Namen :-)

Während der Etappe hatten wir es dann etwas eilig, da die beiden Mitfahrer am Ziel um 16 Uhr noch einen Termin hatten und so kam es, dass wir auf den letzten 50 Kilometern die Werbekarawane überholten und teilweise inmitten der bunten Fahrzeugen fuhren. Immer wieder lustig. Und ich glaube, es gibt auch nur bei der Tour de France diesen skurrilen Moment, wenn Du zwischen zwei fahrenden Tüten Pommes Frites hindurch auf den Gipfel der eingeschneiten Eiger Nordwand sehen kannst und hinter Dir im Rückspiegel eine übergroße Henne auf einem Autodach Fahrrad fährt. Das Foto anbei ist sicherlich nicht sehr preisverdächtig, lässt aber vielleicht erahnen, was ich meine.

Im Ziel angekommen, erwartete mich dann direkt schon das nächste Meeting mit alten Bekannten, denn Wagis (Robert Wagners) Eltern plus Onkel waren zum Überraschungsbesuch nach Bern gereist. Was für ein schönes Hallo! Mit den Dreien im Schlepptau ging es zum Lotto NL Jumbo Bus, wo sie auf Wagi warten wollten. Das war so ca. 25Km vor dem Ziel, also nicht mehr so lange hin. Vom Bus, welcher natürlich der letzte aller Busse war und weshalb ich dann den längsten Weg zurück hatte, lief ich dann wieder in Richtung Ziellinie. Auf dem Weg dahin kam ich zufällig bei den Jungs und Mädels der ARD vorbei und gab denen noch einen Tipp hinsichtlich der wagnerischen Familienzusammenkunft. So schickten die da tatsächlich auch einen Kameramann hin und vielleicht seht ihr so jetzt auch mal Wagis Eltern in dem schon länger geplanten Bericht über Robert, der angeblich morgen (Mittwoch) gesendet wird.

Von der ARD aus lief ich dann weiter und wurde direkt schon wieder angesprochen. Fast genau an der Ziellinie fing mich eine Mama mit ihrem Sohn ab und erzählte mir auch erst mal, dass sie meinen Blog lesen würden. Der Sohnemann (der übrigens letztes Jahr in Gera bei der Apres Tour das Rennen der U15 gewann) hatte wohl die Karten über den BDR (Bund Deutscher Radfahrer) gewonnen, wenn ich das richtig verstanden habe und nun waren die beiden mehr als happy, 50 Meter vor dem Ziel an der Strecke zu stehen. Wenn man sich überlegt, wie viele tausend Zuschauer da gestern in Bern am Ziel standen und sich den Platz teilen mussten, ist ein Platz fast direkt an der Ziellinie tatsächlich etwas ganz Besonderes.

Fast hätte es ja dann auch noch geklappt und Dege (John Degenkolb) wäre als Erster über den Zielstrich gefahren. Auch wenn er selbst sagt, dass er enttäuscht ist (klar, verstehe ich), so finde ich doch, dass ein vierter Platz bei diesem Finale gestern richtig stark ist. Wir behalten Dege mal im Auge - ich glaube, da geht noch was.

Für den Ruhetag haben wir wahrscheinlich mal wieder das beste Hotel der Schweiz bekommen und befinden uns momentan in Neuchatel direkt am wunderschönen See, dem Lac de Neuchatel.

In den eben genannten See werde ich jetzt gleich mal reinspringen und Euch dann morgen erzählen, wie es so war.

Grüezi, Euer Paddi-avec-i

Weiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößern

Mehr Informationen zu diesem Thema

23.07.2016Auf den letzten Metern noch ein DNF

(rsn) - Hallo Freunde, aufgrund einer Änderung im Logistikplan meines Jobs hier bin ich seit heute der Fahrer unseres Wohnmobils, mit welchem das tägliche Picknick für die VIPs arrangiert wird. So

22.07.2016Psychospielchen der besonderen Art

(rsn) - „Kampf gegen die Uhr Zwei Punkt Null“ - so lautete sicherlich das Motto des heutigen Tages, denn es stand das Zeitfahren Nummer Zwei auf dem Plan. Im Vergleich zum ersten Zeitfahren herrsc

21.07.201672 Kilometer lang Gesichtsfasching

(rsn) - Hot, hotter am hottesten… So oder so ähnlich hätte man wohl die heutige Etappe in Richtung der Berge zum Mont Blanc beschreiben könne - es war tatsächlich unfassbar warm! Ich schwitze be

20.07.2016Ein Hoch auf den Google-Ãœbersetzer

(rsn) - Du merkst, dass Ruhetag bei der Tour de France ist, wenn du zurück im Hotel, nach 100 Km im Auto denkst - „Das war ja easy heute.“ Wenn man so will, stehe ich somit eigentlich den Jungs

18.07.2016Mit Jörg Werner im Auto verging die Zeit wie im Flug

(rsn) - Wenn ich den heutigen Tag so Revue passieren lasse, neige ich beinahe dazu, einen Superlativ aus dem Koffer zu holen. Wir hatten permanent einen wolkenlosen Himmel, nicht so viel Wind, atember

17.07.2016Sagan ist ein geiler Typ - in jeglicher Hinsicht

(rsn) - Einen Wundervollen guten Morgen aus Bourg-En-Bresse. Gestern (Samstag) hieß es glücklicherweise „Back to Business“ und wir waren auch direkt wieder ordentlich unterwegs. Meine Tagesleist

16.07.2016Die Stimmung war spürbar gedämpft

(rsn) - Normalerweise sitze ich zum Schreiben meines täglichen Blogs immer vor dem Laptop und fange einfach so an, drauf los zu schreiben. Meistens hatte ich für den Start schon im Laufe des Tages e

15.07.2016Angenehme Talkrunde mit Kittel und Greipel

(rsn) - So liebe Leichtathletik-Fans, das Wichtigste vielleicht mal gleich zu Beginn: Auch wenn mich schon wieder mehrere Leute mit dem vermaledeiten Kameramotorrad von heute in Verbindung bringen wol

14.07.2016Nach 163 Kilometern am Anschlag ein Knutscher für das Geburtstagskind

(rsn) - Was für ein Tag und was für ein Rennen war das denn schon wieder? Selten hat es mich beim Zuschauen so oft von meinem Stuhl gezogen wie heute - und das obwohl ich lediglich die letzten 45 Ki

13.07.2016Es ist noch lange nicht Feierabend

(rsn) - Man kann ja über die Franzosen sagen oder zumindest denken, was man will. Sie können vielleicht nicht Autofahren, sie haben vielleicht keinen guten Kaffee und beim gewöhnlichen französisch

12.07.2016Man fängt an, sich das Ganze schön zu reden

(rsn) - Hallo liebe Sportsfreunde und Euromünzensammler, hier meldet sich wieder Euer Peter Lustig der Tour de France. Diesmal schreibe ich Euch live aus Andorra. Heute haben wir den ersten und wohl

11.07.2016Epische Bilder auf über 2000 Meter Höhe

(rsn) - Sonntag, 10:45 Uhr. Ein mittelgroßes Örtchen unweit der französischen Grenze im Süden platzt aus allen Nähten und ringsherum grüßen die grünen Gipfel der Pyrenäen aus der Ferne. Knapp

Weitere Radsportnachrichten

23.04.2024Radsport live im TV und im Ticker: Die Rennen des Tages

(rsn) – Welche Radrennen finden heute statt? Wo und wann kann man sie live im Fernsehen oder Stream verfolgen? Und wo geht´s zum Live-Ticker? In unserer Tagesvorschau informieren wir jeden Morgen

23.04.2024Pogacar: “Ich kann noch etwas besser werden“

(rsn) – Nach seinem überragenden Auftritt bei Lüttich-Bastogne-Lüttich, wo er sich mit einem 35-Kilometer-Solo zum zweiten Mal nach 2021 den Sieg sicherte, verbringt Tadej Pogacar (UAE Team Emira

23.04.2024Del Toro verlängert bei UAE Emirates vorzeitig bis Ende 2029

(rsn) - In unserem ständig aktualisierten Transferticker informieren wir Sie regelmäßig über Personalien aus der Welt des Profiradsports. Ob es sich um Teamwechsel, Vertragsverlängerungen oder RÃ

23.04.2024Zijlaard fliegt am schnellsten um die 13 Kurven von Payerne

(rsn) – Maikel Zijlaard (Tudor) hat seinem Ruf als Spezialist für sehr kurze Prologe alle Ehre gemacht und in Payerne das 2,3 Kilometer lange Auftaktzeitfahren der 77. Tour de Romandie gewonnen.

23.04.2024Berlin nach Kraftakt in der Gruppe, Dorn verteidigt Weiß

(rsn) - Während Rembe Sauerland bei der Tour of Türkiye (2.Pro) erstmals die Gruppe des Tages verpasste, konnte das Team Bike Aid auch auf der 3. Etappe einen Fahrer in der hart umkämpften Fluchtg

23.04.2024Highlight-Video der 3. Etappe der Türkei-Rundfahrt

(rsn) – Für Bora – hansgrohe will es bei der 59. Türkei-Rundfahrt einfach nicht laufen. Auch auf der 3. Etappe über 147 Kilometer zwischen Fethiye und Marmaris ging das Raublinger Team leer aus

23.04.2024Zu früh gefreut: Van Poppel zurückgesetzt, Lonardi Etappensieger

(rsn) – Nachdem es an den ersten beiden Tagen der 59. Türkei-Rundfahrt (2.Pro) nicht nach Wunsch gelaufen war, schien bei Bora – hansgrohe auf der 3. Etappe der Knoten geplatzt. Danny van Poppel

23.04.2024Tour de Romandie im Rückblick: Die letzten zehn Jahre

(rsn) - Die sechstägige Tour de Romandie (2.UWT) hält traditionell für jeden Fahrertypen etwas bereit. Ob Kletterer oder Zeitfahrspezialisten, Sprinter oder Klassikerjäger - sie alle bekommen ihr

23.04.2024Tour de France Femmes ohne Vorjahreszweite Kopecky

(rsn) – Die Vorjahreszweite Lotte Kopecky (SD Worx-Protime) wird auf die am 12. August in Rotterdam beginnende 3. Tour de France Femmes verzichten. Stattdessen wird sich die Weltmeistern auf die Oly

23.04.2024Kletterspektakel mit gehörigem Zeitfahr-Einschlag

(rsn) – Die Tour de Romandie war einst die letzte große und wichtige Vorbereitungs-Rundfahrt für den Giro d´Italia. Giro-Favoriten entschieden sich damals zwischen der Schweizer Rundfahrt und dem

23.04.2024Startliste zum Prolog der 77. Tour de Romandie

(rsn) – Der Schweizer Nationalfahrer Luca Jenni eröffnet um 14.50 Uhr den Prolog zur 77. Tour de Romandie (2.WWT). Der nur 2,3 Kilometer lange Parcours von Payerne ist zwar bretteben, dürfte mit s

22.04.2024Highlight-Video der 2. Etappe der Türkei-Rundfahrt

(rsn) – Max Kanter (Astana Qazaqstan) hat nach der 2. Etappe der 59. Türkei-Rundfahrt (2.Pro) seinen ersten Profisieg bejubeln können. Der 26-jährige Deutsche setzte sich über 190 Kilometer von

RADRENNEN HEUTE

    WorldTour

  • Tour de Romandie (2.UWT, SUI)
  • Radrennen Männer

  • Presidential Cycling Tour of (2.Pro, TUR)