Vorjahressieger hadert mit seinem Zeitfahrauftritt

Thomas und Ineos vor richtungsweisenden Pyrenäentagen

Von Daniel Brickwedde

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Geraint Thomas (Team Ineos) im Zeitfahren der 13. Etappe nach Pau | Foto: Cor Vos

20.07.2019  |  (rsn) - Das Gelbe Trikot muss in diesem Jahr etwas warten. Seit zwei Wochen läuft mittlerweile die 106. Tour de France, das Team Ineos stellt bislang aber noch nicht den Gesamtführenden. Das ist insofern bemerkenswert, da die Mannschaft (vormals Team Sky) bei seinen sechs Tour-Siegen in den vergangenen sieben Jahren stets frühzeitig das Maillot Jaune übernahm und anschließend souverän verteidigte – einzig im Vorjahr brauchte es bis zur 11. Etappe etwas länger.

Das ist allerdings auch den Umständen geschuldet: Die bisherige Route der Tour war zwar fordernd, aber nicht so, dass es zu einer frühen Vorentscheidung hätte kommen können. Vor allem aber ist da aus Sicht von Ineos dieser bisher nicht zu kontrollierende Julian Alaphilippe (Deceuninck - Quick-Step), der im Zeitfahren am Freitag seine Gesamtführung sogar ausbaute. 

Unzufrieden wird man bei Ineos mit dem bisherigen Tour-Verlauf trotzdem nicht sein. Alle ausgemachten Mitkonkurrenten kamen bei den bisherigen Hürden dieser Tour mindestens einmal ins Straucheln – entweder an der Bergankunft zur Planche des Belles Filles, in den Zeitfahren oder im Wind der 10. Etappe nach Albi. Nur die britische Mannschaft hielt sich einmal mehr schadlos. Und so liegt Vorjahressieger Geraint Thomas als Gesamtzweiter vor den ersten beiden schweren Bergetappen in den Pyrenäen in Lauerstellung.

Thomas mit dem Zeitfahren nicht ganz zufrieden

Im Zeitfahren der 13. Etappe rund um Pau setzte Thomas erwartungsgemäß als Tageszweiter die beste Zeit aller Klassementfahrer. Trotzdem haderte der Waliser etwas mit seiner Leistung: "Es war in Ordnung, aber irgendwie hat noch ein kleines Stück gefehlt“. Es "war ein gutes, aber eben kein richtig gutes Rennen“, befand Thomas. In der Gesamtwertung baute er seinen Vorsprung auf den aktuell ärgsten Verfolger Steven Kruijswijk (Jumbo - Visma) auf 46 Sekunden aus. Teamkollege Egan Bernal verlor im Zeitfahren 1:36 Minuten und fiel vom dritten auf den fünften Gesamtrang zurück, wodurch der Titelverteidiger in der teaminternen Hierarchie derzeit die Nase vorne haben dürfte.  

Wichtiger und spannender als der Blick nach hinten wird allerdings langsam der Blick nach vorn in der Gesamtwertung. Der aktuelle Mann in Gelb, Alaphilippe, war als Spitzenreiter auf Zeit ausgemacht. Vor dem Zeitfahren stand einzig die Frage im Raum, ob er seine Spitzenposition würde verteidigen können. Kaum jemand erwartete hingegen, dass er seine Führung vergrößern würde. Doch genau dieser Fall trat ein, Alaphilippe distanzierte Thomas als Tagessieger in dessen Paradedisziplin um 14 Sekunden und liegt nun 1:26 Minuten vor dem Ineos-Kapitän.

"Dass Alaphilippe die Etappe gewinnen würde, hatte ich eigentlich nicht erwartet“, zeigte sich auch Thomas überrascht: "Er ist offensichtlich extrem gut drauf und mittlerweile ein Favorit, auf den man aufpassen muss. Wenn er so weiterfährt, dann wird er die Tour gewinnen.“

Richtungsweisende Tage in den Pyrenäen

Ob Alaphilippe tatsächlich ein Kandidat für den Gesamtsieg ist, das stellt sich spätestens auf den beiden kommenden Bergetappen durch die Pyrenäen heraus. Zunächst geht es hinauf auf 2.115 Metern zur Bergankunft am Col du Tourmalet, am Tag danach steht eine weitere Kletteretappe mit Ziel am Prat d’Albis an. Die Gesamtwertung wird am Sonntagabend deutlich mehr Struktur erhalten.

Auch Team Ineos ist an diesen beiden Tagen gefordert. In den Vorjahren war der Auftritt in den Bergen stets der Schlüssel zum Gesamtsieg – die Konkurrenz wurde durch horrendes Tempo der Helfer zermürbt, ehe der Kapitän kurz vor dem Ziel mit einem Antritt in Aktion trat. Meist handelte es sich dabei um Chris Froome, im Vorjahr übernahm Thomas diese Rolle..

Die erste Bergankunft zur Planche des Belles Filles bot in der Hinsicht ein ungewohntes Bild: Movistar und Groupama-FDJ sorgten im Anstieg für das Tempo, Ineos war hingegen nur noch mit Egan Bernal und Thomas in der Favoritengruppe vertreten. Michal Kwiatkowski musste kurz vor dem Finale die Gruppe ziehen lassen, Wout Poels, einer der wichtigsten Tempomacher der vergangenen Jahre, fiel bereits deutlich früher zurück. Der Konkurrenz wird das nicht entgangen sein – und womöglich zu mehr Offensive animieren. 

Allerdings stellten sich vermutete Schwächen bei der britischen Mannschaft in der Vergangenheit oft auch als taktische Manöver heraus. Wie stark Ineos dieses Jahr wirklich im Hochgebirge ist, auch darüber werden die Pyrenäen Aufschluss geben. Der Plan dürfte jedoch vorsehen, endlich Gelb zu übernehmen. 

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