Astana gibt Leadertrikot an Teuns freiwillig ab

Jesus Herrada macht es einen Tick besser als sein Bruder

Von Peter Maurer

Foto zu dem Text "Jesus Herrada macht es einen Tick besser als sein Bruder"
Jesus Herrada (Cofidis) | Foto: Cor Vos

29.08.2019  |  (rsn) – Einen neuen Sieger mit Jesus Herrada (Cofidis) und einen neuen Gesamtleader mit Dylan Teuns (Bahrain – Merida) brachte die 6. Etappe der 74. Spanien-Rundfahrt, die über 198,9 Kilometer von Mora de Rubielos nach Ares del Maestrat führte. Die Etappe war gekennzeichnet durch eine erfolgreiche Flucht einer größeren Gruppe, mehrere schwere Stürze und Gesamtwertungsfavoriten, die sich für die steile Bergankunft des 7. Tagesabschnitts schonten.

"Ich wollte unbedingt bei der Vuelta eine Etappe gewinnen, denn das war jetzt endlich mein erster Sieg bei einer GrandTour", jubelte Herrada im Siegerinterview. Der Spanier löste sich gemeinsam mit Teuns auf den letzten Kilometern von der elfköpfigen Gruppe des Tages und hatte auf den letzten Metern die besten Beine. 

"Es war schwer überhaupt in die Gruppe zu kommen und erst nach der Rennhälfte lief es für uns. Einige Fahrer haben schon vorher angegriffen und ich wollte eigentlich dagegenhalten. Am Ende hatte ich meine Beine für das Finale geschont, was die beste Lösung war", fügte der 29-Jährige an.

20 Jahre nach der Siegpremiere für sein französisches Team, damals nur unweit des aktuellen Zielortes, durch Frank Vandenbroucke, konnte der Spanier dem Zweitdivisionär einen wichtigen Saisonerfolg hinzufügen. Wichtig vor allem, nachdem am Vortag sein vier Jahre älterer Bruder José nur knapp daran scheiterte und Etappendritter wurde: "Es war keine Revanche, eine solche gibt es im Radsport nicht. Du findest Möglichkeiten vor, die du ergreifen musst. Ich kannte die Strecke, kannte den Anstieg", erklärte der Spanier, der seinen Sieg auch seinem Bruder widmete und damit aus Familiensicht die Beziehung zur Vuelta wieder positiv stimmte. 

Teuns dreht das Bild vom Juli um

Sieben Sekunden hinter Herrada überquerte Teuns die Ziellinie in Ares del Meastrat als Zweiter. Damit übernahm der Belgier die Führung in der Gesamtwertung und das Rote Trikot. "Im Laufe der Etappe habe ich gemerkt, dass es möglich war die Führung zu übernehmen und ich habe es geschafft", zeigte sich Teuns auch ohne Tagessieg glücklich. Für den Belgier war es das konträre Bild zu seinem Tourerfolg vor eineinhalb Monaten am Plateau des Belles Filles, wo er Etappensieger wurde, die Gesamtführung aber an den Tageszweiten Giulio Ciccone (Trek – Segafredo) ging.

In der Ausreißergruppe hatte eigentlich David De La Cruz (Ineos) die besten Karten auf das Rote Trikot. Acht Sekunden lag er vor der Etappe vor Teuns: "Ich hatte leider im Schlussanstieg nicht die Beine und die anderen Jungs waren stärker", musste der Spanier aber nach Rennende eingestehen. Er war vor drei Jahren schon einmal im Roten Trikot gewesen, beendete dann die Rundfahrt als Gesamtsiebter. 

Vom Klassement wollte er aber nach der Etappe nichts wissen: "Die Beine sind wichtig und ich habe gestern schon einiges an Zeit verloren und auch am Weg nach Calpe lief es nicht optimal. Deshalb brauche ich jetzt nicht auf die Gesamtwertung schauen", meinte er.

Lopez gibt Rot wieder ab

Nicht unglücklich, dass sie die Führung wieder abgeben mussten, war das Team Astana. "Es war unsere Idee, dass wir das Trikot verlieren, aber wir mussten in Schlagdistanz bleiben. Zu viel Zeit darf man niemandem hier geben", erklärte Jakob Fuglsang. Dessen Kapitän Miguel Angel Lopez rutschte auf den dritten Platz in der Gesamtwertung zurück, war aber dadurch nicht untentspannt. 

"Es kommt immer darauf an, wie man seine Karten bei einer dreiwöchigen Rundfahrt ausspielt. Heute haben wir mal gewartet, ob die anderen Teams was probieren am Ende. Auch morgen wird schwierig, denn es wird spannend, wer das Rennen kontrollieren wird", berichtete der Kolumbianer, der nun einen Rückstand von einer Minute auf den neuen Leader aufweist.

So lief das Rennen:

Die 6. Etappe begann mit zwei Bergwertungen, wo mehrere Fahrer versuchten, sich vom Feld zu lösen. Sehr aktiv war dabei der Niederländer Wout Poels vom Team Ineos. Er gewann zwar beide Bergpreise, wurde aber wieder gestellt. Nach 60 Kilometern löste sich dann endlich eine Gruppe entscheidend. Diese umfasste elf Fahrer, darunter Teuns, Herrada, De La Cruz, Robert Gesink (Jumbo Visma), Tejay Van Garderen (EF Education First), Gianluca Brambilla (Trek - Segafredo), Tsgabu Grmay (Mitchelton – Scott), Bruno Amirail (Groupama FDJ), Nelson Oliveira (Movistar), Damien Godon (AG2R La Mondiale) und Pawel Poljanski (Bora – hansgrohe).

Trotz eines schnellen Durchschnitts von über 40 Stundenkilometern gewann die Gruppe nur langsam Abstand auf das Feld. Knapp 80 Kilometer vor dem Ziel kam es dann zu einem folgenschweren Sturz im Hauptfeld. Mehrere Fahrer gingen zu Boden und gleich vier davon mussten die Spanien-Rundfahrt vorzeitig beenden. Mit Nicolas Roche (Sunweb) und Rigoberto Uran (EF Education First) waren der Fünft- und Sechstplatzierte der Gesamtwertung betroffen. Auch die starken Kletterer Victor de la Parte (CCC) und Urans Teamkollege Hugh Carthy waren betroffen.

An der Spitze holte sich De La Cruz den Zwischensprint vor Armirail und Godon. Im Feld kam es zu einem weiteren Sturz. Diesmal betraf es mit Davide Formolo (Bora – hansgrohe) den Neunten der Gesamtwertung und Sergio Higuita. Während sich der Kolumbianer aber am Ende wieder in die Gruppe der Favoriten zurückkämpfen konnte, verlor der Italiener über 13 Minuten auf Lopez.

Am vorletzten Berg probierte es dann der Äthiopier Grmay mit einem Vorstoß. Er konnte knapp 30 Sekunden zwischen sich und die zehn Verfolger bringen und gewann die Bergwertung am Puerto de Culla. Dahinter konnte Oliveira aufschließen zum Afrikaner. Und als wäre der Tag von Education First nicht schon rabenschwarz gewesen, stürzte Tejay Van Garderen dann als Vierter Fahrer seiner Mannschaft am 6. Tag der Vuelta. Der US-Amerikaner übersah eine Kurve in der schnellen Abfahrt und stürzte in das am Straßenrand stehende Buschwerk. Schwer angeschlagen konnte er zwar das Ziel noch erreichen, aber eine Fortsetzung der Rundfahrt ist eher unwahrscheinlich.

Oliveira und Grmay arbeiteten gut zusammen und hielten ihren Vorsprung auf ihre Verfolger. Die Lücke dahinter zum Hauptfeld wurde immer größer und somit entbrannte zwischen De La Cruz und Teuns der Kampf um das Rote Trikot des Gesamtführenden. Gemeinsam mit Herrada konterte Teuns eine Attacke des Franzosen Godon und das Duo fuhr zur Spitze auf. Grmay wurde abgeschüttelt, wenig später auch Oliveira. Die Arbeit leistete zum größten Teil aber der Belgier, für den es ja um die Gesamtführung ging. Auf den letzten 400 Metern griff dann Herrada an, fuhr zum Sieg. Sieben Sekunden dahinter kam Teuns über die Ziellinie. Dritter wurde Godon vor Gesink.

Als Neunter überquerte De La Cruz mit einem Rückstand von 50 Sekunden die Ziellinie. Somit stand fest, dass Teuns die Führung in der Gesamtwertung übernahm, nachdem sich die Favoriten mit Ausnahme von Tadej Pogacar (UAE Team Emirates) ruhig verhielten. Der versuchte am Schlussanstieg noch Zeit gutzumachen, gewann aber lediglich zwei Sekunden, ehe dahinter Pierre Latour (AG2R La Mondiale) die Gruppe der Favoriten über den Zielstrich brachte. Bester deutschsprachiger Fahrer wurde der Österreicher Hermann Pernsteiner, der auf Rang 26 Ares del Maestrat erreichte.

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