Vorgestellt: die 19 WorldTour-Mannschaften

Mitchelton - Scott: Riskante Strategie mit den Yates-Brüdern

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Adam und Simon Yates (Mitchelton - Scott) bei der Vuelta a Espana 2019 | Foto: Cor Vos

17.01.2020  |  (rsn) - Zur Saison 2020 stellen wir in einer Serie die diesmal 19 WorldTour-Teams vor. Dazu gehören neben einem Rückblick auch die Analyse der Personalpolitik sowie die Beurteilung der Aussichten für das anstehende Radsportjahr.

Teil 7: Mitchelton - Scott

Rückblick 2019: Gemessen an den Ansprüchen musste die australische Equipe in der abgelaufenen Saison einen Dämpfer hinnehmen. Die Ambitionen nach dem Gesamtsieg bei der Vuelta a Espana 2018 durch Simon Yates waren hoch, doch erst fehlte es ihm beim Giro d’Italia als Gesamtachter an der nötigen Form, bei der Tour de France fuhr sein Zwillingsbruder Adam aussichtslos hinterher. Allerdings rettete Mitchelton - Scott seinen Tour-Auftritt gleich mit vier Etappensiegen: zwei durch Simon Yates, je einen durch Daryl Impey und Matteo Trentin. Auch beim Giro war das Team auf einer Etappe durch Esteban Chaves siegreich. Gleich zu Jahresbeginn gelang Impey bei der Tour Down Under die Titelverteidigung. Weitere Tagessiege auf WorldTour-Niveau holte das Team bei Paris-Nizza (Simon Yates), der Katalonien- und Baskenland-Rundfahrt (Adam Yates) sowie bei der Polen-Rundfahrt (Luka Mezgec). Insgesamt sah die Ausbeute mit 35 Siegen ordentlich aus, es fehlte nur ein ganz großer Triumph. Im Frühjahr verpasste Adam Yates als Zweiter beim Tirreno-Adriatico und der Katalonien-Rundfahrt knapp einen Gesamtsieg.

Die wichtigsten Zu- und Abgänge: Die Transferaktivitäten zur neuen Saison fielen überschaubar aus. Mit Andrey Zeitz (Astana) verpflichtete das Team einen soliden wie erprobten Domestiken für große Landesrundfahrten, außerdem stattete man die Talente Barnabas Peak und Kaden Groves (beide SEG Racing Academy) sowie Alexander Konyshev (Nachwuchs Dimension Data) mit Profiverträgen aus. Einziger Abgang ist Vizeweltmeister Trentin (CCC), der als vielseitiger Allrounder in den vergangenen beiden Jahren immerhin sieben Siege einfuhr.

Im Fokus: 2016 feierte Adam Yates mit nur 23 Jahren als Gesamtvierter der Tour de France den Sieg der Nachwuchswertung. Fortan galt der Brite als der aussichtsreichere der Yates-Brüder. Dieser Eindruck hat sich inzwischen jedoch gewandelt. Nur beim Giro d’Italia 2017 gehörte Adam Yates als Neunter noch zu den Hauptprotagonisten einer GrandTour, während sein Bruder mittlerweile schon die Vuelta gewinnen konnte. Adam Yates erhielt zweimal bei der Tour die Kapitänsrolle – und brach jedes Mal ein. Bei kleineren Rundfahrten zeigt sich der 27-Jährige weiterhin konkurrenzfähig, geht es aber über drei Wochen, kommt er augenblicklich nicht mehr an frühere Leistungen heran. 2020 erhält er eine weitere Bewährungschance bei der Tour. Für seine Karriere als Klassementfahrer braucht er dann dringend ein vorzeigbares Resultat.

Aufgepasst auf … Kaden Groves. Talente aus dem Nachwuchsteam SEG Racing Academy genießen im Profifeld inzwischen einen guten Ruf. Im Vorjahr machte Mitchelton - Scott unter anderem mit Neo-Profi Edoardo Affini gute Erfahrungen. Der Italiener verbuchte zwei Siege und erreichte Platz vier im WM-Einzelzeitfahren. Für 2020 deckte man sich aus der niederländischen Talentschmiede mit Peak und Groves ein. Gerade Groves war im U23-Bereich einer der auffälligsten Sprinter, gewann Massenankünfte bei einigen renommierten Nachwuchsrundfahrten, überzeugte aber auch mit guten Platzierungen bei anspruchsvolleren Eintagesrennen. Siege sind von ihm 2020 nicht unbedingt zu erwarten, für das eine oder andere vorzeigbare Resultat ist der 21-jährige Australier aber gut.

Ausblick 2020: Mitchelton - Scott ist inzwischen ein Team mit klarer Ausrichtung auf die großen Landesrundfahrten. Entsprechend groß lastet der Ergebnisdruck auf den Yates-Zwillingen. Für Simon steht dabei erneut der Giro als Saison-Höhepunkt an. Möglicherweise ein cleverer Schachzug des Teams, da die erste GrandTour des Jahres in der kommenden Saison womöglich weniger stark besetzt sein dürfte als die Tour oder die Vuelta. Erreicht er die Form des Jahres 2018,zählt Simon Yates in Italien sicherlich zu den Favoriten auf den Gesamtsieg. Bei der Tour wird Adam Yates um eine gute Endplatzierung kämpfen. Allerdings sind beider Karrieren auch durch Leistungsschwankungen gekennzeichnet: Simon Yates blieb im Vorjahr beim Giro hinter den Erwartungen zurück, Adam Yates kämpft seit zwei Jahren mit Formtiefs bei Grand Tours. Die Konstanz anderer Klassementfahrer fehlt beiden noch.

Der Ansatz von Mitchelton - Scott ist daher nicht ohne Risiko. Im Vorjahr fing das Team die Leistungsabfälle seiner Kapitäne zumindest mit einigen Tagessiegen auf – das kann jedoch nicht immer funktionieren. Eine Unbekannte ist Chaves: Nach einer Virusinfektion und Pfeifferschem Drüsenfieber ging es im Vorjahr für den Kolumbianer wieder schrittweise aufwärts, von vorderen Plätzen in der Gesamtwertung ist der einstige Zweite des Giro allerdings nach wie vor weit entfernt. Chaves scheint zunehmend die Rolle eines Edelhelfers zuzukommen.

Zusätzlich mit den kletterstarken Mikel Nieve und Jack Haig ist Mitchelton - Scott in der Hinsicht gut für die Rundfahrten gerüstet. Ein Verlust ist hingegen der Abgang von Trentin, den das Team nicht kompensierte und damit Schlagkraft im Kampf um Etappensiege und bei den Eintagesrennen einbüßt. Mit Ausnahme von Luke Durbridge fehlt es dem Team damit an Protagonisten für die flämischen Klassiker, so dass Mitchelton - Scott ein ergebnisarmes Frühjahr bevorstehen dürfte. Viel Entwicklungspotenzial bringen dafür Affini und Lucas Hamilton mit: Affini etablierte sich in seiner ersten Profisaison auf Anhieb unter den besten Zeitfahrer, der 23-jährige Hamilton überzeugte als kletterstarker Allrounder. Den einen oder anderen Sieg versprechen zudem die Routiniers Mezgec und Impey. Letzterer hat seinen ersten Höhepunkt bei der Tour Down Under, es geht um seinen dritten Gesamtsieg in Folge.

Eckdaten:
Land: Australien
Hauptsponsor: Mitchelton, Scott
Branche: Weinproduzent, Radhersteller
Teamchef: Shayne Bannan
Radausrüster: Scott
Teamranking  2019: Platz 8
Fahrer im Aufgebot: 28

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