Brand vorzeitig Weltcup-Gesamtsiegerin

Inselbewohnerin Betsema an Schelde-Mündung eine Klasse besser

Von Kevin Kempf

Foto zu dem Text "Inselbewohnerin Betsema an Schelde-Mündung eine Klasse besser"
Denise Betsema (Pauwels Sauzen - Bingoal) hat in Hulst den vierten Weltcup der Saison 2020/21 gewonnen. | Foto: Cor Vos

03.01.2021  |  (rsn) - Mit einem mehr als halbstündigen Solo in der Perkpolder an der Schelde-Mündung, wohin der Parcours wegen der Corona-Pandemie aus dem Zentrum der Stadt Hulst umziehen musste, gewann Denise Betsema (Pauwels Sauzen – Bingoal) ihr zweites Weltcuprennen nach ihrem Sieg in Koksijde 2018. 

Lucinda Brand, die Siegerin der drei bisherigen Weltcupläufe, wurde Zweite und durfte sich damit trösten, vorzeitig den Weltcup-Gesamtsieg klargemacht zu haben. Vor dem Finale am 24. Januar in Overijse hat sie 42 Punkte Vorsprung auf Betsema, ein Sieg bringt aber nur 40 Zähler.Mit Weltmeisterin Ceylin del Carmen Alvarado (Alpecin – Fenix) belegte auch den letzten Podiumsplatz eine Niederländerin.

Bei starkem Wind und Nässe - Bedingungen, die der Bewohnerin der Insel Texel gut liegen – war Betsema an und auf den Deichen der Perkpolder nicht zu schlagen. "Es fühlt sich an wie zu Hause. Die Kälte, der Wind, die Deiche. Es war genau mein Ding. Herrlich", genoss die Niederländerin im Ziel noch nach.

In der zweiten Runde setzte sie sich an einem der Deiche ab und baute danach ihren Vorsprung systematisch auf 1:02 Minuten aus. Nur ein Reifenschaden hätte sie fast gestoppt. "Ich zweifelte, ob ich einen Platten hatte. Zur Sicherheit bin ich im letzten Moment noch in die Box gefahren. Ich werde es gleich hören, ob ich wirklich einen Platten hatte", erzählte die 27-Jährige, die mit einem Schlenker im letzten Moment in die Boxengasse einbog.

Die Weltcupführende Brand fuhr von Beginn an hinterher. "Ich hatte keinen guten Start. Aber der Kurs war etwas für Denise und sie war wirklich heute super. Dann hat man schnell eine Minute am Bein", analysierte Brand nach ihrer Aufholjagd bis auf Rang zwei im Ziel. "Der Wind wurde immer stärker. Und ich hatte Probleme mit den Spurrillen. So stürzte ich in der letzten Runde auch nochmal", so die Seriensiegerin dieses Winters, die ihren Silberrang durch einen Ausrutscher kurz vor dem Ziel noch in Gefahr brachte.

Dass Brand von Betsema in Schach gehalten wird, war diese Saison noch nicht der Fall. "Auf die WM lässt das keine Rückschlüsse zu. Das dauert noch einen Monat. Und Oostende ist auch ein anderer Kurs", antwortete sie auf die im Januar unausweichliche Frage nach den Welttitelkämpfen. Einem anderen großen Vorhaben kam die 31-Jährige mit dem Rennen in Hulst aber einen Schritt näher: "Die Verteidigung des Weltcup-Trikots war eines der Ziele heute. Insofern kann ich mit dem zweiten Platz gut leben", erklärte sie.

In der Gesamtwertung verlor Brand nur einen ihrer zuvor 43 Punkte Vorsprung auf Rang zwei. Betsema ist die neue Zweitplatzierte, sie tauschte die Position mit Alvarado. In der U23-Wertung war die 19-jährige Kata Blanka Vas (Doltcini – Van Eyck) die Tagesbeste und baute so ihre Führung im Klassement aus. Die 18-jährige Puck Pietserse (Alpecin – Fenix) erreichte erstmals die Top 10 eines Weltcup-Rennens. Ihre gleichaltrige Landsfrau Fem van Empel (Pauwels Sauzen – Bingoal) wurde Zehnte.

So lief das Rennen:

Wie immer seit sie wieder in der ersten Reihe starten darf, drückte Betsema früh aufs Tempo. Marianne Vos, Kata Blanka Vas (Doltcini - Van Eyck), Alvarado und Worst folgten an ihrem Hinterrad. Während Vas und Vos, die erstmals im Trikot ihres neuen Teams Jumbo - Visma startete, dem Tempo in der zweiten Runde nicht mehr folgen konnten, schob sich Brand nach einem schlechten Start aus dem Hintergrund in die Top 5.

Nach einer starken Passage an einem der Grashügel am Rande der Schelde legte Betsema einige Sekunden zwischen sich und Alvarado sowie Worst, die der Weltmeisterin etwas später nicht mehr folgen konnte. Eingangs der dritten von sieben Runden verteidigte die Nordholländerin sieben Sekunden Vorsprung auf Alvarado, die ihren Rückstand in den nächsten Minuten immer größer werden sah und sogar wieder Worst neben sich dulden musste.

Als Betsema im allerletzten Moment einen Platten bemerkte, konnte sie mit einem waghalsigen Schwenker gerade noch in den Materialposten einbiegen. Sie verlor einige Sekunden ihres inzwischen 14 Sekunden großen Vorsprungs, da im Hintergrund aber Brand zu Alvarado und Worst aufschloss, guckten die drei Verfolgerinnen sich an und der Abstand nach vorn wuchs auf der Zielgerade bis auf 24 Sekunden an.

Dort attackierte Brand ihre Begleiterinnen, die den Angriff nicht beantworten konnten. Ihren Rückstand zur Spitzenreiterin konnte sie allerdings nicht mehr verkleinern. Nach einer halben Stunde verlor Worst durch einen Sturz den Anschluss zu Alvarado, wodurch die ersten fünf Fahrerinnen den Parcours von nun an solo umrundeten. Die Positionen blieben bis zum Ende gleich, auch ein Sturz Brands in der letzten Runde konnte die Podiumszusammenstellung nicht mehr ändern. Betsema gewann nach einem im Vergleich zu den Rennen der letzten Tage sehr langen Cross vor Brand und Alvarado.

Ergebnis:
1. Denise Betsema (Pauwels Sauzen - Bingoal) 53:06 Minuten
2. Lucinda Brand (Baloise - Trek Lions) + 1:02
3. Ceylin Del Carmen Alvarado (Alpecin - Fenix) + 1:09
4. Annemarie Worst (777) + 1:26
5. Kata Blanka Vas (Doltcini - Van Eyck) + 1:57
6. Clara Honsinger (Cannondale CX World) + 2:10
7. Puck Pieterse (Alpecin - Fenix) + 2:22
8. Sanne Cant (IKO - Crelan) + 2:23
9. Manon Bakker (Credishop - Fristads) + 2:41
10. Fem van Empel (Pauwels Sauzen - Bingoal) + 2:50
11. Marianne Vos (Jumbo - Visma) + 3:05

Weltcup-Gesamtstand nach 4 von 5 Rennen:
1. Lucinda Brand (Baloise - Trek Lions) 150 Punkte
2. Denise Betsema (Pauwels Sauzen - Bingoal) 108
3. Ceylin Del Carmen Alvarado (Alpecin - Fenix) 102
4. Kata Blanka Vas (Doltcini - Van Eyck) 83
5. Clara Honsinger (Cannondale CX World) 80

Mehr Informationen zu diesem Thema

21.04.2024Trotz Patzer triumphiert Brown bei Lüttich-Bastogne-Lüttich

(rsn) – Nach zweiten Plätzen in den Jahren 2020 und 2022 hat Grace Brown (FDJ – Suez) erstmals das Lüttich-Bastogne-Lüttich der Frauen gewonnen. Die Australierin ließ nach schweren 152,9 Kilom

21.04.2024Lippert: “Ich will einfach genießen, wieder Rennen zu fahren“

(rsn) – Mit Lüttich-Bastogne-Lüttich geht am Sonntag eine Woche zu Ende, die auch bei Liane Lippert (Movistar) normalerweise sehr hoch im Kurs steht. Die 26-Jährige war 2022 Dritte des Amstel Gol

21.04.2024Reusser kehrt schon Ende April zur Vuelta ins Feld zurück

(rsn) – Marlen Reusser (SD Worx – Protime) hat sich von ihren Sturzfolgen schneller als erwartet erholt und konnte bereits wieder trainieren. Wie ihr Management nun ankündigte, wird die dreimalig

21.04.2024Niewiadoma: “Wir haben ein klares Ziel, den Sieg“

(rsn) – Zum achten Mal tragen die Frauen heute ihr Lüttich-Bastogne-Lüttich aus. Das Rennen wird um 13.30 Uhr allerdings in Bastogne gestartet und führt von dort aus über 152,9 Kilometer auf der

20.04.2024Die Strecken von Lüttich-Bastogne-Lüttich

(rsn) – Zum 110. Mal findet am Sonntag Lüttich-Bastogne-Lüttich (1.UWT) für die Männer statt – die Frauen bestreiten ´La Doyenne´ dagegen erst zum achten Mal. Die Strecken haben sich im Verg

20.04.2024Die Aufgebote für das 8. Lüttich-Bastogne-Lüttich der Frauen

(rsn) – Mit der 8. Ausgabe des Lüttich-Bastogne-Lüttich der Frauen endet die Ardennenwoche. Während das Männerrennen von Lüttich aus nach Süden zum Wendepunkt in Bastogne und von dort wieder z

18.04.2024Hartmann: Aus “nur durchkommen“ wurden 74 km an der Spitze

(rsn) – Elena Hartmann bekam ihre völlig durchnässten Handschuhe kaum mehr von ihren frierenden Fingern. Als die 33-Jährige vom Team Roland oben auf der Mur de Huy 5:41 Minuten nach Siegerin Kata

17.04.2024Highlight-Video des 27. Flèche Wallonne Femmes

(rsn) – Nach einem dritten (2017) und einem zweiten Platz (2021) hat Kasia Niewiadoma (Canyon – SRAM) erstmals in ihrer Karriere den Flèche Wallonne Femmes gewonnen. Bei der 27. Ausgabe des Arden

17.04.2024Nach fast fünf Jahren bricht Niewiadoma an der ´Mur´ den Bann

(rsn) – Fast fünf Jahre musste Kasia Niewiadoma (Canyon – SRAM) auf den 19. Sieg ihrer Profikarriere warten. Bei der 27. Ausgabe des Flèche Wallonne Femmes war es soweit. Nach 146 Kilometern mit

17.04.2024Ludwig: “Vielleicht wird der Wind einer Gruppe in die Karten spielen“

(rsn) – Erstmals in der Geschichte des Flèche Wallonne starten die Frauen nach den Männern. Auf den 146 Kilometern rund um Huy müssen sieben kategorisierte Anstiege bewältigt werden, die berühm

16.04.2024Es gilt nur eins: Wer erklimmt die Mur de Huy am schnellsten?

(rsn) – Sieben Mal Anna van der Breggen, fünf Mal Marianne Vos, fünf Mal Alejandro Valverde und drei Mal Julian Alaphilippe: Kein Rennen wurde in den letzten 20 Jahren so oft von denselben Fahreri

16.04.2024Eine Mur mehr als bisher: Strecken des Flèche Wallonne im Detail

(rsn) – Wenn am Mittwoch zum 30. Mal in Charleroi der Flèche Wallonne der Männer beginnt, gibt es ein Novum: Bei der 88. Austragung des ´Wallonischen Pfeils´ wird die Mur de Huy erstmals vier Ma

Weitere Jedermann-Nachrichten

23.04.2024Radsport live im TV und im Ticker: Die Rennen des Tages

(rsn) – Welche Radrennen finden heute statt? Wo und wann kann man sie live im Fernsehen oder Stream verfolgen? Und wo geht´s zum Live-Ticker? In unserer Tagesvorschau informieren wir jeden Morgen

23.04.2024Pogacar: “Ich kann noch etwas besser werden“

(rsn) – Nach seinem überragenden Auftritt bei Lüttich-Bastogne-Lüttich, wo er sich mit einem 35-Kilometer-Solo zum zweiten Mal nach 2021 den Sieg sicherte, verbringt Tadej Pogacar (UAE Team Emira

23.04.2024Del Toro verlängert bei UAE Emirates vorzeitig bis Ende 2029

(rsn) - In unserem ständig aktualisierten Transferticker informieren wir Sie regelmäßig über Personalien aus der Welt des Profiradsports. Ob es sich um Teamwechsel, Vertragsverlängerungen oder RÃ

23.04.2024Zijlaard fliegt am schnellsten um die 13 Kurven von Payerne

(rsn) – Maikel Zijlaard (Tudor) hat seinem Ruf als Spezialist für sehr kurze Prologe alle Ehre gemacht und in Payerne das 2,3 Kilometer lange Auftaktzeitfahren der 77. Tour de Romandie gewonnen.

23.04.2024Berlin nach Kraftakt in der Gruppe, Dorn verteidigt Weiß

(rsn) - Während Rembe Sauerland bei der Tour of Türkiye (2.Pro) erstmals die Gruppe des Tages verpasste, konnte das Team Bike Aid auch auf der 3. Etappe einen Fahrer in der hart umkämpften Fluchtg

23.04.2024Highlight-Video der 3. Etappe der Türkei-Rundfahrt

(rsn) – Für Bora – hansgrohe will es bei der 59. Türkei-Rundfahrt einfach nicht laufen. Auch auf der 3. Etappe über 147 Kilometer zwischen Fethiye und Marmaris ging das Raublinger Team leer aus

23.04.2024Zu früh gefreut: Van Poppel zurückgesetzt, Lonardi Etappensieger

(rsn) – Nachdem es an den ersten beiden Tagen der 59. Türkei-Rundfahrt (2.Pro) nicht nach Wunsch gelaufen war, schien bei Bora – hansgrohe auf der 3. Etappe der Knoten geplatzt. Danny van Poppel

23.04.2024Tour de Romandie im Rückblick: Die letzten zehn Jahre

(rsn) - Die sechstägige Tour de Romandie (2.UWT) hält traditionell für jeden Fahrertypen etwas bereit. Ob Kletterer oder Zeitfahrspezialisten, Sprinter oder Klassikerjäger - sie alle bekommen ihr

23.04.2024Tour de France Femmes ohne Vorjahreszweite Kopecky

(rsn) – Die Vorjahreszweite Lotte Kopecky (SD Worx-Protime) wird auf die am 12. August in Rotterdam beginnende 3. Tour de France Femmes verzichten. Stattdessen wird sich die Weltmeistern auf die Oly

23.04.2024Kletterspektakel mit gehörigem Zeitfahr-Einschlag

(rsn) – Die Tour de Romandie war einst die letzte große und wichtige Vorbereitungs-Rundfahrt für den Giro d´Italia. Giro-Favoriten entschieden sich damals zwischen der Schweizer Rundfahrt und dem

23.04.2024Startliste zum Prolog der 77. Tour de Romandie

(rsn) – Der Schweizer Nationalfahrer Luca Jenni eröffnet um 14.50 Uhr den Prolog zur 77. Tour de Romandie (2.WWT). Der nur 2,3 Kilometer lange Parcours von Payerne ist zwar bretteben, dürfte mit s

22.04.2024Highlight-Video der 2. Etappe der Türkei-Rundfahrt

(rsn) – Max Kanter (Astana Qazaqstan) hat nach der 2. Etappe der 59. Türkei-Rundfahrt (2.Pro) seinen ersten Profisieg bejubeln können. Der 26-jährige Deutsche setzte sich über 190 Kilometer von

JEDERMANN-RENNEN DIESE WOCHE
  • Keine Termine