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20.12.2023 | (rsn) – Die Vuelta a Espana wird bei ihrer 79. Auflage wieder ein Rennen für die Kletterspezialisten. Denn auch wenn zwei flache Zeitfahren über zwölf beziehungsweise 22 Kilometer den Start- und den Schlusspunkt der dritten Grand Tour des Jahres 2024 darstellen werden, so stehen die Berge wieder voll im Fokus: Sieben Bergankünfte mit Schlussanstiegen der Kategorie 1 oder Especial stehen auf dem Programm, dazu zwei 'Mini-Bergankünfte' am Ende von Kategorie-3-Rampen. Hinzu kommen drei schwere Bergetappen mit Kategorie-1-Anstiegen im Finale, die aber im Tal enden.
Die Sprinter schauen in Spanien dagegen in die Röhre. Zwar beginnt die Rundfahrt mit ihrem Start in Portugal recht gemäßigt und es gibt auf den ersten sieben Etappen bis zu vier Möglichkeiten für die schnellen Männer – zumindest für diejenigen, die vor kleineren Anstiegen nicht zurückschrecken. Doch eine wirklich echte Flachetappe ist einzig das fünfte Teilstück nach Sevilla.
Freunde von harten, spanischen Anstiegen dagegen kommen voll auf ihre Kosten – vor allem in der zweiten Rundfahrthälfte. Dann werden Berge wie der Puerto de Ancares, wo Alberto Contador zehn Jahre zuvor seinen dritten und letzten Vuelta-Gesamtsieg klarmachte, das Gesamtklassement formen.
Erstmals seit 2012 kehrt die Spanien-Rundfahrt außerdem zum Cuitu Negru (Valgrande Pajares) zurück, einer 19 Kilometer langen Schlusssteigung, die über den Puerto de Pajares führt und am Ende der zweiten Rundfahrt-Woche die erste von zwei Ehrenkategorie-Bergankünften darstellt. Damals, 2012, siegte dort Dario Cataldo in einem Ausreißer-Duell auf der 16. Etappe gegen Thomas De Gendt.
Episch war aber die 15. Etappe im Jahr 2005, die ebenfalls mit diesem unrhythmischen Biest von einem Anstieg endete: Sie gewann Roberto Heras und nahm dabei dem bis dahin Gesamtführenden Denis Menchov mehr als fünf Minuten ab. Den Gesamtsieg feierte er eine Woche später in Madrid mit 4:36 Minuten Vorsprung auf den Russen.
Nach dem zweiten Ruhetag wartet sofort die zweite Ehrenkategorie-Bergankunft an den ebenso malerischen wie berüchtigten Lagos de Covadonga, die in den vergangenen Jahren immer wieder im Programm standen und seit 1985 nie länger als drei Jahre auf einen Besuch der Spanien-Rundfahrt warten mussten.
Und bevor das flache 22-Kilometer-Zeitfahren von Madrid die Rundfahrt abschließt, dürften die beiden aufeinanderfolgenden Bergankünfte am Alto de Moncalvillo und am Picon Blanco auf den Etappen 19 und 20 bereits für die Vorentscheidung gesorgt haben. Beide Kategorie-1-Bergankünfte tauchen erst zum zweiten Mal im Programm der Vuelta auf:
Am Picon Blanco gewann Rein Taaramae 2021 die 3. Etappe aus einer Ausreißergruppe heraus, während sich die Gesamtwertungs-Favoriten im Hauptfeld belauerten. 2024 nun wird der Berg in der Provinz Burgos eine wichtigere Rolle spielen. Der Alto de Moncalvillo dagegen tat das schon beim ersten Vuelta-Besuch im Jahr 2020. Damals gewann Primoz Roglic dort die 8. Etappe – sein zweiter von insgesamt vier Tageserfolgen auf dem Weg zu seinem zweiten Vuelta-Gesamtsieg.
Beginnen wird die Vuelta 2024, wie schon seit einigen Monaten bekannt, in Portugal vor den Toren von Lissabon. Dort stellt ein zwölf Kilometer langes Einzelzeitfahren mit wenigen Höhenmetern nach Oeiras den Auftakt dar. Es folgen zwei hügelige Tage durch Portugal, die beide mit einem Sprint enden könnten – wenn auch auf der 2. Etappe in Ourem eher aus einem sehr dezimierten Feld heraus. Die 4. Etappe, das erste Teilstück in Spanien, wartet dann bereits mit der ersten Kategorie-1-Bergankunft am Pico Villuercas auf. 2021 siegte dort Romain Bardet.
Es folgt die wohl flachste Etappe der gesamten Rundfahrt nach Sevilla, bevor die 6. Etappe in Yunquera mit einem Anstieg der 3. Kategorie endet, der erstmals die Zielankunft einer Vuelta-Etappe darstellt. Tags darauf ist das Finale in Cordoba zwar flach, 25 Kilometer vor Ende der 7. Etappe aber wartet in Kategorie-2-Anstieg, der die meisten Sprinter aussortieren dürfte.
Die 8. Etappe dann ähnelt der 6., wobei die Kategorie-3-Schlusssteigung in die Sierra de Cazorla etwas steiler ist, als jene zwei Tage zuvor in Yunquera. Den Schlusspunkt unter die Auftaktwoche setzt dann auf der 9. Etappe ein brutales Teilstück mit drei Kategorie-1-Bergen – darunter zweimal der Alto de Hazallanas – die nach einer langen Abfahrt in Granada endet.
Aus Südspanien geht es am ersten Ruhetag per Flugzeug nach Galicien in den Nordwesten, so dass die gesamte spanische Ostküste in diesem Jahr ausgelassen wird. Die 10. Etappe läutet die zweite Rundfahrtwoche dann mit einer typisch galicischen Etappe ein: vor malerischer Kulisse direkt am Atlantik geht es über vier steile Berge, bevor auch in Baiona das Ziel wieder nach einer langen Abfahrt wartet.
Eine weitere Hügeletappe in Galicien wartet tags darauf rund um den Campus Tecnológico Cortizo in Padrón, bevor Etappe 12 – mit 133 Kilometern das kürzeste Teilstück neben den beiden Zeitfahren – die nächste Bergankunft bringt: eine der 1. Kategorie an der Skistation von Manzaneda. 2011 siegte dort David Moncoutie und legte so den Grundstein für den Gewinn des Bergtrikots. Zehn Jahre danach entschied Annemiek van Vleuten an selber Stelle ein Bergzeitfahren bei der Vuelta der Frauen für sich, die 2021 erstmals auch in die Berge vordrang.
Was folgt ist auf der 13. Etappe die bereits angesprochene Bergankunft am Puerto de Ancares (Kat. 1), bevor Etappe 14 in Villablino wieder mit einer Abfahrt im Anschluss an einen Kategorie-1-Pass (Puerto de Leitariegos) endet und das 15. Teilstück die zweite Vuelta-Woche mit der Ehrenkategorie-Bergankunft am Cuitu Negru beschließt.
Die Schlusswoche läutet die berühmte Ankunft an den Seen von Covadonga in Asturien ein. Anschließend führt die 17. Etappe in die kantabrische Hauptstadt Santander. Das Teilstück beginnt mit zwei Kategorie-2-Anstiegen, ist in der zweiten Hälfte aber flach und könnte somit vielleicht sogar nochmal etwas für Sprinter sein – je nach Rennverlauf.
Mit der 18. Etappe stattet die Vuelta dem Baskenland noch einen kurzen Besuch ab – wenn auch nur dessen südlichstem Zipfel: Die Etappe beginnt in Vitoria-Gasteiz und endet nach 175 Mittelgebirgs-Kilometern im Nationalpark von Izki, nahe der Grenze zur Provinz La Rioja, wo tags darauf die Kategorie-1-Bergankunft am Alto de Moncalvillo wartet.
Die Entscheidung über den Vuelta-Gesamtsieg fällt aber sicher erst am Schluss-Wochenende. Dann nämlich steht in den Provinzen Burgos und Kantabrien die Königsetappe an: 171 Kilometer über sieben schwere, kategorisierte Anstiege – dreimal Kategorie 1, zweimal Kategorie 2 und zweimal Kategorie 3 – und mit einem brutalen Doppel zum Abschluss: dem Puerto de Los Tornos, der das Feld von Kantabrien zurück nach Burgos bringt, und dem Picon Blanco als letztem Berg dieser Spanien-Rundfahrt.
Sollte es danach im Kampf ums Rote Trikot tatsächlich noch eng sein, wird der Vuelta-Sieger 2024 schließlich in einem flachen, 22 Kilometer langen Kampf gegen die Uhr in der spanischen Hauptstadt Madrid gekürt.
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