Kolumbianer trotzt der Schlussoffensive

Froome applaudiert Quintana noch vor der Ziellinie

Von Daniel Brickwedde

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Chris Froome applaudiert dem vor ihm fahrenden Nairo Quintana, zollt Respekt für die starke Leisrtung des Kolumbianers. | Foto: Cor Vos

10.09.2016  |  (rsn) - Schlussoffensive bei der Vuelta a Espana. Die 20. und vorletzte Etappe der Spanien-Rundfahrt (193,2 Kilometer) mit Start in Benidorm bot über vier Anstiege der 2. Kategorie und der letzten Bergankunft auf dem Alto de Aitana (HC-Kategorie) großes Radsport-Spektakel.

Den Tagessieg sicherte sich Pierre Latour (AG2R) vor Darwin Atapuma aus einer Spitzengruppe heraus, nachdem sich beide einen intensivem Kampf (BMC, +0:02) geliefert hatten. In der Gesamtwertung gab es keine Veränderungen mehr. Nairo Quintana (Movistar) steht als Sieger der Rundfahrt praktisch fest. Der Kolumbianer ließ sich am 21 Kilometer langen Anstieg zum HC-Berg nicht mehr von Chris Froome (Sky) abhängen, der ihm noch vor der Ziellinie auf dem Rad applaudierte! Dagegen wurde der Kampf um Platz drei zum Sekundenkrimi.

"Die Teamleitung meinte, ich soll es heute mal probieren. Ich habe mich in diesem Rennen auch schon im Gruppetto wiedergefunden. Heute habe ich die Optionen gewechselt und mich in die Fluchtgruppe gewagt", freute sich der 22-jährige Latour über seinen ersten Grand-Tour-Erfolg.

"Am Fuße des Berges war ich mir nicht sicher, ob es gut ausgehen würde. Es fuhren ja noch ein paar gute Jungs in der Fluchtgruppe. Als Atapuma angriff, hatte ich schon Schmerzen in den Beinen. Aber ich konnte trotzdem durchziehen", so Latour weiter.

Der Franzose wirkte im Anstieg mehrfach am Limit, biss sich jedoch immer wieder fest. Die Flamme Rouge erreichte er schließlich zusammen mit Darwin Atapuma. 500 Meter vor dem Ziel schien er nach einem Antritt des Kolumbianers allerdings geschlagen, doch mit einem dicken Gang konnte Latour wieder aufschließen und seinen Begleiter niederringen. Etappendritter wurde Fabio Felline (+0:17 Sek./Trek-Segafredo), der gleichzeitig die Führung in der Punktewertung übernahm.

Die Etappe verlief von Start weg nervös und unübersichtlich. Ständige Attacken, wechselnde Spitzengruppen und ein stetiges Auf und Ab. Ruhe wollte vor allem zu Beginn nicht einkehren. Nach rund 50 Kilometern bildete sich am Alto de Vall de Ebo schließlich eine Spitzengruppe um sieben Fahrer, aus der sich kurz darauf das Duo Luis Leon Sanchez (Astana) und Rudy Molard (Cofidis) löste. Ihre Verfolgergruppe wuchs in der Folge auf 16 Fahrer an, darunter David Lopez (Team Sky), Darwin Atapuma (BMC), Robert Gesink (LottoNL), Fabio Felline (Trek - Segafredo), Kenny Elissonde (FDJ) und Mathias Frank (IAM).

An das Spitzenduo kamen sie jedoch lange nicht heran. Sanchez und Molard erarbeiten sich zwischenzeitlich drei Minuten an Vorsprung gegenüber ihren Verfolgern – das Feld lag über neun Minuten zurück. 12,5 Kilometer vor dem Ziel löste sich Sanchez dann von Molard, doch 4,5 Kilometer vor dem Ziel wurde er selber vom Verfolgertrio Frank, Atapuma und dem späteren Sieger Pierre Latour (AG2R) gestellt.

In der Favoritengruppe diktierte Orica-BikeExchange das Geschehen. Anstatt des erwarteten Kampfes um den Gesamtsieg entbrannte ein Duell um Platz drei. Esteban Chaves (Orica-BikeExchange) hatte am Vortag im Zeitfahren seinen dritten Platz an Alberto Contador (Tinkoff) verloren und ging mit einem Defizit von 1:11 gegenüber den Spanier ins Rennen.

Geschlagen geben wollte sich der Kolumbianer aber nicht. 45 Kilometer vor dem Ziel setzte Chaves am Puerto de Tudons (2. Kategorie) zur entscheidenden Attacke an und konnte sich zügig absetzen. In der Abfahrt bekam er Unterstützung von seinem Teamkollegen Damien Howson aus der Spitzengruppe. Zwischenzeitlich lag Chaves über zwei Minuten vor Contador und der Favoritengruppe. Am Ende ging sein Plan auf. Im Schlussanstieg wurde sein Vorsprung zwar noch mal kleiner, 1:24 Minuten Vorsprung reichten ihm jedoch, um die Vuelta doch noch als Dritter (+4:08) zu beenden.

"Das ist mein erstes Podium bei der Spanien-Rundfahrt. Ich bin sehr glücklich. Über Funk wurden wir aufgefordert, immer weiter zu pushen. Das war eine verrückte Etappe", sagte ein sichtlich erleichterter Chaves im Ziel.

Den Gesamtsieg sicherte sich Nairo Quintana (Movistar) mit einem Vorsprung von 1:23 Minuten vor Chris Froome (Sky). Der ganz große Schlagabtausch blieb aus und beide erreichten fast zeitgleich das Ziel.

In der Bergwertung sicherte sich Omar Fraile (Dimension Data) auf dem letzten Drücker noch das begehrte Trikot. Der Spanier gewann die erste Bergwertung am Coll de Rates (2. Kategorie) und liegt damit in der Endabrechnung zwei Punkte vor Kenny Elissonde (FDJ). Elissonde konnte trotz seiner Beteiligung in der Spitzengruppe keine weiteren Punkte während der Etappe sammeln.

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