Rennbericht Team Strassacker - Auftakt German Cycling Cup in Göttingen

Tour d‘ Energie: Perfektes Rennen - bis zur Flamme Rouge

Von Moritz Palm

Foto zu dem Text "Tour d‘ Energie: Perfektes Rennen - bis zur Flamme Rouge"
Chris Mai (l.) und Moritz Palm bei ihrer Attacke am Hohen Hagen | Foto: Volker Hillebrecht

27.04.2022  |  Lange sah es nach einem perfekten Saison-Auftakt für das Team Strassacker bei der Tour d'Energie aus: Chris Mai und meine Wenigkeit (Moritz Palm) lagen  als Ausreißer klar vorn, ehe ich mit Defekt ausschied und Chris schließlich an der Kilometer-Marke eingeholt wurde. So blieb für unsere Kunstgießerei-Mannschaft beim ersten Rennen des German Cycling Cup in Göttingen statt des sicher geglaubten Doppelsiegs "nur" ein Trostpflaster: der Sieg in der Team-Wertung.

Die Vorfreude hätte größer nicht sein
können. Nach über zwei Jahren Pandemie-bedingter Renn-Abstinenz hieß es anlässlich des GCC-Auftakts 2022 erstmals wieder: Startnummern auf den Rennanzug pinnen, Transponder befestigen, einklicken - und 100 Kilometer feinsten Radsport rund um Göttingen genießen. Nach dem verheerenden Sturz bei der letzten Austragung der Tour d'Energie im Jahr 2019, bei dem gleich vier Team-Fahrer im Krankenhaus landeten, hieß es für das Team Strassacker in diesem Jahr: sturzfrei ins Ziel kommen.

Auch deshalb fuhr die Equipe aus Süßen das Rennen von Anfang an von der Spitze - und hätte sich beinah umfassend für die starke Leistung belohnt: Nur ein Quäntchen Glück fehlte am Schluss zum ganz großen Triumph.

Das Fundament für eine erfolgreiche Saison
war traditionell wenige Wochen zuvor durch ein intensives Trainingslager auf Mallorca gelegt worden. In diesem Rahmen konnten die fünf Neuzugänge für die Saison, Ben Witt, Martin Nitzschmann, Fabian Thiele, Jonas Kahler und ich, mit den langjährigen Team-Fahrern unter Leitung von Joscha Weber gut zusammenfinden und wichtige gemeinsame Trainingskilometer abspulen.

Mit riesiger Motivation und schnellen Beinen gingen dann 17 Fahrer in den im GCC-Peloton berühmten "Celeste"-Trikots an den Start. Nach einer kurzen neutralisierten Startphase am Göttinger Jahn-Stadion wurde das Rennen 1,5 km später offiziell eröffnet. Das Team Strassacker kontrollierte mit fünf Fahrern - Markus Herms, Daniel Novak, Jannik Wüster, Martin Nitzschmann, Phil Peitzmeier - das relativ ereignisarme Anfangsgeschehen mustergültig und verhinderte die Bildung einer frühen Spitzengruppe.

Lediglich Neuzugang Fabian Thiele ging
durch einen unglücklichen Sturz seines Vordermanns in einem Kreisverkehr zu Boden und konnte den Anschluss an das Hauptfeld im weiteren Rennverlauf nicht mehr herstellen: „Leider war mein Rennen nach zehn Minuten schon vorbei. Am kommenden Sonntag in Frankfurt wird dafür umso mehr angegriffen – meine Form stimmt!“, so Fabian im Ziel.

Das Rennen wurde dann wenige Kilometer vor der ersten echten Herausforderung des Tages, dem 5,2 km langen Anstieg im Bramwald, zunehmend nervöser - einige Stürze im hinteren Teil des Hauptfeldes waren die Folge. Aufgrund der konzentrierten und geschlossenen Fahrweise als Team im vorderen Drittel des Felds blieben alle Strassacker-Fahrer glücklicherweise verschont.

Nachdem Phil Peitzmeier im Bramwald durch
sein zügiges, aber kontrolliertes Tempo-Diktat für eine erste Vor-Selektion gesorgt hatte, gingen im nachfolgenden, welligen Terrain vier Strassacker-Fahrer - Witt, Klöckner, Jansing und König - in die Offensive. Das Ziel, eine spätere „Relais-Station“ nach dem Hohen Hagen formieren zu können, wurde vor allem durch die Nachführarbeit des Team Leeze vereitelt, so dass eine ca. 50 Fahrer umfassende Gruppe geschlossen den Hohen Hagen in Angriff nahm. Dort sich zeichnete sich wie in den Jahren zuvor ein heftiger Schlagabtausch zwischen den Favoriten ab.

Die Team-Taktik ab hier war klar: Das Rennen schwer machen, für die starken Bergfahrer im Team arbeiten. Und so fuhren Daniel Novak, Joscha Weber und Jonas Kahler mit Volldampf in den Hagen, ehe Johannes König das Tempo noch einmal erhöhte und so für eine weitere Selektion sorgte. Schließlich lancierten Chris Mai und ich die (vermeintlich;-) vorentscheidende Attacke im Steilstück des Hohen Hagens: Schnell konnten wir eine Lücke von rund 15 Sekunden auf die Verfolger herausfahren.

Während Luca Wittrock, Timo Dahlheimer und
Sean Feldhaus in der zweiten Gruppe das Tempo verschleppten und dem Team damit den den Rücken freihielten, gelang es uns als Führungs-Duo trotz starkem Gegen- und Seitenwind in der anschließenden Abfahrt den Vorsprung auf rund 40 Sekunden auszubauen. In Gedanken schon jubelnd auf der Zielgeraden in Göttingen, wurde mir jedoch elf Kilometer vor dem Ziel eine Windböe zum Verhängnis, infolge derer ich unglücklich das Hinterrad von Chris touchierte und einen Defekt am Vorderrad erlitt: Mit gerissenen Speichen stand ich unglücklich am Straßenrand...

Von nun an auf sich allein gestellt, kämpfte Chris nicht nur mit dem starken Gegenwind, sondern auch gegen eine mittlerweile gut organsierte, rund 20 Mann große Verfolgergruppe. Trotz seiner beeindruckenden Performance wurde Chris schließlich kurz nach Durchfahren des „Teufelslappens“ durch das Feld gestellt.

„Am Hohen Hagen haben wir nach toller Vorbereitung
des gesamten Teams das Feld wie geplant im steilsten Stück gesprengt", lobte Chris im Ziel: "Danach lief es für uns eigentlich perfekt, Moritz und ich haben super harmoniert. Nachdem ich die letzten elf Kilometer alleine im Wind fahren musste, hat es leider nicht mehr ganz für den Sieg gereicht. Das ist natürlich schade, dennoch zeigt die Formkurve nach überstandener Covid-Infektion steil nach oben. Das stimmt mich zuversichtlich für die kommenden Rennen.“

Im Sprint des vorbeirauschenden Felds konnte Timo Dahlheimer mit einem tollen vierten Platz (3. Platz AK) hinter dem Überraschungssieger Nils Becker (RV Kiel) überzeugen. Zweiter wurde Hanno Rieping (Team pro-juventute.org – Percy Mash), Sieger der Jahre 2017 und 2018, vor Patrick Altefrohne (Team Leeze).

„Nachdem wenige Kilometer vor Ziel absehbar war,
dass unser Kapitän Chris eingeholt werden würde, lief alles auf einen Massensprint hinaus", sagte Timo über das Finale: "Vor allem Ben (Witt), der vorher schon einen tollen Job machte, hat mich dann auf dem letzten Kilometer super in Position gefahren und mich am richtigen Hinterrad abgeliefert. Den Sieger Nils (Becker) hatten wir ehrlicherweise alle nicht auf dem Zettel, das Finale war etwas chaotisch. Am Ende haben wir das Beste aus der Situation gemacht."

Sean Feldhaus rollte als guter Siebter über die Ziellinie und wurde Zweiter seiner Altersklasse. Zudem konnte das Team Strassacker einmal mehr die Mannschafts-Wertung gewinnen, da auch Luca Wittrock, Phil Peitzmeier, Ben Witt, Dominique Jansing, Jonas Kahler, Lukas Klöckner und Chris Mai das Ziel in der ersten Gruppe erreichten. Chris sicherte sich darüber hinaus den Bergpreis am Hohen Hagen.

Auch deshalb blickt Joscha Weber, sportlicher Leiter

des Teams, mit gemischten Gefühlen auf das Rennen: „Auch wenn es das Ergebnis nicht ganz zeigt - wir sind ein nahezu perfektes Rennen gefahren. Unser Plan ging auf und die Jungs haben alle hart dafür gearbeitet. Am Ende fehlten uns 900 Meter zum Sieg“.

Team-Chef Franco Adamo zog dennoch ein überwiegend positives Fazit für das erste Rennen der Saison 2022: "Mit der geschlossenen Mannschaftsleistung meines Teams im ersten Rennen bin ich sehr zufrieden. Natürlich ist es schade, den fast sicheren Doppelsieg so kurz vor dem Ziel noch aus der Hand zu geben, das tut mir leid für die Jungs."

"Taktisch haben wir perfekt umsetzen können,
was wir am Abend zuvor besprochen haben. Es freut mich sehr, dass sich unsere fünf Neuzugänge so gut in die Mannschaft integriert haben und diese hervorragend ergänzen. In Hinblick auf die kommenden Rennen bin ich nach dem heutigen Auftritt sehr zuversichtlich und überzeugt, dass wir unsere gesteckten Ziele für das Jahr 2022 erreichen werden. Strassacker is back!"

Eines wurde am Wochenende in Göttingen also deutlich: Die Performance stimmt, die Stimmung ist gut und der Zusammenhalt im Team Strassacker könnte besser nicht sein. Wir freuen uns auf die nächsten Rennen – mit etwas mehr Fortune wird unser Celeste dann auch wieder vom Podium aus in die jubelnde Zuschauermenge strahlen.

Dank gebührt zu guter Letzt dem Veranstaltungs-Team der Tour d‘ Energie, das es trotz einer zweijährigen Pandemie-Pause und Planungsunsicherheiten im Vorfeld geschafft hat, einmal mehr ein sehr gut organisiertes Radsport-Event auf die Beine zu stellen.

Die Ergebnisse
Männer Gesamt:
https://www.abavent.de/anmeldeservice/tourdenergie2022/ergebnisse#1_09C0EE
Team-Wertung:
https://www.abavent.de/anmeldeservice/tourdenergie2022/ergebnisse#1_F80A7B

Moritz Palm ist Fahrer beim Team Strassacker.

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