RSNplusFazit der deutschsprachigen Fahrer

Eine sehr harte Tour mit Rückenwind und 21 Tagen Vollgas

Von Joachim Logisch aus Rocamadour

Foto zu dem Text "Eine sehr harte Tour mit Rückenwind und 21 Tagen Vollgas"
Maximilian Schachmann (Bora - hansgrohe, li.) mit seinem Sportdirektor Rolf Aldag | Foto: Cor Vos

24.07.2022  |  (rsn) - Auf den Champs-Élysées feiern die verbliebenen Tour-Teilnehmer heute das Ende eine der härtesten Ausgaben der letzten Jahre. radsport-news.com fragte einige deutschsprachige Profis nach dem Einzelzeitfahren, wie ihr Fazit der vergangenen drei Wochen ausfällt.

"Seit dem zweiten Ruhetag ging es bergauf. Mit meiner Verfassung aus den letzten Tagen hätte ich auch in der zweiten Woche, die eine oder andere Chance haben können“, sagte Maximilian Schachmann (Bora – hansgrohe), der schon zu Beginn der Rundfahrt schwer gestürzt war.

___STEADY_PAYWALL___ "Dieses Jahr haben die äußeren Bedingungen mit dazu beigetragen, dass es schwer war. Wir hatten auf fast jeder Etappe Rückenwind oder Rückenkante“, fuhr er fort und meinte damit: "Es gab keine Etappe komplett mit Gegenwind“, die für ein gedrosseltes Tempo gesorgt und damit dem Hauptfeld etwas Erholung gegönnt hätte. "Die Tour war extrem hart und ich glaube, alle freuen sich auf Paris!“

Nils Politt (Bora – hansgrohe) wurde für eine starke Tour de France diesmal nicht mit einem Sieg belohnt – hier im Zeitfahren der 20. Etappe, in dem er Zwölfter wurde. | Foto: VeloImages

Dort rechnet der zweimalige Deutsche Meister fest mit einer Sprintankunft, so wie in den letzten Jahren immer. An ein Husarenstück, wie es Alexander Winokurow 2005 gelang, als er kurz vor Schluss attackierte und gewann, glaubte er nicht. "Die Teams sind gut organisiert und ich gehe davon aus, dass Jumbo morgen auch wieder sprinten möchte", so Schachmann, der als Neunter der Zeitfahrens bester deutscher Fahrer war.

Bora - hansgrohe: Knapp am Etappensieg, deutlicher am Podium vorbei

Sein Mannschaftskollege Nils Politt ordnete die 109. Tour de France ähnlich ein. "Sie war extrem hart, jeden Tag Vollgas, selbst das Zeitfahren jetzt“, sagte der Zwölfte der 20. Etappe in Rocamadour. "Es gab keinen Tag, an dem man mal die Landschaft ein bisschen genießen konnte. Es war immer hektisch und total schnell, 21 Tage Vollgas.“

Auch wenn die sportlichen Ziele nicht erreicht wurden, die sich Bora – hansgrohe gesetzt hatte, war Politt mit der Vorstellung des Teams zufrieden: "Wir haben uns gut präsentiert und waren in fast jeder Ausreißergruppe vertreten, einmal schrammten wir ganz knapp am Etappensieg und am Gelben Trikot vorbei (beides durch den erkrankt ausgeschiedenen Lennard Kämna, d. Red.). Wir können mit einem guten Fazit aus dem Rennen gehen.“

Simon Geschke (Cofidis, li.) wird das Bergtrikot nur stellvertretend für den Gesamtsieger Jonas Vingegaard (Jumbo – Visma, re.) nach Paris tragen. | Foto: Cor Vos

Neuzugang Marco Haller stimmte dem Deutschen Meister zu: "Das wir gerne einen Etappensieg gehabt hätten, ist kein Geheimnis. Die Resultate spiegeln nicht unsere Leistung wider, wir sind besser gefahren, als es auf dem Papier zu sehen ist. Wenn man die ganze Saison nimmt, dann ist Bora – hansgrohe super unterwegs, und es sind ja noch ein paar Rennen zu fahren.“

Geschke: "Das war eine meiner besten Tour-Teilnahmen"

Jonas Rutsch vom Team EF Education – EasyPost bestritt das Zeitfahren, ohne groß ins Risiko zu gehen. "Ich hatte nämlich keine Lust, morgen mit einem Verband nach Paris zu fahren. Die Zeit war mir heute zweitrangig", sagte er nach der vorletzten Etappe. Mit seiner persönlichen Vorstellung war der Wiesbadener nicht ganz zufrieden. "Es lief nicht so, wie ich es mir vorgestellt hatte. Auf der Roubaix-Etappe hatte ich mir für mich mehr erhofft, aber da hatte ich Defekt. Aber so ist der Sport, man kann nicht alles zu 100 Prozent planen.“

Das Resümee für seine Mannschaft fiel besser aus: "Für mein Team lief es sehr gut, wir haben einen Etappensieg und sind zweimal nur knapp gescheitert.“ Insgesamt teilte Rutsch den Eindruck seiner Kollegen: "Hier sind wir jeden Tag wie bei einem Eintagesrennen gefahren, es war unglaublich schwer.“

Alexander Krieger (Alpecin – Deceuninck, re.) wird auf der Schlussetappe in Paris als Anfahrer von Jasper Philipsen (re.) nochmals gefordert sein. | Foto: Cor Vos

Kurz vor Tour-Ende hat Simon Geschke (Cofidis) dann doch noch seinen Frieden damit gemacht, dass er das Bergtrikot in Vertretung des Gesamtsiegers Jonas Vingegaard (Jumbo – Visma) bis nach Paris bringen wird. Deshalb fiel sein Fazit dieser Tour auch ausgesprochen positiv aus: "Ich bin sehr zufrieden. Ich denke, das war eine meiner besten Tour-Teilnahmen. Ich bin ja noch ein sehr junger Fahrer, vielleicht kommt ja in den nächsten Jahren noch etwas“, scherzte der 36-Jährige im Ziel und fügte an: "Es ist einfach schön, gesund nach drei Wochen anzukommen. Das schafft auch nicht jeder.“

Krieger will Philipsen zum zweiten Etappensieg verhelfen

Alexander Krieger (Alpecin – Deceuninck) wollte am vorletzten Tag die drei Wochen noch nicht abschließend beurteilen. Schließlich muss der Stuttgarter auf der Schlussetappe für seinen Kapitän Jasper Philipsen nochmal ran: "Die Tour ist ja noch nicht vorbei. Ich hoffe, morgen Abend fällt mein Fazit anders aus als jetzt“, sagte der Anfahrer des Belgiers, der auf den Champs-Élysées seinen zweiten Etappensieg einfahren will.

Für Krieger gilt wie für alle Mitglieder der Sprinterteams: "Auf den Champs-Élysée werden wir nochmal Radrennen fahren.“ Doch bis dahin wird während der Fahrt gefeiert!

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