RSNplusIm Zeitfahren anfangs zu vorsichtig?

Heßmann holt bestes U23-Ergebnis seit Mathis´ WM-Titel

Von Felix Mattis

Foto zu dem Text "Heßmann holt bestes U23-Ergebnis seit Mathis´ WM-Titel"
Michel Heßmann fuhr im WM-Zeitfahren der U23 in Wollongong auf den fünften Rang. | Foto: Cor Vos

19.09.2022  |  (rsn) - Sechs Jahre ist es her, dass die deutsche U23-Nationalmannschaft in Katar das WM-Zeitfahren dominierte: Gold für Marco Mathis, Silber für Maximilian Schachmann und Platz vier für Lennard Kämna sprangen damals heraus – eine unfassbare Ausbeute. Nun hat der Bund Deutscher Radfahrer (BDR) im australischen Wollongong erstmals wieder einen U23-Fahrer in die Top 5 gebracht. Michel Heßmann verpasste zwar die erhoffte Medaille um 14,87 Sekunden, konnte anschließend aber trotzdem zufrieden lächeln.

"Immer das gleiche so ein bisschen: Vierter, Fünfter", sagte er im Ziel zu radsport-news.com mit Blick auf die vor einem Jahr in Trento um nur vier Sekunden verpasste Bronze-Medaille bei der EM oder auch seinen fünften Platz im Junioren-WM-Zeitfahren 2019 in Harrogate sowie Rang vier im Junioren-WM-Zeitfahren 2018 in Innsbruck. "Aber ich kann ja froh sein, dass ich Fünfter bin, denn es war ja sehr knapp zum Sechsten. Und an sich war es schon sehr gut heute", fügte er an.

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2021 bei der EM in Trento fehlten ihm sogar nur fünf Sekunden zum dortigen Silbermedaillen-Gewinner Sören Waerenskjold, der nun in Wollongong 39 Sekunden vor Heßmann Weltmeister wurde. Der Abstand zur absoluten Spitze war in Australien also so groß, dass man vom Titel ohnehin nicht hätte träumen dürfen. Und doch bewies der Gesamtdritte der Tour de l'Avenir einmal mehr, dass er ein kompletter Fahrer ist, von dem in Zukunft noch viel zu hören sein dürfte.

Die Hot Seats der Top 3 musste Heßmann (rechts) am Ende räumen. Sören Waerenskjold aus Norwegen durfte aber bis zum Schluss in der Mitte sitzen bleiben. | Foto: Cor Vos

Dass es auf dem Achterbahn-Kurs von Wollongong mit vielen Kurven sowie schweren Rampen und schnellen Abfahrten nicht nur auf die reinen Leistungsdaten ankam, gefiel ihm. "Man musste durch die vielen Kurven viel nach Gefühl fahren – mehr mit dem Kurs arbeiten, damit man einen schönen Rhythmus bekommt und sich da reinfallen lässt. Das hat den Kurs cool und schön gemacht. Natürlich kann man viel Zeit in den Kurven verlieren, aber das macht das Zeitfahren ja auch schöner. So findet man einen verdienten Sieger", so der für Jumbo – Visma fahrende Heßmann.

Zu verhalten aufgrund der Eindrücke vom Vortag?

Für ihn selbst sei zwar vom Ergebnis her mehr wohl nicht drin gewesen, meinte er. Trotzdem aber haderte er auch ein wenig mit seinem Rennbeginn. "Vielleicht bin ich am Anfang etwas zu langsam losgefahren. Aber ansonsten habe ich einen recht guten Rhythmus gefunden und konnte es mir gut einteilen. Vielleicht war am Ende noch was im Tank, aber das ist schwer zu sagen", überlegte er und meinte dann, dass die zu intensive Befassung mit dem Elite-Zeitfahren vom Sonntag möglicherweise ein kleiner Fehler war:

"Ich bin niemand, der zu schnell losfährt. Wenn es sich für mich am Anfang zu hart anfühlt, bin ich mit der Geschwindigkeit eigentlich meist genau richtig, weil ich dann in den Rhythmus komme. Insofern war es für mich vielleicht gar nicht so förderlich, in den Ergebnissen von gestern zu sehen, dass viele am Ende eingegangen sind. Denn so dachte ich: 'Okay, verhalten anfahren!' Und dadurch bin ich vielleicht 2-3 Prozent zu langsam losgefahren."

Doch zu viel grübeln musste Heßmann in Wollongong auch nicht. Schließlich stand unterm Strich mit Rang fünf eben das beste U23-Ergebnis eines Deutschen seit den Erfolgen von Mathis, Schachmann und Kämna in den Jahren 2016, 2015 und 2014 – und wenn sich der 21-Jährige so weiterentwickelt, wie es zwei der drei getan haben, dann steht ihm eine große Karriere bevor.

Wilksch auf Platz 20: "Hatte mir mehr erhofft"

Die könnte, da sind sich viele Experten einig, auch auf Hannes Wilksch warten – auch wenn der zweite deutsche Starter in Wollongong eher unglücklich von der Strecke wegfuhr. "Ich hatte mir mehr erhofft, aber manchmal laufen die Dinge nicht ganz so", bilanzierte der 20-Jährige vom DSM Development Team, der bei der L'Avenier starker Siebter gewesen war und auch bei Profirennen in dieser Saison schon aufhorchen ließ – etwa mit dem Gewinn des Bergtrikots bei der Tour de l'Ain im August.

Hannes Wilksch im WM-Zeitfahren von Wollongong. | Foto: Cor Vos

Doch schon nach seiner frühen Startgruppe lag Wilksch in Wollongong nur auf dem sechsten Platz und am Ende stand die '20' vor seinem Namen – 2:14 Minuten hinter Weltmeister Waerenskjold. "Ich habe meine Daten noch nicht angeguckt und nicht gesehen, wo ich mehr hätte investieren oder sparen müssen. Aber es war sehr schwer zu pacen und Kraft einzuteilen durch das viele hoch und runter, links, rechts", bilanzierte er.

In der Summe wäre mehr aber wohl auch nicht gegangen, nur in der Verteilung der Kräfte auf den zwei Runden über die Zeitfahr-Achterbahn von Wollongong. "Ich war am Ende tot, habe alles rausgeholt", so Wilksch, der aber sofort nach vorne zu schauen versuchte: "Abhaken, morgen ist ein neuer Tag." Und am Freitag gehören er und seine Teamkollegen in einer sehr stark aufgestellten deutschen Mannschaft zu den Medaillenkandidaten fürs Straßenrennen.

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