RSNplusRSN-Rangliste, Platz 49: Sebastian Schönberger

Trotz schweren Unfalls und unsicherer Zukunft “megahappy“

Von Felix Mattis

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Sebastian Schönberger | Foto: Franz-Renan Joly/B&B Hotels p/b KTM

18.11.2022  |  (rsn) – Es ist keine leichte Zeit als Profi beim französischen Zweitdivisionär B&B Hotels – KTM. Wie Teamchef Jerome Pineau am Mittwoch in einem Interview mit der französischen Sportzeitung L'Equipe offiziell bestätigte, kämpft der Rennstall momentan um seine Existenz. Die Zusicherungen entscheidender Geldgeber für die kommende Saison fehlen noch, beim Weltverband UCI wurde für die Lizenzierung als ProTeam daher eine Fristverlängerung bis Ende November erbeten – und bewilligt.

Wenn Pineau keinen Erfolg hat, stehen unter anderem der Deutsche Miguel Heidemann und auch der Österreicher Sebastian Schönberger für 2023 ohne Team da. Doch Letzterer wirkte im Gespräch mit radsport-news.com am Mittwochabend tiefenentspannt.

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"Ja, das ist so. Aber darüber darf man nicht nachdenken", meinte Schönberger. "Mein Bauchgefühl sagt: Es passt. Es muss alles eingereicht werden und alle Unterschriften müssen drunter sein. Aber das Gute ist, dass Jerome Pineau und sein Bruder Sebastien das ganze Projekt so leiten, dass immer alles Hand und Fuß hat. Wir sind alle in Kontakt mit Jerome und er hält uns über alles auf dem Laufenden. Im Endeffekt steht und fällt es eben mit dem Geld. Aber ich trainiere ganz normal und bereite mich auf die neue Saison vor", so der Innviertler.

Nach schwerem Start wurde das Jahr immer besser

Es ist beeindruckend, wie unaufgeregt Schönberger mit der Situation umzugehen scheint. Doch der 28-Jährige hat am Ende des Jahres 2022 eben bis auf die unsichere Situation rund um sein Team auch keinen Grund, schlechte Laune zu haben. Am 22. Oktober heiratete er seine langjährige Freundin Jana – Cousine von Felix Großschartner übrigens – und insgesamt blickt Schönberger auf eine gute Saison zurück.

Im dänischen Kopenhagen – hier beim Auftaktzeitfahren - gab Sebastian Schönberger in dieser Saison sein Debüt bei der Tour de France. | Foto: Cor Vos

"Megahappy" sei er mit seinen Leistungen. "Ich hatte einen richtig, richtig schweren Start mit einem schweren Unfall. Aber es ist dann immer nur besser geworden. Das Highlight war natürlich die Tour de France. Wenn man bei einem französischen Team die Tour fahren darf, dann heißt das schon was!"

Schönberger ist in seinem dritten Jahr bei B&B Hotels – KTM endgültig zu einer festen Größe im Team geworden. 2020 noch als Helfer für Pierre Rolland und die Kletterfraktion verpflichtet, bekam er Jahr für Jahr immer mehr Freiheiten und hat sich inzwischen in gewisser Weise freigestrampelt. In der Gesamtwertung bei Etappenrennen war er oft der Beste seiner Mannschaft, auch bei der Frankreich-Rundfahrt.

Immer wieder der Beste des Teams im Klassement

"Sie sind nicht speziell für mich gefahren, aber ich habe einfach meine Freikarte bekommen, weil andere dieses Jahr nicht so gut drauf waren. Und grundsätzlich will mich das Team als GC-Fahrer aufbauen", so Schönberger. "Ich habe mich nach oben gearbeitet und fühle mich in meiner Position wohl: fürs Team arbeiten, aber trotzdem Freiheiten bekommen."

So fuhr er Ende 2021 bei den französischen Herbstrennen einige Spitzenresultate, darunter Rang drei bei der Tour de Vendée ein. Und so konnte Schönberger auch 2022 ein paar Mal aufhorchen lassen – unter anderem mit Platz 6 bei den Boucles de l'Aulne (1.1) oder Gesamtplatz 15 bei den Vier Tagen von Dünkirchen (2.Pro). Außerdem fand er sich bei seiner ersten Tour de France mehrmals in starken Spitzengruppen wieder und landete auf Gesamtrang 33, wie gesagt als Bester seines Teams.

Auf der Königsetappe der Tour mischte Schönberger in der Gruppe des Tages mit und belegte an der L’Alpe d’Huez den 27. Platz.| Foto: Cor Vos

Das war vor allem deshalb stark, weil das Jahr schlechter kaum hätte beginnen können. Im Dezember stoppten ihn Knieprobleme, ein sogenanntes 'runners knee'. Schönberger konnte bis Mitte Januar kaum trainieren, kam trotzdem über den Februar gut in Form und sollte bei Paris-Nizza sogar auf Klassement fahren. Doch am 1. März zerschellte dieser Plan an einem Auto. Der Österreicher kollidierte im Training frontal mit einem PKW und hatte dabei "riesiges Glück", wie er rückblickend sagt.

Karriere hing Anfang Mai am seidenen Faden

"Es stand auf der Kippe, ob ich überhaupt weiter Rad fahren kann", so Schönberger. "Meine linke Hand war kaputt und ich hatte einen Muskelbündelriss im Oberschenkel. Wenn mich das Auto eine Spur weiter hinten erwischt hätte, wäre es wohl ein Oberschenkelbruch geworden – und dann wäre alles in Gefahr gewesen."

So aber endete die Karriere eben doch nicht abrupt. Vielmehr saß er nach exakt zwei Monaten bei Eschborn-Frankfurt erstmals wieder auf dem Rad. "Ich hatte einen sehr, sehr guten Arzt und auch mein Physio hat mich mental wieder sehr gut aufgebaut und vom Team hatte ich großen Rückhalt. Sie haben mir auch direkt wieder ein gutes Rennprogramm gegeben und gleich bei Eschborn-Frankfurt konnte man sehen, dass der Wiederaufbau der Form in den zwei Monaten gut geklappt hat."

Schönberger kam für seine Equipe auch bei der Deutschland Tour zum Einsatz, hier im Ziel der 4. Etappe in Stuttgart links neben Landsmann Felix Großschartner (Bora – hansgrohe). | Foto: Cor Vos

Verpasst hat Schönberger durch den schweren Unfall aber die Frühjahrsklassiker, bei denen er sich künftig auch beweisen will. Für die Flandern-Rundfahrt war er dieses Jahr eingeplant und auch die Ardennen reizen ihn – alles, wo es bergauf geht. "Ich bin auch extra die Gravel-WM gefahren, um zu zeigen, dass ich technisch gut genug bin. Rennen wie Amstel oder Flandern, die sollten mir liegen und würde ich auch gerne fahren", erklärte er. "Und natürlich hoffe ich auf ein paar Rennen in Italien. Das ist ein gutes Terrain für mich – und auch emotional ist das für mich toll. Die Herbstklassiker oder Strade – da fühle ich mich wohl. Ich bin in Italien ja auch Profi geworden."

Zusammen mit Cavendish zur Tour?

Doch um am Ende der Saison 2023 wieder "megahappy" mit den persönlichen Leistungen zu sein, sei vor allem die Tour de France ausschlaggebend. "Ein gutes Etappenergebnis, Top 3 oder Top 5, bei der Tour de France – dann wäre ich nächstes Jahr auch wieder happy", so Schönberger.

Über all dem hängt nun also das Damoklesschwert Sponsorensuche. Ist Teamchef Pineau mit Hilfe des neuen Partners, der Stadt Paris, bei der Akquise von Geldgebern unter Pariser Firmen erfolgreich, so geht es weiter. Und dann wäre wohl im kommenden Jahr auch Mark Cavendish ein Teamkollege von Schönberger. Das Team B&B Hotels – KTM, wie auch immer es dann hieße, würde sich in erster Linie mit dem Sprint-Ass auf Etappenjagd begeben. Doch um das auf den schwereren Teilstücken zu ergänzen, wäre Schönberger weiter eine gute Option für den Tour-Kader.

Eingelebt hat er sich bei den Franzosen längst. "Vorher konnte ich nur Bonjour, Baguette und Croissant sagen – das war's." Nun aber verstehe er viel und spreche auch passabel. Auch das ist gerade in einem französischen Team immer wichtig.

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