RSNplusBora will Evenepoel nicht kontrollieren lassen

Der designierte “Titelverteidiger“ für den Giro heißt Vlasov

Von Felix Mattis

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Aleksandr Vlasov (Bora - hansgrohe) soll beim Giro d´Italia 2023 in die Fußstapfen von Titelverteidiger Jai Hindley treten. | Foto: Cor Vos

16.12.2022  |  (rsn) – Der große Triumph mit Jai Hindley beim Giro d'Italia 2022 war der bislang wohl größte Erfolg in der Teamgeschichte von Bora – hansgrohe. Doch Team-Manager Ralph Denk hat noch längst nicht genug. Er habe dem Team gesagt, dass es vergleichsweise einfach sei, nach oben zu kommen, die Herausforderung nun aber sei, auch oben zu bleiben, erklärte Denk bei einem Online-Pressetermin am Dienstag.

Unter anderem heißt das konkret: Eines der größten Ziele 2023 wird die Titelverteidigung bei der Italien-Rundfahrt sein. Die allerdings wird ohne den Titelverteidiger angegangen. Anstatt Hindley soll Aleksandr Vlasov das deutsche WorldTeam im Mai anführen.

"Mit Blick auf die Strecken von Giro und Tour geht der Trend dahin, mit Aleks den Giro und mit Jai die Tour zu fahren", erklärte Sportdirektor Rolf Aldag zunächst vorsichtig, um dann aber auch direkt zu bestätigen: "Wir versuchen die Titelverteidigung mit Vlasov." Gerade angesichts der zahlreichen Zeitfahrkilometer im Kampf um das Rosa Trikot scheint diese Entscheidung nur logisch. Und Vlasov selbst ist hoch motiviert.

___STEADY_PAYWALL___ "Die Latte liegt ziemlich hoch, ja. Wir wollen den Titel veteidigen. Ich gebe mein Bestes und ich werde dafür ein starkes Team um mich haben", sagte der Tour-de-France-Fünfte im Teamhotel in Platja de Palma. "Ich mag Italien und denke, dass der Parcours mir auch entgegenkommt – viele Berge, das Bergzeitfahren, das sehr gut für mich ist, und auch bei den normalen Zeitfahren bin ich nicht allzu schlecht."

Aleksandr Vlasov ist einer der besseren Zeitfahrer unter den Kletter-Assen. | Foto: Cor Vos

Dabei macht ihm auch die Anwesenheit von Remco Evenepoel (Soudal – Quick-Step), der die Vuelta a Espana im September in beeindruckend kontrollierender Manier gewonnen hat, offenbar keine Angst. "Natürlich werde auch ich auf Remco schauen. Die Strecke ist mit den Zeitfahren für ihn erst Recht sehr gut und er hat schon gezeigt, dass er eine Grand Tour gewinnen kann. Aber ich werde versuchen, ihn in den Bergen abzuschütteln", kündigte Vlasov an und fügte selbstbewusst hinzu:

"Wenn er versucht, zu kontrollieren, fahren wir unser eigenes Rennen"

"Wenn er versucht, zu kontrollieren, dann fahren wir eben unser eigenes Rennen. Er kann ruhig kontrollieren, wenn er will. Aber wir werden uns darauf nicht einlassen." Vielmehr will man bei Bora – hansgrohe wohl an die offensive Fahrweise des Vorjahres anknüpfen.

"Wir setzen uns auch hier im Trainingslager schon mit dem Kern der Truppe, die für den Giro in Frage kommt, zusammen und besprechen, wie das Rennen mit Evenepoel vermutlich laufen wird", erklärte Aldag und Vlasov meinte: "Wir haben natürlich noch nicht über konkrete Taktiken gesprochen. Aber natürlich half die offensive Fahrweise des Teams dieses Jahr und daran können wir uns orientieren."

Momentan sei viel mehr als die mögliche Taktik und die Auseinandersetzung mit Top-Favorit Evenepoel oder auch Geraint Thomas (Ineos Grenadiers) aber der Parcours in seinem Kopf, vor allem die brutale Schlusswoche mit Bergankünften am Monte Bondone, am Zoldo Alto, an den Drei Zinnen von Lavaredo und mit dem entscheidenden Bergzeitfahren zum Monte Lussari am vorletzten Renntag.

Bei der Tour de Suisse stieg Vlasov 2022 nach seinem Etappensieg in Novazzano wegen Corona als Gesamtführender aus. Nach der Valencia-Rundfahrt und der Tour de Romandie hätte es sein dritter Rundfahrtsieg 2022 werden können. | Foto: Cor Vos

"Man kann sich sicherlich nichts Aufheben fürs Bergzeitfahren. Die Tage davor sind alle schon so schwer mit über 4.000 Höhenmetern, wenn man sich da schont, verliert man zu viel Zeit und am Ende kann jede Sekunde zählen", meinte Vlasov, der außerdem warnte: "Man versucht vielleicht mit der dritten Woche im Hinterkopf etwas später in Top-Form zu sein. Aber gleichzeitig wird auch die erste Woche mit den anderen zwei Zeitfahren und auch der ersten Bergankunft am Campo Imperatore (Gran Sasso d'Italia, d. Red.) schon nicht so leicht."

Neben Kämna auch Denz, Palzer, Gamper, Konrad und Jungels auf Giro-Longlist

Vlasov betonte, dass ihm neben dem Parcours auch das Gastgeberland an sich gefalle. Immerhin fuhr er in der U23 drei Jahre lang für italienische Mannschaften und wohnte auch in den ersten Profijahren noch am Gardasee, bevor er schließlich nach Monaco zog. Auch innerhalb des Teams Bora – hansgrohe verbringe er viel Zeit mit seinen italienischen Teamkollegen, die allesamt auch zum elfköpfigen Kandidatenkreis für den Giro-Kader gehören.

Neben Giovanni Aleotti, Cesare Benedetti und Matteo Fabbro stehen auf der sogenannten 'Longlist', aus der am Ende acht Mann für Italien ausgewählt werden, auch die Deutschen Nico Denz und Anton Palzer, die Österreicher Patrick Gamper und Patrick Konrad, der Däne Frederik Wandahl, der Luxemburger Bob Jungels sowie der genau wie Vlasov bereits gesetzte Lennard Kämna. Letzterer wird Freiheiten bekommen und sich auch im Klassement versuchen, betonte aber auch selbst bereits, dass Vlasov der klare Kapitän sei und er daran auch nicht rütteln werde. Sprinter werden, wie schon 2022, nicht im Bora-Aufgebot stehen, der Fokus liegt voll auf der Gesamtwertung.

Rennprogramm bis zum Giro fast ohne Evenepoel-Clash

Im März begeben sich acht der elf Mann bereits gemeinsam in ein Höhentrainingslager in der Sierra Nevada, bevor es für Vlasov dann über die Tour of the Alps (2.Pro) und Lüttich-Bastogne-Lüttich (1.UWT) zum Giro-Start in die Abruzzen geht. Seinen Saisoneinstand allerdings gibt der 26-Jährige in Spanien bei der Valencia-Rundfahrt (2.Pro), wo er selbst Titelverteidiger ist – und das nicht nur stellvertretend, wie beim Giro.

Bei der Valencia-Rundfahrt 2022 schlug Vlasov Evenepoel bergauf auf Schotter | Foto: Cor Vos

2022 gewann er das fünftägige Rennen der Kategorie 2.Pro ausgerechnet vor dem Mann, der beim Giro 2023 nun sein größter Rivale werden soll: Evenepoel. Vlasov schüttelte den Belgier damals auf der 3. Etappe zur Ankunft an den Antenas del Maigmó ab und gewann die Rundfahrt mit 32 Sekunden Vorsprung. Diesmal wird es zu diesem Aufeinandertreffen dort allerdings nicht kommen, weil Evenepoel stattdessen die Vuelta a San Juan (2.Pro) in Argentinien sowie danach die UAE Tour (2.UWT) bestreitet.

Und auch wenn Vlasov Anfang März nach Italien reist, um erstmals bei Strade Bianche (1.UWT) zu starten und danach Tirreno Adriatico (2.UWT) in Angriff zu nehmen, wird Evenepoel fehlen. Erst Lüttich-Bastogne-Lüttich (1.UWT) zwei Wochen vor dem Giro-Start haben beide im Programm. Übrigens: Als Vlasov damals im Februar 2022 an den Antenas del Maigmó die Valencia-Rundfahrt an sich riss, tat er das in der entscheidenden Schotter-Steigung. Bei seinem Strade-Bianche-Debüt Anfang März sollte man ihn also auch im Auge haben.

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