Lippert dank Bonussekunden Gesamtvierte

Kool schlägt gestürzte Ex-Teamkollegin Wiebes bei UAE Tour

Von Felix Mattis aus Dubai

Foto zu dem Text "Kool schlägt gestürzte Ex-Teamkollegin Wiebes bei UAE Tour "
Charlotte Kool (DSM) hat den Auftakt der 1. UAE Tour Women gewonnen. | Foto: Cor Vos

09.02.2023  |  (rsn) – Top-Favoritin Lorena Wiebes (SD Worx) hat zum Auftakt der neuen UAE Tour Women (2.WWT) eine überraschende Niederlage einstecken müssen. Im ersten Einsatz für ihren neuen Arbeitgeber war die Niederländerin über 109 Kilometer vom Port Rashid zum Dubai Harbour im Sprint chancenlos gegen ihre Landsfrau und letztjährige Teamkollegin Charlotte Kool (DSM) und musste sich mit Rang zwei begnügen.

Allerdings kämpften Kool und Wiebes auf der 700 Meter langen Zielgeraden am Yachthafen von Dubai kaum mit gleichen Voraussetzungen. Denn die Zweitplatzierte war 3,8 Kilometer vor dem Ziel in einen Massensturz verwickelt, sprang danach blitzschnell zurück aufs Rad und fuhr bereits einen ersten Sprint, um 1.000 Meter später wieder im Feld zu sein, wo ihr neues Team SD Worx sie dann sofort an die Spitze pilotierte und den Sprint anfuhr.

Kool kam dann dank Anfahrerin Franziska Koch an Wiebes Hinterrad und sprintete auf den letzten 100 Metern von da an ihrer Ex-Kapitänin vorbei zum überlegenen Sieg mit einer guten Radlänge Vorsprung. Was folgte war ein lauter Jubelschrei. "Heute ist einfach alles zusammengekommen – ich bin einfach wirklich glücklich", strahlte die 23-Jährige im Siegerinnen-Interview.

Wiebes stürzt 3,8 Kilometer vor dem Ziel

"Es war ein wirklich chaotischer Tag, aber ich bin ruhig geblieben und das Team hat sich toll um mich gekümmert. Am Ende war es nochmal eine echte Achterbahnfahrt mit den Stürzen, ging immer von links nach rechts und zurück, aber wir sind ruhig geblieben und den Sprint dann von hinten gefahren", so Kool. Von hinten zu kommen war bei starkem Gegenwind von vorne links auf der Zielgeraden schließlich der Schlüssel.

Doch auch die geschlagene Wiebes zeigte sich angesichts der Entstehungsgeschichte ihrer Niederlage gegen die Ex-Anfahrerin nicht allzu frustriert. "Ich denke ich bin noch nie so schnell zurück auf mein Rad gesprungen", lachte sie im Gespräch mit radsport-news.com nachdem sie sich ihr Knie erstmal mit Eis gekühlt hatte.

"Glücklicherweise gab es Gegenwind und das Peloton war nicht allzu schnell. Dadurch konnte ich wieder ranfahren und meine Teamkolleginnen haben mich dann sehr schnell wieder in Position gebracht. Aber am Ende hat das doch zu viel Energie gekostet."

Lippert holt Zwischensprint

Etappendritte in Dubai wurde die Italienerin Chiara Consonni (UAE Team ADQ), Rang vier belegte deren Landsfrau Maria Giulia Confalonieri (Uno-X) vor der Australierin Sarah Roy (Canyon//SRAM).

Mit dem fünften Sieg ihrer Profikarriere übernahm Kool auch die Führung in der Gesamtwertung der viertägigen Rundfahrt durch die Vereinigten Arabischen Emirate. Mit vier Sekunden Rückstand ist Wiebes Zweite vor Consonni (+ 0:05) und Liane Lippert (Movistar / + 0:07). Die Deutsche Meisterin gewann aus dem Feld heraus den zweiten Zwischensprint und sicherte sich drei Bonussekunden. Lippert trägt am Freitag das Schwarze Trikot der besten Zwischensprint-Sammlerin, Kool besitzt alle weiteren Wertungstrikots.

So lief das Rennen:

Nach dem Start direkt am alten britischen Luxusdampfer Queen Elizabeth II., der seit 2008 im Besitz Dubais ist und am Port Rashid nun als Hotel dient, führte die 1. Etappe über 109 Kilometer durch die Metropole Dubai. Von den Wetterdiensten war das Peloton vor starkem Wind gewarnt worden und so war die Anspannung den ganzen Tag groß. Immer wieder versuchten einige Teams nach Richtungswechsel Windkantenszenarien herbeizuführen. Doch nur einmal ließ sich eine kleinere Gruppe kurzzeitig wirklich distanzieren. In Dubai und seinem engsten Umkreis waren die Straßen trotz ihrer Breite nicht offen genug, für echte Windstaffel-Rennen. So ging es geschlossen über den Parcours und an beiden Zwischensprints vorbei.

Zunächst gewann den ersten Sprint an der Pferderennbahn von Meydan, auf der mit dem Dubai Cup jeden März das höchstdotierte Pferderennen der Welt ausgetragen wird, die Polin Agnieszka Skalniak-Sojka (Canyon – SRAM) und sicherte sich drei Bonussekunden für die Gesamtwertung. Dann gewann 22 Kilometer vor dem Ziel in der Dubai Sports City Lippert den zweiten Bonussprint.

Mehrer Stürze im Finale

Ausreißversuche blieben im Finale aus und so lief es die ganze Zeit auf den erwarteten Massensprint hinaus, bis es auf den letzten fünf Kilometern noch zu drei Stürzen im Peloton kam – besonders groß war dabei jener, in den auch Wiebes 3,8 Kilometer vor Schluss involviert war.

Während die Niederländerin danach den Anschluss nach vorne noch einmal herstellen konnte, weil sie am vorderen Ende des Knäuels zu Boden gegangen war, bedeutete der Sturz für einige Top-Ten-Kandidatinnen in der Gesamtwertung bereits einen Zeitverlust von 25 Sekunden oder mehr. Betroffen waren unter anderen auch Urska Zigart (Jayco – AlUla), Petra Stiasny (Fenix – Deceuninck), Pauliena Rooijakkers (Canyon – SRAM) und Skalniak-Sojka, die sogar 1:27 Minuten verlor.

Etwas mehr Glück im Unglück hatte dagegen elf weitere Fahrerinnen um Mitfavoritin Elisa Longo Borghini (Trek – Segafredo) und die Österreichische Meisterin Christina Schweinberger (Fenix – Deceuninck). Sie nämlich stürzten kurz darauf ebenfalls, taten das aber erst nach der 3-Kilometer-Marke und blieben daher ohne Zeitverlust.

Während sich die Gestürzten hinten sortierten, brachte SD Worx Wiebes sofort an die Spitze des Pelotons zurück und das niederländische Team bereitete auf dem Schlusskilometer den Sprint hervorragend vor. Lonneke Uneken führte den neuen Sprintzug bei Gegenwind bis an die 300-Meter-Marke, dann beschleunigte Barbara Guarischi perfekt und etwas mehr als 150 Meter vor der Linie trat schließlich Wiebes an. Allerdings fehlte dem Sprintstar des Vorjahres ganz augenscheinlich der gewohnte Punch nach ihrer Verfolgungsjagd wenige Minuten zuvor und so hatte sie nichts mehr entgegenzusetzen, als Kool auf den letzten 100 Metern aus ihrem Windschatten zum Sieg vorbeispurtete.

Results powered by FirstCycling.com

Mehr Informationen zu diesem Thema

12.02.2023Unfreiwillig das beste Timing: Kool bezwingt Wiebes erneut

(rsn) – Während für den Gesamtsieg von Elisa Longo Borghini (Trek – Segafredo) auf der letzten Etappe der ersten UAE Tour Women (2.WWT) nichts mehr anbrannte, kam es in Abu Dhabi zum dritten Mal

11.02.2023Lippert: Kurze Unaufmerksamkeit kostete die UAE-Top-5

(rsn) – Auf den ersten beiden Etappen der UAE Tour Women (2.WWT) war für Liane Lippert (Movistar) sehr viel richtig gelaufen. Durch einen Zwischensprint am Auftakttag hatte die Deutsche Meisterin s

11.02.2023Longo Borghini und Realini jubeln am Jebel Hafeet gemeinsam

(rsn) – Trek – Segafredo hat am Jebel Hafeet der Konkurrenz keine Chance gelassen und nach 107 Kilometern auf der 3. Etappe der 1. UAE Tour Women (2.WWT) in 1.030 Metern Höhe einen Doppelerfolg f

10.02.2023Wiebes gelingt Revanche für die Niederlage vom Vortag

(rsn) – Nach dem zweiten Platz vom Vortag hat Lorena Wiebes (SD Worx) die 2. Etappe der UAE Tour Women (2.WWT) vom Al Dhafra Castle nach Al Mirfa über 133 Kilometer im Sprint eines durch Seitenwind

08.02.2023Lippert vor UAE Tour: “Würde mich nicht als Mitfavoritin sehen“

(rsn) – Nach ihrem zweiten Platz im ersten Saisonrennen am Sonntag in Spanien wird Liane Lippert (Movistar) auch bei der am Donnerstag beginnenden 1. UAE Tour der Frauen (2.WWT) zu den Favoritinnen

08.02.2023Nicht nur Jebel Hafeet entscheidet: Windige Tage warten

(rsn) – Mit einem attraktiven Starterfeld und 13 WorldTeams beginnt am Donnerstag am Port Rashid in Dubai die 1. UAE Tour der Frauen (2.WWT). Neben drei völlig flachen Etappen steht während der v

30.01.2023UAE Tour Women bei Erstaustragung mit 13 WorldTeams

(rsn) – Nachdem die australischen Rennen zum Beginn der Women´s WorldTour-Saison 2023 mit lediglich sechs Teams der ersten Liga absolviert wurden und das Starterfeld sonst hauptsächlich mit kleine

25.01.2023UAE Tour Women: Drei Flachetappen und der Jebel Hafeet

(rsn) – Am 9. Februar wird in Dubai die 1. UAE Tour Women beginnen. Das gaben die Veranstalter des neuen WorldTour-Rennens für Frauen am Dienstag bekannt. Das viertägige WWT-Event beinhaltet drei

Weitere Radsportnachrichten

18.04.2024Radsport live im TV und im Ticker: Die Rennen des Tages

(rsn) – Welche Radrennen finden heute statt? Wo und wann kann man sie live im Fernsehen oder Stream verfolgen? Und wie geht´s zum Liveticker? In unserer Tagesvorschau informieren wir jeden Morgen

18.04.2024TotA-Sturz: Harper kommt mit leichter Gehirnerschütterung davon

(rsn) – Entwarnung für Chris Harper: Der Australier von Jayco – AlUla ist bei seinem Sturz rund 25 Kilometer vor dem Ziel der Königsetappe der Tour of the Alps ohne schlimmeren Verletzungen dav

18.04.2024Die Aufgebote für das 8. Lüttich-Bastogne-Lüttich der Frauen

(rsn) – Mit der 8. Ausgabe des Lüttich-Bastogne-Lüttich der Frauen endet die Ardennenwoche. Während das Männerrennen von Lüttich aus nach Süden zum Wendepunkt in Bastogne und von dort wieder z

18.04.2024Die Aufgebote für das 110. Lüttich-Bastogne-Lüttich

(rsn) – Zum krönenden Abschluss der sogenannten steht am 21. April die 110. Ausgabe von Lüttich-Bastogne-Lüttich an. La Doyenne, wie das 1892 erstmals ausgetragene und damit älteste Eintagesrenn

18.04.2024Steinhauser: Giro-Test mit Prädikat sehr gut

(rsn) – Den Feinschliff für sein Grand-Tour-Debüt holt sich Georg Steinhauser (EF Education – EasyPost) derzeit bei der 47. Tour of the Alps (2.Pro). In wenigen Wochen geht es für den Allgäue

18.04.2024Belgrade Banjaluka: Ausreißer Albrecht zum Auftakt Zweiter

(rsn) – Zum Auftakt von Belgrade Banjaluka (2.2) hat das Team P&S Metalltechnik – Benotti einen starken Auftritt hingelegt. Auf der 140 Kilometer langen 1. Etappe zwischen Belgrad und Bijeljina b

18.04.2024Auf der Königsetappe macht Carr die schwachen Tage vergessen

(rsn) – Mit einem Soloritt über rund 30 Kilometer hat sich Simon Carr (EF Education – EasyPost) die Königsetappe der 47. Tour of the Alps (2.Pro) gesichert. Der 25-jährige Brite setzte sich üb

18.04.2024Hartmann: Aus “nur durchkommen“ wurden 74 km an der Spitze

(rsn) – Elena Hartmann bekam ihre völlig durchnässten Handschuhe kaum mehr von ihren frierenden Fingern. Als die 33-Jährige vom Team Roland oben auf der Mur de Huy 5:41 Minuten nach Siegerin Kata

18.04.2024Extrembedingungen beim Flèche, aber kein Schlechtwetterprotokoll

(rsn) – Zwei Rennen unter Extrembedingungen hart an der Grenze des Schlechtwetterprotokolls der UCI bot der Flèche Wallonne am Mittwoch: Nachdem beim Start der Männer um 11:15 Uhr in Chareleroi no

18.04.2024Trotz wenig Schlaf: Benoot holt ein “exzellentes Ergebnis“

(rsn) – Vor dem Start des 88. Flèche Wallonne in Charleroi hatte Tiesj Benoot (Visma – Lease a Bike) noch mehr über die Geburt von Töchterchen Loes gesprochen, die am Abend zuvor zur Welt gekom

18.04.2024Lüttich-Bastogne-Lüttich im Rückblick: Die letzten zehn Jahre

(rsn) – Lüttich-Bastogne-Lüttich bildet traditionell den krönenden Abschluss der Ardennenwoche. La Doyenne, das älteste Eintagesrennen der Welt, ist mit seinen kurzen, teils extrem steilen Anst

18.04.2024Lopez: “Einer der härtesten Tage meines Lebens“

(rsn) – Die 3. Etappe der Tour of the Alps 2024 wird den Teilnehmern lange in Erinnerung bleiben. Zwar hatte der 124,8 Kilometer lange Abschnitt rund um Schwaz in Tirol nur wenig an Spektakel zu bie

RADRENNEN HEUTE

    Radrennen Männer

  • Tour of the Alps (2.Pro, ITA)
  • Belgrade Banjaluka (2.2, BIH)