Spanier gewinnt Strade-Etappe des Giro

Sanchez spart Kraft und schlägt Alaphilippe im Sprint

Von Kevin Kempf

Foto zu dem Text "Sanchez spart Kraft und schlägt Alaphilippe im Sprint"
Pelayo Sánchez (Movistar) hat auf der 6. Etappe des 107. Giro d’Italia (2.UWT) den größten Erfolg seiner Karriere eingefahren. | Foto: Cor Vos

09.05.2024  |  (rsn) - Pelayo Sanchez (Movistar) hat die 6. Etappe des 107. Giro d’Italia von Viareggio nach Rapolano terme über 180 Kilometer und drei Schottersektoren gewonnen. Im Dreiersprint war der Spanier schneller als der Franzose Julian Alaphilippe (Soudal – Quick-Step) und der Australische Meister Luke Plapp (Jayco – AlUla).

Der Italiener Andrea Piccolo (EF Education – EasyPost) kam solo als Vierter ins Ziel, der Ecuadorianische Meister Jhonatan Narvaez (Ineos Grenadiers) gewann mit 29 Sekunden Rückstand den Sprint der Favoritengruppe und sicherte sich so Rang fünf. Der Slowene Tadej Pogacar (UAE Team Emirates) verteidigte sein Rosa Trikot.

Sanchez absolviert seine erste Saison auf WorldTour-Niveau. Der 24-Jährige nahm 2021 und 2023 im Trikot von Burgos – BH schon an der Vuelta a Espana teil. Im vergangenen Jahr wurde er auf der 20. Etappe Dritter hinter Wout Poels (Bahrain Victorious) und Remco Evenepoel (Soudal – Quick-Step). Beim Giro-Debüt schlug er nun zwei Weltklassefahrer deutlich. “Ich kann es gar nicht fassen. Es ist ein verrückter Tag für mich“, strahlte Sanchez im Ziel-Interview.

“Ich spare schon seit Beginn des Giro meine Kräfte, denn ich wusste, dass meine Form da ist. Heute war ich endlich in der Gruppe, aber ich hätte nie zu träumen gewagt, die Etappe zu gewinnen“, freute er sich über seinen zweiten Saisonsieg, nachdem er auf Mallorca bei der Trofeo Pollenca-Port d’Andratx (1.1) den Tübinger Marius Mayrhofer (Tudor) im Sprint das Hinterrad gezeigt hatte.

Der Movistar-Neuzugang kann klettern und ist explosiv – weshalb ihm die hügelige Etappe durch die Toskana besonders lag. “Ich wusste, dass der Tag hart werden würde, also habe ich Kraft gespart und auf meinen Moment gewartet. Erst nach zwei Stunden gingen die Attacken richtig los und ich bin mitgegangen. Letztendlich bin ich dann mit Plapp und Alaphilippe weggefahren“, erklärte er.

Mit diesen beiden Fahrern jagte er nach 180 Kilometern dem Zielstrich entgegen. “Ich hatte versucht, sie abzuhängen, aber es kam zum Sprint. Zum Glück war ich der schnellste“, resümierte er mit strahlendem Lächeln.

Strade-Bianche-Sieger Pogacar verzichtete auf den Schotterpisten auf Attacken und beschränkte sich mit seinem Team darauf, das Rennen zu kontrollieren. Der 25-Jährig liegt im Klassement weiterhin 47 Sekunden vor Geraint Thomas (Ineos Grenadiers), eine weitere Sekunde dahinter folgt Daniel Felipe Martinez (Bora – hansgrohe) als Dritter. Pogacar behauptete auch das Bergtrikot, Jonathan Milan (Lidl – Trek) seine Führung im Punkteklassement und Cian Uijtdebroeks (Visma - Lease a Bike) jene in der Nachwuchswertung.

So lief die 6. Etappe des Giro d’Italia:

Ohne die drei Israel-Premier-Tech-Fahrer Michael Woods, Nadav Raisberg und Riley Pickrell sowie Grand-Tour-Debütant Florian Lipowitz (Bora – hansgrohe) machte sich das noch 165 Athleten starke Peloton in Viareggio auf den Weg. Es dauerte ganze 72 Kilometer, bis sich nach zahllosen vergeblichen Attacken eine Ausreißergruppe absetzen konnte.

Im ersten Anstieg des Tages nach Volterra (4.Kat.) lösten sich dann doch Alaphilippe, Filippo Fiorelli (VF Group – Bardiani CSF – Faizanè) und Aurelien Paret-Peintre (Decathlon – AG2R La Mondiale). Während aufgrund des sehr hohen Tempos sehr viele Fahrer zurückfielen, holte sich Fiorelli genau 100 Kilometer vor dem Ziel den Bergpreis.

Doch die Verfolger ließen nicht locker und so schafften neun Kilometer später gleich 23 Fahrer den Anschluss an die Spitze. Mit dabei waren unter anderem Kaden Groves (Alpecin – Deceuninck), Tobias Steinhauser (EF Education – EasyPost), Simon Gesche (Cofidis), Mayrhofer, Patrick Gamper (Bora – hansgrohe) und Felix Großschartner (UAE Team Emirates). Mit noch 86 zu fahrenden Kilometern wurde ein Großteil dieser Gruppe eingeholt, aus der sich kurz davor Alaphilippe, Groves und Sanchez abgesetzt hatten. Auch Plapp, Matteo Trentin (Tudor), Andrea Vendrame (Decathlon – AG2R La Mondiale) und Fiorelli fuhren noch an das Spitzentrio heran. Erst jetzt kehrte im Feld Ruhe ein.

Das Streckenprofil der 6. Etappe des Giro d‘Italia | Foto: Veranstalter

Fiorelli und Groves spurteten 76 Kilometer vor dem Ziel beim ersten Zwischensprint um die maximal möglichen zwölf Punkte, die sich der Australier holte. Eingangs der letzten 50 Kilometer nahm das Septett mit drei Minuten Vorsprung den ersten Schottersektor in Angriff. Dort verloren die Ausreißer fast eine Minute, bevor es nach einem halben asphaltierten Kilometer auf den zweiten Sektor ging. Dieser führte bergauf und endete an der Grotti-Bergwertung (4.Kat.). Auf dem Weg dorthin teilten sich die Spitzengruppe: Alaphilippe, Plapp und Sanchez schüttelten ihre vier Kontrahenten ab.

Genau 40 Kilometer gewann der Franzose die Bergwertung. Seine Gruppe jetzt eine gute halbe Minute vor den ersten Verfolgern und fast 1:30 Minuten vor dem Feld, in dem Martinez, Uijtdebroeks und Ben O'Connor (Decathlon - AG2R La Mondiale) durch einen Sturz kurz beeinträchtigt wurden. Im Feld kehrte nun aber Ruhe ein, Plapp gewann 27 Kilometer vor dem Ziel den Intergiro und damit drei Bonussekunden.

Im letzten Sektor kam es im Feld zu einem größeren Sturz. Ineos Grenadiers zog voll durch und dezimierte die Gruppe auf rund 25 Fahrer. Alaphilippe sicherte sich drei Bonussekunden beim letzten Zwischensprint, doch der Vorsprung des Trios betrug 14 Kilometer vor dem Ziel nur noch rund eine Minute. In einem Kreisel versteuerten sich Sanchez und Alaphilippe. Plapp war allein weg, Alaphilippe probierte vergeblich hinzuspringen. Erst als er von Sanchez eingeholt wurde, kam das Duo in einem ansteigenden Stück am 10-Kilometer-Banner wieder an Plapp heran.

An einem kurzen Stich fünf Kilometer vor dem Ziel wurde sowohl bei den Ausreißern als auch im Feld attackiert, in beiden Fällen allerdings erfolglos. Als ein letzter Angriff kurz vor dem Teufelslappen verpuffte, spannte sich Plapp vor die kleine Spitzengruppe. Alaphilippe setzte 180 Meter vor dem Ziel zum Sprint an, doch Sanchez kam schnell neben ihn und letztlich auch vorbei. Piccolo hatte sich auf den letzten drei Kilometern aus dem Feld abgesetzt und wurde Vierter, Narvaez gewann den Sprint der Favoritengruppe, was Rang fünf bedeutete.

Results powered by FirstCycling.com

Mehr Informationen zu diesem Thema

05.06.2024Kanter “super motiviert“, Fragezeichen hinter der Form

(rsn) – Sein Giro-Debüt musste Max Kanter bereits nach der 9. Etappe beenden. Der Sprinter von Astana Qazaqstan musste wie zahlreiche weitere Profis auch wegen eines grippalen Infekts das Rennen au

28.05.2024Gianetti: “Jetzt sind wir bereit für die Tour de France“

(rsn) – Den ersten Teil seines großen Plans, als erster Fahrer nach Marco Pantani 1998 im Lauf einer Saison das Double aus dem Giro d’Italia und der Tour de France zu gewinnen und damit ein weite

28.05.2024Grande Partenza 2026 in Albanien?

(rsn) – Kurz nach dem Finale des 107. Giro d’Italia, der am Sonntag in Rom mit dem überlegenen Gesamtsieg von Tadej Pogacar (UAE Team Emirates) endete, kursieren bereits zahlreiche Berichte über

27.05.2024Martinez macht beim Giro einen Kindheitstraum wahr

(rsn) - Trotz eines fünften Platzes beim Giro d’Italia 2021 galt Daniel Martinez bisher eher als Mann für einwöchige Rundfahrten. Mit seinem zweiten Rang bei der 107. Italien-Rundfahrt hat der Ne

27.05.2024O´Connor zeigte beim Giro große Grand-Tour-Klasse

(rsn) – Viele Jahre galt Ben O´Connor (Decathlon AG2R La Mondiale) als Rohdiamant im Hinblick auf dreiwöchige Landesrundfahrten. Nach vielversprechenden Leistungen aber gelang es ihm bislang nur s

27.05.2024Bora-Teamchef Denk bestätigt Abschied von Buchmann

(rsn) – Nach den Verwerfungen im Zusammenhang mit der Giro-Ausbootung von Bora – hansgrohe war bereits über einen bevorstehenden Abschied von Emanuel Buchmann berichtet worden. Nun bestätigte Te

27.05.2024Giro-Debütant Steinhauser: “Grand Tours sind was für mich“

(rsn) – Mit einem Etappensieg und zwei dritten Plätzen kehrt Georg Steinhauser (EF Education – EasyPost) von seinem Grand-Tour-Debüt zurück. Der 22-jährige Allgäuer gehörte zu den großen Ü

27.05.2024Giro-Entdeckung Pellizzari auf dem Weg zu Bora - hansgrohe

(rsn) – Neben Georg Steinhauser (EF Education – EasyPost) war er die Entdeckung dieses Giro d´Italia: Giulio Pellizzari (VF Group – Bardiani CSF). Der 20-jährige Italiener aus den Marken fuhr

26.05.2024Liste der ausgeschiedenen Fahrer / 21. Etappe

(rsn) - 176 Profis aus 22 Teams sind am 4. Mai zum 107. Giro d’Italia (2.UWT) angetreten, darunter auch zwölf Deutsche, vier Österreicher, zwei Schweizer und ein Luxemburger. Hier listen wir a

26.05.2024Highlight-Video der 21. Etappe des Giro d´Italia

(rsn) – Mit einem spektakulären Sprintfinale ist der 107. Giro d’Italia in Rom zu Ende gegangen. Nach 125 Kilometern durch die italienische Hauptstadt holte sich Tim Merlier (Soudal - Quick Step)

26.05.2024Pogacar: “Das Rosa Trikot ist eine verrückte Erfahrung“

(rsn) – Mit einem spektakulären Sprintfinale ist der 107. Giro d’Italia in Rom zu Ende gegangen. Nach 125 Kilometern durch die italienische Hauptstadt holte sich Tim Merlier (Soudal - Quick Step)

26.05.2024Merlier holt sich in Rom vor Milan seinen dritten Etappensieg

(rsn) – Der schnellste Sprint-Gladiator auf der Schlussetappe des 107. Giro d´Italia war Tim Merlier (Soudal – Quick Step). Der Belgier verwies nach 125 Kilometern in Rom auf der Zielgeraden am K

Weitere Radsportnachrichten

16.06.2024Giro Next Gen: Ausreißer Behrens verpasst knapp Etappensieg

(rsn) – Niklas Behrens (Lidl – Trek Future Racing) hat zum Abschluss des Giro Next Gen (2.2u) knapp den Etappensieg verpasst. Aus einer zehnköpfigen Ausreißergruppe musste sich der 20-Jährige i

16.06.2024Waerenskjold hält Vacek mit Geschick und Glück auf Distanz

(rsn) – Mit Geschick und Glück hat Sören Waerenskjold (Uno-X Mobility) am Schlusstag der 93. Belgium Tour (2.Pro) sein Führungstrikot verteidigt und sich die Gesamtwertung mit vier Sekunden Vorsp

16.06.2024Adam Yates zieht sich fünf Jahre alten Tirreno-Stachel

(rsn) – Joao Almeida (UAE Team Emirates) hat das abschließende Bergzeitfahren der Tour de Suisse (2.UWT) für sich entschieden, den Gesamtsieg aber sicherte sich sein Teamkollege Adam Yates, der au

16.06.2024Tour de Kurpie: Berthold Radteam fährt fünf Mal in die Top Ten

(rsn) - Mit gleich fünf Top-Ten-Platzierung tritt das Berthold Radteam die Heimreise von der Premiere der Tour de Kurpie (2.2) in Polen an. "Wir sind darüber absolut glücklich", so Achim Berthold,

16.06.2024Maire schnappt an der Hutterer Höss Zoidl den Gesamtsieg weg

(rsn) – Adrien Maire (TDT – Unibet) hat auf der finalen Etappe der Oberösterreich Rundfahrt (2.2) einen Heimsieg von Riccardo Zoidl (Felt – Felbermayr) verhindert. Der 23-jährige Franzose fin

16.06.2024Aleotti meistert alle Schwierigkeiten und gewinnt Tour of Slovenia

(rsn) – Mit einer starken Vorstellung hat Giovanni Aleotti (Bora – hansgrohe) am letzten Tag der 30. Tour of Slovenia (2.Pro) das Grüne Trikot verteidigt und sich knapp, aber letztlich souverän

16.06.2024“Frühaufsteher“ Stosz krönt perfekte Felbermayr-Woche

(rsn) - Felt - Felbermayr hat sich mit einem weiteren Sieg aus Mauritius verabschiedet. Nachdem man bereits die Gesamtwertung und drei Etappen der Tour du Maurice (2.2) gewonnen hatte, ging auch das

16.06.2024Vollering zündet im letzten Sektor die Rakete

(rsn) – Nach dem Auftakt zur Tour de Suisse Women (2.WWT) hat Demi Vollering (SD Worx - Protime) auch das Bergzeitfahren über 15,7 Kilometer von Aigle nach Villars-sur-Ollon für sich entschieden.

16.06.2024Yates und Almeida: Teamkollegen und Gegner auf Augenhöhe

(rsn) - Das sieht man nicht alle Tage. Ungeniert beharken sich die beiden UAE-Emirates-Profis Joao Almeida und Adam Yates seit drei Etappen um den Gesamtsieg bei der bei der 87. Tour de Suisse. UngewÃ

16.06.2024Radsport live im TV und im Ticker: Die Rennen des Tages

(rsn) – Welche Radrennen finden heute statt? Wo und wann kann man sie live im Fernsehen oder Stream verfolgen? Und wo geht´s zum Live-Ticker? In unserer Tagesvorschau informieren wir über die wic

15.06.2024Oberösterreich: Zoidl bringt sich vor Königsetappe in Position

(rsn) - Auf der anspruchsvollen 2. Etappe der Oberösterreich-Rundfahrt (2.2) hat Aaron Dockx (Alpecin – Deceuninck Development) einen Doppelschlag gelandet. Der Belgier setzte sich nach 105 Kilome

15.06.2024Aranburu nach Vaceks Attacke mit perfektem Bergaufsprint

(rsn) – Alex Aranburu (Movistar) hat die 4. Etappe der Belgium Tour (2.Pro) für sich entschieden und seinen ersten Sieg seit fast zwei Jahren gefeiert. Der 28-jährige Spanier ließ auf über 177 K

RADRENNEN HEUTE

    WorldTour

  • Tour de Suisse (2.UWT, SUI)
  • Radrennen Männer

  • Baloise Belgium Tour (2.Pro, BEL)
  • Tour of Slovenia (2.Pro, SLO)