Belgier gewinnt 61. Eschborn-Frankfurt vor Aranburu

Van Gils krönt im Sprint vor der Alten Oper sein Frühjahr

Von Kevin Kempf

Foto zu dem Text "Van Gils krönt im Sprint vor der Alten Oper sein Frühjahr "
Maxim Van Gils (Lotto - Dstny, Mi.) hat das 61. Eschborn-Frankfurt gewonnen. | Foto: Cor Vos

01.05.2024  |  (rsn) – Im Sprint einer rund 35-köpfigen Spitzengruppe hat Maxim Van Gils (Lotto – Dstny) das 61. Frankfurt-Eschborn (1.UWT) für sich entschieden und damit sein großartiges Frühjahr gekrönt. Zweiter hinter dem Belgier wurde nach 203,8 Kilometern von Eschborn nach Frankfurt der Spanier Alex Aranburu (Movistar) vor dem kanadischen Neoprofi Riley Sheehan (Israel – Premier Tech). Lukas Nerurkar (EF Education – EasyPost) belegte vor der Alten Oper den vierten Rang vor Roger Adria, der als bester Fahrer von Bora – hansgrohe auf Platz fünf ins Ziel kam.

An 14 Renntagen kam van Gils neunmal unter die besten fünf, hinzu kommt ein siebter Platz bei Mailand-Sanremo (1.UWT). Der 24-Jährige ist zweifellos eine der großen Entdeckungen der Saison. “Das war sowieso schon ein unglaubliches Frühjahr und heute war mein vorerst letztes Rennen. Hier jetzt zu gewinnen ist ein absoluter Traum“, kommentierte Van Gils seinen zweiten Saisonsieg im Ziel-Interview.

Van Gils überlebt den ‘Maschamalla‘

Auf den Taunusschleifen hatte Lotto – Dstiny das Tempo hochgehalten, dafür war der Kapitän in der letzten Rennstunde komplett auf sich allein gestellt. Doch das änderte nichts am erhofften Ergebnis. “Ich habe mich nicht supergut gefühlt. Aber das Team hat das Rennen schwer gemacht, um die Sprinter abzuhängen. Das hat mir Selbstvertrauen gegeben. Den letzten Anstieg - den ‘Maschamalla‘ oder so - habe ich überlebt. Danach blieb ich nur im Windschatten, habe mich erholt und voll auf den Sprint gesetzt“, blickte der Sieger auf das Rennen und die entscheidende Passage am Mammolshainer Berg zurück.

In Frankfurt gewann Van Gils zudem sein erstes Rennen auf WorldTour-Niveau. Eigentlich ist er als Hügelfahrer bekannt, doch dass er auch schnelle Beine hat, bewies er zuletzt am Sonntag bei der Famenne Ardenne Classic (1.1), wo er Dritter hinter seinem Teamkollegen Arnaud de Lie und Axel Zingle (Cofidis) geworden war. Die damalige Gruppe war ähnlich groß wie jene in Frankfurt. Zu seinem Spurt in der Mainmetropole konnte der Lotto-Kapitän allerdings erst spät antreten. “Kurz vor dem Ziel tat sich eine Lücke auf. Da bin ich reingefahren und ich hatte genug Geschwindigkeit und habe gewonnen“, so Van Gils.

Lokalmatador John Degenkolb (dsm-firmenich – PostNL) war einer der drei Ausreißer des Tages. Er sicherte sich die ersten drei Bergpreise des Rennens und somit auch die dazugehörige Sonderwertung. “Bergkönig – das ist die absolute Krönung des Tages. Ich habe das mit Abstand Beste rausgeholt, was zu holen war. Krass. Es waren sehr harte 200 Kilometer, die mir noch lange in den Knochen stecken werden“, sagte der Sieger von 2011, der nach dem Sturz vor Paris-Roubaix vor dreieinhalb Wochen ein kleines Comeback gab. “Mein Knie ist ausgeheilt, aber die Form, um vorne mitzufahren, war definitiv nicht da und da habe ich gesagt: 'Ich setze alles auf eine Karte'“, so der 35-Jährige.

Bester Deutscher wurde der Wiesbadener Jonas Rutsch (EF Education – EasyPost) auf Platz 17. Auch Georg Zimmermann (Intermarché – Wanty), Emanuel Buchmann und Maximilian Schachmann (beide Bora – hansgrohe) schafften den Sprung in die entscheidende Gruppe. Die beiden Bora-Profis mussten im Finale für Adria und Marco Haller arbeiten. Der Spanier sprintete gut mit, dem Österreicher hingegen fehlten die Kräfte, er kam auf Position 21 ins Ziel.

So lief Eschborn-Frankfurt:

Bei strahlendem Frühlingswetter lösten sich unmittelbar nach dem Start Lokalmatador Degenkolb, Jacopo Mosca (Lidl – Trek) und Warre Vangheluwe (Soudal - Quick-Step) aus dem Feld. Das Trio erarbeitete sich schnell einen Maximalvorsprung von 7:30 Minuten, bevor seine Verfolger im ersten Aufstieg zum Feldberg bereits wieder Zeit gutmachten. So gewann Degenkolb nach 45 Kilometern die Bergwertung mit noch rund 4:45 Minuten Vorsprung.

Mit 120 zu fahrenden Kilometern hatte Mosca einen Materialschaden. Beim Radwechsel verlor der Italiener mehr als eine Minute. Diesen Rückstand konnte er anschließend nicht mehr zufahren. Degenkolb hatte dann sichtbare Probleme mit dem Tempo seines letzten Begleiters, der auch bei der zweiten Bergwertung als Erster über die Kuppe fuhr. Gleiches gelang ihm 95 Kilometer vor dem Ziel bei der zweiten Passage am Mammolshainer.

Im direkt folgenden Anstieg zum Feldberg fuhr Vangheluwe zu schnell für Degenkolb, der 90 Kilometer vor dem Ziel in das nur noch 30 Sekunden später folgende Feld zurückfiel. Zwei Kilometer später erwischten die Verfolger dann auch den letzten Ausreißer, ehe Buchmann kurz vor der Kappe vergeblich attackierte. Vor allem UAE Team Emirates bestimmte dann das Tempo und reduzierte das Peloton auf rund 60 Fahrer.

Das Streckenprofil des 61. Eschborn - Frankfurt | Foto: Veranstalter

In der Abfahrt vom Feldberg ging es turbulent zu. Zunächst fuhr Adria davon, als ihn Darren Rafferty (EF Education – Easy) eingeholt hatte, sprang der Ire gleich als Solist weg, doch 69 Kilometer vor dem Ziel war auch für den Neoprofi Schluss. Sein Teamkollege Ben Healy und erneut Buchmann versuchten es zwei Kilometer später. Dieses Duo hielt 15 Kilometer durch, bevor es von rund 40 Fahrern wieder eingeholt wurde.

Am letzten Anstieg des Tages griff Jan Christen (UAE Team Emirates) an. Obwohl sich hinter dem erst 19-jährigen Schweizer schließlich rund 30 Fahrer zusammenfanden, setzte er sich auf fast 30 Sekunden ab. Die Verfolger ließen aber nichts anbrennen und reduzierten den Rückstand planmäßig. 2,5 Kilometer vor dem Ziel war der Youngster eingeholt, wobei sich Bora – hansgrohe sehr aktiv in der Verfolgung zeigte.

Im Finale probierten Uno-X, EF Education und Bora – hansgrohe Ordnung in das kleine Feld zu bekommen, doch so richtig gelang das niemandem. In einem wilden Sprint kam erst Aranburu auf, letztendlich wurde der Movistar-Profi aber von Van Gils klar überspurtet.

Results powered by FirstCycling.com

Mehr Informationen zu diesem Thema

02.05.2024Buchmann zur Giro-Ausbootung: “Komische Begründung“

(rsn) - Bis Ende des Jahres steht Emanuel Buchmann noch bei Bora – hansgrohe unter Vertrag. Ob er verlängert wird, scheint zumindest in diesem Moment nicht sicher. Mit großer Verärgerung tritt de

01.05.2024Highlight-Video des 61. Eschborn-Frankfurt

(rsn) – Maxim Van Gils (Lotto – Dstny) hat die 61. Ausgabe von Eschborn – Frankfurt (1.UWT) gewonnen. Der 24-jährige Belgier setzte sich über 203,8 Kilometer von Eschborn nach Frankfurt im Spr

01.05.2024Bergkönig Degenkolb feiert in Frankfurt erst nach tiefem Frust

(rsn) - Neben Sieger Maxim Van Gils (Lotto Dstny) war John Degenkolb (dsm–firmenich - PostNL) der Mann des 61. Eschborn - Frankfurt. Der Lokalmatador war 150 Kilometer als Ausreißer unterwegs und k

01.05.2024Schachmann düste von der Alten Oper direkt zum Flughafen

(rsn) - Nach dem hessischen Klassiker ist vor dem Giro – zumindest für Maximilian Schachmann (Bora – hansgrohe). Der zweimalige Deutsche Meister musste sich nach der Zieleinfahrt in Frankfurt, be

01.05.2024Deutsche Talente verpassen es, sich in Szene zu setzen

(rsn) - Für die deutschen Fahrer und Teams gab es bei der U23-Variante von Eschborn - Frankfurt (1.2u) nichts zu holen. Nach 129 Kilometern und zwei Feldberg-Überquerungen machte eine international

01.05.2024Kein Eschborn - Frankfurt: Ackermann muss Comeback verschieben

(rsn) – Ohne Sprinter Pascal Ackermann (Israel – Premier Tech) wird die 61. Ausgabe von Eschborn – Frankfurt gestartet. Wie die Organisatoren des hessischen Frühjahrsklassikers meldeten, muss

01.05.2024Buchmann: “Ich bin motiviert, heute was zu zeigen“

(rsn) – Nach der Streckenverschärfung aus dem Vorjahr haben die kletterstarken Fahrer wieder deutlich bessere Chancen bei Eschborn – Frankfurt (1.UWT). Das wird auch bei der am 1. Mai stattfinden

01.05.2024Eschborn - Frankfurt im Rückblick: Die letzten zehn Jahre

(rsn) – Über Jahrzehnte hin als Rund um den Henninger Turm ausgetragen, wurde der hessische Frühjahrsklassiker nach dem Rückzug des Sponsors zum 1. Mai 2009 zunächst in Eschborn Frankfurt City L

30.04.2024Walscheid: Eschborn-Frankfurt als Giro-Generalprobe mit Ewan

(rsn) – Im letzten Jahr war dem knapp zwei Meter großen und knapp 90 Kilogramm schweren Max Walscheid - damals noch im Dress von Cofidis - bei Eschborn – Frankfurt mit dem Sieg in der Bergwertun

30.04.2024“Hat Spaß gemacht“: Hollmann Bergkönig der Tour de Romandie

(rsn) – Bei der am Sonntag zu Ende gegangenen Tour de Romandie (2.UWT) hat Juri Hollman (Alpecin – Deceuninck) sein erstes Bergtrikot als Berufsradfahrer gewonnen. Den Grundstein dazu hatte der K

30.04.2024Völlig offenes Rennen mit kaum mehr Chancen für die Sprinter

(rsn) – Der 1. Mai: Während der Großteil der deutschen und österreichischen Bevölkerung den ´Tag der Arbeit´ feiert und wahlweise zu politischen Kundgebungen oder Frühlings-Wanderungen aufbri

17.04.2024Degenkolb: Geschwollenes Knie gefährdet Start in Eschborn

(rsn) – Nach dem Sturz auf sein linkes Knie bei der Streckenerkundung von Paris-Roubaix konnte John Degenkolb (dsm-firmenich – PstNL) zwar sein Lieblingsrennen bestreiten und belegte am 7. April i

Weitere Radsportnachrichten

17.05.2024Unschlagbar? Michael Schär erklärt Milans Sieg-Geheimnis

(rsn) - Jonathan Milan drückt den Massensprints auch dank der fein abgestimmten Vorarbeiten seiner Teamkollegen den Stempel bei diesem Giro d’Italia auf. Das weiß der lange Mann aus einem Bergdor

17.05.2024Arbeitslos, verletzt und nun die Nummer zwei im Sprint

(rsn) – Als im vergangenen Herbst das US-amerikanische Team Human Powered Health bekannt gab, dass es 2024 keine Lizenz mehr lösen und eingestellt wird, gehörte der Pole Stanislaw Aniolkowski zu

17.05.2024Bauhaus sicher im Wind und happy mit Rang drei

(rsn) – Es will noch nicht ganz klappen mit dem ersten Sieg bei einer dreiwöchigen Landesrundfahrt für Phil Bauhaus (Bahrain Victorious), doch in Cento landete der 29-Jährige bei der aktuellen A

17.05.2024Radsport live im TV und im Ticker: Die Rennen des Tages

(rsn) – Welche Radrennen finden heute statt? Wo und wann kann man sie live im Fernsehen oder Stream verfolgen? Und wo geht´s zum Live-Ticker? In unserer Tagesvorschau informieren wir jeden Morg

17.05.2024Ein schnelles Einzelzeitfahren am Gardasee

(rsn / ProCycling) – Acht Tage nach dem ersten ist es nun Zeit für das zweite und letzte Zeitfahren dieses Giro. Es ist etwas kürzer und etwas weniger anspruchsvoll als der erste Kampf gegen die U

17.05.2024Highlight-Video der 13. Etappe des Giro d´Italia

(rsn) – Die vierte und die elfte Etappe hatte sich Jonathan Milan (Lidl – Trek) bereits gesichert, am Freitag schlug der Italiener dann beim 107. Giro d’Italia zum dritten Mal zu. Nachdem er zun

17.05.2024Consonni: “Es war unglaublich, das Team war unglaublich“

(rsn) - Am Ende war die 13. Etappe des Giro d´Italia von Riccione nach Cento der Tag der Sprinter - oder besser gesagt: der Tag des Sprinters. Denn zum dritten Mal bei dieser Ausgabe war der Italiene

17.05.2024ProCycling: Das offizielle Sonderheft zur Tour de France 2024

Keine sechs Wochen dauert es mehr bis zum Start des größten Radrennens der Welt. Am 29. Juni beginnt die 111. Tour de France in Florenz, und schon jetzt verspricht die Rundfahrt Hochspannung vom ers

17.05.2024Pokernder Vangheluwe verjubelt fast den ersten Profisieg

(rsn) – Warre Vangheluwe (Soudal – Quick-Step) hat auf der 4. Etappe der Vier Tage von Dünkirchen (2.Pro) seinen ersten Profisieg gefeiert. Nach 167 Kilometern zwischen Mazingarbe und Pont-à-Mar

17.05.2024Felbermayr: Erst abgeräumt worden, dann die Etappe abgeräumt

(rsn) - Das Team Felt - Felbermayr hat die Königsetappe der Tour of Hellas (2.1) dominiert. So gewann der Österreicher Riccardo Zoidl nach 158 Kilometern an der schweren Bergankunft Velouchi in kna

17.05.2024Milan sprintet zum Giro-Hattrick, Bauhaus Dritter

(rsn) - Jonathan Milan (Lidl - Trek) ist endgültig der dominierende Sprinter bei diesem Giro d’Italia. Auf der 13. Etappe über 179 Kilometer zwischen Riccione und Cento feierte der Italiener berei

17.05.2024Kockelmann lässt Luxemburg und Lotto - Kern Haus jubeln

(rsn) - Mathieu Kockelmann hat beim Orlen Nations GP (2.NC) die Luxemburgische U23-Nationalmannschaft und auch Lotto - Kern Haus - PSD Bank jubeln lassen. Der 20-Jährige, der bei der Koblenzer Equip

RADRENNEN HEUTE

    WorldTour

  • Giro d´Italia (2.UWT, ITA)
  • Radrennen Männer

  • 4 Jours de Dunkerque / Grand (2.Pro, FRA)
  • Tour d´Algérie (2.2, DZA)
  • Tour of Hellas (2.1, GRE)
  • Tour of Sakarya (2.2, TUR)