Kapitän Nibali ein "fantastischer Botschafter"

Bahrain-Merida will über Italien die Radsport-Welt erobern

Von Felix Mattis aus Bahrain

Foto zu dem Text "Bahrain-Merida will über Italien die Radsport-Welt erobern"
Scheich Nasser und das Team Bahrain-Merida vor dem Prinzen-Palast. | Foto: Nina Mommsen/Bahrain-Merida

09.01.2017  |  (rsn) - Dress-Code: feiner Zwirn. Wirklich häufig gilt das nicht, wenn WorldTour-Rennställe vorgestellt werden. Im Mittleren Osten aber ist vieles anders. Und wenn ein Königssohn einlädt, dann scheinen Hemd, Anzug und Krawatte angebracht. Am Wochenende präsentierten Scheich Nasser bin Hamad Al Khalifa sowie Team-Manager Brent Copeland und Merida-Europa-CEO Wolfgang Renner im Palast des Scheichs die neue WorldTour-Mannschaft Bahrain-Merida. Angeführt vom Italiener Vincenzo Nibali soll der Rennstall in den kommenden Jahren die Radsport-Welt erobern.

Mittelfristig sei die Liga der Mega-Teams Sky und BMC das Ziel, bestätigte Copeland radsport-news.com. "Die Idee ist, dort hinzukommen. Und wir sind in der kurzen Zeit ja schon sehr weit, wenn man sieht, welche Fahrer wir haben", so der Südafrikaner, der von Lampre-Merida nach Bahrain gekommen ist und nur sechs Monate Planungszeit hatte.

Neben Nibali sind Klassiker-Spezialist Heinrich Haussler, Tour-Etappensieger Ion Izagirre und die italienischen Sprinter Niccolo Bonifazio sowie Sonny Colbrelli die Zugpferde des Projekts - starke Fahrer, aber doch noch ein ganzes Stück entfernt von den mit Assen bestens ausgestatteten Konkurrenz-Rennställen, an denen man sich in Zukunft messen will.

Rund 17 Millionen Euro soll das Jahresbudget des Teams betragen. Damit läge man bereits in der ersten Saison über dem WorldTour-Durchschnitt von etwa 14 Millionen Euro - Sky aber soll gut 25 Millionen zur Verfügung haben, heißt es, und ist auch damit noch weit weg.

Doch finanziell könnte es für Bahrain-Merida in Zukunft weiter nach oben gehen - wenn auch nicht endlos. Copeland betonte am Rande der Team-Präsentation, dass der erst 29-jährige Scheich Nasser nicht einfach mit Millionen aus dem Königshaus um sich werfen will. "Sein Ziel ist es, dass wir weiter wachsen und die Besten werden", so Copeland. "Aber ohne arrogant zu sein, nur weil er viel Öl zu verkaufen hat, sondern weil er die Herausforderung mag."

Ein Konsortium aus mehreren bahrainischen Firmen, teilweise mit Beteiligung des Königshauses, teilweise aber auch privat geführt, stemme das Budget. Da der Radsport in Bahrain bislang ein unbeschriebenes Blatt ist, hätten auch einige mögliche Sponsoren seinem Projekt einen Korb gegeben, erklärte der Scheich. Durch Erfolge könnte sich das künftig ändern, wenn deutlich wird, wie das Team das Image Bahrains aufbessert. Das könnte bei noch mehr Sponsoren Interesse wecken.

Vorwürfe über Menschenrechtsverletzungen im Jahr 2011 haften dem Land und auch dem Prinz persönlich an. Vom Königshaus wird dem widersprochen. "Bahrain hat viel durchgemacht. Speziell in den letzten Jahren. Es gab viele Anschuldigungen", erklärte der sehr sympathisch auftretende, eloquente und intelligent wirkende Scheich Nasser im Gruppen-Interview nach der Präsentation ohne konkret darauf angesprochen worden zu sein.

Auch deshalb sei es den Geld gebenden Firmen wichtig, das Image des Landes zu verbessern, so dass nicht die Unternehmen selbst sondern das Land Bahrain als Namensgeber fungiert. "Den Menschen hier ist es wichtiger, der Welt das wahre Bahrain zu zeigen", erklärte der Scheich. "Sie wollen die Flagge zeigen und Bahrain der Welt vorstellen."

Erfolge würden auch helfen, um das Team für Fahrer attraktiv zu machen, erklärte Copeland. "Wenn ein Fahrer ein Angebot von einem bestehenden Team bekommt und von einem wie uns, das ihm durch eine Powerpoint-Präsentation vorgestellt wird, hat man einen schweren Stand", so der Südafrikaner. "Aber dass Alex Carera (Technischer Direktor) und Vincenzo Nibali dahinter standen, hat sehr geholfen, andere zu überzeugen." Deshalb sei er letztlich sehr zufrieden mit seinem Kader.

"Mit unseren Fahrern werden die Ergebnisse automatisch kommen, wenn wir sie voll unterstützen. Wenn wir ein gut organisiertes Team sind, dann sind die Fahrer motiviert", so Copeland, der es als wichtigstes Ziel daher zunächst sieht, einen gut funktionierenden und auf allen Ebenen professionell organisierten Rennstall zusammenzustellen.

27 Mann aus elf Ländern stehen bei Bahrain-Merida 2017 unter Vertrag - neun davon kommen aus Italien, sechs aus Slowenien. Es wird im ersten Jahr viel von Nibali und dessen Kampf um das Rosa Trikot beim Giro d'Italia abhängen. Die Italien-Rundfahrt steht für Bahrain-Merida im Debütjahr nämlich über allem. Das wird auch deutlich, wenn man sich eine Sonderausgabe des bahrainischen Sportmagazins Power-Up zur Teamvorstellung anschaut: Darin wird der Giro besonders thematisiert, die Tour de France nur nebenbei abgehandelt.

Ob Nibali nach dem Giro dort startet, ist fraglich. Sein Gesichtsausdruck bei jener Frage drückte Skepsis aus. Geplant wird für die Tour mit Izagirre als Kapitän.

Weiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößern

Weitere Radsportnachrichten

25.04.2024Radsport live im TV und im Ticker: Die Rennen des Tages

(rsn) – Welche Radrennen finden heute statt? Wo und wann kann man sie live im Fernsehen oder Stream verfolgen? Und wo geht´s zum Live-Ticker? In unserer Tagesvorschau informieren wir jeden Morg

25.04.2024Die Aufgebote für den 107. Giro d´Italia

(rsn) – Am 4. Mai beginnt in Venaria Reale nördlich von Turin mit dem Giro d’Italia (2.UWT) die erste Grand Tour des Jahres. Insgesamt 176 Fahrer aus 22 Teams nehmen die 107. Ausgabe der Italien-

25.04.2024Teutenberg jubelt zum Auftakt der Tour de Bretagne

(rsn) - Nachdem er in seinen ersten drei U23-Jahren vergeblich einem UCI-Sieg hinterhergejagt war, eilt Tim Torn Teutenberg (Lidl - Trek Future Racing) in dieser Saison von Erfolg zu Erfolg. Nach sei

25.04.2024Lechner sorgt für den ersten UCI-Saisonsieg einer Deutschen

(rsn) – Corinna Lechner vom Bundesliga-Team Wheel Divas aus Berlin hat für den ersten Saisonsieg einer deutschen Frau auf UCI-Niveau gesorgt. Die 29-Jährige, die am 14. April bereits Dritte beim e

25.04.2024Romandie-Prologsieger Zijlaard bricht sich Ellenbogen

(rsn) – Nur zwei Tage nach seinem Triumph im Prolog der Tour de Romandie (2.UWT) hat Maikel Zijlaard (Tudor) einen heftigen Rückschlag hinnehmen müssen. Wie der 24-jährige Niederländer gegenüb

25.04.2024Bike-Aid: Dorn hat in der Türkei das Bergtrikot “ziemlich save“

(rsn) – Das deutsche Kontinental-Team Bike Aid ist weiterhin der Aktivposten der Türkei-Rundfahrt (2.Pro). Am fünften Tag in Folge war die saarländische Equipe in der Ausreißergruppe vertreten

25.04.2024Nys krönt ersten Ausreißversuch der Karriere, Lipowitz Vierter

(rsn) – Ein 21-Jähriger Crossspezialist aus Belgien hat bei der Tour de Romandie (2.UWT) für die nächste Überraschung gesorgt. Thibau Nys (Lidl - Trek) entschied auf der 2. Etappe die erste Berg

25.04.2024Jakobsen gibt Andresen Grünes Licht für den zweiten Etappensieg

(rsn) – Tobias Lund Andresen (dsm-firmenich – PostNL) hat mit dem zweiten Tagessieg in Folge seine Führung in der Gesamtwertung der 59. Türkei-Rundfahrt (2.Pro) ausgebaut. Der 21-jährige Däne

25.04.2024Drei Bergankünfte, Sprints, Windkantengefahr & Teamzeitfahren

(rsn) – Nachdem die Spanien-Rundfahrt im vergangenen Jahr von Torrevieja an der Costa Blanca vorbei an Madrid in den Norden nach Asturien an den Atlantik und zur abschließenden Bergankunft an den L

25.04.2024Zwölf deutsche Profis auf vorläufiger Startliste des Giro d´Italia

(rsn) – Insgesamt zwölf deutsche Profis werden nach aktuellem Stand am 4. Mai den 107. Giro d’Italia in Angriff nehmen, wie aus der vom Veranstalter RCS Sport veröffentlichten vorläufigen Start

25.04.202422 Teams am Start der 3. Tour de France Femmes

(rsn) – Mit insgesamt 22 Teams wird am 12. August im niederländischen Rotterdam die 3. Tour de France Femmes (2.WWT) gestartet. Beim Grand Départ dabei sein werden auch die beiden deutschen Frauen

24.04.2024Highlight-Video der 1. Etappe der Tour de Romandie

(rsn) – Der Franzose Dorian Godon (Decathlon – AG2R La Mondiale) hat sich die 1. Etappe der Tour de Romandie gesichert. Nach 165,7 Kilometern vom Château-d´Oex nach Fribourg, wobei sechs Bergwer

RADRENNEN HEUTE

    WorldTour

  • Tour de Romandie (2.UWT, SUI)
  • Radrennen Männer

  • Presidential Cycling Tour of (2.Pro, TUR)
  • Gracia Orlová (2.2, CZE)
  • Tour de Bretagne (2.2, FRA)
  • Tour of the Gila (2.2, USA)