RSNplus“Schwarz vor Augen“ nach Top-20-Fight

Steimle bei E3 kurz vor Ziel eingeholt: “Wäre etwas Großes gewesen“

Von Felix Mattis aus Harelbeke

Foto zu dem Text "Steimle bei E3 kurz vor Ziel eingeholt: “Wäre etwas Großes gewesen“"
Jannik Steimle (Q36.5) gehörte zu den ersten drei und den letzten drei Ausreißern der Gruppe des Tages. | Foto: Cor Vos

23.03.2024  |  (rsn) – Als Jannik Steimle in Harelbeke das Ziel des E3 Saxo Classic erreichte, war er schwer enttäuscht und völlig leer. Der 27-Jährige vom Team Q36.5 hatte bis zum Schluss alles aus seinem Körper herausgequetscht, um acht Tage nach seinem Sieg beim GP Denain das nächste Spitzenergebnis in diesem Frühjahr einzufahren. Doch während er dort in Nordfrankreich mit Fluchtgefährte Ceriel Desal (Bingoal WB) gerade so durchgekommen war, reichte es nun in Belgien eben gerade so nicht:

"Mit meiner Leistung selbst kann ich sehr zufrieden sein, aber es war natürlich ein trauriges Ende: 150 Meter vor der Linie eingeholt zu werden, das ist sehr enttäuschend, wenn man weiß, was man heute dafür getan hat", sagte der Schwabe radsport-news.com nach einer wohlverdienten Dusche und der Abschlussbesprechung mit dem Team.

"Ich hatte das Ziel in einem großen Klassiker ein Top-20-Ergebnis zu fahren. Wenn man sieht, welche Jungs da vorne mitfahren, ist für mich ein Top-20-Ergebnis hier so wie vor fünf, sechs Jahren vielleicht ein Top-5- oder Top-10-Ergebnis", erklärte Steimle, um was er auf den letzten Kilometern noch mit aller Kraft gekämpft hatte. ___STEADY_PAYWALL___

25 Mann kommen auf dem Schlusskilometer von hinten vorbei

Ganz genau wusste er nicht, wie viele Fahrer auf dem Weg aus den 'flämischen Ardennen' zurück nach Harelbeke vor ihm waren, nachdem er die Besten am Oude Kwaremont hatte ziehen lassen müssen. Doch er roch die Chance, in den Top 20 oder sogar besten 15 zu landen. Deshalb gab der 27-Jährige Vollgas, ließ am Ende auch seine letzten Begleiter hinter sich und zog ein Solo durch, als würde es um einen Sieg gehen.

Jannik Steimle (Q36.5) in der Abfahrt vom Stationberg durch die Mariaborrestraat. | Foto: Felix Mattis

"Ich war nach dem Kwaremont mit Niklas Märkl und Julian Alaphilippe unterwegs und bin dann die letzten sechs, sieben Kilometer komplett alleine gewesen – und Vollgas, weil ich wusste, dass von hinten eine Gruppe kommt", erzählte er. Auf den letzten 200 Metern am Forestiers-Stadion von Harelbeke kamen dann aber doch nochmal 25 Mann von hinten und holten Steimle ein, der schließlich enttäuscht auf Platz 46 über den Zielstrich rollte.

"Ich kann nicht sagen, dass ich irgendwo etwas gespart habe", hatte sich Steimle aber nichts vorzuwerfen. "Das war mit Abstand mein härtestes Rennen, so wie ich mich heute verausgabt und komplett leer gefahren habe. Als ich in den Bus gestiegen bin, habe ich nur noch schwarz gesehen – ich war einfach tot, so habe ich mich auf den letzten fünf, sechs Kilometern alleine noch verausgabt, um alleine anzukommen. Es wäre für mich schon etwas großes gewesen."

Ab dem Taaienberg kam etwas Unruhe in die Gruppe

Steimle hatte gemeinsam mit Emil Herzog (Bora – hansgrohe) und Lorenzo Milesi (Movistar) nach gut 50 Kilometern die Ausreißergruppe des Tages initiiert, die anschließend auf zehn Mann anwuchs und sich bis zum Kanarieberg 4:30 Minuten an Maximalvorsprung erarbeitete. "Wir haben super harmoniert, aber zu früh angefangen – ich nicht, aber andere – zu hart zu fahren. Das war schon am Taaienberg. Da habe ich gesagt: 'So machen wir uns selbst kaputt. Wir müssen zwischen den Sektoren hart fahren'", erzählte Steimle von der entscheidenden Phase des Rennens.

Jannik Steimle (Q36.5) führt die Spitzengruppe des Tages an. | Foto: Cor Vos

Im Hauptfeld hatte drei Minuten hinter der Spitze Mathieu van der Poel (Alpecin – Deceuninck) am Taaienberg die erste Attacke geritten und anschließend schmolz der Vorsprung der Ausreißer zusammen. Die aber hielten noch lange gut dagegen und ließen sich erst am Kapelberg 47 Kilometer vor Schluss einholen. So schafften es Steimle, Herzog, Märkl und Co. mit den Top-Favoriten an und bis auf van der Poel auch über den berüchtigten Paterberg bis zum Oude Kwaremont – das berühmte Flandern-Rundfahrt-Doppel wird beim E3 Classic in anderer Reihenfolge gefahren.

"Jetzt schon mein bestes Frühjahr – das gibt mega viel Motivation"

Und genau das, nämlich mit gleichmäßigem Tempo weit im Rennen zu kommen, ohne van der Poels Antritten vorher folgen zu müssen, war für die Mitglieder der Spitzengruppe auch das Ziel gewesen. Zwei von ihnen, der Norweger Jonas Abrahamsen (Uno-X Mobility) und der Belgier Sander De Pestel (Decathlon – AG2R), schafften es als Zwölfter und 18. noch vor der großen Gruppe ins Ziel, die schließlich Steimle auf den letzten Metern einholte. Der Schwabe war der Ausreißer, der am drittlängsten 'überlebt' hatte – nur seinen Lohn in Form des erwünschten Resultats bekam er nicht.

"Ich war nie ein Fahrer, der im Frühjahr schon besonders stark war. Deshalb ist das jetzt schon mit Abstand mein bestes Frühjahr und das gibt mir mega viel Motivation fürs ganze Jahr", konnte Steimle mit rund einer Stunde Abstand nach Rennende im Gespräch mit RSN aber doch auch schon positive Dinge sehen. Schließlich ist auch der Erfolg von Denain in der Vorwoche noch sehr präsent – "mein bisher größter Sieg und auch so im neuen Team reinzustarten, das ist natürlich sensationell für mich."

Steimle gewann den GP Denain im Zwei-Mann-Sprintduell als Ausreißer. | Foto: Cor Vos

Als er das sagte, war dieses neue Team übrigens gerade schon aus Harelbeke abgereist. Denn für Steimle ging es am Freitagabend nicht zurück ins belgische Mannschafts-Quartier, sondern nach Hause, um die Akkus etwas aufzuladen. Am Dienstag aber wird der 27-Jährige bereits zurück sein in Flandern. Denn dann startet er bei Dwars door Vlaanderen sowie anschließend bei der Flandern-Rundfahrt und bei Paris-Roubaix.

Mehr Informationen zu diesem Thema

23.03.2024Van Aert macht “dummen Fehler“ und stürzt “härter als gedacht“

(rsn) – Nachdem Wout van Aert für ein Höhentrainingslager auf Mailand-Sanremo verzichtet hatte, waren die belgischen Fans vor dem E3 Saxo Classic voller Vorfreude: Alle erwarteten ihren Liebling a

23.03.2024Lidl - Trek glänzt beim E3: Großer Wurf jetzt in Wevelgem?

(rsn) – Mit vier Fahrern unter den besten elf bei der E3 Saxo Classic in Harelbeke hat das US-amerikanische Team Lidl – Trek seine Ansprüche, eine tragende Rolle bei den noch folgenden Klassikern

23.03.2024Brussenskiy fährt auf dem Heimweg durchs Ziel des E3 Classic

(rsn) – Kurz nach Biniam Girmay (Intermarché – Wanty) und noch vor dem ersten größeren Fahrerfeld erreichte am Freitagnachmittag im Regen von Harelbeke der Kasache Gleb Brussenskiy (Astana Qaza

23.03.2024E3-Gala macht Van der Poel zum Top-Favoriten für die Ronde

(rsn) – Zwei Rennen, rund 500 Kilometer und zwei Siege für sein Team sind die Auftaktbilanz von Mathieu van der Poel (Alpecin – Deceuninck) bei seinem Straßensaisoneinstieg. Während er sich be

22.03.2024Märkl: Gut vorbereitet bei “Fritz-Walter-Wetter“ E3 mitgeprägt

(rsn) – Platz 50 in Harelbeke mit 5:35 Minuten Rückstand auf den Sieger – die Ergebnisliste legt nicht nahe, dass Niklas Märkl (dsm-firmenich – PostNL) beim 66. E3 Saxo Classic eine besondere

22.03.2024Politt beweist beim E3 Classic beste Klassikerform seit 2019

(rsn) – Platz vier für Tim Wellens aus der ersten und Rang sieben für Nils Politt aus der zweiten Verfolgergruppe von Solo-Sieger Mathieu van der Poel (Alpecin – Deceuninck) heraus: Das UAE Team

22.03.2024Herzog vor dem Kwaremont aus der Favoritengruppe geworfen

(rsn) - Es war schon mehr als eine Talentprobe, die Emil Herzog (Bora - hansgrohe) vor neun Tagen mit seinem siebten Platz bei Mailand-Turin ablieferte. Und auch bei der E3 Saxo Classic in Belgien zei

22.03.2024Van der Poel attackiert, imponiert und triumphiert in Harelbeke

(rsn) – Er ritt Attacke um Attacke – und am Paterberg konnte Mathieu van der Poel (Alpecin – Deceuninck) den Widerstand seiner Konkurrenten endlich brechen und nach 207 Kilometern, von denen er

22.03.2024Zimmermann: Mangels Alternativen in Flandern gelandet

(rsn) – Ein kleines Experiment wagt Intermarché – Wanty mit Georg Zimmermann. Der Augsburger soll die E3 Saxo Classic, Gent-Wevelgem sowie die Flandern-Rundfahrt für sein Team bestreiten. Die Te

22.03.2024Politt: “Jetzt fangen die schönen zwei Wochen an“

(rsn) – Mit der E3 Saxo Classic (1.UWT) steht heute die ’Kleine Flandern-Rundfahrt‘ im Programm. Der flämische Klassiker führt über schwere 207 Kilometer um Harelbeke herum und hat insgesamt

22.03.2024Erstmals in dieser Saison heißt es Van Aert vs. van der Poel

(rsn) – In Harelbeke, bei der 66. E3 Saxo Classic kommt es zum einzigen Aufeinandertreffen von Wout van Aert (Visma – Lease a Bike) und Weltmeister Mathieu van der Poel (Alpecin – Deceuninck) vo

21.03.2024E3 Saxo Classic im Rückblick: Die letzten zehn Jahre

(rsn) - Aufgrund ihres ebenfalls schweren Profils, aber der deutlich kürzeren Distanz wird die E3 Saxo Bank Classic (1.UWT) auch als "kleine Flandern-Rundfahrt" bezeichnet. Der flämische Klassiker

Weitere Radsportnachrichten

28.04.2024Van den Broek gewinnt als erster Niederländer Türkei-Rundfahrt

(rsn) – Wegen Regen und Wind musste die Schlussetappe der 59. Türkei-Rundfahrt (2.Pro) abgesagt werden. Frank van den Broeck (dsm-firmenich – PostNL) verteidigte so kampflos sein Führungstrikot

28.04.2024Lipowitz mit seiner Giro-Generalprobe mehr als happy

(rsn) – Auch wenn er im Vorjahr bei der Czech Tour die Gesamtwertung gewann, so ist die diesjährige Tour de Romandie als Durchbruch in der Karriere von Florian Lipowitz (Bora – hansgrohe) zu bewe

28.04.2024Radsport live im TV und im Ticker: Die Rennen des Tages

(rsn) – Welche Radrennen finden heute statt? Wo und wann kann man sie live im Fernsehen oder Stream verfolgen? Und wo geht´s zum Live-Ticker? In unserer Tagesvorschau informieren wir jeden Morg

27.04.2024Highlight-Video der Königsetappe der Tour de Romandie

(rsn) - Florian Lipowitz (Bora – hansgrohe) hat eine glänzende Vorstellung auf der Königsetappe der Tour de Romandie abgeliefert. Der 23-jährige Deutsche attackierte im Schlussanstieg hinauf nach

27.04.2024Huys saust im Zeitfahren allen davon

(rsn) – So schnell wie Tabea Huys (Maxx Solar Rose Women Racing) war noch nie eine Athletin auf dem 13,5 Kilometer langen Zeitfahrparcours der Gracia-Rundfahrt in der Tschechischen Republik. Seit 20

27.04.2024Lipowitz kommt in Leysin nicht mehr an Carapaz vorbei

(rsn) – Lange blieb es auf der Königsetappe der Tour de Romandie (2.UWT) ruhig, doch das letzte Drittel des Schlussanstieges reichte aus, um die Gesamtwertung nochmal ordentlich durchzuwirbeln. Und

27.04.2024“Alles in trockenen Tüchern“: Dorn hat Rot und Weiß sicher

(rsn) - Einen Tag vor Rundfahrtende hat Vinzent Dorn (Bike Aid) freudige Gewissheit. Nach dem Bergtrikot ist dem Freiburger bei der Tour of Turkiye (2.Pro) auch das Weiße Trikot der Zwischensprintwe

27.04.2024Andresen sprintet zum Tageserfolg in Izmir

(rsn) - Der Däne Tobias Lund Andresen feiert auf der 7. Etappe der 59. Tour of Türkiye seinen zweiten Sieg in wenigen Tagen und gleich den fünften für sein Team DSM Firmenich - PostNL bei der aktu

27.04.2024Reusser zurück im Feld und auf dem Weg zu Olympia

(rsn) - Knapp ein Monat ist seit dem schweren Sturz bei der Flandern-Rundfahrt vergangen, der für die 32-jährige Marlen Reusser (SD Worx - Protime) schwere Folgen hatte. Ober- und Unterkiefer, die

27.04.2024Ein Klassikerfrühjahr 2025 mit Evenepoel?

(rsn) – Mit Lüttich-Bastogne-Lüttich hat Remco Evenepoel (Soudal – Quick Step) schon eines der fünf Monumente abgehakt, auch die Lombardei-Rundfahrt liegt dem jungen Belgier gut. Im nächsten J

26.04.2024Vollering, ´ELB´ & Niewiadoma kämpfen um erste GT der Saison

(rsn) – Die erste Grand Tour der Saison beginnt nicht erst am 4. Mai in Italien, sondern bereits am Sonntag in Valencia. Zugegeben: Die Vuelta Espana Femenina (28. April - 5. Mai) ist keine dreiwöc

26.04.2024Highlight-Video der 3. Etappe der Tour de Romandie

(rsn) – Brandon McNulty (UAE Team Emirates) hat das Einzelzeitfahren der 77. Tour de Romandie gewonnen. Der US-Meister in dieser Disziplin benötigte für den 15,5 Kilometer langen Parcours rund um

RADRENNEN HEUTE

    WorldTour

  • Tour de Romandie (2.UWT, SUI)
  • Radrennen Männer

  • Presidential Cycling Tour of (2.Pro, TUR)
  • Gracia Orlová (2.2, CZE)
  • Tour de Bretagne (2.2, FRA)
  • Tour of the Gila (2.2, USA)