Lichtblicke - Johannes Fröhlinger

Spätstarter mit Kletterqualitäten

Von Christoph Adamietz

15.05.2007  |  Neu-Profi Johannes Fröhlinger, in Gerolstein geboren, passt ideal ins Konzept des Teams Gerolsteiner: Er ist jung, talentiert und deutschsprachig. Als einer von sieben Neuzugängen, die allesamt nicht älter als 25 sind, stieß Fröhlinger vor der Saison zum deutschen ProTour Team.

Mit dem Radsport begann Fröhlinger erst recht spät. "Mein Vater fährt seit Jahren gerne Rad und hat mich immer mal wieder mitgenommen. Es machte mir mit der Zeit immer mehr Spaß und mit 16 Jahren wollte ich dann Radrennen fahren“, schildert Fröhlinger seine Anfänge. An sein erstes Rennen kann er sich noch ganz genau erinnern: "Das war an Ostern in Bad Neuenahr-Ahrweiler. Ein typisches kleines Rundstreckenrennen.“ Zunächst fuhr Fröhlinger für seinen Heimatverein RSC Prüm, wo er noch heute Mitglied ist. Sein erstes U-23 Jahr bestritt der Bergspezialist für das Team Optik Delker, ehe er zum französischen Amateurteam SC Sarreguemines wechselte. In Frankreich schaffte er schließlich den Durchbruch. Vor allem an einen Rundfahrtsieg aus dem vergangenen Jahr erinnert sich Fröhlinger sehr gern: "Das bedeutsamste und schönste Ergebnis war sicherlich der Gesamtsieg bei der Tour d’Alsace in den Vogesen.“

Mit diesen Erfolgen im Rücken versuchte Fröhlinger dann, sich bei größeren Teams ins Gespräch zu bringen – mit verspätetem Erfolg: "Ich habe einfach eine Bewerbungsmappe an die Teamleitungen geschickt. Das stieß wohl erst nicht auf großes Interesse, aber irgendwann fand die Teamleitung von Gerolsteiner mich doch interessant und gab mir die Möglichkeit mich bei einigen Rennen als Stagiare zu beweisen."

Die große Chance nutzte der 21-Jährige im vergangenen Herbst in eindrucksvoller Manier: Die Drei-Länder-Tour beendete er auf Rang sechs und überzeugte Gerolsteiner von seinem Talent. Kurze Zeit später hatte er seinen ersten Profivertrag in der Tasche.

Im Wintertraining vor seiner ersten Profisaison hat Fröhlinger nicht viel geändert. "Nur die Umfänge sind einfach etwas größer geworden. Gemeinsam mit meinem Trainer Christian Swietlik versuchen wir diese Steigerungen aber Stück für Stück und nicht sprungartig durchzuführen.“

Als größte Umstellung empfand Fröhlinger das taktische Konzept, in das er sich nun einfügen muss. "Letztes Jahr konnte ich fast immer so fahren, wie ich wollte und war oft auf mich alleine gestellt. Jetzt bin ich in einem festen Gefüge und richte mich nach der Taktik des Teams und den Anweisungen der Teamkollegen und sportlichen Leiter.“

Aber auch sonst hat sich für Fröhlinger, der mittlerweile wie so viele seiner deutschen Kollegen in Freiburg wohnt, einiges geändert: "Es war eine Umstellung, dass ich nun Profi bin und mein Tagesablauf sich damit in erster Linie nach dem Training richtet. Im Team ist zudem alles professioneller. Außerdem gibt es natürlich einen riesigen Niveaunterschied im Vergleich zu meinen früheren Teams. Jetzt bin ich erstmal nur Helfer und an eigene Ambitionen ist überhaupt nicht zu denken.“

Seine ersten Renneinsätze hat Fröhlinger – ohne vordere Platzierungen herauszufahren – gut überstanden. "Schon im Januar bin ich bei der Katar-Rundfahrt in die Saison gestartet. Das ist sicher kein Terrain für mich Leichtgewicht, war aber ein nettes Erlebnis und ein ordentliches Einrollen.“

Nach mehreren kleinen Rennen und einem ungewohnten Abstecher zu einem belgischen Pflaster-Klassiker standen für den 21-Jährigen dann Ende April/Anfang Mai mit dem Fleche Wallone und der Tour de Romandie die ersten ProTour Rennen an. "Mein Formaufbau lief gut und so stimmte die Verfassung vor den ersten großen Rennen. Mit meinen Leistungen dort war ich auch zufrieden. Vor allem bei der Tour de Romandie war ich eigentlich immer zur Stelle, wenn man mich gebraucht hat und konnte meine Kollegen ordentlich unterstützen.“

Bei seinen ersten beiden ProTour-Einsätzen konnte sich Fröhlinger gleich über zwei Gerolsteiner-Siege freuen. "Umso schöner waren dann noch zwei Erfolge für unser Team bei diesen Rennen, als Davide Rebellin beim Fleche Wallonne gewann und Markus Fothen bei der Tour de Romandie einen Etappensieg feiern konnte“.

Allerdings stellte Fröhlinger in der ProTour auch schnell den Unterschied zu anderen Rennen fest. "In den „normalen“ Rennen wird teilweise auch ähnlich schnell gefahren, wenn es zur Sache geht, aber bei ProTour-Rennen ist das Tempo über einen längeren Zeitraum brutal hoch und das Grundtempo ist auch deutlich höher.“

Auch wenn Fröhlinger bisher noch keine Spitzenergebnisse herausfahren konnte, so hat er bei sich doch schon eine Weiterentwicklung festgestellt. "Ich bin mir sicher, dass ich schon ein höheres Leistungsniveau habe als letztes Jahr. Mein normales Trainingstempo ist auch schon deutlich angestiegen. Das könnte auch an den vielen gemeinsamen Trainingskilometern mit meinen Teamkollegen Fabian Wegmann, Matthias Ruß und Tim Klinger liegen.“

Auch in den kommenden Rennen ist die Chance für Fröhlinger auf eine Spitzenplatzierung gering. Das liegt aber nicht an fehlender Form, sondern an seinen anspruchsvollen Renneinsätzen. "Als nächstes bestreite ich die Katalonien-Rundfahrt und dann die Tour de Suisse. Danach ist vielleicht schon abzusehen, ob auch ein Start bei der Vuelta im Herbst möglich ist. Ich fahre also wenige „kleinere“ Rennen, was ganz einfach bedeutet, dass es sehr schwer für mich wird, in diesem Jahr schon hier und da eigene Akzente zu setzen. Ich konzentriere mich voll auf meine Helferaufgaben und wenn das gut funktioniert, bin ich mit mir zufrieden.“

Auf mittlere Sicht möchte Fröhlinger aber schon das eine oder andere Ausrufezeichen setzen. "Letztes Jahr war ich stark am Berg. Dort würde ich mich langfristig auch sehr gerne bei den Profis durchsetzen. Auf anderem Terrain komme ich aber auch zurecht. Wenn es also in den Bergen zu schwer für mich sein sollte, traue ich mir zu, einfach ein solider Profi zu werden.“

Ein Thema, das auch Fröhlinger nicht ausklammern möchte, ist die anhaltende Dopingproblematik im Radsport. "Auch wenn ich versuche, mich so wenig wie möglich mit den Schlagzeilen zu beschäftigen, komme ich natürlich nicht daran vorbei. Von allen Leuten, die sich nicht besonders gut mit Radsport auskennen, werde ich auch normalerweise als Erstes auf dieses Thema angesprochen, weil jeder die beiden Dinge miteinander verbindet. Dabei geht es doch für mich nur um einen herrlichen Sport, mit dem ich mein Geld verdienen will. Ohne Doping.“

Fröhlinger wünscht sich sehnlichst, dass es mit seinem Sport wieder bergauf geht: "Ich hoffe nur, dass sich wirklich alles bessert und es bald auch noch mal „normale“ und positive Berichterstattungen gibt, damit die Sponsoren nicht alle davon laufen und wir überleben können.“ Und auch er selbst möchte seinen Teil dazu beitragen: "Als junger Profi sehe ich mich da auch in der Verantwortung, das Image wieder aufzubessern und einen glaubwürdigen Sport zu präsentieren.“

Sie sind jung, talentiert und ehrgeizig: deutsche Neo-Profis. Immer mehr von ihnen machen sich einen Namen. In einer Serie beleuchtet Radsport aktiv die Nachwuchsfahrer und berichtet von ihren Erfahrungen in ihren neuen Teams, ersten Erfolgen und Niederlagen. Lichtblicke! Heute: Johannes Fröhlinger (Gerolsteiner)

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