Guarnier erst kurz vor Schluss abgefangen

Van der Breggen, die Unschlagbare: Vierter Fleche-Sieg in Folge

Von Felix Mattis

Foto zu dem Text "Van der Breggen, die Unschlagbare: Vierter Fleche-Sieg in Folge"
Anna van der Breggen (Boels-Dolmans) hat zum vierten Mal in Folge den Fleche Wallonne gewonnen. | Foto: Cor Vos

18.04.2018  |  (rsn) - Der Hunger von Anna van der Breggen (Boels-Dolmans) ist nicht zu stillen: Im vierten Jahr in Folge hat sich die Olympiasiegerin den Sieg an der Mur de Huy gesichert und den Fleche Wallonne gewonnen. Diesmal allerdings musste sie sich richtig strecken, denn in der steilen Schlussrampe wurde es knapp, und Ashleigh Moolman-Pasio (Cérvelo-Bigla) ließ sich nur um zwei Sekunden auf Rang zwei verdrängen.

"Es ist toll, zum vierten Mal in Folge zu gewinnen und es war wirklich ein hartes Rennen", sagte van der Breggen im Ziel.

Erst an der steilsten Stelle des berüchtigten Schlussanstiegs, etwa 500 Meter vor dem Ziel, holten die Beiden als Spitze eines stark dezimierten Pelotons van der Breggens Teamkollegin Megan Guarnier (Boels-Dolmans) sowie Amanda Spratt (Mitchelton-Scott) ein, die zuvor als Ausreißerinnen unterwegs waren. Guarnier hatte sogar noch genug Kraft, um am Ende als Dritte über den Zielstrich zu fahren.

"Ich hatte eigentlich gehofft, dass sie vorne bleiben würden - auch für Megan. Denn sie hatte letztes Jahr kein gutes Jahr", so van der Breggen. "Aber im unteren Teil des Anstiegs haben wir sie eingeholt. Ich habe dann versucht, mit Ashleigh hinter ihr zu bleiben. Aber Ashleigh war heute sehr stark." Die Südafrikanerin Moolman-Pasio gab an der Mur den Takt an und sorgte durch ihren Antritt schließlich auch dafür, dass Guarnier und Spratt gestellt wurden.

"Ich habe mich im Anstieg wirklich gut gefühlt", sagte auch Moolman-Pasio selbst nach dem Rennen. "Unglücklicherweise war ich genau in dem Moment eingebaut, als ich nochmal attackieren wollte und musste damit dann bis 150 Meter vor dem Ziel warten, wo es nicht mehr so steil war." 250 Meter vor dem Ziel wollte Moolman-Pasio am linken Straßenrand an van der Breggen vorbeifahren, doch die Niederländerin schlug ihr die sprichwörtliche Tür vor der Nase zu. Als Moolman-Pasio dann 150 Meter vor dem Ziel antrat, tat das auch die Niederländerin und hatte schließlich den etwas stärkeren Endspurt auf ihrer Seite.

Vierte wurde in Huy Annemiek van Vleuten (Mitchelton-Scott) vor ihrer Teamkollegin Spratt. Als beste Deutsche fuhr Liane Lippert (Sunweb) 37 Sekunden nach van der Breggen auf Rang 15 ins Ziel.

Für van der Breggen bedeutet der Erfolg in Huy nach Strade Bianche und der Flandern-Rundfahrt bereits den dritten WorldTour-Sieg der Saison. Die 28-Jährige übernahm dadurch auch die Führung in der Rennserie, die sie im vergangenen Jahr für sich entschieden hatte, von ihrer Teamkollegin Chantal Blaak (Boels-Dolmans), die am Sonntag das Amstel Gold Race gewonnen hatte.

Zu Rennbeginn gingen viele Attacken, doch es dauerte bis Kilometer 22, dass sich mit der ehemaligen Schweizer Meisterin Doris Schweizer (Virtu Cycling) eine Fahrerin deutlich absetzen konnte. Sie fuhr mehr als eine Minute Vorsprung heraus, bis nach 55 Kilometern eine vierköpfige Gruppe ihre Verfolgung aufnahm: Ane Santesteban (Ale Cipollini), Omer Shapira (Cylance Pro Cycling), Tereza Medvedova (BePink) und Dalia Muccioli (Valcar-PBM).

Das Quartett brauchte keine zehn Kilometer, um zu Schweizer aufzuschließen, so dass 50 Kilometer vor dem Ziel fünf Fahrerinnen das Rennen mit 1:37 Minuten Vorsprung auf das von unterschiedlichen Teams wie Wiggle-High5, Boels-Dolmans und Canyon-SRAM angeführte Peloton anführten.

Im ersten von sechs klassifizierten Anstiegen des Tages, der 2,1 Kilometer langen und im Schnitt 5 Prozent steilen Cote d'Ereffe, konnte Medvedova ihren Begleiterinnen nicht mehr folgen. Auf dem Weg zum 1,3 Kilometer langen und 8,1 Prozent steilen Cote de Cherave beschleunigte nun auch das Hauptfeld deutlich. Der Vorsprung der vier Spitzenreiterinnen schmolz schnell auf 20 Sekunden und sie wurden im Cherave-Anstieg gestellt.

Dort explodierte das Rennen durch einen Angriff von Pauline Ferrand-Prevot (Canyon-SRAM), und über die Kuppe waren nur noch 14 Fahrerinnen an der Spitze zusammen - darunter neben der französischen Ex-Weltmeisterin auch Titelverteidigerin van der Breggen, sowie die Mitfavoritinnen Kasia Niewiadoma (Canyon-SRAM), Elisa Longo Borghini (Wiggle-High5) und Moolman-Pasio.

Im ersten von zwei Anstiegen hinauf zur Mur de Huy setzte sich mit Ferrand-Prevot, Guarnier, Janneke Ensing (Alé Cipollini) und Spratt ein gefährliches Quartett aus der Favoritengruppe ab und nahm die 29 Kilometer lange Schlussrunde über Ereffe und Cherave zurück nach Huy mit 25 Sekunden Vorsprung auf ein nun wieder gut 30-köpfiges Feld in Angriff.

Nach dem Ereffe-Anstieg standen 40 Sekunden auf der Uhr und elf Kilometer vor dem Ziel sogar 50. In der Anfahrt zum in den letzten Jahren vorentscheidenden Cherave-Anstieg schmolz der Abstand zwar schnell auf 15 Sekunden zusammen, doch die Spitzenreiterinnen konnten sich auch über diese Kuppe hinweg noch behaupten und mit demselben Polster das Ufer der Maas erreichen, von der es in Huy hinauf auf die Mur geht.

Im Zielort angekommen standen sogar wieder 23 Sekunden für Ferrand-Prevot, Guarnier, Ensing und Spratt auf der Uhr und das Quartett begannen die 1,3 Kilometer lange und bis zu 23 Prozent steile Schlussrampe zum Ziel. Doch als die Straße steiler wurde, kam das Feld näher und näher.

Spratt und Guarnier wurden schließlich als letztes an der steilsten Stelle des Anstiegs von Moolman-Pasio und van der Breggen eingeholt, die in diesem Moment aus dem Verfolgerfeld heraus attackierten. Spratt konnte nun nicht mehr folgen, wurde dafür aber von der von hinten herankommenden van Vleuten abgelöst, so dass 300 Meter vor dem Ziel noch immer vier Frauen um den Sieg kämpften.

Aus der langgezogenen letzten Linkskurve 200 Meter vor dem Ziel heraus ging van der Breggen an die Spitze, schnitt dabei Moolman-Pasio den Weg ab und zog schließlich von vorne den Schlussspurt an, um vor Moolman-Pasio und Guarnier zu gewinnen.

Ergebnis:
1. Anna van der Breggen (Boels-Dolmans) 3:10:14 Stunden
2. Ashleigh Moolman-Pasio (Cérvelo-Bigla) + 0:02 Minuten
3. Megan Guarnier (Boels-Dolmans) + 0:02
4. Annemiek van Vleuten (Mitchelton-Scott) + 0:06
5. Amanda Spratt (Mitchelton-Scott) + 0:17
6. Shara Gillow (FDJ Nouvelle Aquitaine Futuroscope) + 0:19
7. Sabrina Stultiens (WaowDeals) + 0:22
8. Sofia Bertizzolo (Astana) + 0:22
9. Anastasia Iakovenko (BTC City Ljubljana) + 0:25
10. Margarita Victoria Garcia (Movistar) + 0:28

Mehr Informationen zu diesem Thema

20.04.2018Schachmann: Ausrufezeichen beim Flèche, jetzt kommt Lüttich

(rsn) - Nils Politt (Katusha-Alpecin) hat sich während der flämischen Klassiker, fast schon erwartungsgemäß, zum künftigen deutschen Hoffnungsträger für Kopfsteinpflasterrennen gemausert. Ähnl

19.04.2018Konrad: “Wir haben versucht, das Rennen schwer zu gestalten“

(rsn) - Gerade einmal zwölf Sekunden hinter dem Sieger Julien Alaphilippe (Quick-Step-Floors) überquerte der Österreicher Patrick Konrad die Ziellinie als Zehnter des Flèche Wallonne. Der 26-Jähr

18.04.2018Flèche: Valverdes Regentschaft an der Mur beendet

(rsn) - Der Tag musste irgendwann kommen. Der Tag, an dem Alejandro Valverde (Movistar) nicht mit der Konkurrenz im Anstieg zur Mur de Huy spielt und scheinbar leicht einen weiteren Sieg bei der Flèc

18.04.2018Im dritten Anlauf zum Erfolg: Alaphilippe siegt beim Flèche

(rsn) - Die Siegesserie von Alejandro Valverde (Movistar) beim Flèche Wallone ist beendet. Nach vier Siegen in Serie musste sich der Spanier im Finale der 81. Austragung an der berüchtigten wie stei

18.04.2018Alaphilippe bezwingt Valverde an der Mur, Schachmann Achter

(rsn) - Es hat nicht geklappt mit dem fünften Sieg in Folge: Alejandro Valverde (Movistar) hat sich an der Mur de Huy Julian Alaphilippe (Quick-Step Floors) geschlagen geben müssen. Der Franzose spu

18.04.2018Movistar-Sportdirektor Arrieta: “Keine Frage, wer der Favorit ist“

(rsn) - Kein Zweifel: Auch bei der 81. Auflage des Fleche Wallonne wird Alejandro Valverde der Mann sein, den es zu schlagen gilt. Fünf Mal insgesamt und von 2014 - 2017 vier Mal in Folge gewann der

18.04.2018Quick-Step Floors will Valverde kollektiv unter Druck setzen

(rsn) - Bei der heutigen 81. Auflage des Fleche Wallonne stellt sich wie in den vergangenen Jahren wieder die Frage: Wer kann Alejandro Valverde (Movistar) schlagen. Mit geradezu spielerischer Leichti

18.04.2018Vorschau auf die Rennen des Tages / 18. April

rsn) - Welche Rennen stehen heute auf dem Programm, wie sieht die Streckenführung aus und wer sind die Favoriten? Ab sofort gibt Ihnen radsport-news.com kurz und kompakt eine tägliche Vorschau auf d

17.04.2018Trifft Valverdes Pfeil auch zum fünften Mal in Folge?

(rsn) - Vier Mal in Folge und fünf Mal insgesamt gewann Alejandro Valverde (Movistar) den Fleche Wallonne, und es fallen einem aktuell wenige Argumente ein, weshalb der 38-jährige Spanier am Mittwoc

25.01.2018Der Fleche wird schwerer, auch Lüttich mit einem Anstieg mehr

(rsn) - Die Ardennenklassiker der ASO werden im Jahr 2018 mit leicht modifizierten Strecken aufwarten, die beide Rennen etwas schwerer machen: den Fleche Wallonne deutlich, Lüttich-Bastogne-Lüttich

25.01.2018ASO vergibt Wildcards für Roubaix, Fleche und Lüttich

(rsn) - Der Wechsel von Tour-de-France-Bergkönig Warren Barguil von Sunweb zum ProContinental-Rennstall Fortuneo-Samsic hat dafür gesorgt, dass der Franzose bei seiner Saisonplanung abhängig davon

Weitere Jedermann-Nachrichten

13.05.2024Mit Rouvy Grand-Tour-Recon im Wohnzimmer?

(rsn) - Analoge und digitale Welten verschränken sich immer mehr, auch beim Radsport. Auf besondere Weise dreht Rouvy mittlerweile die Schraube weiter. Auf der 2017 von den Brüdern Petr und Jiri Sam

13.05.2024Bergankunft Nr. 3: Kurze Etappe, langer Schlussanstieg

(rsn / ProCycling) – Schon in der ersten Woche des 107. Giro d´Italia hat es Ausreißversuche gegeben, die von Erfolg gekrönt waren. Doch erst die 10. Etappe durch den südlichen Apennin weist ein

13.05.2024Erholter Démare kehrt in Dünkirchen ins Feld zurück

(rsn) – Nachdem er aufgrund von Erschöpfungserscheinungen seine Klassikerkampagne bereits nach Gent-Wevelgem am 27. März hatte beenden müssen, kehrt Arnaud Démare (Arkéa - B&B Hotels) in seiner

13.05.2024Thomas kritisiert Neapels Straßen: “War ein absolutes Gemetzel“

(rsn) – Ein astreiner Massensprint und breite Straßen auf den letzten Kilometern: Auf den ersten Blick war das Finale der 9. Etappe beim Giro d´Italia in Neapel nichts Besonderes. Doch im Peloton

13.05.2024Die letzten Hügel taten Milans Beinen weh

(rsn) – Im vergangenen Jahr musste sich Jonathan Milan in Neapel am Ende der damaligen 6. Giro-Etappe Mads Pedersen geschlagen geben. Damals stand der Italiener noch bei Bahrain Victorious unter Ver

13.05.2024Bringt der Flèche du Sud den erhofften “Bumms“?

(rsn) - Gleich fünf der neun deutschen Kontinental-Teams waren in der vergangenen Woche beim Fléche du Sud (2.2) dabei. In Luxemburg standen sie allerdings zumeist im Schatten ihrer für internatio

12.05.2024Trotz widriger Umstände rast Kooij beim Giro zum ersten Sieg

(rsn) - Die ersten beiden Massensprints des diesjährigen Giro d’Italia (2. UWT) liefen nicht nach dem Geschmack von Olav Kooij und seinem Team Visma – Lease a Bike. Doch die dritte Chance konnte

12.05.2024Krieger bei Sturz auf 9. Giro-Etappe schwer verletzt

(rsn) – Nach einem schweren Sturz im Finale der 9. Etappe musste Alexander Krieger mit schweren Verletzungen ins Krankenhaus gebracht werden. Wie sein Team Tudor am Abend auf X mitteilte, sei der St

12.05.2024Auch ohne Sieg ist Buchmann ein Gewinner der Ungarn-Rundfahrt

(rsn) – Den Frust über seine Giro-Ausbootung hat Emanuel Buchmann (Bora – hansgrohe) in viel Angriffslust umgewandelt. Nachdem er bereits am 1. Mai bei Eschborn-Frankfurt (1.UWT) mit einer offens

12.05.2024Kooj triumphiert im Sprint-Krimi von Neapel vor Milan

(rsn) – Olav Kooij (Visma – Lease a Bike) hat die 9. Etappe des 107. Giro d’Italia im Massensprint gewonnen. Nach 214 Kilometern mit Start in Avezzano und Ziel in Neapel jagte er auf den letzten

12.05.2024Flèche du Sud: Teutenberg-Team am Schlusstag auf 1-2-3

(rsn) – Der Flèche du Sud (2.2) ist für viele der deutschsprachigen Fahrer und Teams erfreulich zu Ende gegangen. Am Schlusstag feierte Tim Torn Teutenberg mit seinem Team Lidl – Trek Future Ra

12.05.2024Narvaez: “Manchmal klappt es und manchmal nicht“

(rsn) – Rund 30 Meter fehlten Jhonatan Narvaez (Ineos Grenadiers) im Finale der 9. Etappe des Giro d’Italia (2.UWT) – stattdessen ging der Sieg an Olav Kooij (Visma – Lease a Bike). Die letzte

JEDERMANN-RENNEN DIESE WOCHE
  • Keine Termine