Gibt es einen neuen Siegertyp?

Auch Alaphilippe fragt sich, ob er diese Tour gewinnen kann

Von Joachim Logisch vom Tourmalet

Foto zu dem Text "Auch Alaphilippe fragt sich, ob er diese Tour gewinnen kann"
Trägt Julian Alaphilippe (Deceuninck - Quick-Step) auch in Paris das Gelbe Trikot? | Foto: Cor Vos

21.07.2019  |  (rsn) - Wo wird das enden? Auch auf der 14. Etappe verteidigte Julian Alaphilippe (Deceuninck – Quick-Step) das Gelbe Trikot der 106. Tour de France. Und zwar nicht nur mit Mühe und Not. Als Zweitplatzierter hinter seinem Landsmann Thibaut Phinot (Groupama FDJ) baute der Franzose seinen Vorsprung sogar noch aus.

Die Zeit ist vorbei, in der Alaphilippe als Kandidat für den Toursieg unterm Radar fliegen konnte. Der Weltranglistenerste gehört ab sofort in den engeren, vielleicht sogar engsten Favoritenkreis.

Bislang wollte er davon nichts hören. Doch auf dem Tourmalet meinte der 27-Jährige: "Je näher wir Paris kommen, desto mehr kann ich mich selbst fragen, ob ich das Gelbe Trikot behalten kann. Auf jeden Fall war es heute wirklich ein guter Kampf.“

Sein steiler Aufstieg in dieser Saison scheint keine Grenzen zu kennen. Auch wenn es vielleicht Erklärungsansätze dafür gibt. Dass er die 3. Etappe nach Epernay gewann und damit erstmals in dieser Tour Gelb übernahm, war zu erwarten gewesen, ähnelte das Profil doch einem Klassiker, in denen sich der Gewinner von Mailand-Sanremo und des Fléche Wallonne zuhause fühlt.

Viel überraschender war schon sein Sieg im Zeitfahren von Pau. Damit hatten die wenigsten gerechnet. Aber der winklige und hügelige 27,2-Kilometer-Parcours mit vielen Rhythmuswechseln kam ihm sehr entgegen. "Ohne anmaßend sein zu wollen, aber ich wusste, dass ich auf einem solchen Kurs eine gute Leistung bringen könnte“, sagte er hinterher selbstbewusst. Das Zeitfahren war wohl auch nicht lang genug, um Alaphilippe an seine Grenzen zu bringen.

Das gleiche könnte für die gestrige 14. Etappe gegolten haben, die nur 117,5 Kilometer lang war. Zu kurz, damit er über die Länge seine Explosivität in den Anstiegen hätte verlieren zu können. Vielleicht ist seine Leistung auf dem Tourmalet etwas besser einzuordnen, wenn man weiß, dass Alaphilippe im letzten Jahr hier auf der Jagd nach dem Gepunkteten Trikot den Bergpreis Souvenir Jacques Goddet einsammelte. Er kannte den Berg also, den er zudem nach seinem Vorjahreserfolg mit viel Selbstbewusstsein angehen konnte, auch wenn er diesmal von der anderen Seite aus angefahren wurde.

Auf  der 15. Etappe von Limoux nach Foix wird der Mann aus dem Loire-Tal das Gelbe Trikot zum zehnten Mal tragen. Ein Berg der 2.und drei Anstiege der 1.Kategorie stehen auf dem Programm. Zudem ist die Etappe mit 185 Kilometern fast 70 Kilometer länger als der Tourmalet-Abschnitt. Wenn es den Konkurrenten um Gelb nicht gelingt, Alaphilippe vor der Bergankunft abzuschütteln, wird er auch hier seine Spitzenposition verteidigen können, denn sein Vorsprung von jeweils über zwei Minuten auf Geraint Thomas (Ineos) und Steven Kruijswijk (Jumbo – Visma) ist groß genug, dass er in Foix am Prat d’Albis nicht mit den ersten ankommen muss.

Sollte er Gelb behalten, wird die Stunde der Wahrheit am kommenden Donnerstag schlagen, wenn die Berge nicht nur noch höher,  sondern die Etappe auch noch länger ist. Auf dem 208 Kilometer langen Abschnitt von Embrun nach Valloire stehen die HC-Giganten Col d’Izoard (2360 m) und der Galibier (2642 m) auf dem Programm. Wenn Alaphilippe hier immer noch vorne ist, dürfte womöglich eine neuer Siegertyp geboren werden! Klein, leicht, explosiv und technisch stark!

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