BDR-Team ohne Kapitän ins WM-Rennen

Zemke: “Wenn es zum Sprint kommt, muss Ackermann da sein“

Von Joachim Logisch

Foto zu dem Text "Zemke: “Wenn es zum Sprint kommt, muss Ackermann da sein“"
Pascal Ackermann (l.) und John Degenkolb sind zwei von mehreren Kapitänen im WM-Rennen 2019 | Foto: Hennes Roth

27.09.2019  |  (rsn) - Gemäß dem bekannten Fußballer-Motto erhoffen sich die deutschen Radprofis für das 285 Kilometer lange WM-Straßenrennen am Sonntag "Fritz-Walter-Wetter“. Das heißt Regen, Wind und was noch dazu gehört, so dass man nicht mal einen Hund vor die Haustür schicken würde. Laut Wetterbericht könnte ihr Wunsch in Erfüllung gehen.

"Ich mag die Nässe, die Länge mag ich auch. Ich bin gut drauf, auch wenn es im Einzelzeitfahren nicht so gut lief. Das ist abgehakt. Ich denke, wir Deutschen haben hier eine starke Mannschaft am Start. Wir brauchen uns nicht zu verstecken. Ich will auf jeden Fall im Finale noch dabei sein“, sagte Nils Politt, der mit seinem zweiten Platz bei Paris-Roubaix in diesem Frühjahr schon bewiesen hat, dass es keine leeren Worte sind.

"Eigentlich gibt es nur ein Rennen, das so lang ist. Das ist Mailand-Sanremo. Ich denke, es wird richtig, richtig hart. Man kann sagen, dass noch mal ein Frühjahrsklassiker ans Ende der Saison gesetzt wurde. Als wenn man die Flandern-Rundfahrt noch einmal fahren würde", erklärte der Kölner und prognostizierte: "Es wird ein spannendes Rennen werden mit Klassikerwetter. Ich hoffe natürlich, dass dann nicht solche Pfützen auf den Straßen stehen werden wie beim U23-Zeitfahren. Ich hoffe, dass die Organisation das geregelt bekommt. Ich erwarte ein breites Ausscheidungsfahren.“

Degenkolb nur einer mehreren Kapitänen

John Degenkolb, der 2015 den fast 300 Kilometer langen Frühjahrsklassiker Mailand-Sanremo und das extrem schwere Paris-Roubaix gewann, stimmte seinem Teamkollegen zu: "Je schwerer die Bedingungen sind, desto mehr kommt es uns entgegen.“ Noch im Frühjahr galt der Klassikerjäger als wahrscheinlichster Kapitän der deutschen Nationalmannschaft für den Kampf um Gold in Yorkshire. Das hat sich geändert.

"Das muss man schon hinterfragen, wenn man seine Vuelta gesehen hat“, sagte Teamchef Jens Zemke. "Ich habe mit John in Spanien telefoniert und ihm gesagt, er soll mal einen raushauen und versuchen, eine Etappe zu gewinnen. Er hat es versucht, es hat nicht geklappt. Ich meine, dann kann man nicht auf einer Position beharren, die man nicht innehat.“

Statt mit einem Chef geht das deutsche Team mit mehreren Alphatieren an den Start. Zemke: "Es kann ein grausam langes Rennen werden. Dafür haben wir ein Anforderungsprofil erstellt. Es gibt keinen Kapitän. Wir haben zwei, drei, die zum Helfen hier sind. Und wir haben eine ganze Reihe von Fahrern dabei, die ins Finale kommen sollen. Wir haben eine unwahrscheinlich starke und homogene Mannschaft. Die Jungs verstehen sich. Daraus müssen wir unseren Profit schlagen. Wenn die Belgier alle drei Sterne haben, dann haben wir vielleicht nur zwei oder einen. Doch das müssen wir mit Moral und Kampfgeist wettmachen.“

Ins Finale kommen sollen aus deutscher Sicht neben Politt und Degenkolb noch Nikias Arndt und als letzte Versicherung Pascal Ackermann. Zemke: "Wir haben uns lange darüber unterhalten, wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, dass es zu einem Sprint kommt. Auch wenn sie sehr gering ist, ist das die einzige Möglichkeit, Weltmeister zu werden. Die Chance dürfen wir nicht verstreichen lassen. Oder vielleicht geht es im Feld noch um Platz drei, fünf oder neun. Und auch da muss Pascal dabei sein!“

BDR-Team will taktieren statt agieren

Die Taktik des BDR-Teams hat er auch schon festgelegt. Motto: reagieren statt agieren! Zemke: "Wir müssen nicht die Attacken generieren. Wir müssen nur dabei sein. Wir müssen clever fahren, brauchen keine gewagten Sachen machen. Die Belgier sind hier mit einer sehr starken Mannschaft. Wenn einer von denen geht, muss einer von uns dabei sein. Die Belgier werden es versuchen, die Niederländer mit Mathieu van der Poel, die Dänen oder die Spanier mit Valverde aus der Reserve zu locken. Da müssen wir in den Gruppen mit drinsitzen.“

Denn Zemke glaubt, dass es nach der 186 Kilometer langen Anfahrt von Leeds auf die sieben Schlussrunden (à 14 km) in Harrogate "wegen der vielen Kurven schwer werden wird, einen Vorsprung von ein, zwei Minuten wieder zuzufahren.“ Zemke: "Ich denke deshalb, wenn sich vielleicht 50 Kilometer vor dem Ziel eine Gruppe bildet, dann wird die nur noch von den Favoriten eingeholt.“

Auch Degenkolb, immerhin schon einmal (2012) WM-Vierter, ist bereit, seinen Anteil einzubringen. "Ich bin ganz gut aus der Vuelta rausgekommen. Es war echt die härteste Dreiwochenrundfahrt, die ich je gefahren bin“, sagte der Oberurseler. "Ich konnte mich aber ganz gut erholen. Am Wochenende habe ich noch mal in Frankreich ein Rennen bestritten, wo ich mich bis ins Finale sehr gut gefühlt habe und wo ich auch mit dem zweiten Platz nach Hause gefahren bin. Jetzt freue ich mich auf das WM-Rennen.“

Mehr Informationen zu diesem Thema

20.10.2019Eekhoff klagt vor CAS gegen aberkannten WM-Sieg

(rsn) - Es war die bitterste Stunde seiner noch jungen Karriere. Wenige Minuten nach dem Triumph im WM-Straßenrennen der U23 wurde Nils Eekhoff wegen unerlaubten Windschattenfahrens hinter einem Begl

08.10.2019Die Form reicht nicht mehr: Alaphilippe beendet Saison

(rsn) - Bei den kanadischen Eintagesrennen in Quebec (7.) und Montreal (13.) zeigte sich Julian Alaphilippe (Deceuninck - Quick-Step) noch in vielversprechender Verfassung, auch wenn es zu keinem Sieg

08.10.2019Pedersen: “Ich will mein Jahr als Weltmeister genießen“

(rsn) - Nach seinem sensationellen Triumph im WM-Straßenrennen von Harrogate, in dem er als erster Däne der Radsportgeschichte das Regenbogentrikot eroberte, wird Mads Pedersen (Trek - Segafredo) di

03.10.2019Degenkolb versteigert sein WM-Trikot für Les Amis de Paris-Roubaix

(rsn) - Nach seiner Spendensammelaktion für das Nachwuchsrennen von Paris-Roubaix im Februar hat sich John Degenkolb nun etwas neues ausgedacht, um seiner Rolle als Botschafter der ´Amis de Paris-Ro

01.10.2019Trentin: “Ich bin stolz auf mich und mein Team“

(rsn) - Im ersten Jahrzehnt dieses Jahrtausends eilten die Italiener bei Straßenweltmeisterschaften von Erfolg zu Erfolg. Vier Goldmedaillen sammelten damals die Fahrer in den azurblauen Trikots, daz

01.10.2019Podcast: Rückblick auf die Straßen-WM

(rsn) - Im gemeinsamen Podcast von radsport-news.com und meinsportradio.de blickt Malte Asmus gemeinsam mit Eric Gutglück und Marc Winninghoff auf die 86. UCI-Straßenweltmeisterschaften zurück, die

01.10.2019Sagan verspielt Chance auf 4. WM-Gold mit taktischem Fehler

(rsn) - Auf den letzten fünf Kilometern gab Peter Sagan nochmal Vollgas. Der dreifache Weltmeister wollte nicht aus Yorkshire abreisen, ohne wenigstens nochmal alles aus seinem Körper herausgeholt u

30.09.2019Nur Gilbert hatte starke Beine - doch der stürzte

(rsn) - Ein achter Platz von Greg Van Avermaet war es letztlich, der für das hochgehandelte belgische Team am Ende des WM-Straßenrennens von Yorkshire zu Buche stand. 70 Sekunden hinter Goldmedaill

30.09.2019Valverde: “Ich war komplett erfroren“

(rsn) – Schon beim Blick auf den Wetterbericht, allerspätestens am Morgen beim Blick aus dem Fenster nach dem Aufstehen dürfte Alejandro Valverde klar geworden sein, dass es nichts mit einer Verte

30.09.2019Politt mit dem richtigen Riecher, aber von Trentin überrascht

(rsn) - Zu den heißesten Anwärtern auf die Medaillen hatten die deutschen Starter im WM-Straßenrennen von Harrogate von vorne herein nicht gezählt. Am ehesten hätte wohl Maximilian Schachmann fü

29.09.2019Großschartner: “Am Ende ist es nicht so aufgegangen für uns“

(rsn) - Lange Zeit sah es gut aus für das österreichische Nationalteam im Rennen der Eliteherren in Yorkshire. Denn mit Lukas Pöstlberger, Felix Großschartner, Patrick Konrad, Hermann Pernsteiner

29.09.2019“Mathieu van der Poel ist auch nur ein Mensch“

(rsn) - Bis zwölf Kilometer vor dem Ziel schien klar: Favorit Mathieu van der Poel wird sich in Harrogate zum Straßen-Weltmeister küren. Bis dahin lag der niederländische Überflieger mit vier wei

Weitere Radsportnachrichten

19.05.2024Quintana meldet sich zurück, aber Pogacar zeigt noch keine Gnade

(rsn) – Nach anderthalb Jahren außerhalb des Profi-Pelotons ist Nairo Quintana in dieser Saison zu Movistar zurückgekehrt, um an alte, glanzvolle Tage anzuknüpfen und als Kapitän zehn Jahre nach

19.05.2024Pogacar dominiert den Giro d´Italia – mit Plan, Verstand & Stärke

(rsn) – Die Entscheidung der Königsetappe des diesjährigen Giro d’Italia (2. UWT) ist knapp 15 Kilometer vor dem Ziel gefallen. Tadej Pogacar (UAE Team Emirates) tritt vom Hinterrad seines Teamk

19.05.2024Steinhauser: “Hammer, auf der Königsetappe Dritter zu werden“

(rsn) – Tadej Pogacar UAE Team Emirates) bleibt der unangefochtene Dominator des Giro d’Italia 2024 (2.UWT). Der Slowene gewinnt auch den 15. Tagesabnschnitt. 15. Etappe des Giro d’Italia – d

19.05.2024Vor Steinhauser landen in Livigno nur die Grand-Tour-Könige

(rsn) – Es war ein großer Tag für Georg Steinhauser auf der 15. Etappe des Giro d´Italia 2024. Der 22-Jährige hielt auf der Königsetappe im Konzert der Grand-Tour-Gesamtsieger prächtig mit. F

19.05.2024Pogacar deklassiert beim Giro die Konkurrenz zu Statisten

(rsn) – Tadej Pogacar (UAE Team Emirates) hat die 15. Etappe des 107. Giro d´Italia gewonnen. Nach 222 Kilometern mit Start in Manerba del Garda, dem Alpen-Riesen Mortirolo unterwegs und dem Ziel a

19.05.2024Bennett komplettiert Gesamterfolg in Dünkirchen mit Tagessieg

(rsn) - Vier Etappensiege, ein zweiter sowie ein dritter Platz und damit der deutliche Sieg in der Gesamtwertung: Sam Bennett (Decathlon AG2R La Mondiale) hat den Vier Tagen von Dünkirchen seinen Ste

19.05.2024Vollering vollendet mit Solosieg ihr Spanien-Triple

(rsn) - Mit einem Sieg auf der 4. und finalen Etappe der Burgos-Rundfahrt der Frauen fixierte Demi Vollering (SD Worx – Protime) den Gesamtsieg in eindrucksvoller Manier. Die Niederländerin attacki

19.05.2024Hollmann auf den Pavé- und Gravelsektoren bärenstark

(rsn) - Das Antwerp Port Epic (1.1), das über insgesamt 60 Kilometer Kopfsteinpflaster und Gravel-Passagen führte, war für die deutschen KT-Teams am Start eine "epische Angelegenheit", wie sich al

19.05.2024Adamietz fährt im New Yorker Gegenverkehr auf Platz drei

(rsn) - Johannes Adamietz (Lotto - Dstny) ist bei der Premierenaustragung des Gran Premier New York (1.2) auf das Podium gefahren. Der Ulmer, der das Rennen für das Devo-Team bestritt, musste sich n

19.05.2024Gorenjska: Zanglere komplettiert Felts Podestplatzsammlung

(rsn) - Das Team Felt - Felbermayr hat beim schweren GP Gorenjska (1.2) in Slowenen seine Podestplatzsammlung am Sonntag komplettiert. Nachdem Riccardo Zoidl und Hermann Pernsteiner bei der Tour of H

19.05.2024“Bleibt im Gedächtnis“: Zoidl holt Tour of Hellas vor Pernsteiner

(rsn) - Das Team Felt - Felbermayr aus Österreich und Bike Aid aus dem Saarland haben am Schlusstag der Tour of Hellas (2.1) ihre Wertungstrikots verteidigt. Das Team Felt - Felbermayr konnte sich s

19.05.2024Kretschy verpasst zum Orlen-Abschluss ein Spitzenergebnis

(rsn) - Für die Deutsche U23-Nationalmannschaft ist der Orlen Nations GP (2.NC) ohne das erhoffte Spitzenergebnis zu Ende gegangen. Am schweren Schlusstag, an dem nach 148 Kilometern eine Mini-Berga

RADRENNEN HEUTE

    WorldTour

  • Giro d´Italia (2.UWT, ITA)
  • Radrennen Männer

  • Tour d´Algérie (2.2, DZA)