2. Etappe des Giro d´Italia 2010

Voß nach “krassem Kampf“ im Bergtrikot

Von Christoph Adamietz

Foto zu dem Text "Voß nach “krassem Kampf“ im Bergtrikot"
Paul Voß (Milram) trug 2010 beim Giro d`Italia für vier Tage das Bergtrikot | Foto: Cor Vos

10.05.2020  |  (rsn) – 2010 war das Jahr von Paul Voß. Der damalige Milram-Profi gewann im März den Prolog der Katalonien-Rundfahrt und durfte danach für einen Tag das Führungstrikot der WorldTour-Rundfahrt tragen. Fast auf den Tag genau vor zehn Jahren, am 9. Mai 2010, fuhr er dann erstmals bei einer GrandTour ins Rampenlicht.

Der damals 24-Jährige erkämpfte sich auf der 2. Etappe des Giro d`Italia, die über 209 Kilometer von Amsterdam nach Utrecht führte, in einem wahren Krimi das Bergtrikot und konnte es danach drei Mal verteidigen. “Es waren schon schöne Tage, die mich auch stolz machen“, blickte Voß gegenüber radsport-news.com auf seine Zeit im Bergtrikot zurück.

Dabei hatte er ein für seine Verhältnisse enttäuschendes Auftaktzeitfahren hingelegt. Dafür befolgte Voß nur einen Tag später umso besser die Marschroute seines Teams und sorgte aus einer Ausreißergruppe heraus für Furore. Die beiden zur niedrigsten Kategorie zählenden Bergwertungen, die mit jeweils maximal drei Punkte belohnt wurden, waren heiß umkämpft.

Am ersten Bergpreis nach 88 Kilometern erwies sich der Italiener Stefano Pirazzi als stärkster Kletterer des Ausreißerquartetts, Voß holte als Dritter noch einen Punkt. An der letzten Bergwertung zwölf Kilometer später drehte der Deutsche den Spieß um und sicherte sich die Maximalpunktzahl, wogegen Pirazzi diesmal Dritter wurde. Jeweils Zweiter war der Niederländer Rick Flens. Somit waren drei Fahrer punktgleich, Pirazzi und Voß hatten aber jeweils eine Bergwertung gewonnen, weshalb sie im Ranking vor Flens geführt wurden. Wer im Ziel in Utrecht das Bergtrikot erhalten würde, hing letztlich von der Platzierung im Gesamtklassement ab. Pirazzi hatte dabei dank seines besseren Prologs ein Polster von fünf Sekunden auf den gebürtigen Rostocker.

Doch im Finale sollte es noch einmal dramatisch werden, denn sowohl Voß als auch Pirazzi waren sieben Kilometer vor dem Ziel in einen Sturz verwickelt. “Zwei Teamkollegen haben dann gewartet und wir sind unser eigenes Rennen gefahren, um vor Pirazzi im Ziel zu sein“, erinnerte sich Voß, dessen Plan aufging, denn sein Konkurrent kam 17 Sekunden nach ihm an. “Der Kampf um das Trikot war echt krass, da hat die Taktik eine große Rolle gespielt, am Ende habe ich immer geschaut, wo sich Pirazzi aufhielt“, berichtete Voß.

Die Siegerehrung in Utrecht beschrieb Voß als “surreal, da es das erste Mal für mich war, dass ich bei einer GrandTour auf dem Podium stand. Aber ich habe es auch sehr genossen“, erklärte er. Voß hätte auch die folgenden Tage entspannt angehen können, denn auf den Etappen drei und vier wurden keine Bergpunkte vergeben. Aufgrund der Konstellation musste er allerdings darauf achten, keine Zeit gegenüber dem Italiener einzubüßen, um das Maglia Verde zu behaupten.

“Es war ein sehr harter Kampf, der mich zu dem Zeitpunkt vor allem mental sehr gestresst hat“, so Voß, der schließlich auf der 5. Etappe, als wieder Bergpunkte zu holen waren, in die Offensive ging und durch sechs weitere Zähler seine Führung in der Bergwertung sogar ausbauen konnte. “Das Team hat mich dabei super unterstützt, es hat bis zu zwei Stunden gedauert, bis die Gruppe mit mir stand, damit ich wieder Punkte holen konnte“, blickte Voß jenen Tag zurück.

Die Tage in Grün waren nach der 6. Etappe jedoch vorüber. Voß musste das Bergtrikot an den Australier Matthew Lloyd abgeben, der sich später auch die Gesamt-Bergwertung sichern sollte. “Nach der 5. Etappe war ich komplett breit. Gerade dieser harte Kampf in der ersten Woche hat auch dafür gesorgt, dass ich, als es ins Hochgebirge ging, am Ende meiner Kräfte war und den Giro nicht beenden konnte“, meinte Voß, der auf der 15. Etappe vorzeitig vom Rad stieg. “Ich verbinde mit dem Giro immer noch die Schönheit des Radsports, aber auch die Brutalität, die er mit sich bringen kann“, bilanzierte Voß.

Mehr Informationen zu diesem Thema

09.05.2023Wegmanns großer Coup mit dem Bergtrikot

(rsn) - Ehe Pascal Ackermann im Mai 2019 das Maglia Ciclamino nach Verona trug und somit die Punktewertung des 102. Giro d´Italia für sich entschied, war es der größte Erfolg, den je ein Deutscher

31.05.2020Arndt krönte seinen Giro über einen kleinen Umweg

(rsn) – Die Schlussetappe bei einer GrandTour zu gewinnen, ist immer etwas Besonderes. Beim Giro d`Italia 2016 gewann Nikias Arndt (Sunweb) das letzte Teilstück, das damals in Turin zu Ende ging.

31.05.2020Video- Rückblick: Als Lopez einem Zuschauer eine knallte

(rsn) - Am entscheidenden Tag des Giro d´Italia 2019 lagen die Nerven blank. Miguel Angel Lopez (Astana) befand sich in einer Verfolgergruppe die einem Trio Spitzenreiter Richard Carapaz (Movistar) n

31.05.2020Ackermann nimmt als erster Deutscher das Ciclamino mit heim

(rsn) – Gleich bei seiner ersten GrandTour überhaupt hat Pascal Ackermann (Bora – hansgrohe) geschafft, was vor ihm noch keinem seiner Landsleute beim Giro gelungen war. Der Landauer gewann 2019

30.05.2020Der Beginn von Marco Pantanis langem Leiden

(rsn) - Am Valentinstag, dem 14. Februar 2004, verstarb Marco Pantani in einem Hotelzimmer in Rimini an einer Überdosis Kokain. Doch so plötzlich sein Tod auch eingetreten ist, so elendig lang war d

29.05.2020“Il Falco“ demonstriert am Finestre seine Abfahrtskünste

(rsn) – Was haben Paolo Savoldelli, Alberto Contador und Simon Yates gemeinsam? Richtig, sie alle gewannen mindestens eine GrandTour. Alle trugen das Maglia Rosa beim Giro d’Italia. Und alle drei

28.05.2020Video-Rückblick: Simon Yates schlägt auch in Sappada zu

(rsn) - Nach der 15. Etappe des Giro d’Italia 2018 schien Simon Yates (Mitchelton - Scott) auf dem Weg zu seinem ersten Gesamtsieg bei einer GrandTour nicht mehr zu stoppen zu sein. In überragender

28.05.2020Bölts gewinnt überraschend die Königsetappe und rettet Telekom

(rsn) - Udo Bölts ist der Prototyp des selbstlosen Helfers, der Jan Ullrich durch die tiefsten mentalen Täler auf die schwersten Berge führte. Der Heltersberger ist aber auch ein großer Kämpfer.

27.05.2020Kluges verrückte letzte Minute in Cassano d´Adda

(rsn) - Beim Giro d’Italia 2016 räumten die deutschen Sprinter mit gleich sieben Etappensiegen groß ab. André Greipel war mit drei Tagessiegen dabei am erfolgreichsten, gefolgt von Marcel Kittel

26.05.2020Wütender Contador rächt sich für die Astana-Taktik

(rsn) – Im Sport gibt es zahlreiche Regeln, die für einen fairen Wettkampf sorgen sollen. Im Radsport werden diese Maßgaben vom Weltverband UCI vorgegeben. Sogar die Sockenlänge ist im Regelwerk

25.05.2020Video-Rückblick: Schachmann gelingt Giro-Coup in Prato Nevoso

(rsn) - Vor zwei Jahren fuhr Maximilian Schachmann beim Giro d’Italia den bis dahin größten Erfolg seiner Karriere ein. Der damals für das belgische Team Quick-Step Floors fahrende Berliner gewan

24.05.2020Video-Rückblick: Dumoulin muss “austreten“, Nibali schlägt Landa

(rsn) – Die Königsetappe des Giro d`Italia 2017 hielt eine der skurrilsten Szenen der vergangenen Jahre parat. Der Gesamtführende Tom Dumoulin musste wegen eines menschlichen Bedürfnisses 33 Kil

Weitere Radsportnachrichten

04.05.2024Arensman und Bardet müssen schon sehr früh Federn lassen

(rsn) – Riesig groß waren die Abstände unter den besten Kletterern des Giro d´Italia auf der 1. Etappe rund um Turin nicht. Und doch dürfte das Thema ´Podium in Rom´ für vier interessante Pro

04.05.2024Radsport live im TV und im Ticker: Die Rennen des Tages

(rsn) – Welche Radrennen finden heute statt? Wo und wann kann man sie live im Fernsehen oder Stream verfolgen? Und wo geht´s zum Live-Ticker? In unserer Tagesvorschau informieren wir jeden Morg

04.05.2024Pogacar verpasst Rosa, setzt aber trotzdem eine erste Duftmarke

(rsn) – Tadej Pogacar hat mit seinem UAE Team Emirates alles getan, um schon am ersten Tag des 107. Giro d´Italia das Maglia Rosa zu übernehmen. Die Männer in Weiß arbeiteten den ganzen Tag rund

04.05.2024Erste Bergankunft im Zeichen von Pantani

(rsn / ProCycling) – Wie bereits der gestrige Auftakt ist auch diese 2. Etappe verhältnismäßig kurz. Im Gegensatz zu den Vorjahren entschied sich der Veranstalter RCS in der ersten Hälfte der Ru

04.05.2024Highlight-Video der 1. Etappe des Giro d´Italia

(rsn) – Jhonatan Narvaez (Ineos Grenadiers) hat mit seinem Sieg zum Auftakt des 107. Giro d’Italia das erste Rosa Trikot erobert. Der 27-jährige Ecuadorianer setzte auf der 1. Etappe über 140 Ki

04.05.2024Zocker Schachmann eröffnet den Giro mit Bravour

(rsn) - Im Ziel in Turin war Maximilian Schachmann (Bora – hansgrohe) von den Emotionen überwältigt. Natürlich war er sauer, dass er zum Auftakt des Giro d’Italia so knapp am Rosa Trikot vorbei

04.05.2024Gasparotto: “Max hat das heute clever gemacht“

(rsn) – Viel fehlte nicht und Maximilian Schachmann (Bora – hansgrohe) hätte zum Auftakt des 107. Giro d’Italia für eine dicke Überraschung gesorgt. Der 30-jährige Deutsche musste sich auf d

04.05.2024Nur Narvaez zum Giro-Auftakt schneller als Schachmann

(rsn) – Maximilian Schachmann (Bora – hansgrohe) hat denkbar knapp einen perfekten Einstieg in den 107. Giro d’Italia verpasst. Der zweimalige Deutsche Meister belegte auf der 1. Etappe über 14

04.05.2024Bénin: Zeitbonifikation kostet Bike Aid den Gesamtsieg

(rsn) - Große Enttäuschung beim Team Bike Aid zum Finale der Tour du Bénin (2.2). Der marokkanische Nationalfahrer Achraf Ed Doghmy gewann die 154 Kilometer lange Schlussetappe nach Cotonou im Spr

04.05.2024Vos vollendet auf Windkantenetappe die Vorarbeit ihres Teams

(rsn) – Marianne Vos (Jumbo – Visma) hat sich bei der 10. Vuelta Femenina ihren zweiten Tagessieg gesichert. Die 36-jährige Niederländerin entschied die 7. Etappe über 138,6 Kilometer von San E

04.05.2024Tiberi verlängert bei Bahrain Victorious

(rsn) - In unserem ständig aktualisierten Transferticker informieren wir Sie regelmäßig über Personalien aus der Welt des Profiradsports. Ob es sich um Teamwechsel, Vertragsverlängerungen oder RÃ

04.05.2024Bardet will jeden Giro-Tag wie einen Klassiker angehen

(rsn) – Romain Bardet (dsm-firmenich – PostNL) kommt in Top-Form zum 107. Giro d´Italia. Daran besteht spätestens seit seinem zweiten Platz hinter Überflieger Tadej Pogacar (UAE Team Emirates)

RADRENNEN HEUTE

    WorldTour

  • Giro d´Italia (2.UWT, ITA)