Die große Nachlese zur Flandern-Rundfahrt

Bleibt auch van der Poel bei der Ronde ein One-Hit-Wonder?

Von Peter Maurer

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Das Podium der 104. Flandern-Rundfahrt | Foto: Cor Vos

18.10.2020  |  (rsn) – Alle erwarteten bei der 104. Austragung der Flandern-Rundfahrt das große Duell der beiden Cross-Weltmeister Mathieu van der Poel (Alpecin – Fenix) und Wout Van Aert (Jumbo – Visma). Der Niederländer und der Belgier wussten es, die Fans nicht zu enttäuschen und lieferten den ersten Sprint um den Ronde-Sieg seit 2015 ab. Am Ende war es hauchdünn und erst nach dem Zielfoto durfte van der Poel über seinen ersten Triumph bei einem Monument jubeln.

Erstmals in der über 100-jährigen Geschichte der Flandern-Rundfahrt konnte sich nach dem Vater auch der Sohn in die Siegerliste eintragen: Nachdem Adrie van der Poel 1986 das Rennen gewann, machte es ihm Mathieu 34 Jahre später nach. Als insgesamt zehnter Niederländer gewann der 25-Jährige die Ronde. Jedoch wird van der Poel hoffen, in der Zukunft eine niederländische Serie bei der Flandern-Rundfahrt nicht zu verlängern. Denn bislang gelang es keinem seiner neun Vorgänger, ein zweites Mal die Ronde für sich zu entscheiden.

Das Pech klebt dem Weltmeister auf den Radschuhen

Seit dem Gewinn des Regenbogentrikots bewegte sich Julian Alaphilippe (Deceuninck – Quick Step) in seiner eigenen Leistungswelt. Auch bei der Flandern-Rundfahrt kämpfte der Franzose um den Sieg mit, bis er mit einem Jury-Motorrad kollidierte. Der 28-Jährige lancierte die entscheidende Attacke am Koppenberg, wo er sich aus der Gruppe der Favoriten lösen konnte. Wenig später fand er mit van der Poel und Van Aert zwei starke Begleiter.

Nach seiner Strafversetzung bei Lüttich-Bastogne-Lüttich und seinem fast erneut zu frühen Jubel beim Pfeil von Brabant, wo er seinen ersten Sieg im Weltmeistertrikot bejubeln durfte, sorgte er unfreiwillig erneut für den Aufreger des Tages. Am Hinterrad von van der Poel übersah er das langsam vor dem Spitzentrio fahrende Motorrad und flog nach der Kollision über den Lenker.

Nach seinem harten Aufprall auf dem Asphalt war für Alaphilippe der Tag beendet und er wurde umgehend in das Krankenhaus von Ronse gebracht. Dort ergab eine Untersuchung Frakturen des Mittelhandknochens der rechten Hand, die bereits am Montagmorgen operiert werden.

"Es ist natürlich schade, dass wir unseren Weltmeister auf diesem Weg verloren haben. Auf der anderen Seite haben wir gesehen, dass Julian in der Lage ist, mit diesem Rennen gut umzugehen, was uns sehr zuversichtlich stimmt für die Zukunft", erklärte Deceunincks Sportdirektor Tom Steels.

Kein Rennen für Bora – hansgrohe

2018 bleibt das einzige Jahr für Bora - hansgrohe, in dem es ein Top-Ten-Ergebnis bei der Flandern-Rundfahrt einfahren konnte: Damals wurde der heute fehlende Peter Sagan Sechster. Die neunte Teilnahme des Rennstalls aus Raubling endete nicht mit einem Spitzenergebnis. Ein Reifenschaden bremste den Luxemburger Jean-Pierre Drucker im Finale ein und somit konnte kein Bora-Fahrer in die Entscheidung eingreifen.

"Es ist wirklich frustrierend. Ich hatte heute gute Beine und war nach dem Steenbeekdries in der ersten Gruppe. Am Taaienberg hatte ich dann einen Reifenschaden und fiel zurück. Unser Teamfahrzeug war hinter der dritten Gruppe und ich habe einfach zu viel Zeit verloren. Das war wirklich der absolut falsche Moment für einen Schaden und damit habe ich alle Chancen verloren", zeigte sich der 34-jährige Drucker in der Pressemeldung seines Teams enttäuscht.

Erneut ein Doppelsieg bei Männern und Frauen

Seit 2004 sind auch die Frauen bei der Flandern-Rundfahrt im Einsatz. Vor zwei Jahren kam erstmals der Siege in beiden Rennen aus demselben Land: Niki Terpstra und Anna van der Breggen sorgten 2018 für einen niederländischen Doppelsieg. Im vergangenen Jahr jubelten Alberto Bettiol und Marta Bastianelli aus Italien. Und diesmal gesellte sich zu Mathieu van der Poel rund zwei Stunden nach dem Männerrennen die 30-jährige Chantal van den Broek-Blaak - erneut konnte Oranje jubeln.

Naesen fehlte 'ein halber Kilometer' auf das Podium

In seinem Kopf, so berichtete Oliver Naesen (AG2R La Mondiale) in einem Interview einmal, habe er die Flandern-Rundfahrt schon eintausend Mal gewonnen. Mit einem Erfolg außerhalb seiner Traumwelt muss er aber noch ein weiteres Jahr warten, denn auch bei seiner sechsten Teilnahme wurde es nichts aus dem erhofften Sieg.

Wie 2019 landete der Belgier in Oudenaarde auf dem siebten Rang. "Es war ein großartiges Rennen, wie immer eigentlich. An einem Punkt im Rennen waren dann die wohl drei stärksten Fahrer vorne und ich denke ich wäre der Vierte gewesen", erzählte Naesen in der Pressemeldung seiner französischen Mannschaft und spielte auf die Situation nach dem Taaienberg an, wo Alaphilippe, Van Aert und van der Poel zu Dritt an der Spitze des Rennens waren.

Als einziger Fahrer aus dem Feld der Favoriten versuchte der Belgier im Alleingang die Lücke zu schließen: "Ich habe alles probiert um auf das Podium zu kommen, aber es hat halt nicht funktioniert." Bis zum Ende hoffte er, zumindest nicht mehr von den Verfolgern eingeholt zu werden, doch neun Kilometer vor dem Ziel war es dann so weit. "Ich glaube umgerechnet haben mir einfach 500 Meter gefehlt, die ich weiter vor den Verfolgern hätte sein müssen. Bis ich eingeholt wurde, dachte ich, ich könnte Dritter werden", so der 30-Jährige

Degenkolb mit viertem Flandern-Top Ten seiner Karriere

Sein drittbestes Ergebnis nach siebten Plätzen 2015 und 2017 Siebter schaffte der Oberurseler John Degenkolb (Lotto Soudal) bei der Austragung 2020. "Es ist immer eines der härtesten Rennen des Jahres. Ich mag es nicht so gerne vom Typ her, weil ich an den Anstiegen immer so leide. Wir sind ein tolles Rennen gefahren als Team und ich war in der Verfolgergruppe", erzählte der als Neunter bestplatzierte Deutsche. "Leider hatte ich im Sprint nicht mehr die Beine. Vielleicht wäre mehr drinnen gewesen, aber am letzten Kilometer habe ich das Loch zu Sep Vanmarcke noch geschlossen und das hatte zu viel Kraft gekostet", so Degenkolb, der wieder einmal unter Beweis stellte, dass er nach wie vor zu den weltbesten Klassikerspezialisten gehört.

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