RSNplusRSN-Rangliste Platz 73: Roger Kluge

Erst ab der EM wieder Spaß am Radrennen gefunden

Von Christoph Adamietz

Foto zu dem Text "Erst ab der EM wieder Spaß am Radrennen gefunden"
Roger Kluge (Lotto Soudal) | Foto: Cor Vos

04.11.2022  |  (rsn) – Auf der Bahn ziemlich erfolgreich, auf der Straße aber vor allem aus gesundheitlichen Gründen hinter den Erwartungen zurückgeblieben: So lässt sich das Radsportjahr 2022 aus Sicht von Roger Kluge (Lotto Soudal) wohl am besten zusammenfassen.

Auf der Bahn etwa gewann er mit seinem Partner Theo Reinhardt bei der Heim-EM in München im Madison souverän die Goldmedaille, bei der Bahn-WM im Oktober schließlich verpasste Kluge als Einzelstarter im Punktefahren als Zweiter nur knapp den Sieg. Dazu kam noch ein kompletter Medaillensatz bei der Bahn-DM in Büttgen, wo er als Einzelstarter im Ausscheidungsfahren und im Scratch Silber respektive Bronze gewann und mit Reinhardt zusammen den Madison-Wettbewerb für sich entschied.

___STEADY_PAYWALL___ "Vor allem bei der EM lief es sehr gut, auch wenn ich im Punktefahren knapp eine Medaille verpasst habe. Die Goldfahrt mit Theo war dann – wie mir berichtet wurde – ein beeindruckendes Rennen. Da hatten wir einen sehr, sehr guten Tag erwischt“, so Kluge zu radsport-news.com, der hingegen auf seine WM-Silbermedaille mit gemischten Gefühlen zurückblickte.

Zusammen mit Theo Reinhardt (links) wurde Roger Kluge in München Europameister im Madison. | Foto: Cor Vos

"Viele meinten danach: `super, super`, aber die Goldmedaille war für mich in dem Rennen sehr greifbar und ich war enttäuscht, dass am Ende einer schneller war als ich. Das WM-Trikot in einem Einzelwettkampf zu holen, bleibt weiterhin ein Traum", so Kluge, der indes mit Partner Reinhardt im Madison bei der WM die Medaillenränge verpasste. "Da haben hier und da ein paar Kleinigkeiten gefehlt, schlecht waren wir aber nicht unterwegs. Das Niveau bei der WM war unglaublich hoch und uns haben im Vergleich zu der EM vielleicht ein paar Prozent gefehlt", so der Berliner, der mit Reinhardt bis etwa zur Halbzeit des Rennens noch auf Medaillenkurs lag, am Ende wurde es aber nur Rang acht.

Chaotisches Frühjahr auf der Straße

Auf der Straße kam Kluge in der ersten Saisonhälfte indes gar nicht in Fahrt. "Bis zum Giro Ende Mai lief es nicht so wirklich", gestand Kluge. "Mit dem ersten Sieg im ersten Rennen für Caleb Ewan hat es noch sehr gut angefangen. Aber dann ging es los mit Krankheiten. Erst Corona, dann habe ich vor Tirreno-Adriatico eine Bronchitis bekommen, bin dann aber trotzdem Rennen weitergefahren, zu früh in die Klassiker gegangen, dazu bin ich noch andere Rennen gefahren, die gar nicht auf dem Plan standen, weil andere Fahrer wiederum krank waren", sagte Kluge, der deshalb anfügte: "Bis zum Giro ging alles drunter und drüber, das Frühjahr war sehr durchwachsen." Beispielsweise musste er bei der Hälfte all seiner Klassikereinsätze vorzeitig vom Rad steigen.

Nach dem Giro habe er für kurze Zeit "ein gewisses Standgas“ gespürt, konnte dieses aber nicht in ein Ergebnis ummünzen und als dann das Formniveau wieder abfiel, ging Kluge in eine Sommerpause. Ab der Polen-Rundfahrt sei es dann aber so gelaufen "wie gewünscht“. In Polen konnte der 36-Jährige mit einem zwölften Platz erstmals in der Saison an den Top Ten schnuppern, bei der EM konnte Kluge nicht nur auf der Bahn überzeugen, sondern auch ein überzeugendes Straßenrennen abliefern.

Gemeinsam mit Sprinter Caleb Ewan (links) hatte Roger Kluge keine besonders erfolgreiche Straßensaison 2022. | Foto: Cor Vos

"Da hatte ich wieder Spaß am Radrennen. Es fühlt sich einfach besser an, wenn man vorne mitfahren kann und nicht nur hinten in den Seilen hängt. Leider hatten wir im Rennen Pech mit dem Sturz von Pascal Ackermann, unserem Kapitän“, so Kluge, der dann vor allem Eintagesrennen bestritt und im letzten Saisoneinsatz beim Memorial Rik van Steenbergen (1.1) mit Platz neun noch ein Top-Ten-Ergebnis erzielen konnte. "Bei der Deutschland Tour und den nachfolgenden Eintagesrennen lief es dann wirklich gut, ich hatte nie einen schlechten Tag", so der Lotto-Profi.

Abstiegskampf änderte wenig an der eigenen Fahrweise

Dass sein Lotto-Team aller Voraussicht nach den Gang in die Zweitklassigkeit antreten muss – sportlich landete man nicht unter den ersten 18 Mannschaften der Dreijahresrangliste, sei am Ende auch dem geschuldet gewesen, dass die Klassementfahrer um Tim Wellens und Andreas Kron auch wegen Erkrankungen zu wenig Punkte eingefahren hätten. Belastet hätte der Abstiegskampf die Mannschaft bis in den Herbst hinein. "Es war schon ab Winter ein Thema“, sagte Kluge, der allerdings auch erklärte, dass sich die Fahrweise des Teams im Gegensatz zu der anderer Mannschaften nicht verändert hätte.

"Wir sind nie auf Punkte gefahren. Wir sind immer auf Sieg gefahren, während andere Teams geschaut haben, dass sie gleich mehrere Fahrer in die Punkteränge bringen - was dann rückblickend die bessere Strategie war. So haben wir zwar einige Rennen gewonnen, andere Teams aber haben mehrere Fahrer in die Top Ten gebracht und so konnten wir keinen Boden gutmachen", meinte Kluge, der am Ende von "einem großen Loch" zum rettenden Ufer sprach, was die Punkte anbelangt.

Ein Regenbogentrikot in einer Einzeldisziplin auf der Bahn bleibt das große Ziel für Roger Kluge (links). 2022 verpasste er es im Duell mit Yoeri Havik (rechts) knapp. | Foto: Cor Vos

Verändern wird sich bei Lotto Soudal, das 2023 Lotto Dstny heißen wird, durch den Abstieg nur wenig. "Das Budget bleibt gleich, wir sind in der guten Position, dass wir freie Wahl haben, welche WorldTour-Rennen wir fahren wollen, von daher wird sich auch vom Rennprogramm nichts ändern. Der Abstieg war also nicht der Grund, dass man gesagt hätte, man schaut sich nach einem anderen Team um", so Kluge, der aber für die kommende Saison noch keinen Vertrag unterschrieben hat. Somit bleibt unklar, ob er beim belgischen Rennstall bleibt oder ob eine Veränderung ansteht.

Noch kein Vertrag für 2023

Auch wenn er aktuell noch ohne Straßenvertrag dasteht, ein Karriereende schon in diesem Winter ist für Kluge kein Thema. "So lange ich gesund und von Stürzen verschont bleibe, Spaß und ein gutes Niveau habe, kann ich mir schon vorstellen, bis 40 zu fahren. Das wäre für mich die magische Grenze, bei der ich sage: Dann ist irgendwann Schluss“, stellte Kluge, der erst mit 24 Profi geworden war, klar.

Wenn es irgendwann mal keinen neuen Vertrag bei einem Straßenteam geben sollte, so spielt Kluge mit dem Gedanken, noch ein reines Bahnjahr hintendran zu hängen. Als die Welttitelkämpfe noch im Frühjahr ausgetragen wurden, sei dieser Plan zwar realistischer gewesen, da man nur einen Bahnwinter mit Sechstagerennen und Weltcups hintendran hängen musste. "Wenn ich aber noch Lust und das Gefühl habe, auf der Bahn noch immer gewinnen zu können, dann könnte ich mir auch eine komplette Bahnsaison noch mal vorstellen“, schloss Kluge.

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