RSNplusNach 180-km-Flucht auf WM-Platz 22

Gampers Gruppe von Störaktion aus dem Tritt gebracht

Von Sebastian Lindner

Foto zu dem Text "Gampers Gruppe von Störaktion aus dem Tritt gebracht"
Patrick Gamper (li.) im WM-Straßenrennen von Glasgow | Foto: Cor Vos

07.08.2023  |  (rsn) – Des einen Freud ist des anderen Leid: Während Wout Van Aert (Belgien) sich über den fehlenden Teamfunk im WM-Straßenrennen der Männer beschwerte, erwies sich genau das einer der Vorteile der Ausreißer. Die Gruppe des Tages, zu der auch der Österreicher Patrick Gamper zählte, war nach etwa 20 Kilometern losgefahren und hatte sich schnell einen Vorsprung von über acht Minuten herausgefahren.

Auch mit Funk wäre es utopisch gewesen, dass sich einer der neun Ausreißer zu Weltmeister-Ehren hätte aufschwingen können. Allerdings war im Verlauf des Rennens wenig normal: weder die schon früh festzustellende extrem aggressive Fahrweise der Favoriten und erst recht nicht die fast einstündige Unterbrechung des Rennens, nachdem Protestler die Strecke blockiert hatten.

___STEADY_PAYWALL___

Zwar war das zuvor bereits bei Tour de France oder beim Critérium du Dauphiné geschehen, da allerdings waren nur kleinere Verzögerungen entstanden. Die Klima-Aktivisten in Schottland hatten sich mit der Crow Road jedoch eine Straße herausgepickt, zu der es weit und breit keine Alternativen gab.

“Als wir angehalten wurden, haben uns die Offiziellen gesagt, dass sich jemand auf die Straße geklebt hat, und dass es wohl länger dauern wird. Das war schon eine sehr kuriose Situation. Es war kalt, aber wir konnten uns dann in die Autos setzen“, schilderte Gamper gegenüber radsport-news.com die Situation. Erst 55 Minuten, nachdem die Spitzengruppe gestoppt wurde, konnte sie sich wieder in Bewegung setzen.

Patrick Gamper (3. v.l.) war im WM-Straßenrennen einer der Ausreißer des Tages. | Foto: Cor Vos

Für das Feld dauerte die Auszeit nicht ganz so lange. “Die Zwangspause für uns war nicht gut, weil wir dann weniger Vorsprung zugesprochen bekamen, als wir angeblich schon hatten“, so Gamper. Denn anstatt nach acht Minuten wieder losfahren zu dürfen, rollte das Feld um den späteren Weltmeister Mathieu van der Poel bereits nach sechseinhalb Minuten wieder los.

“Als das Feld angehalten wurde, haben viele Teams erst erfahren, wie groß der Vorsprung der Ausreißer schon war. Dadurch war das ein Nachteil für die Gruppe, denn nach dem Re-Start wurde aggressiv nachgefahren“, sagte Österreichs Nationaltrainer Stefan Sölkner zu radsport-news.com. Zudem sei es für Fahrer “nicht optimal, wenn du fast eine Stunde warten musst.“

Nach einer 180-km-Flucht fehlte Gamper die Kraft zum Sprint

Und so hatte die Gruppe beim Erreichen des Rundkurses nach 120 Kilometern nur noch etwas mehr als drei Minuten Vorsprung, was bedeutete, dass der Abstand innerhalb von nur 40 Kilometer halbiert war. “Jedem in der Gruppe war klar, dass wir auf dem Rundkurs zusammenarbeiten müssen. Am Ende haben die hinten das Finale früh eröffnet und wir wurden dann schon 70 Kilometer vor dem Ziel gestellt“, berichtete Gamper. Der Däne Mads Pedersen lancierte schließlich die Attacke, die das Ende der Ausreißer bedeutete.

Zwei Runden konnte sich Gamper noch in der vorderen Gruppe halten, ehe weitere Angriffe folgten. “Und dann bin ich auch zurückgefallen. Am Ende war ich in einer Gruppe mit John Degenkolb, sprinten hatte ich aber nicht mehr können“, gab der Bora-hansgrohe-Profi zu.

Als die Top-Favoriten um den späteren Weltmeister Mathieu van der Poel (vorn) und dem WM-Zweiten Wout Van Aert (dahinter) Ernst machten, war es um die Ausreißer geschehen. | Foto: Cor Vos

Gamper kam schließlich 8:30 Minuten nach van der Poel ins Ziel. Während der deutsche Kapitän Degenkolb noch auf Platz 16 sprintete und damit bester Fahrer der Gruppe wurde, belegte Gamper nach 180 Fluchtkilometern Rang 22 und war damit viertbester der Ausreißer des Tages. Owain Doull (Großbritannien) und Kevin Vermaerke (USA), der sogar noch etwas länger als alle anderen an der Spitze war, landeten am Ende ebenfalls in der Gamper-Gruppe, waren im Ziel aber vor dem Tiroler. Lediglich Matthew Dinham (Australien) konnte sich noch länger an den Favoriten festbeißen und lieferte als Siebenter das wohl überraschendste Ergebnis des Tages ab.

Doch auch Gamper zeigte sich am Ende eines langen Tages durchaus zufrieden. “Ich denke, ich habe das Meiste herausgeholt, wir wollten jemanden in der Gruppe haben. Bei dem langen Rennen war es auch eine gute Möglichkeit, dadurch lange vornezubleiben“, betonte er.

Mehr Informationen zu diesem Thema

11.11.2023Protest bei Straßen-WM: Keine Strafe für Klimaaktivisten

(rsn) – Drei der vier Klimaaktivisten, die sich im Verlauf des WM-Straßenrennens der Männer in Glasgow auf dem Asphalt festgeklebt und damit für eine Unterbrechung von rund einer Stunde gesorgt h

18.08.2023Schienbeinbruch: Narváez fällt länger aus

(rsn) - Jhonatan Narváez (Ineos Grenadiers) hat sich bei seinem Sturz im WM-Straßenrennen von Glasgow schwerer verletzt als angenommen. Wie der Ecuadorianische Radsportverband in den Sozialen Medien

14.08.2023Reusser fehlten in Glasgow fünf Sekunden zum Podium

(rsn) – Im WM-Zeitfahren noch war Marlen Reusser ein Häufchen Elend. Die Europameisterin in dieser Disziplin stieg nach bereits 16 Kilometern ohne ersichtlichen Grund vom Rad, kauerte sich an den S

14.08.2023UCI: Premiere der Super-WM von Glasgow “besser als erwartet“

(rsn) – Der Radsportweltverband UCI hat einen Tag nach dem Ende der ersten Super-WM (3. – 13. August) in Glasgow eine positive Bilanz gezogen. “ Für uns war es ein Erfolg, definitiv ein Glücks

14.08.2023Zweimal WM-Silber statt Gold: Oranje im Hintertreffen

(rsn) - Mit drei Fahrerinnen unter den besten Vier der Weltrangliste und fünf Titeln in den letzten sechs Jahren waren die Niederländerinnen im WM-Straßenrennen in Glasgow das zu schlagende Team. L

13.08.2023Highlight-Video des WM-Straßenrennens der Frauen

(rsn) – Lotte Kopecky hat sich als erste Belgierin seit 50 Jahren wieder den Titel in einem WM-Straßenrennen der Frauen gesichert. Die 27-Jährige setzte sich zum Abschluss der Rad-WM in Schottland

13.08.2023Lippert: “Irgendwann sind meine Beine explodiert“

(rsn) – Nach ihrer imponierenden Vorstellung bei der Tour de France Femmes, bei der sie einen Etappensieg feiern konnte, äußerte sich Liane Lippert vor der WM mit Blick auf das 154,1 Kilometer lan

13.08.2023Kopecky stürmt in Glasgow zu ihrem dritten WM-Gold

(rsn) – Nach 154 Kilometern Daueraction im WM-Straßenrennen der Frauen hat mit Lotte Kopecky erstmals seit 50 Jahren wieder eine Belgierin das Regenbogentrikot erobert. Die 27-Jährige erreichte na

13.08.2023Weltmeister Pidcock kritisiert ”Regeländerungs-Shit-Show“

(rsn) – Durch eine Regeländerung nur wenige Tage vor dem WM-Rennen im Mountainbike durften Mathieu van der Poel und Tom Pidcock am Samstag aus der fünften Reihe starten. Der Brite rückte durch de

13.08.2023Van der Poel nach MTB-Sturz sauer auf sich selbst

(rsn) – Während der neben ihm gestartete Tom Pidcock bei der der Mountainbike-WM in Schottland aus der fünften Reihe heraus zum Titel fuhr, war für Mathieu van der Poel das Rennen schon nach der

13.08.2023Dygert und Niewiadoma sagen für das WM-Straßenrennen ab

(rsn) – Ohne zwei prominente Namen wird am Mittag das WM-Straßenrennen der Frauen gestartet. Wie ihr Team Canyon – SRAM in den Sozialen Medien mitteilte, haben sowohl Zeitfahr-Weltmeisterin Chloe

13.08.2023Alles Oranje oder was?

(rsn) – Zum Abschluss der Straßenwettbewerbe der Rad-WM in Schottland steht das Straßenrennen der Frauen an. Der Kurs führt über insgesamt 154 Kilometer, gestartet wird in Loch Lomond, die Entsc

Weitere Radsportnachrichten

17.05.2024Vollering auch in Burgos die beste Bergfahrerin

(rsn) - Demi Vollering (SD Worx – Protime) hat die 2. Etappe der Vuelta a Burgos Feminas (2.WWT) gewonnen. Nach 123 Kilometern war sie auf dem Alto de Rosales vier Sekunden schneller als Evita Muzi

17.05.2024Milan: “…aber das Finale ist kompliziert“

(rsn) – Nach topografischen Schwierigkeiten sucht man auf der 13. Etappe des 107. Giro d’Italia vergeblich. Auf den 179 Kilometern zwischen Riccione und Cento werden die Sprinter erneut eine Chanc

17.05.2024Brand und Co. stoppen bei Sturzopfern und verlieren viel Zeit

(rsn) – Nach dem schweren Sprint-Crash im Finale der 1. Etappe der Vuelta a Burgos Femina haben vier Fahrerinnen angehalten, um nach den Gestürzten Elisa Balsamo (Lidl – Trek) und Sofia Bertizzol

17.05.2024Bertizzolo bricht sich bei Sprint-Crash in Burgos den Arm

(rsn) – Neben Elisa Balsamo (Lidl – Trek) hat sich auch das zweite Opfer des furchtbaren Sturzes im Sprint-Finale der 1. Etappe bei der Vuelta a Burgos Femina Knochenbrüche zugezogen: Sofia Berti

17.05.2024Der große Befreiungsschlag des Julian Alaphilippe

(rsn) - Die Freude war riesig beim Rennstall Soudal – Quick-Step. Das gesamte Wolfsrudel – Eigenwerbung des etwas rustikal veranlagten Teamchefs Patrick Lefevere – war unterhalb der Siegertribü

17.05.2024Radsport live im TV und im Ticker: Die Rennen des Tages

(rsn) – Welche Radrennen finden heute statt? Wo und wann kann man sie live im Fernsehen oder Stream verfolgen? Und wo geht´s zum Live-Ticker? In unserer Tagesvorschau informieren wir jeden Morgen

16.05.2024Ohne Hindernisse durch die Po-Ebene

(rsn / ProCycling) – Vor etwa 15 Jahren gab es bei den großen Rundfahrten noch eine Handvoll Etappen, die kaum sehenswert waren – lange und langweilige Sprintetappen, die scheinbar kein Ende nahm

16.05.2024Algerien: Sarnowski hätte “das Ding auch holen können“

(rsn) - Tillman Sarnowski (Embrace The World) hat wie am Vortag, so auch auf der 5. Etappe der Algerien-Rundfahrt (2.2) den zweiten Rang herausgefahren. Im Sprint nach 129 Kilometern in Bouira musste

16.05.2024Van Bondt: “Unglaublich, was Julian gemacht hat“

(rsn) – Die 12. Giro-Etappe entwickelte sich zum erwarteten Tag der Ausreißer und speziell der des Julian Alaphilippe (Soudal – Quick Step). Nach einem Tagessieg bei der Vuelta a Espana sowie sec

16.05.2024Balsamo mit Gehirnerschütterung und Frakturen

(rsn) – Elisa Balsamo (Lidl – Trek) hat sich bei ihrem schweren Sturz auf der 1. Etappe der Vuelta a Burgos Feminas (2.WWT) Frakturen und eine Gehirnerschütterung zugezogen. Das gab ihr Team am A

16.05.2024Hellas: Ritzinger erst ganz hinten und dann mit Doppelschlag

(rsn) – Beim zweigeteilten Auftakt der Tour of Hellas (2.1) war Felix Ritzinger (Felt - Felbermayr) als Vierter des Einzelzeitfahrens und mit dem auf der zweiten Halbetappe hauchdünn verpassten Ber

16.05.2024Bennet bejubelt zweiten Sieg in Folge, Ackermann Fünfter

(rsn) – Mit seinem zweiten Sieg in Folge hat Sam Bennett (Decathlon – AG2R La Mondiale) seine Führung bei der 4 Tagen von Dünkirchen (2.Pro) ausgebaut. Der 33-jährige Ire entschied die 3. Etapp

RADRENNEN HEUTE

    WorldTour

  • Giro d´Italia (2.UWT, ITA)
  • Radrennen Männer

  • 4 Jours de Dunkerque / Grand (2.Pro, FRA)
  • Tour d´Algérie (2.2, DZA)
  • Tour of Hellas (2.1, GRE)
  • Tour of Sakarya (2.2, TUR)