Niederländer hängt in Guangxi die Favoriten ab

Vader gelingt 555 Tage nach Horrorunfall eine Sensation

Von Kevin Kempf

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Milan Vader (Jumbo - Visma) hat die Königsetappe der Tour of Guangxi gewonnen. | Foto: Cor Vos

15.10.2023  |  (rsn) – Vor eineinhalb Jahren schien die Karriere von Milan Vader (Jumbo – Visma) beendet. Nach einem schlimmen Sturz auf der 5. Etappe der Baskenland-Rundfahrt (2.UWT) musste sogar um das Leben des Niederländers gebangt werden. 555 Tage nach dem Unfall feierte Vader auf der Königsetappe der Tour of Guangxi (2.UWT) nun aber seinen ersten Sieg auf der Straße. Am Ende der 161 Kilometer von Nanning nach Nongla distanzierte der mittlerweile 27-Jährige sensationell alle Favoriten.

Remy Rochas (Cofidis) fuhr mit zwei Sekunden Rückstand als Zweiter über den Zielstrich. Hugh Carthy (EF Education – EF EasyPost) war acht Sekunden hinter dem Sieger der Beste einer achtköpfigen Verfolgergruppe und wurde vor Jesus David Pena (Jayco – AlUla) und dem Österreicher Felix Großschartner (UAE Team Emirates) Dritter. Vader übernahm zudem die Gesamtführung von Dries de Bondt (Alpecin – Deceuninck).

“Nach allem, was passiert ist, vor allem nach meinem Sturz bei der Baskenland-Rundfahrt im letzten Jahr, ist dieser Sieg ein unglaublich besonderes Gefühl. Es kommt von Herzen und bedeutet mir alles“, kommentierte Vader seinen Coup.

Auch sein Sportdirektor Maarten Wynants kann war begeistert. "Ich bin sprachlos. Der Sieg von Olav (Kooij, d. Red.) gestern war etwas unerwartet, aber dieser könnte kaum unerwarteter sein. Unser Ziel war es, mit Milan einen Platz in den Top 10 zu erreichen, da er zu Beginn der Rundfahrt noch nicht ganz fit war. Milan bekam heute eine freie Rolle und wir hatten abgesprochen, dass er an den Favoriten dran bleiben sollte, und das hat er auf fantastische Weise gemacht. Wir werden jetzt alles tun, um Milan zum Gesamtsieg zu führen“, sagte der Belgier.

Schwere innere Verletzungen, Wirbelbrüche, ein gebrochenes Schlüsselbein und ein gebrochenes Schulterblatt, so lautete die Diagnose nach dem Sturz Baskenland. Vader musste notoperiert werden und es wurde das Schlimmste befürchtet. Doch Mountainbiker, der damals gerade einmal neun internationale Renntage auf seinem Konto hatte, erholte sich vollständig von seinen Verletzungen und feierte schon Ende September 2022 sein Comeback.

Dieses Jahr absolvierte Vader seine erste komplette Saison als Straßenradfahrer. Dabei blieb er als Helfer meist unauffällig, in großen Rennen wurde er kaum eingesetzt. Die Tour of Guangxi ist erst sein zweiter WorldTour-Einsatz nach der Tour Down Under im Januar. Erstmals auf eigene Rechnung fahren durfte Vader bei der Slowakei-Rundfahrt (2.1) im September. Dort wurde er auf einem für ihn viel zu leichten Parcours Dritter.

Zwar ist der Sieg des Kletterspezialisten in Nongla zweifelsohne eine faustdicke Überraschung. Doch gestohlen hat Vader den Sieg und die Gesamtführung nicht, denn er begann den Schlussanstieg mit allen Favoriten, ehe er von der ersten Position antrat. Niemand hatte eine Antwort auf den Angriff des Middelburgers, der die letzte WorldTour-Rundfahrt der Saison nun sechs Sekunden vor Rochas und 14 vor Carthy anführt. Großschartner verbesserte sich auf Rang acht und hat wie fünf weitere Fahrer auch 18 Sekunden Rückstand.

Frederik Wandahl (Bora – hansgrohe) hatte sich kurz zuvor die einzigen Bergpunkte des Tages gesichert und somit seinen Vorsprung in der Sonderwertung ausgebaut. De Bondt musste zwar das Rote Trikot abgeben, dafür wird er Montag in dem des Punktbesten antreten. Louis Barré (Arkéa – Samsic) überraschte als Tagesneunter und übernimmt die Spitze in der Nachwuchswertung.

So lief die 4. Etappe der Tour of Guangxi:

Nach zehn Kilometern setzten sich zum bereits dritten Mal in Folge Jens Reynders (Israel – Premier Tech) und Julius Johansen (Intermarché – Circus – Wanty) aus dem Feld ab. Diesmal hatten die beiden mit Zdenek Stybar (Jayco – AlUla), Jensen Plowright (Alpecin – Deceuninck) und Haoyu Su (Nationalmannschaft China) drei Begleiter. Reynders sicherte sich nach 31 Kilometern die drei Bergpunkte, seine Gruppe wurde bis auf 3:30 Minuten weggelassen.

17 Kilometer vor dem Ziel fielen der Chinese und der Australier zurück, weitere sechs Kilomezer später wurden auch die restlichen drei Ausreißer eingeholt. Bis zum 4,6 Kilometer langen Schlussanstieg tat sich nicht viel, dann setzte sich Marijn van den Berg (EF Education – EasyPost) quasi versehentlich ab. Nur Oscar Onley (DSM – firmenich) folgte dem Niederländer.

Das Profil der 4. Etappe der Tour of Guangxi | Foto: Veranstalter

Mit der Situation waren beide aber unzufrieden und so ließen sie sich 3,4 Kilometer vor dem Ziel wieder einholen. Wandahl sicherte sich bei noch 1,5 zu fahrenden Kilometern die Bergpunkte, die steilsten Passagen des Anstiegs folgten.

Vader setzte sich auf dem letzten Kilometer an die Spitze, rund 400 Meter vor dem Ziel erhöhte er das Tempo – und hinter ihm musste Tim Wellens (UAE Team Emirates) reißen lassen. Auch die anderen Konkurrenten bekamen die Lücke nicht geschlossen. Als Vader die Beine schwer wurden, sprang Rochas ihm nach. Der Franzose kam dem Jumbo-Profi, der die Kurbel kaum mehr rund drehen konnte, noch gefährlich nahe, doch am Ende rettete Vader einen knappen Vorsprung ins Ziel, wo er sich - wie Rochas auch - völlig ausgepumpt an der Bande zu Boden fallen lassen musste.

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