Nachlese zur 66. Spanien-Rundfahrt

Vuelta der Genesenen

Foto zu dem Text "Vuelta der Genesenen"
Juan José Cobo (Geox-TMC) | Foto: ROTH

13.09.2011  |  (rsn) – Die Vuelta a Espana 2011 wird aus mehreren Gründen in Erinnerung bleiben. Sie brachte Rekorde wie etwa die neun verschiedenen Gesamtführenden im Verlauf der Rundfahrt oder das vierte Bergtrikot in Folge durch David Moncoutié (Cofidis). Die 66. Austragung war aber auch eine Vuelta der Genesenen.

Der Gesamtsieger Juan José Cobo (Geox) etwa litt in den letzten 18 Monaten an Depressionen, wollte noch vor einem Vierteljahr mit dem Radsport aufhören. In seiner spanischen Heimat kehrte der 30-Jährige auf die Sonnenseite des Radsports zurück und feierte völlig überraschend den größten Erfolg seiner Karriere.

Auch der zweitplatzierte Chris Froome (Sky) war in diesem Jahr gesundheitlich nicht gerade gesegnet. Bis in den Juni hinein hatte der in Kenia geborene Brite mit den Folgen der Tropenkrankheit Bilharziose zu kämpfen, die er sich im Winter bei einem Besuch in Afrika eingefangen hatte. Bei dieser Krankheit "fressen" Parasiten die roten Blutkörperchen eines Menschen. Erst nach der Tour de Suisse war Froome endgültig geheilt, musste aber dennoch auf die Tour de France verzichten. Bei der Vuelta schaffte der 26-Jährige aber seinen großen Durchbruch.

Bei der Tour de France stand auch Froomes Teamkollege und Landsmann Bradley Wiggins mit großen Ambitionen am Start. Nach einem schweren Sturz musste der Britische Meister mit Schlüsselbeinbruch allerdings die Rundfahrt beenden. Erst zur Vuelta gab Wiggins sein Comeback und wurde prompt Dritter – das beste Ergebnis bei einer GrandTour, das der 31-Jährige bislang einfuhr.

Mit diesem Podium hatte wohl niemand gerechnet. Zwei Gründe waren für das Gesamtergebnis maßgeblich: Zum einen lieferte das Spitzentrio  formidable Leistungen ab, zum anderen schwächelten die eigentlichen Favoriten auf den Gesamtsieg. Titelverteidiger Vincenzo Nibali (Liquigas-Cannondale) musste im Laufe der zweiten Vuelta-Woche feststellen, dass die Form doch nicht so war, wie sie sein solle.

Noch früher mussten sich dies der Spanier Igor Anton (Euskaltel) und Nibalis Landsmann Michele Scarponi (Lampre-ISD) eingestehen. Auch Joaquin Rodriguez (Katjuscha) mangelte es trotz zweier Etappensiege an Konstanz, was ein Top-Ergebnis bei der Vuelta im Abschlussklassement verhinderte.

Überhaupt fiel auf, dass die Spanier nicht mehr die dominierende Rolle früherer Jahre spielten. 2004 konnten sich noch 18 heimische Fahrer unter den besten 20 der Gesamtwertung platzieren. In den Folgejahren bis einschließlich 2009 waren es jährlich noch mindestens neun Spanier, die unter den 20 Besten landeten. Im vergangenen Jahr waren es nur noch sieben, und 2011 "schafften" die Spanier mit nur fünf Athleten in den Top 20 wohl einen Negativrekord.

Auch die Etappenbilanz fiel mit sechs Siegen eher durchschnittlich aus. 2010 waren es zwei Erfolge mehr, 2009 dagegen mit zwei noch weniger als dieses Jahr. Auf einen Sieg in der Punktewertung müssen die Spanier übrigens seit 2002 (Aitor Osa) warten, auf das Bergtrikot sogar noch ein Jahr länger. 2001 war José Maria Jimenez in der Sonderwertung erfolgreich.

Joaquin Rodriguez hätte es in der Punktewertung diesmal um ein Haar geschafft. Erst am letzten Tag nahm ihm noch der Niederländer Bauke Mollema (Rabobank), als Gesamtvierter ebenfalls eine der großen Überraschungen der Rundfahrt, das Grüne Trikot des punktbesten Fahrers ab.

Die Deutschen hatten mit dem Ausgang der Rundfahrt erwartungsgemäß nichts zu tun. Dafür aber bestätigten sie wieder einmal ihren Ruf als Etappenjäger bei der Vuelta. Mit Marcel Kittel (Skil-Shimano) und Tony Martin (HTC-Highroad) durften sich gleich zwei deutsche Profis über einen Tagessieg freuen. 2010 waren die deutschen Asse in Spanien zwar erfolglos geblieben, dafür hatten sie im vorletzten Jahr gleich fünf deutsche Etappensiege gefeiert. Im Jahr 1999, als Jan Ullrich die Vuelta gewann, waren es sogar sechs deutsche Etappensiege: zwei durch Ullrich und vier durch Sprinter Marcel Wüst.

Weiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößern

Mehr Informationen zu diesem Thema

18.07.2019Froome offiziell zum Vuelta-Sieger 2011 erklärt

(rsn) - Jetzt ist es offiziell: Chris Froome darf sich den Gesamtsieg bei der Vuelta a Espana 2011 in seine Palmares eintragen. Nachdem Juan José Cobo nachträglich vom Radsportweltverband UCI wegen

13.06.2019Cobo acht Jahre nach Vuelta-Coup gesperrt - Froome bald Sieger?

(rsn) - Fast acht Jahre nach seinem Triumph bei der Vuelta a Espana 2011 wird Juan José Cobo diesen Sieg wohl aberkannt bekommen. Unter Verweis auf Auffälligkeiten in seinem Biologischen Pass sperrt

26.10.2011UCI: Keine positiven Dopingtests bei Vuelta a Espana 2011

(rsn) – Bei der diesjährigen Vuelta a España gab es keine positiven Dopingtests, wie der Radsportweltverband UCI gegenüber cyclinggnews.com bestätigte. Demnach hat das bei der Welt-Anti-Doping-A

12.09.2011Cobo besiegt die Depression

Madrid (dpa) - Juan José Cobo konnte sein Glück kaum fassen. Vor drei Monaten wollte er mit dem Radsport aufhören, sein Geox-Team kam sogar nur mit einer Wild Card ins Rennen. Nun kürte sich der 3

11.09.2011Cobo gewinnt die 66. Vuelta a Espana

(rsn) – Juan José Cobo (Geox) hat die 66. Vuelta a Espana gewonnen. Der Spanier ließ auf der 95 Kilometer langen Schlussetappe mit Ziel in Madrid nichts mehr anbrennen und verteidigte seinen Vorsp

11.09.2011Moncoutie will 2012 Jose Luis Laguia überflügeln

(rsn) – Und wieder hängt David Moncoutie (Cofidis) noch ein Jahr dran. Nach seinem vierten Bergtrikot in Folge bei der Vuelta a Espsna will der Franzose den bisherigen Rekordhalter José Luis Lagui

11.09.2011Zeitbonifikation macht Cobo zum Vuelta-Sieger

(rsn) – Bei der Tour de France abgeschafft, entscheiden sie bei der Spanien-Rundfahrt wohl über den Gesamtsieg: die Zeitbonifikationen bei den Zielankünften. Würde man sie aus der momentanen Wert

10.09.2011O`Grady machte Bennati Beine

(rsn/dpa) - Italienischer Dreifachsieg auf der 20. Vuelta-Etappe. Daniele Bennati (Leopard-Trek) setzte sich nach 185 Kilometern von Bilbao nach Vitoria im Sprint einer großen Spitzengruppe gegen sei

10.09.2011Baske Anton versöhnt sich mit Sieg in der Heimat

(rsn) - Vor dem Start der 66. Vuelta a Espana hatte sich Igor Anton (Euskaltel-Euskadi) die Fahrt durch das Baskenland anders vorgestellt. Beim ersten Besuch nach 33 Jahren wollte er als Gesamtführen

10.09.2011Froome: "Werde bis Madrid um Rot kämpfen"

(rsn) – Chris Froome (Sky) hat auf der 19. Etappe mit Ziel im baskischen Bilbao nichts unversucht gelassen, um den Spanier Juan José Cobo (Geox) aus dem Roten Trikot zu fahren. Im letzten Anstieg d

09.09.2011In Bilbao ist Baskenball

(rsn) - Nach 33 Jahren kehrte die Spanien-Rundfahrt wieder ins Baskenland zurück. In Bilbao durften sich die Basken dann auch gleich über einen Sieg von Lokalmatador Igor Anton (Euskaltel) freuen. D

09.09.2011Liste der ausgestiegenen Fahrer/ 19. Etappe

(rsn) - 198 Fahrer sind in Benidorm in die Vuelta gestartet, doch längst nicht alle werden Madrid erreichen. Stürze, Krankheiten oder ein schwarzer Tag in den Bergen können für ein jähes Ende sor

Weitere Radsportnachrichten

05.05.2024Nur ein Defekt bremste Martinez hinauf nach Oropa

(rsn) – Gut fünf Kilometer vor dem Ziel der 2. Etappe am Santuario di Oropa gab es Grund zur Beunruhigung beim Team Bora – hansgrohe. Am Ende des Tages aber sah man nichts als strahlende Gesichte

05.05.2024Martinez: “Das Resultat ist großartig für unsere Moral“

(rsn) – Mit einem Tag “Verspätung“ hat Tadej Pogacar am Sonntag bei der ersten Bergankunft den erwarteten Etappensieg am Auftaktwochenende des 107. Giro d’Italia eingefahren. Am Santuario di

05.05.2024Highlight-Video der 2. Etappe des Giro d´Italia

(rsn) – Zum Auftakt des 107. Giro d’Italia (2.UWT) musste sich Tadej Pogacar (UAE Team Emirates) noch mit Rang drei begnügen. An der ersten Bergankunft jedoch gab es für den Top-Favoriten kein H

05.05.2024Pogacar stürmt in Oropa trotz Sturz ins Rosa Trikot

(rsn) – Marco Pantani triumphierte 1999 an der Wallfahrtskirche Santuario di Oropa dank einer historischen Aufholjagd, nachdem er am Fuße des Anstiegs durch einen Defekt gestoppt worden war. 25 Jah

05.05.2024De Lie in der Bretagne auch durch zwei Plattfüße nicht zu stoppen

(rsn) – Nach Platz zwei im Vorjahr hat sich Arnaud De Lie (Lotto – Dstny) die 41. Ausgabe von Tro Bro Léon (1.Pro) gesichert. Der 22-jährige Belgier entschied in der Bretagne das über 203,6 Kil

05.05.2024Vollering nutzt Rückenwind-Passage zum Vuelta-Triumph

(rsn) – Mit einem weiteren überragenden Auftritt hat Demi Vollering (SD Worx – Protime) die 10. Vuelta Femenina (2.UWT) souverän für sich entschieden. Die 27-jährige Niederländerin schüttelt

05.05.2024Liste der ausgeschiedenen Fahrer / 2. Etappe

(rsn) - 176 Profis aus 22 Teams sind am 4. Mai zum 107. Giro d’Italia (2.UWT) angetreten, darunter auch zwölf Deutsche, vier Österreicher, zwei Schweizer und ein Luxemburger. Hier listen wir a

05.05.2024Pogacar: ”Die Post wird abgehen”

(rsn) – Der Auftakt zum 107. Giro d’Italia ist atypisch. Einen Tag nach der schweren 1. Etappe, auf der bereits einige Favoriten Federn gelassen haben, steht bereits die erste Bergankunft auf dem

05.05.2024Narvaez sorgt für die nächsten rosa Träume in Ecuador

(rsn) – Fünf Jahre ist es her, dass Richard Carapaz das Radsportland Ecuador mit seinem sensationellen Gesamtsieg beim Giro d´Italia in Rosa gehüllt hat. Nun feiern die Nachbarn der Kolumbianer i

05.05.2024Erste Bergankunft im Zeichen von Pantani

(rsn / ProCycling) – Wie bereits der gestrige Auftakt ist auch diese 2. Etappe verhältnismäßig kurz. Im Gegensatz zu den Vorjahren entschied sich der Veranstalter RCS in der ersten Hälfte der Ru

05.05.2024Radsport live im TV und im Ticker: Die Rennen des Tages

(rsn) – Welche Radrennen finden heute statt? Wo und wann kann man sie live im Fernsehen oder Stream verfolgen? Und wo geht´s zum Live-Ticker? In unserer Tagesvorschau informieren wir jeden Morgen

04.05.2024Zocker Schachmann eröffnet den Giro mit Bravour

(rsn) - Im Ziel in Turin war Maximilian Schachmann (Bora – hansgrohe) von den Emotionen überwältigt. Natürlich war er sauer, dass er zum Auftakt des Giro d’Italia so knapp am Rosa Trikot vorbei

RADRENNEN HEUTE

    WorldTour

  • Giro d´Italia (2.UWT, ITA)