Andalusien-Rundfahrt: Brite holt Rotes Trikot

Froome lässt Contador im Sitzen stehen

Foto zu dem Text "Froome lässt Contador im Sitzen stehen"
Chris Froome (Sky) jubelt im Ziel der 4. Etappe de Andalusien-Rundfahrt. | Foto: Cor Vos

21.02.2015  |  (rsn) - Nachdem Alberto Contador (Tinkoff-Saxo) im Einzelzeitfahren und bei der gestrigen Bergankunft die Nase gegenüber Chris Froome (Sky) deutlich vorn gehabt hatte, schlug der Brite am Samstag bei der Bergankunft Alto de Allanadas (1. Kat.) mit aller Macht zurück und knüpfte mit seinem Sieg auf der 4. Etappe der Andalusien-Rundfahrt (Kat. 2.1) dem Spanier überraschend das Rote Trikot des Gesamtführenden ab.

Mit seiner Attacke auf dem bis zu 20 Prozent steilen Schlusskilometer schüttelte Froome seinen spanischen Kontrahenten mit Leichtigkeit ab und fuhr auf den letzten Metern einen deutlichen Vorsprung von 29 Sekunden auf den verzweifelt kämpfenden Contador heraus - was reichte, um diesen um zwei Sekunden von der Spitze zu verdrängen.

„Ich bin mit der Absicht hierher gekommen, meine Beine zu testen, zu sehen, wie ich mich fühle. Dass ich die Etappe gewinnen konnte und auch neuer Gesamtführender bin ist unglaublich“, so Froome, dem bei der Zieldurchfahrt die Freude ins Gesicht geschrieben stand.

Während der Tour-Sieger on 2013 seinen Sieg ausgelassen feierte, nahm Contador die Niederlage nach außen hin gelassen. „Es gibt Tage, da hat man gute Beine und Tage, da sind sie nicht so gut. An den guten Tagen muss man seinen Nutzen daraus ziehen, das habe ich gestern gemacht. Ich fahre hier immer noch ein gutes Rennen“, kommentierte der 32-Jährige eine Niederlage, mit der kaum jemand geechnet hatte - am allerwenigsten wohl er selbst.

Bei der zweiten Bergankunft der Rta del Soll konnte Froome auf eine starke Helferriege bauen, die Contadors Teamkollegen im Finale deutlich in den Schatten stellte. Der Spanier Mikel Nieve, der mit einer späten Attacke schon auf dem Weg zum Etappensieg zu sein schien, landete mit 49 Sekunden Rückstand auf dem dritten Platz, gefolgt vom Polen Sylvester Szmyd (CCC Sprandi/+0:59) und dem Spanier Benat Intxausti (Movistar/+1:00), der in der Gesamtwertung bei nun berei 2:32 Minuten Rückstand weiterhin Rang drei einnimmt.

Ein starkes Rennen lieferte wie bereits am Vortag der Schweizer Sébastien Reichenbach ab. Der IAM-Profi fuhr bei 1:26 Minuten Rückstand hinter dem Niederländer Wilco Kelderman (LottoNL-Jumbo/+1:13) als Siebtern über den Zielstrich.

Zuvor hatte bei kühleren Temperaturen und leichtem Regen wie bereits am Vortag Simon Geschke (Giant-Alpecin) das Geschehen geprägt. Wenige Kilometer nach dem Start der in Maracena gestarteten, 202 Kilometer langen Etappe konnte sich der Feiburger gemeinsam mit dem Italiener Mirko Selvaggi (Wanty-Groupe Gobert), dem Belgier Pieter Jacobs (Topsport Vlaanderen), dem Südafrikaner Nic Dougall (MTN Qhubeka), dem Niederländer Huub Duyn (Roompot), dem Franzosen Romain Sicard (Europcar), dem Briten Hugh Carthy (Caja Rural) und dem US-Amerikaner Luc Euser (United Healthcare) vom Peloton lösen und sich einen Maximalvorsprung von fünf Minuten herausfahren.

„Gestern hab ich ja schon erwähnt, dass ich Ausreißergruppen mag. Heute umso mehr, da ich mit dem Meta Volantes-Trikot auch etwas gewonnen habe“, twitterte Geschke, der 40 Kilometer vor dem Ziel bis auf Selvaggi alle sein Begleiter abschütteln konnte und 20 Kilometer später noch einen Vorsprung von über vier Minuten auf das Feld hatte.

Auf einer Flachetappe hätte dies möglicherweise zum Tagessieg gereicht, aber nicht im Angesicht der 5,5 Kilometer langen und bis 21 Prozent steilen Schlusssteigung hinauf zum Alto de Allanadas (Kat 1). Schon bevor es in den letzten Berg des Tages hineinging, ließ Selvaggi, der zuvor Geschke die Führungsarbeit komplett überlassen hatte - seinen Begleiter stehen und versuchte als Solist zu seinem bisher größten Profisieg zu kommen.

Doch trotz eines noch knapp zweiminütigen Vorsprungs am Fuß des finalen Anstiegs war das Unterfangen letztlich aussichtslos, da im immer kleiner werdenden Feld das Sky-Team das Tempo forcierte. Als Selvaggi weniger als eine halbe Minute Vorsprung auf die Verfolger hatte und in den steilen Rampen Sekunde um Sekunde einbüßte, jagte zunächst der Britische Meister Peter Kennaugh dem Italiener hinterher und stellte diesen, seinen Kapitän Froome und die anderen Favoriten im Schlepptau, schließlich 1,5 Kilometer vor dem Ziel.

Sofort darauf trat Nieve an und riss ein kleines Loch, das aber Froome 700 Meter vor dem Ziel höchstselbst schnell wieder schloss. Der bis dahin souverän auftretende Contador konnte dem Sky-Kapitän nur wenige Meter folgen und war machtlos, als Froome im Sitzen das Tempo immer höherschraubte. „Die Attacke war sehr stark. Er hat einfach nicht aufgehört zu beschleunigen. Ich habe ich dazu entschieden, mich erst einmal etwas davon zu erholen und meinen Rhythmus zu fahren“, beschrieb Contador die entscheidende Szene des Rennens (und möglicherweise der ganzen Rundfahrt).

Erst auf den allerletzten Metern ging auch Froome, der sich immer wieder nach seinem Kontrahenten umschaute, aus dem Sattel, um jede einzelne Sekunde kämpfend. Es sollte sich lohnen, denn Contado fehlten am Ende zwei Sekunden zur Verteidigung des Roten Trikots.

Der Madrilene hat morgen allerdings noch eine allerletzte Chancen, sich doch noch den Gesamtsieg zu sichern, denn auf den letzten 500 Metern der 5. Etappe steht noch einmal eine 15 Prozent steile Rampe an. „Das ist eine tolle Situation für das Rennen und die Fans. Erst wenn ich im Ziel bin ist das Rennen vorbei. Und wie ich Alberto kennen gelernt habe, gibt er niemals auf", kündigte Froome ein packendes Finale an.

Weiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößern

Mehr Informationen zu diesem Thema

23.02.2015Froome hat im ersten Kräftemessen mit Contador die Nase vorn

(rsn) - Chris Froome (Sky) und Alberto Contador (Tinkoff-Saxo) sind zwei der ganz großen Favoriten für die diesjährige Tour de France. Die fünftägige Andalusien-Rundfahrt ( 2.1) war Schauplatz de

22.02.2015Gegen Lobato hat Degenkolb auch im zweiten Anlauf keine Chance

(rsn) – Juan José Lobato (Movistar) setzt seinen starken Winter fort. Der Spanier hat auf der Schlussetappe der auch als Ruta del Sol bekannten Vuelta a Andalucia (Kat. 2.1) bereits seinen dritten

22.02.2015Lobato erneut vor Degenkolb, Froome Gesamtsieger

(rsn) - Juan José Lobato (Movistar) hat die Schlussetappe der 61. Andalusien-Rundfahrt (Kat. 2.1)  gewonnen. Der Spanier setzte sich nach 171 Kilometern von Montilla nach Alhaurín de la Torre wie b

21.02.2015Froome jagt am Alto de Allanadas Contador das Rote Trikot ab

(rsn) – Chris Froome (Sky) hat auf der 4. Etappe der 61. Andalusien-Rundfahrt Alberto Contador (Tinkoff Saxo) aus dem Roten Trikot des Gesamtführenden gefahren. Der Brite setzte sich über 199,8 Ki

20.02.2015Contador nach perfektem Teamwork Erster am Alto de Hazallanas

(rsn) – In der noch jungen Saison ist Alberto Contador (Tinkoff-Saxo) am Berg bereits wieder das Maß aller Dinge. Auf der 3. Etappe der Andalusien-Rundfahrt (2.1), die nach 159 Kilometern am Alto d

20.02.2015Contador schlägt Froome bei erster Bergankunft

(rsn) – Alberto Contador (Tinkoff-Saxo) hat bei der 61. Andalusien-Rundfahrt das erste Aufeinandertreffen mit Chris Froome (Sky) in den Bergen deutlich für sich entschieden. Der 32 Jahre alte Span

19.02.2015Lobato setzte sein Kreuz an der richtigen Stelle

(rsn) - Die zweite Etappe der Andalusien-Rundfahrt (Kat. 2.1) hatte sich Juan José Lobato (Movistar) nach eigenen Aussagen rot im Kalender mit einem X versehen. Und trotz seines schweren Sturzes am V

19.02.2015Lobato lässt Degenkolb im Bergauf-Sprint hinter sich

(rsn) - Juan José Lobato (Movistar) hat die 2. Etappe der Andalusien-Rundfahrt (2.1) gewonnen und damit seinen zweiten Saisonsieg eingefahren. Der Spanier setzte sich nach 195 Kilometern von Ultrera

19.02.2015Gemischte Gefühle bei Trek in Andalusien

(rsn) - Freud und Leid lagen beim amerikanischen Team Trek am ersten Tag der 61. Andalusien-Rundfahrt (2.1) nahe beieinander. Während für Fränk Schleck das Rennen mit einem schweren Sturz aufgeben

18.02.2015Contador entscheidet erstes Duell mit Froome für sich

(rsn) - Alberto Contador (Tinkoff-Saxo) hat das erste Duell mit Chris Froome (Sky) zu seinen Gunsten entschieden. Der Spanier war am Nachmittag als Vierter des 8,2 Kilometer langen Zeitfahrens der And

18.02.2015Moreno gewinnt Zeitfahren, Contador neuer Spitzenreiter

(rsn) - Der Spanier Javier Moreno (Movistar) hat am Nachmittag das Einzelzeitfahren der Andalusien-Rundfahrt (2.1) gewonnen. Der 30-Jährige setzte sich auf dem 8,2 Kilometer langen Kurs von Corio del

18.02.2015Ligthart der Mann für Siege an besonderen Tagen

(rsn) - Pim Ligthart (Lotto Soudal) scheinen Siege zumeist an besonderen Tagen zu gelingen. So gewann der Niederländer 2013 an seinem Geburtstag eine Etappe der Ster Elektrotoer. Zum Auftakt der Anda

Weitere Radsportnachrichten

07.05.2024Girmay freut sich “auf die nächsten zwei oder sogar drei Etappen“

(rsn) – Nach seinem Triumph beim Giro d’Italia 2022, wo er als erster afrikanischer Profi eine Etappe gewinnen konnte, lief es bei Biniam Girmay (Intermarché – Wanty) eher mittelprächtig. Die

07.05.2024Bora mit Buchmann und Welsford zur 45. Ungarn-Rundfahrt

(rsn) – Mit einem starken Aufgebot tritt Bora – hansgrohe zur am Mittwoch beginnenden 45. Tour de Hongrie (8. – 12. Mai / 2.Pro) an. Angeführt wird das sechsköpfige Aufgebot vom Deutschen Meis

07.05.2024Liste der ausgeschiedenen Fahrer / 4. Etappe

(rsn) - 176 Profis aus 22 Teams sind am 4. Mai zum 107. Giro d’Italia (2.UWT) angetreten, darunter auch zwölf Deutsche, vier Österreicher, zwei Schweizer und ein Luxemburger. Hier listen wir a

07.05.2024Ab 2025 auch ein Frauenrennen Mailand-Sanremo?

(rsn) - Nach der Flandern-Rundfahrt, Paris-Roubaix und Lüttich-Bastogne-Lüttich wird mit Mailand-Sanremo auch das vierte der fünfte Monumente künftig wohl auch mit einem Frauenrennen aufwarten kö

07.05.2024Ein Hauch von Mailand-Sanremo

(rsn / ProCycling) – Die Fahrt über die Po-Ebene, ein langer Anstieg in der Mitte der Strecke, das Erreichen der ligurischen Küste und Passagen durch malerische kleine Städtchen – es ist eine E

07.05.2024Radsport live im TV und im Ticker: Die Rennen des Tages

(rsn) – Welche Radrennen finden heute statt? Wo und wann kann man sie live im Fernsehen oder Stream verfolgen? Und wo geht´s zum Live-Ticker? In unserer Tagesvorschau informieren wir jeden Morgen

06.05.2024Roglic: Pyrenäen-Besichtigung, Höhen-Camp und Dauphiné geplant

(rsn) – Während Jonas Vingegaard aufgrund seiner schweren Verletzungen aus dem Massensturz auf der 4. Etappe der Baskenland-Rundfahrt im Mai nicht mit seinem Team Visma – Lease a Bike im Höhentr

06.05.2024Pogacar stellt wie im kindlichen Spiel historische Episoden nach

(rsn) - Tadej Pogacar kopiert beim 107. Giro d´Italia große Szenen der Vergangenheit. Das qualifiziert ihn für den Radsport-Oscar. Das Rosa Trikot könnte er mit zu viel Spielerei aber auch riskie

06.05.2024Thomas: “Der späte Angriff war sicher nicht der Plan“

(rsn) - Letztlich gab es auf der 3. Etappe des Giro d´Italia (2.UWT) zwar den erwarteten Massensprint, doch bis es dazu kam, mussten erst noch Tadej Pogacar und Geraint Thomas nach einem späten Angr

06.05.2024Bauernfeind beendet Vuelta besser als erwartet

(rsn) – Wer weiß, was alles möglich gewesen wäre. Wenn Ricarda Bauernfeind nicht zu Beginn der Vuelta Feminina (2.WWT) etwas gekränkelt hätte. Und wenn sie von Beginn an als Kapitänin von Cany

06.05.2024Highlight-Video der 3. Etappe des Giro d´Italia

(rsn) - Die 3. Etappe des Giro d´Italia 2024 galt es erster Tag für die Sprinter der diesjährigen Rundfahrt. Doch bevor die schnellen Männer auf der Zielgeradem zum Sprint ansetzen konnten, musste

06.05.2024Merlier gewinnt nach später Attacke von Pogacar und Thomas

(rsn) – Am Ende einer komplett verrückten Etappe gewann Tim Merlier (Soudal – Quick-Step) auf dem dritten Teilstück des 107. Giro d’Italia (2.UWT) den erwarteten Massensprint. Der Belgier war

RADRENNEN HEUTE

    WorldTour

  • Giro d´Italia (2.UWT, ITA)