Tour-Bummeltempo nach Angers

Cavendish triumphiert im Millimeter-Krimi gegen Greipel

Von Daniel Brickwedde

Foto zu dem Text "Cavendish triumphiert im Millimeter-Krimi gegen Greipel"
Mark Cavendish (Dimension Data, re.) gewinnt die 3. Tour-Etappe nach Foto-Finish vor André Greipel (Lotto Soudal) | Foto: Cor Vos

04.07.2016  |  (rsn) - Am Ende herrschte Ungewissheit. Erst das Foto-Finish kürte schließlich Mark Cavendish (Dimension Data) zum Sieger der 3. Etappe der 103. Tour de France in Angers - für André Greipel (Lotto Soudal) blieb nur Platz zwei. Peter Sagan (Tinkoff) verpasste als Etappenvierter hinter Bryan Coquard (Direct Energy) zwar eine Zeitbonifikation, verteidigte aber problemlos sein Gelbes Trikot. Zuvor hatte das Peloton auf den 223,5 Kilometern zwischen Granville und Angers ein Bummeltempo eingeschlagen.

Die beiden Kontrahenten wussten selber nicht, wer gewonnen hatte. Beim Überqueren des Zielstrichs hob Greipel kurzzeitig vorsichtig den Arm, um ihn dann schnell wieder zurückzuziehen. Anschließend stand der Deutsche Meister genauso ratlos hinter der Ziellinie wie Cavendish. "Normalerweise weiß ich, ob ich gewonnen oder verloren habe. Und als ich die Linie überquerte, habe ich irgendwie schon gespürt, dass es wohl gereicht hat. Aber ganz sicher war ich nicht", sagte der 31-jährige Brite zum knappen Zieleinlauf. "Ich wollte nach Greipel meinen Sprint eröffnen. Er startete überraschend, aber ich bin glücklich, es geschafft zu haben."

Das Etappenfinale in Angers war technisch anspruchsvoll, mit vielen Kurven und einer Zielgerade, die mit 2,5 Prozent leicht ansteigend verlief. Eine Ankunft, maßgeschneidert für Greipel. Entsprechend übernahm sein Team Lotto Soudal auf dem letzten Kilometer die Kontrolle, allerdings entließ Greg Henderson seinen Kapitän auf den letzten Metern ein wenig zu früh in den Wind. Cavendish kam mit Schwung von hinten und fing den 33-jährigen Greipel über die "Außenbahn" noch ab.

"Mein Fehler war, dass ich in einer Art Reflex in einen höheren Gang geschaltet habe. Wenn ich das nicht getan hätte, denke ich, dass ich gewonnen hätte", kommentierte der Hürther seinen zweiten Platz.

Mit seinem insgesamt 28. Tagessieg bei der Tour zog der Cavendish nach Etappenerfolgen mit Bernhard Hinault gleich. Nur Eddy Merckx hat mit 34 Siegen noch mehr Etappen gewonnen. Zudem übernahm der Weltmeister von 2009 wieder die Führung in der Sprintwertung.

Wenig erfreulich verlief die Ankunft für Marcel Kittel (Etixx-Quick-Step). Sein Team verrichtete ein Großteil der Sprintvorbereitung, doch im Finale verloren sich die blauen Trikots, Kittel geriet ins Hintertreffen, war zwischenzeitlich eingebaut und rollte schließlich als Siebter über die Linie.

In der Gesamtwertung gab es keinen nennenswerten Verschiebungen. Sagan verteidigte problemlos sein Gelbes Trikot. "Das war eine sehr lange Etappe heute. Ich bin froh, dass es keine Stürze gab und ich das Gelbe Trikot verteidigen konnte. Ich habe mich heute sehr gut gefühlt. Sprint ist halt ein bisschen wie Lotto, und das war schon so ein richtiger Sprint", lautete das Fazit des Weltmeisters.

Ansonsten gehörte der Tag Armindo Fonseca (Fortuneo-Vital Concept). Der 27-jährige Bretone setzte sich gleich am Start der Etappe ab – bekam bei seinem Unterfangen allerdings keine Unterstützung. So verlebte der aus Rennes stammende Fonseca einen weitgehend einsamen Tag als Solist an der Spitze.

Den Franzosen ließ das Feld schnell auf fast zwölf Minuten davonziehen, reduzierte den Rückstand in der Folge aber sukzessive bis auf sechs Minuten. Danach war Stillstand – wortwörtlich. Die Verfolger vertieften sich in angeregte Unterhaltungen, scherzten mit der Kamera und machten keinerlei Anstalten, ein höheres Tempo einschlagen zu wollen. Das Feld hinkte mit einem zwischenzeitlichen Schnitt von 34 km/h dem vorher errechneten langsamsten Zeitplan weit hinterher.

Erst Thomas Voeckler (Direct Energie) beendete das ruhige Treiben. 90 Kilometer vor dem Ziel setzte sich der Routinier aus dem Feld ab, schloss nach wenigen Kilometern zu Fonseca auf und zwang das Feld zur Reaktion. Das französische Duo  verteidigte seinen Vorsprung bis acht Kilometer vor dem Ziel, dann war seine Flucht beendet und der Weg zur Massenankunft geebnet.

Weiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößern

Mehr Informationen zu diesem Thema

14.07.2020Video-Rückblick: Froome joggt 2016 den Ventoux hinauf

(rsn) – Heute vor vier Jahren erlaubten staunende Zuschauer am Mont Ventoux das Finale eines denkwürdigen Tour-Tages. Nach einem Sturz im Schlussanstieg der 12. Etappe rannte Chris Froome am Franz

27.07.2016Nibali hatte bei der Tour schon Rio im Blick

(rsn) – Vincenzo Nibali hat verärgert auf die Kritik an seinen Leistungen bei der am Sonntag zu Ende gegangenen Tour de France reagiert. Der Italiener und sein Astana-Team waren ohne Etappensieg ge

26.07.2016Erneuter Tour-Ausstieg der ARD darf kein Thema sein

(rsn) - Drei Wochen Tour de France. Ein paar Tage "als Fan" selbst dabei. Den großen Rest aber am Bildschirm. Bis zum grandiosen Schlussakkord auf den Champs Elysees, gesetzt im "Sprint des Jahres" v

26.07.2016Quintana will weiter für seinen Gelben Traum kämpfen

(rsn) – Kolumbien muss weiter auf seinen ersten Tour-de-France-Sieger warten. Auch im dritten Anlauf hat es Nairo Quintana nicht geschafft – doch noch nie war der Movistar-Kapitän weiter vom Gelb

26.07.2016Künftig ein britisches Duell um das Gelbe Trikot?

(rsn) – Wie sein berühmter Landsmann Bradley Wiggins wird auch Adam Yates in die Geschichtsbücher des Radsports eingehen. War der mittlerweile 36-jährige Stundenweltrekordler vor vier Jahren der

26.07.2016Kittel kam bei der Tour in keinen "richtigen Flow"

(rsn) – Bei André Greipel (Lotto Soudal) lief am Sonntag auf den Champs-Élysées alles nach Wunsch. Wie bereits 2104 gewann der Deutsche Meister die prestigeträchtige Abschlussetappe der 103. Tou

26.07.2016Hektische Sprints und Cavendish machten Greipel das Leben schwer

(rsn) – Nach drei teils frustrierenden Wochen schien für André Greipel (Lotto Soudal) doch noch die Sonne. Am Sonntagabend holte sich der Deutsche Meister in Paris auf den Champs-Élysées den so

25.07.2016Bardet zum dritten Mal in Folge in Paris auf dem Tour-Podium

(rsn) – Romain Bardet hat den heimischen Fans die Tour de France gerettet. Der 25 Jahre alte Kapitän der Ag2R-Equipe legte auf den letzten drei Tagen ein Finale sondergleichen hin, sicherte sich au

25.07.2016Kittel: Erst durch Defekte gestoppt, dann im Finale kraftlos

(rsn) – Zum großen Finale der 103. Tour de France wollten Marcel Kittel und sein Etixx-Quick-Step-Team nochmals zuschlagen. Der Erfurter, der bereits 2013 und 2014 jeweils den Schlussakkord auf den

25.07.2016Jogging-Einlage in Gelb und ein machtloser Herausforderer

(rsn) - Nach drei Wochen Tour de France fallen die Bilanzen der 22 teilnehmenden Mannschaften ganz unterschiedlich aus. Radsport News listet die Erfolge und Misserfolge auf. Wir präsentieren die Team

25.07.2016Dominator in Grün und Schweizer Coup durch einen Kolumbianer

(rsn) - Nach drei Wochen Tour de France fallen die Bilanzen der 22 teilnehmenden Mannschaften ganz unterschiedlich aus. Radsport News listet die Erfolge und Misserfolge auf. Wir präsentieren die Team

25.07.2016Kollision mit dem Teufelslappen und ein fataler Entschluss

(rsn) - Nach drei Wochen Tour de France fallen die Bilanzen der 22 teilnehmenden Mannschaften ganz unterschiedlich aus. Radsport News listet die Erfolge und Misserfolge auf. Wir präsentieren die Team

Weitere Radsportnachrichten

02.05.2024Offiziell bestätigt: Red Bull wird zur Tour als Titelsponsor sichtbar

(rsn) – Das deutsche WorldTeam Bora – hansgrohe wird ab der kommenden Tour de France (29. Juni - 21. Juli) als Red Bull – Bora – hansgrohe unterwegs sein. Das gab Manager Ralph Denk am Donners

02.05.2024Vollering hängt an erster Bergankunft die Konkurrenz ab

(rsn) – An der ersten Bergankunft der 10. Vuelta Femenina hat Demi Vollering (SD Worx – Protime) ihre Konkurrentinnen in Grund und Boden gefahren und mit ihrem ersten Saisonsieg auch das Rote Trik

02.05.2024Im dritten Anlauf klappt es für Bike Aid mit dem Gelben Trikot

(rsn) – Im dritten Anlauf hat es für Yoel Habteab (Bike Aid) mit dem Gelben Trikot bei der Tour du Bénin geklappt. Nachdem ihm die Jury an den ersten beiden Tagen das Führungstrikot jeweils nach

02.05.2024Buchmann zur Giro-Ausbootung: “Komische Begründung“

(rsn) - Bis Ende des Jahres steht Emanuel Buchmann noch bei Bora – hansgrohe unter Vertrag. Ob er verlängert wird, scheint zumindest in diesem Moment nicht sicher. Mit großer Verärgerung tritt de

02.05.2024Arkéa - B&B Hotels verlängert vorzeitig mit Costiou

(rsn) - In unserem ständig aktualisierten Transferticker informieren wir Sie regelmäßig über Personalien aus der Welt des Profiradsports. Ob es sich um Teamwechsel, Vertragsverlängerungen oder RÃ

02.05.2024Pogacar thront bei seiner Premiere über allen

(rsn) – Auf dem Papier scheint der 107. Giro d’Italia schon entschieden, noch bevor am Samstag in Venaria Reale nördlich von Turin der Startschuss fällt. Tadej Pogacar (UAE Team Emirates) ist de

02.05.2024Zu Ehren des Sponsors: Intermarché in speziellem Giro-Trikot

(rsn) – Im dritten Jahr in Folge wird Intermarché - Wanty nicht in seinem Standard-Outfit zum Giro d´Italia antreten. Bei der am 4. Mai beginnenden 107. Ausgabe der Italien-Rundfahrt will das belg

02.05.2024Krieger und Mayrhofer sollen Dainese zum Hattrick pilotieren

(rsn) – Das Team Tudor startet am Samstag in seine erste Grand Tour. Zum 107. Giro d’Italia (4. – 26. Mai) tritt der Schweizer Zweitdivisionär aber mit einem relativ erfahrenen Aufgebot an. Nu

02.05.2024“Underdogs“ Bauhaus und Kanter hoffen auf Giro-Etappensiege

(rsn) – Olav Kooij (Visma – Lease a Bike), Tim Merlier (Soudal – Quick-Step), Fabian Jakobsen (dsm-firmenich – PostNL), Jonathan Milan (Lidl – Trek), Kaden Groves (Alpecin – Deceuninck),

02.05.2024Giro d`Italia: Die letzten zehn Jahre im Ãœberblick

(rsn) - Der Giro d`Italia ist traditionell die erste dreiwöchige Landesrundfahrt im Rennkalender, bei der sich immer wieder auch die Deutschen als Etappenjäger hervortaten. Im Jahr 2022 konnte das

02.05.2024Bénin: Jury nimmt Bike Aid das Gelbe Trikot wieder weg

(rsn) – Erneuter Tiefschlag für das Team Bike Aid bei der Tour du Bénin (2.2). Nachdem Yoel Habteab zum Auftakt seinen Etappensieg aberkannt bekommen hatte, weil er und seine Gruppe den Motorräd

02.05.2024Großes Vorschau-Paket: Die Strecke des Giro d´Italia 2024

(rsn) – Sechs Bergankünfte, zwei Einzelzeitfahren, toskanischer Schotter, der Mortirolo, der Stelvio und zum krönenden Abschluss zwei Mal der Monte Grappa – das ist der 107. Giro d´Italia (4. -

RADRENNEN HEUTE
  • Keine Termine