Froome zum dritten Mal Tour-Sieger

Greipel feiert spätes Happy-End auf den Champs-Élysées

Von Daniel Brickwedde

Foto zu dem Text "Greipel feiert spätes Happy-End auf den Champs-Élysées"
André Greipel (Lotto Soudal) mit seinen beiden Töchtern auf dem Podium in Paris | Foto: Cor Vos

24.07.2016  |  (rsn) - Die 103. Tour de France fand ihren krönenden Abschluss auf den Champs-Élysée in Paris. Nach den letzten 113 Kilometern der Rundfahrt zwischen der Gemeinde Chantilly und Paris konnte sich André Greipel (Lotto Soudal) auf dem Prachtboulevard zum Sieger der letzten Etappe küren – und auf den letzten Drücker seine Tour-Bilanz retten. Chris Froome (Sky) überquerte umringt von seinen Teamkollegen den Zierstich und feierte seinen dritten Gesamterfolg bei der Frankreich-Rundfahrt.

Diesmal wurde er perfekt in Position gefahren, diesmal wurde er nicht eingebaut – und diesmal platzte endlich der Knoten für André Greipel bei dieser Tour. "Ich bin super stolz, dass es sich heute ausgezahlt hat. Wir haben es immer wieder versucht, aber nie war es erfolgreich“, erklärte der Deutsche Meister im Ziel, nachdem er seinen Sieg aus dem Vorjahr an gleicher Stelle wiederholt hatte. "Wir hatten einen guten Plan heute Morgen und mit dem Gegenwind blieb ich ruhig und sparte Energie. Als wir nach vorne kamen, waren wir ein Fahrer zu wenig, deshalb entschied ich mich für das Hinterrad von Kristoff, was das Beste heute war“, berichtete der 34-Jährige weiter.

An dritter Position ging Greipel durch die letzte Kurve 400 Meter vor dem Ziel und zog auf den letzten 150 Meter an Alexander Kristoff (Katusha) vorbei. Zwar kam Weltmeister Peter Sagan (Tinkoff) auf den letzten Metern noch mächtig auf, aber letztlich musste sich der Träger des Grünen Trikots mit Rang zwei begnügen. "Ich bin einen guten Sprint gefahren, aber ich bin ein ganz kleines bisschen zu spät losgefahren. Aber es ist nicht schlimm. Es war eine sehr schöne Tour, ich bin sehr glücklich, auch darüber, zum kämpferischsten Fahrer der Tour de France gewählt worden zu sein", war Sagan über Rang zwei nicht unzufrieden.

Dagegen hielt Greipel seine Serie aufrecht: Seit seinen Tour-Debüt 2011 hat der Hürther bei jeder Frankreich-Rundfahrt mindestens eine Etappe gewonnen. Der heutige Erfolg war zudem der vierte deutsche Triumph in Folge auf den Champs-Élysée.

Diesen hätte sicherlich auch gerne Marcel Kittel (Etixx-QuickStep) eingefahren. Allerdings erlebte der 28-Jährige im Finale einen wahren Albtraum. Zwei Radwechsel kurz aufeinander, eine abgerutschte Kette und eine kräfteaufreibende Aufholjagd zurück ins Feld innerhalb der letzten 40 Kilometer – am Ende fehlte Kittel im Schlusssprint die Kraft, ums einen dritten Champs-Élysées-Sieg nach 2013 und 2014 einzufahren.

Traditionell wurde die Etappe zuvor von Posen für die Fotografen, Plauschereien zwischen den Fahrern und auch dem einen oder anderen alkoholischen Getränk bestimmt, um die vergangenen drei Wochen Revue passieren lassen. Rund 60 Kilometer vor dem Ziel mit der Einfahrt in Paris war die "Tour d'Honneur“ jedoch vorbei. Die Sprintermannschaften übernahmen auf den verbliebenen acht Runden durch Paris das Kommando.

Attacken gab es dennoch auf dem Rundkurs durch Paris. Alexis Gougeard (Ag2r), Lawson Craddock (Cannondale-Drapac), Marcus Burghardt (BMC), Rui Costa (Lampre-Merida), Jeremy Roy (FDJ), Jan Barta (Bora-Argon 18) und Daniel Teklehaimanot (Dimension Data) versuchten zuerst ihr Glück, konnten aber nur einen Vorsprung von einer halben Minute herausfahren. Später gingen noch Alexei Lutsenko (Astana) und Greg Van Avermaet (BMC) in die Offensive – ebenso aussichtslos. Die Sprinterteams ließen sich nicht düpieren und bereiteten den Weg zum finalen "Sprint Royal“.

Den erlebte Froome aus sicherer Entfernung mit. Arm in Arm und in breiter Formation mit seinen Teamkollegen erreichte der Brite das Ziel und besiegelte seinen dritten Tour-de-France-Erfolg nach 2013 und 2015. Die Gesamtwertung gewann der 31-Jährige schließlich mit 4:05  Minuten vor Romain Bardet (Ag2r) und 4:21 Minuten vor Nairo Quintana (Movistar). "Es fällt mir schwer zu sprechen, die Gefühle überwältigen mich. Es ist wie beim ersten Mal - ein Traum. Ich will, dass, wenn mein Sohn größer ist, er diese Bilder sehen und stolz sein kann. Es ist schwer, nicht zu weinen…", sagte Froome, nachdem er seine Frau Michelle und das acht Monate alte Baby Kellan in die Arme geschlossen hatte.

Das Grüne Trikot holte sich zum fünften Mal in Folge und überlegen wie nie zuvor Sagan, die Bergpreiswertung ging an seinen Teamkollegen Rafal Majka. "Ich bin sowas von zufrieden, dass ich das Trikot habe. Ich bin glücklich für mich, aber auch für meine Teamkollegen und meinen Sponsor, sagte der 26-jährige Majka, der diesmal im Gegensatz zu 2014 und 2015 aber ohne Etappensieg blieb.

Als bester Jungprofi wurde nach 3.535 Kilometern Adam Yates (Orica-BikeExchange) ausgezeichnet. Der Brite wurde zudem Gesamtvierter. "Es ist eine große Ehre hier zu stehen. Im Fernsehen mag das so leicht aussehen. Nach drei Wochen hat sich nichts geändert. Ich bin immer noch derselbe. Ich genieße es von Tag zu Tag und denke nicht an morgen", freute sich der 23-jährige Yates.

 

Insgesamt erreichten 174 Fahrer Paris – Rekord in der Geschichte der Tour de France. Eine Aufgabe gab es dennoch auf der Schlussetappe zu vermelden: Tony Martin (Etixx-Quicktep) musste die Tour 50 Kilometer vor dem Ziel mit Knieschmerzen aufgeben.

Weiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößern

Mehr Informationen zu diesem Thema

14.07.2020Video-Rückblick: Froome joggt 2016 den Ventoux hinauf

(rsn) – Heute vor vier Jahren erlaubten staunende Zuschauer am Mont Ventoux das Finale eines denkwürdigen Tour-Tages. Nach einem Sturz im Schlussanstieg der 12. Etappe rannte Chris Froome am Franz

27.07.2016Nibali hatte bei der Tour schon Rio im Blick

(rsn) – Vincenzo Nibali hat verärgert auf die Kritik an seinen Leistungen bei der am Sonntag zu Ende gegangenen Tour de France reagiert. Der Italiener und sein Astana-Team waren ohne Etappensieg ge

26.07.2016Erneuter Tour-Ausstieg der ARD darf kein Thema sein

(rsn) - Drei Wochen Tour de France. Ein paar Tage "als Fan" selbst dabei. Den großen Rest aber am Bildschirm. Bis zum grandiosen Schlussakkord auf den Champs Elysees, gesetzt im "Sprint des Jahres" v

26.07.2016Quintana will weiter für seinen Gelben Traum kämpfen

(rsn) – Kolumbien muss weiter auf seinen ersten Tour-de-France-Sieger warten. Auch im dritten Anlauf hat es Nairo Quintana nicht geschafft – doch noch nie war der Movistar-Kapitän weiter vom Gelb

26.07.2016Künftig ein britisches Duell um das Gelbe Trikot?

(rsn) – Wie sein berühmter Landsmann Bradley Wiggins wird auch Adam Yates in die Geschichtsbücher des Radsports eingehen. War der mittlerweile 36-jährige Stundenweltrekordler vor vier Jahren der

26.07.2016Kittel kam bei der Tour in keinen "richtigen Flow"

(rsn) – Bei André Greipel (Lotto Soudal) lief am Sonntag auf den Champs-Élysées alles nach Wunsch. Wie bereits 2104 gewann der Deutsche Meister die prestigeträchtige Abschlussetappe der 103. Tou

26.07.2016Hektische Sprints und Cavendish machten Greipel das Leben schwer

(rsn) – Nach drei teils frustrierenden Wochen schien für André Greipel (Lotto Soudal) doch noch die Sonne. Am Sonntagabend holte sich der Deutsche Meister in Paris auf den Champs-Élysées den so

25.07.2016Bardet zum dritten Mal in Folge in Paris auf dem Tour-Podium

(rsn) – Romain Bardet hat den heimischen Fans die Tour de France gerettet. Der 25 Jahre alte Kapitän der Ag2R-Equipe legte auf den letzten drei Tagen ein Finale sondergleichen hin, sicherte sich au

25.07.2016Kittel: Erst durch Defekte gestoppt, dann im Finale kraftlos

(rsn) – Zum großen Finale der 103. Tour de France wollten Marcel Kittel und sein Etixx-Quick-Step-Team nochmals zuschlagen. Der Erfurter, der bereits 2013 und 2014 jeweils den Schlussakkord auf den

25.07.2016Jogging-Einlage in Gelb und ein machtloser Herausforderer

(rsn) - Nach drei Wochen Tour de France fallen die Bilanzen der 22 teilnehmenden Mannschaften ganz unterschiedlich aus. Radsport News listet die Erfolge und Misserfolge auf. Wir präsentieren die Team

25.07.2016Dominator in Grün und Schweizer Coup durch einen Kolumbianer

(rsn) - Nach drei Wochen Tour de France fallen die Bilanzen der 22 teilnehmenden Mannschaften ganz unterschiedlich aus. Radsport News listet die Erfolge und Misserfolge auf. Wir präsentieren die Team

25.07.2016Kollision mit dem Teufelslappen und ein fataler Entschluss

(rsn) - Nach drei Wochen Tour de France fallen die Bilanzen der 22 teilnehmenden Mannschaften ganz unterschiedlich aus. Radsport News listet die Erfolge und Misserfolge auf. Wir präsentieren die Team

Weitere Radsportnachrichten

19.04.2024Die Aufgebote für das 8. Lüttich-Bastogne-Lüttich der Frauen

(rsn) – Mit der 8. Ausgabe des Lüttich-Bastogne-Lüttich der Frauen endet die Ardennenwoche. Während das Männerrennen von Lüttich aus nach Süden zum Wendepunkt in Bastogne und von dort wieder z

19.04.2024Die Aufgebote für das 110. Lüttich-Bastogne-Lüttich

(rsn) – Zum krönenden Abschluss der sogenannten steht am 21. April die 110. Ausgabe von Lüttich-Bastogne-Lüttich an. La Doyenne, wie das 1892 erstmals ausgetragene und damit älteste Eintagesrenn

19.04.2024Lopez wehrt alle Angriffe ab und gewinnt Tour of the Alps

(rsn) – Juan Pedro Lopez (Lidl – Trek) kam am Schlusstag der 47. Tour of the Alps (2.Pro) nicht mehr in Schwierigkeiten. Der Spanier selbst hat auf dem schweren letzten Teilstück seine Kontrahent

19.04.2024Die Strecke des vierten Monuments: Lüttich-Bastogne-Lüttich

(rsn) – Zum 110. Mal findet am Sonntag Lüttich-Bastogne-Lüttich (1.UWT) für die Männer statt – die Frauen bestreiten ´La Doyenne´ dagegen erst zum achten Mal. Die Strecke hat sich für beide

19.04.2024Im Chaos-Finale fahren Malmberg, Röber und Paluta in die Top 10

(rsn) - Auch im chaotischen Finale der 2. Etappe von Belgrade Banjaluka (2.2) waren die drei deutschen Kontinental-Teams vorne mit dabei. Während der Däne Matias Malmberg (Maloja Pushbikers) und Do

19.04.2024Kehrt der Intergiro bei der Italien-Rundfahrt zurück?

(rsn) - Auf einigen der von der RCS veröffentlichen Profilen der Italien-Rundfahrt taucht der Intergiro zum ersten Mal seit 2005 wieder auf. Der Intergiro ist eine Sonderwertung, bei dem die Zeit all

19.04.2024Skjelmose erklärt seine Unterkühlung beim Flèche Wallonne

(rsn) - "Skjelmose wird hier gerade vom Rad getragen und ist vollkommen am Zittern. Komplett kalt. Komplett im Arsch", hieß es nach einem Augenzeugenbericht unseres Mannes vor Ort am Mittwoch in unse

19.04.2024Querfeldeinstar Kuypers steigt auf und gibt Debüt in Lüttich

(rsn) - In unserem ständig aktualisierten Transferticker informieren wir Sie regelmäßig über Personalien aus der Welt des Profiradsports. Ob es sich um Teamwechsel, Vertragsverlängerungen oder RÃ

19.04.2024Lüttich-Bastogne-Lüttich im Rückblick: Die letzten zehn Jahre

(rsn) – Lüttich-Bastogne-Lüttich bildet traditionell den krönenden Abschluss der Ardennenwoche. La Doyenne, das älteste Eintagesrennen der Welt, ist mit seinen kurzen, teils extrem steilen Anst

18.04.2024Radsport live im TV und im Ticker: Die Rennen des Tages

(rsn) – Welche Radrennen finden heute statt? Wo und wann kann man sie live im Fernsehen oder Stream verfolgen? Und wie geht´s zum Liveticker? In unserer Tagesvorschau informieren wir jeden Morgen

18.04.2024TotA-Sturz: Harper kommt mit leichter Gehirnerschütterung davon

(rsn) – Entwarnung für Chris Harper: Der Australier von Jayco – AlUla ist bei seinem Sturz rund 25 Kilometer vor dem Ziel der Königsetappe der Tour of the Alps ohne schlimmeren Verletzungen dav

18.04.2024Steinhauser: Giro-Test mit Prädikat sehr gut

(rsn) – Den Feinschliff für sein Grand-Tour-Debüt holt sich Georg Steinhauser (EF Education – EasyPost) derzeit bei der 47. Tour of the Alps (2.Pro). In wenigen Wochen geht es für den Allgäue

RADRENNEN HEUTE

    Radrennen Männer

  • Belgrade Banjaluka (2.2, BIH)