--> -->
16.01.2017 | (rsn) – Radsport News stellt die 18 WorldTour-Teams vor, die bei der 19. Tour Down Under in die Saison einsteigen. Sein Debüt gibt das neue Bahrain-Merida-Team um den italienischen Top-Star Vincenzo Nibali – der allerdings in Australien noch nicht mit dabei sein wird. Nibalis großes Saisonziel ist der Giro d'Italia. Mit der Italien-Rundfahrt steht und fällt auch die Bilanz seines Teams, das von dem heftig kritisierten Prinzen Nasser bin Hamad auf die Beine gestellt wurde.
Teil 4: Bahrain-Merida
Rückblick 2016
Das Team ist ein Neuling im WorldTour-Peloton und entsprechend ohne sportliche Rückschau auf die Vorsaison. Im Februar hatte Prinz Nasser bin Hamad Al Khalifa, Scheich von Bahrain, erstmals sein Vorhaben eines eigenen Teams öffentlich gemacht und im Anschluss nach und nach an der Umsetzung gearbeitet. Als Team-Manager wurde der Südafrikaner Brent Copeland von Lampre gewonnen, der auch gleich den Co-Sponsor und Ausstatter Merida in das neue Projekt mit einbrachte. Weiterer großer Geldgeber des Teams ist eine Gruppe von Wirtschaftsunternehmen aus dem Königreich Bahrain unter der Führung der Bahrain Petroleum Company. Im November folgte dann die erwartete Lizenzierung zur WorldTour durch den Weltradsportverband UCI – langfristig will das Team eines der ganz großen im Sport werden. Ganz ohne kritische Stimmen wurde das Projekt allerdings nicht geboren: Prinz Nasser bin Hamad wird von Menschenrechtsgruppen mit dem Vorwurf der Menschenrechtsverletzungen konfrontiert.
Die wichtigsten Wechsel:
Alles ist neu bei Bahrain-Merida – logischerweise auch der komplette Kader. Insgesamt 27 Fahrer bilden das Aufgebot für die Saison 2017, die alles überragende Personalie war allerdings die Verpflichtung von Vincenzo Nibali (Astana). Sein Transfer war mitentscheidend für die Entstehung des neuen Teams. Mit neun Fahrern stellen die Italiener zudem die stärkste Fraktion: Neben Nibali wurden sein treuer Helfer Valerio Agnoli von Astana sowie weitere Landsmänner mit Giovanni Visconti (Movistar), Sonny Colbrelli (Bardiani-CSF), Enrico Gasparotto (Wanty Groupe Gobert), Niccolò Bonifazio (Trek-Segafredo) oder der mittlerweile 38-jährige Franco Pellizotti (Androni-Giocattoli) verpflichtet. Weitere namhafte Fahrer sind Ion Izagirre (Movistar), Ramunas Navardauskas (Cannondale-Drapac) oder auch Heinrich Haussler (IAM).
Im Fokus:
Bei Astana sah er sein Standing schwinden, da kam das Projekt Bahrain für Vincenzo Nibali gerade zur rechten Zeit: ein Team, in dem der mittlerweile 32-Jährige die unumstrittene Nummer eins ist. Auf der Galionsfigur des Teams lastet allerdings auch erheblicher Druck. Von dem Giro-, Tour- und Vueltasieger werden Siege erwartet, im Prinzip steht und fällt die Saison des Teams mit Nibalis (Giro-)Bilanz. Dabei ist der Sizilianer möglicherweise schon über den Zenit seines Könnens hinaus: Der zweite Giro-Gesamtsieg im Vorjahr war alles andere als souverän. Ein erneuter Triumph in der Heimat ist für Nibali das große Ziel 2017 und das übergeordnete der gesamten Mannschaft. Und vielleicht Nibalis letzte Möglichkeit auf einen weiteren Grand Tour-Sieg.
Aufgepasst auf …
… Ion Izagirre. Sein Palmares ist mit Etappensiegen beim Giro d’Italia, der Tour de Suisse, der Tour de France und einem Gesamtsieg bei der Polen-Rundfahrt beachtlich und weckte bei Bahrain entsprechende Begehrlichkeiten. Kurzerhand wurde der Spanier aus seinem laufenden Vertrag mit Movistar herausgekauft – eine im Radsport bisher noch eher unübliche Praxis. Der Wechsel könnte sich für Izagirre allerdings als überfälliger Karriereschritt erweisen, denn bei Movistar stand er häufig im Schatten der großen Stars Nairo Quintana und Alejandro Valverde. Gerade bei einwöchigen Rundfahrten ist Izagirre zu beachten und mit dem Giro-Start von Nibali winkt sogar das große Los für die Tour de France. Vom Potenzial wäre dem 27-Jährigen sogar eine Top-Ten-Platzierung in Frankreich zuzutrauen.
Ausblick 2017:
Die Italien-Rundfahrt ist der große Saisonhöhepunkt. Gelingt Nibali dort im Mai sein insgesamt dritter Gesamtsieg, ist die Saison ein Erfolg und der Rest Bonus. Gute Chancen hat der Titelverteidiger gewiss, die Konkurrenz ist mit Quintana und dem früheren Teamkollegen Fabio Aru aber nicht zu unterschätzen. Bahrain Merida hat allerdings noch mehr zu bieten: Mit Visconti und Navardauskas stehen zwei mehrfache Grand-Tour-Etappensieger im Aufgebot und auch die sprintstarken Bonifazio oder Colbrelli sind für einen Sieg gut. Besonders Letztgenannter überzeugte im Vorjahr als Dritter beim Amstel Gold Race und mit dem Wechsel in ein WorldTour-Team könnte ihm der nächster Karriereschritt gelingen. Zusammen mit Gasparotto (Sieger des Amstel Gold Race 2016) bildet Colbrelli ein schlagkräftiges Duo für die Ardennen-Klassiker. Kurzum: Bahrain-Merida hat alle Möglichkeiten auf eine solide bis gute erste WorldTour-Saison.
Eckdaten:
Land: Bahrain
Hauptsponsor: Bahrain Petroleum Company/Merida
Branche: Wirtschaftsunternehmen aus Bahrain/Radhersteller
Teamchef: Brent Copeland
Radausrüster: Merida
Fahrer im Aufgebot: 27
WorldTour-Ranking 2016: -