Paris-Nizza-Gesamtsieger, Quintana holt 7. Etappe

Schachmann kämpft sich durch die Hölle in den Himmel

Foto zu dem Text "Schachmann kämpft sich durch die Hölle in den Himmel"
Maximilian Schachmann (Bora- hansgrohe) hat das 78. Paris-Nizza gewonnen. | Foto: Cor Vos

14.03.2020  |  (rsn) - “Die letzten drei Kilometer waren die Hölle, aber jetzt bin ich im Himmel”, philosophierte Maximilian Schachmann (Bora- hansgrohe) im Ziel beim Siegerinterview. Der Deutsche musste alles geben, um am letzten Tag des 78. Paris-Nizza sein Gelbes Trikot im 16 Kilometer langen Schlussanstieg zu verteidigen. Dabei lief lange Zeit alles ideal für ihn, denn bis zur Attacke von Nairo Quintana (Arkea - Samsic) rund vier Kilometer vor Schluss fuhren die Favoriten ein hohes, aber gleichmäßiges Tempo.

Als zwei Kilometer vor dem Ziel Tiesj Benoot (Sunweb), Schachmanns erster Verfolger im Gesamtklassement, attackierte, wurde es doch noch eng für den Deutschen. Er musste sichtbar kämpfen und konnte sich letztendlich auch bei seinen letzten Begleitern Sergio Higuita (EF), Vincenzo Nibali (Trek - Segafredo) und Thibau Pinot (Groupama - FDJ) dafür bedanken, dass sie das Tempo hoch hielten, um ihre eigenen Positionen zu verteidigen.

Der 30-jährige Quintana gewann die Etappe souverän und feierte seinen bereits fünften Saisonsieg. Der beeindruckende Benoot wurde mit 46 Sekunden Rückstand Zweiter und kam zehn Sekunden vor Pinot, Higuita und Nibali ins Ziel. Schachmann verlor auf den letzten Metern noch weitere zwei Sekunden, rettete damit aber 18 Sekunden in der Gesamtwertung gegenüber Benoot und ist somit der erste deutsche Paris-Nizza-Sieger seit Tony Martin 2011. Im Ziel strahlte  Schachmann, nachdem er wegen den Folgen der Corona-Pandemie das  wichtigste Rennen dieses Frühjahr und seiner Karriere entschieden hatte.

“Es ist das vierte Jahr meiner Karriere und das ist der größte Sieg bisher. Es ist großartig, weil viele daran gezweifelt haben, dass ich ein Klassementfahrer sein könnte, und es war immer mein Traum, das beweisen zu können. Nun bin ich hier und habe eines der prestigeträchtigsten Etappenrennen gewonnen", freute sich der 25-Jährige, der im gleichen Atemzug seinem Team dankte, das den ganzen Tag hart arbeiten musste, um das Rennen und eine gefährliche Gruppe um Alaphilippe zu kontrollieren: “Es war sehr, sehr hart. Ich danke Patrick (Konrad), Schwarzi (Michael Schwarzmann) und Felix (Großschartner) arbeiteten hervorragend und kontrollierten das Rennen zu dritt“, so Schachmann.

Auch Tagessieger Quintana lobte den Einsatz seiner Mannschaft, die dem Kapitän im Schlussanstieg das Terrain ebnete: ”Das Team hat viel gearbeitet, um die Spitzengruppe wieder zu stellen und ich habe dann getan, was ich tun musste. In der Gesamtwertung konnte ich durch meinen Sturz nichts mehr ausrichten. Dieser Sieg ist ein Geschenk für die ganze Mannschaft“, sagte Quintana und kündigte angesichts der Flut an Rennabsagen wenig überraschend an: “Ich werde jetzt so schnell wie möglich nach Kolumbien zu meiner Familie fliegen.”

Im Schlussklassement folgt hinter Schachmann und Benoot der Kolumbianische Meister Higuita mit 59 Sekunden Rückstand auf Rang drei, Nibali (+1:16) machte noch zwei Positionen gut und verbesserte sich auf den vierten Platz, Pinot (+1:24) komplettierte die Top 5 vor Quintana (+1:30). Dagegen büßte Schachmanns Teamkollege Großschartner nach seinem harten Arbeitspensum  fünf Plätze ein und fiel auf den neunten Platz zurück.

So lief das Rennen:

Die Favoriten ließen sich nicht lang bitten. Vom Start weg wurde aus allen Rohren auf Schachmann und Bora - hansgrohe gefeuert. Noch bevor der erste klassifizierte Anstieg begann, befanden sich unter anderem Benoot, Higuita, Quintana, Alaphilippe (Deceuninck-Quick Step), Nibali (Trek-Segafredo), Bardet (ag2r) und Pinot (Groupama - FDJ) in zwei Gruppen, die vor dem von Schachmanns Helfern angeführten Feld fuhren.

Zu Beginn des Col de Vence, des ersten von vierten Bergen des Tages, konnte Bora die Situation allerdings weitgehend bereinigen. Nur ein Sextett mit Alaphilippe, Aurelien Paret-Peintre (AG2R), Thomas De Gendt (Lotto Soudal), Nicolas Edet, Anthony Perez (beide Cofidis) und Alberto Bettiol (EF) verblieb vor dem Peloton. Eine Konterattacke im Anstieg formte ein Quintett mit Rudy Molard (Cofidis), Romain Bardet (AG2R), Guillaume Martin (Cofidis), Fabien Doubey (Circus - Wanty) und Quentin Pacher (B&B Hotel-Vital Concept). Diese Gruppe schaffte den Sprung nach vorn allerdings nicht und wurde einige Kilometer später wieder gestellt.

Dies führte zur Beruhigung des Attackenfestivals. Die Gruppe um Alaphilippe baute schnell einen Vorsprung von drei Minuten auf, wodurch der Franzose sogar virtueller Leader war. 40 Kilometer vor dem Ziel ging es Perez an einem Hügel zu schnell. Sein Teamkollege Edet fiel zwei Minuten später mit einem Platten kurzzeitig zurück. Zu diesem Zeitpunkt hatte der Franzose im Gepunkteten Trikot alle bisherigen Bergwertungen des Tages gewonnen und seinen Vorsprung somit uneinholbar ausgebaut.

Auf dem Weg zum Schlussanstieg verkleinerte das Feld unter Leitung von Patrick Konrad (Bora - hansgrohe) seinen Rückstand auf rund zwei Minuten. Mit Beginn der Steigung zerfiel die Spitzengruppe: De Gendt und Alaphilippe setzten sich vom Rest ab. Wenig später konnte der Franzose dem Belgier nicht mehr folgen.

Im Peloton löste Felix Großschartner seinen Landsmann und Teamgefährten Konrad ab. Er verkleinerte die Favoritengruppe schnell auf 14 Fahrer und fuhr danach ein gleichmäßiges und recht hohes Tempo. Davon unbeeindruckt zeigte sich allerdings der Spitzenreiter - De Gendt vergrößerte in dieser Phase seinen Vorsprung, der zwischenzeitlich auf rund 40 Sekunden gesunken war.

Mit Ausnahme einiger Intermezzi von Bardet, Martin und Winner Anacona passierte bis vier Kilometer vor Schluss wenig. Erst die Attacke von Quintana sprengte die Gruppe Schachmann komplett. Der Kolumbianer raste zu De Gendt vor, jagte am Belgier vorbei und ließ seinen anderen Kontrahenten keine Chance.

Mehr Informationen zu diesem Thema

25.05.2020Dumoulin beendet seine persönliche MPCC-Mitgliedschaft

(rsn) - Tom Dumoulin hat seine Mitgliedschaft in der "Bewegung für einen glaubwürdigen Radsport", kurz MPCC, für beendet erklärt. Der Niederländer kann sich nicht mehr mit allen Aussagen und Rich

10.04.2020Maximilian Schachmann: Da kann noch viel kommen

(rsn) - Sein Antlitz wird angesichts der Corona-Pandemie wohl noch einige Wochen prominent oben angepinnt sein auf den Ergebnis-Websites des Radsports: Maximilian Schachmann (Bora - hansgrohe). Der De

20.03.2020Niermann: “Es kann dauern, bis wir wieder Rennen fahren“

(rsn) - Das niederländische Team Jumbo - Visma trat im Gegensatz zu den meisten anderen Rennställen wegen der Corona-Pandemie schon vor Paris - Nizza in eine Zwangspause. Im Interview mit radsport-n

19.03.2020Team Sunweb: Angriffslustig zum Erfolg

(rsn) - Nicht wenige Beobachter haben dem Team Sunweb nach dem Weggang von Superstar Tom Dumoulin und dem personellen Umbruch samt strategischer Neuausrichtung eine schwierige Saison 2020 prognostizie

17.03.2020Arkea - Samsic will mit Quintana die Tour de France gewinnen

(rsn) - Das starke Frühjahr von Neuzugang Nairo Quintana lässt Arkéa-Samsic träumen. "Wir wollen natürlich die Tour gewinnen", sagte Sportdirektor Yvon Ledanois nach dem Etappensieg seines Kapit

17.03.2020Wiggins: “Warum wurde Paris-Nizza nicht abgesagt?“

(rsn) - Warum fuhr Paris-Nizza immer noch durch Frankreich, während sich rundherum das Coronavirus ausbreitete und fast alle Sportevents abgesagt wurden? Das fragten sich viele. Auch Ex-Toursieger Br

16.03.2020Schachmann: “Der Sport ist jetzt Nebensache“

(rsn) - Nach dem bisher größten Erfolg seiner Karriere stehen für Maximilian Schachmann (Bora - hansgrohe) angesichts der Corona-Pandemie andere als sportliche Aspekte im Fokus. Gegenüber radsport

16.03.2020Nibali geht zufrieden in die Zwangspause

(rsn) - Mit einer soliden Vorstellung bei Paris-Nizza hat sich Vincenzo Nibali in die nun anstehende “Corona-Pause“ verabschiedet. Der neue Star von Trek - Segafredo zeigte sich auf den beiden abs

15.03.2020Die ASO präsentierte sich als das kleine gallische Dorf

(rsn) - Widerstand ist eine französische Nationaltugend. Schon in einer ganzen Galaxie von Comic-Heften wurde ausgebreitet, wie ein kleines gallisches Dorf den Römern trotzte. Der Asterix dieser Tag

15.03.2020Bora - hansgrohe auch zu viert wie ein Champion-Team

(rsn) - Einen Tag früher als geplant ging ein in mehrfacher Hinsicht denkwürdiges Paris-Nizza zu Ende. Die deutschen Fans konnten sich über den letztlich souverän herausgefahrenen Sieg von Maximil

15.03.2020Großschartner: “Ich bin froh, dass es nun vorbei ist“

(rsn) - Fünf Plätze in der Gesamtwertung ging es noch zurück für Felix Großschartner am letzten Tag von Paris-Nizza. Der junge Österreicher opferte seine gute Platzierung zu Gunsten seines Teamk

15.03.2020Pömer: “Max ist ein absoluter Siegfahrer“

(rsn) - Maximilian Schachmann gewinnt Paris – Nizza. “Das ist sicher der größte Erfolg für Max, und auch einer der größten für Bora hansgrohe“, sagte Christian Pömer, sportlicher Leiter d

Weitere Radsportnachrichten

02.06.2024Startet die Vuelta a Espana 2025 im Piemont?

(rsn) – Die diesjährige Vuelta a Espana beginnt am 17. August mit einem Einzelzeitfahren in der portugiesischen Hauptstadt Lissabon, die Gran Salida 2026 ist für Monaco vorgesehen. Wie Renndirekt

02.06.2024Roglic ist vor der Tour-Generalprobe “auf Kurs“

(rsn) – Rund zwei Monate nach seinem schweren Sturz bei der Baskenland-Rundfahrt kehrt Primoz Roglic wieder ins Feld zurück. Der Slowene führt Bora – hansgrohe beim 76. Critérium du Dauphiné a

02.06.2024Wilkos feiert Solosieg bei Sportland NÖ Womens Tour

(rsn) – Nachdem sie schon in St. Pölten am ersten Tag erfolgreich gewesen war, holte sich die Polin Katarzyna Wilkos (MAT ATOM Deweloper) auf dem vierten und vorletzten Tagesabschnitt der Sportlan

02.06.2024Betz und Breuer triumphieren beim Unbound XL

(rsn) – SB – dieses Kürzel stand beim Unbound XL nach 350 Meilen über die Gravelroads des US-Bundesstaates Kansas am Samstag für ´Sieg´. Denn in den längsten beiden Rennen des prestigeträch

02.06.2024Zabel radelte nach London zum Champions-League-Finale

(rsn) – Zu den rund 30.000 Dortmunder Fans, die im Londoner Wembley-Stadion das Champions-League-Finale zwischen Borussia Dortmund und Real Madrid erlebten, gehörte auch Rick Zabel. Der gebürtige

02.06.2024Defekt, Sturz, 2 Minuten Rückstand - Sprintsieg: Klöser gewinnt Unbound

(rsn) – Ein Jahr nach Carolin Schiff hat erneut eine Deutsche das ´Hauptrennen´ der Frauen beim Gravel-Highlight Unbound gewonnen. Die in Kopenhagen lebende Rosa Klöser setzte sich nach 327 Kilom

02.06.2024Morton bezwingt Haga im Sprintduell beim Unbound 200

(rsn) – Lachlan Morton hat das 200-Meilen-Rennen der Männer beim Unbound Gravel in Emporia im US-Bundesstaat Kansas gewonnen. Der in Boulder in Colorado lebende, 32-jährige Australier setzte sich

02.06.2024Radsport live im TV und im Ticker: Die Rennen des Tages

(rsn) – Welche Radrennen finden heute statt? Wo und wann kann man sie live im Fernsehen oder Stream verfolgen? Und wo geht´s zum Live-Ticker? In unserer Tagesvorschau informieren wir über die wic

01.06.2024Malopolska: Felbermayrs Ritzinger landet Ausreißercoup

(rsn) - Felix Ritzinger (Felt - Felbermayr) hat auf der anspruchsvollen 2. Etappe der Tour of Malopolska (2.2) seinen zweiten Saisonsieg eingefahren. Der Österreicher setzte sich nach 148 Kilometern

01.06.2024Rüegg behält Bergtrikot, MYVELO von Virus gebeutelt

(rsn) - Lukas Rüegg (Team Vorarlberg) hat auf der 3. Etappe der Ronde l`Oise (2.2) sein am Vortag errungenes Bergtrikot verteidigt. Aber sein Team Vorarlberg konnte bei der Sprintankunft in Ressons-

01.06.2024BDR-Auswahl “ohne gutes Bein“ bei Friedensfahrt-Königsetappe

(rsn) - Auf der schweren 3. Etappe der Friedensfahrt (2.NC) mit einer sieben Kilometer langen Bergankunft und Ziel in Dlouhe Strane hatte die Deutsche U23-Nationalmannschaft erwartungsgemäß nichts

01.06.2024Unbound: Schiff, Betz, Breuer und Co. jagen den Sieg

(rsn) – Emporia im US-Bundesstaat Kansas ist dieser Tage wieder das Mekka der Gravel-Szene. Auch wenn die UCI-Weltmeisterschaften erst Anfang Oktober in Belgien ausgetragen werden, findet in der 25.

RADRENNEN HEUTE

    WorldTour

  • Critérium du Dauphiné (2.UWT, FRA)
  • Radrennen Männer

  • Brussels Cycling Classic (1.Pro, BEL)