Tour de Suisse: Paul Martens-Tagebuch/3. Etappe

Als hätte jemand eine Eisbahn angelegt...

Von Paul Martens

Foto zu dem Text "Als hätte jemand eine Eisbahn angelegt..."

Paul Martens (Rabobank) bei der Mallorca Challenge 2009

Foto: ROTH

15.06.2009  |  (rsn) – Die Etappe heute war nicht sonderlich schwer, auch der Lukmanierpass wirkte im Profil schwerer, als er in der Realität war. Den größten Anspruch an die Fahrer stellten heute die vielen Baustellen, die teilweise schlechten Straßen, die manchmal sogar auf Schotter endeten – überraschend für die Schweiz – und die technisch anspruchsvolle Abfahrt vom Lukmanier dar.

In der 18 Kilometer langen Steigung hatten wir starken Gegenwind, wodurch wir im Feld im Windschatten relativ problemlos mitrollen konnten. Das galt natürlich nicht für die Jungs von Saxo Bank, die vorne fuhren und wieder eine richtig gute Leistung erbracht haben. Oben angekommen hätte man denken können, dass das Schlimmste geschafft wäre – aber die Probleme begannen dort erst.

Denn mittlerweile hatte es zu regnen angefangen und die Straßen in der Abfahrt wurden zu einer einzigen Rutschbahn. Die ersten zwei, drei Kilometer führten bergab durch einen Tunnel und da legte es bei drei Stürzen kurz hintereinander insgesamt schätzungsweise 60 Fahrer hin – es war, als hätte sich jemand einen schlechten Spaß erlaubt und eine Eisbahn angelegt. Nebenbei gesagt: Als Rennfahrer fühlt man sich sowieso nicht wohl, wenn es in einen Tunnel hineingeht, und das mit 70, 80 Stundenkilometern. Das ist wie in einem Käfig – da kann es einem schon mulmig werden.

Als die Kollegen vorne stürzten, befand ich mich zum Glück hinten bei unserem Auto, weil ich mir meine Regenjacke holte. Ich schlängelte mich zwar an den Gestürzten vorbei, aber in dem Durcheinander wurde es natürlich richtig schwer, wieder nach vorne zu finden. Deshalb wurde der vom Profil her leichteste Teil des Rennens doch noch zum schwersten.

Aber am Ende lief dann doch wieder alles zusammen und es kam zum erwarteten Massensprint. Unsere Aufgabe war dabei wieder, unseren Kapitän Oscar Freire aus dem Wind zu halten und ihn zu schützen. Das ist für uns gar nicht so einfach, denn Oscar ist ein Fahrer, der eigentlich gar keine Hilfe braucht. Ich kenne kaum jemanden, der sich so geschickt durch das Feld schlängelt und Lücken entdeckt, wo gar keine zu sein scheinen.

Aber heute hatte Oscar im Sprint keine Chance gegen Cavendish. Wie der auf den letzten 150 Metern noch beschleunigt hat – das war schon einmalig, und da kann derzeit kein anderer Fahrer im Feld mithalten.

Bis morgen

Paul

Nach einer rund dreiwöchigen Rennpause kehrt Paul Martens (Rabobank) bei der Tour de Suisse wieder in den Rennbetrieb zurück. In einem Tagebuch auf Radsport News berichtet der 25-jährige gebürtige Rostocker von seinen Erlebnissen auf und jenseits der Strecke.

Mehr Informationen zu diesem Thema

21.06.2009Wenn man nicht die nötige Form hat...

(rsn) - Das Zeitfahren heute wurde auf einem schönen Kurs ausgetragen. Da macht es bestimmt richtig Spaß zu fahren, wenn die Form stimmt. Bei mir lief es heute allerdings nicht wirklich gut. Der Neg

20.06.2009Klassikerfeeling auf der Windkante

(rsn) - Die Schweiz ist ein wunderschönes Land, leider hinterlässt der Asphalt aber auch hier hässliche Spuren. Nach meinem gestrigen Sturz waren die Gelenke noch etwas steif, doch die Motivation Ã

18.06.2009Nach der Attacke musste ich den "Parkschein" lösen

(rsn) - Auch bei hochsommerlichen Temperaturen waren die Waffen der meisten Fahrer am Start geladen. Die Chance, heute in einer Fluchtgruppe um den Etappensieg zu fahren, war äußerst realistisch. Di

17.06.2009Tiefe Kerben ins Selbstbewusstsein

(rsn) – Die heutige 5.Etappe wurde als Königsetappe bezeichnet. Die Strapazen des gestrigen Tages haben aber vielen Fahrern auf den ersten Kilometern die Angriffslust genommen. Der Grund war offens

16.06.2009Viele Schmerzen für nichts

(rsn) – Das hat heute richtig weh getan – und zwar in doppelter Hinsicht. Zunächst hat unser Team die große Gruppe im Anstieg zum Gotthard-Pass fahren lassen, weil wir darauf spekulierten, dass

14.06.2009Mit Vollgas hinter Tony Martin hergejagt

(rsn) – Bei herrlichem Wetter begann die Etappe heute ungewöhnlich, denn gleich nach dem Start ging es etwa 30 Kilometer ins Tal, so dass sich mancher denken mag: Ist doch schön, da müssen sie es

Weitere Radsportnachrichten

04.05.2024Großes Vorschau-Paket: Die Strecke des Giro d´Italia 2024

(rsn) – Sechs Bergankünfte, zwei Einzelzeitfahren, toskanischer Schotter, der Mortirolo, der Stelvio und zum krönenden Abschluss zwei Mal der Monte Grappa – das ist der 107. Giro d´Italia (4. -

04.05.2024Uijtdebroeks: Jetzt muss er sich beweisen, oder doch nicht?

(rsn) – Selten dürfte der Auftritt eines jungen Belgiers bei seinem Giro-Debüt von den deutschen Fans so interessiert verfolgt werden, wie in diesem Jahr der  von Cian Uijtdebroeks. Klar, als Rem

04.05.2024Rund 260.000 Euro fehlen: Tour of Scandinavia abgesagt

(rsn) – Die Women´s WorldTour-Rundfahrt Tour of Scandinavia wird in diesem Jahr nicht stattfinden. Das gaben die Veranstalter des für 27. August bis 1. September geplanten Rennens am Freitag via P

04.05.2024Alfonsina Strada: Die erste Frau beim Giro

(rsn) – Wenn am Samstag in Venaria Reale der 107. Giro d´Italia der Männer beginnt, ist das auch für den Frauen-Radsport ein wichtiger Termin. Denn noch bevor im Juli der nächste Giro der Frauen

04.05.2024Radsport live im TV und im Ticker: Die Rennen des Tages

(rsn) – Welche Radrennen finden heute statt? Wo und wann kann man sie live im Fernsehen oder Stream verfolgen? Und wo geht´s zum Live-Ticker? In unserer Tagesvorschau informieren wir jeden Morg

03.05.2024Anspruchsvoller Auftakt im Piemont

(rsn / ProCycling) – 13 Jahre nach ihrer Premiere ist die Stadt Venaria Reale erneut Schauplatz des Grande Partenza. Als Ouvertüre gibt es eine anspruchsvolle Etappe, die nördlich von Turin starte

03.05.2024Giro-Favorit Pogacar hält Fixierung auf seine Person für “Bullshit“

(rsn) – Am Samstag beginnt der 107. Giro d’Italia – mit Tadej Pogacar (UAE Team Emirates) als haushohem Favoriten, der in der öffentlichen Wahrnehmung alle seine Konkurrenten in den Schatten st

03.05.2024Merlier und Kooij führen die Riege der schnellen Männer an

(rsn) – Beim 107. Giro d’Italia wird es für die Sprinter kein gemütliches Einrollen geben. Am Samstag beginnt die erste Grand Tour des Jahres in Venaria Reale nördlich von Turin mit einer schwe

03.05.2024Zeeman glaubt weiter an Tour-Start von Vingegaard

(rsn) – Nach seinem schweren Sturz bei der Baskenland-Rundfahrt am 4. April ist Jonas Vingegaard (Visma – Lease a Bike) weiter auf dem Weg der Besserung. Sein Sportdirektor Merijn Zeeman glaubt so

03.05.2024Lipowitz wäre schon glücklich, wenn er Rom erreichen würde

(rsn) - Der dritte Gesamtrang bei der Romandie-Rundfahrt vor einer Woche hat Florian Lipowitz (Bora – hansgrohe) viel Aufmerksamkeit eingebracht. Nun startet der 23-Jährige beim Giro d´Italia in d

03.05.2024Highlight-Video der 6. Etappe der Vuelta Femenina

(rsn) – Auch auf der 6. Etappe der 10. Vuelta Femenina hat Demi Vollering (SD Worx – Protime) das Geschehen im Schlussanstieg dominiert. Doch nach 132,1 Kilometern von Tarazona zur Bergankunft an

03.05.2024Muzic schlägt Vollering! Erst festgebissen, dann abgesprintet

(rsn) – Évita Muzic (FDJ – Suez) hat an der Laguna Negra in 1.715 Metern Höhe die 6. Etappe der Vuelta Espana Femenina gewonnen. Die 24-jährige Französin setzte sich am Ende der 6,5 Kilometer

RADRENNEN HEUTE

    WorldTour

  • Giro d´Italia (2.UWT, ITA)
  • Radrennen Männer

  • Grand Prix du Morbihan (1.Pro, FRA)