Radsport News-Teamcheck - Teil 15

Lotto-Belisol: Gelingt Greipel ein Klassikersieg?

Von Christoph Adamietz

Foto zu dem Text "Lotto-Belisol: Gelingt Greipel ein Klassikersieg?"
Freut sich auf die Saison 2013: André Greipel | Foto: ROTH

17.01.2013  |  (rsn) – In bewährter Besetzung startet das Team Lotto-Belisol in die neue Saison. Warum das belgische World-Tour-Team um André Greipel und Jurgen Van den Broeck nur einen neuen Fahrer neu verpflichtete, hat mehrere Gründe, wie Teamchef Marc Sergeant gegenüber Radsport News verriet.

„Wir haben kein solch großes Budget wie andere WorldTour-Teams und konnten deshalb personell nicht aufstocken. Außerdem hatten fast alle Fahrer noch einen gültigen Vertrag für 2013. Und ganz wichtig: Wir waren mit den Jungs sehr zufrieden, so dass wir auch keinen Grund gesehen haben, das Team zu verändern“, erklärte Sergeant.

So begrüßt der Belgier mit Dirk Bellemakers (von Landbouwkrediet) nur einen Neuzugang. Der 28-jährige Niederländer nimmt die Stelle des Belgiers Gianni Meersman ein, der zu Omega Pharma - Quick Step wechselte. Zudem wurde der Vertrag mit dem 23-jährigen Frederique Robert, der vor wenigen Tagen den Auftakt der Gabun-Rundfahrt (Kat. 2.1) gewann, verlängert. Das Team verlassen musste nach nur einer Saison der Iraner Mehdi Sohrabi.

Nicht nur der Kader ist praktisch unverändert, auch die Ziele bleiben die gleichen. Der 30-jährige Greipel soll bei der Tour de France mindestens eine Etappe gewinnen. Der beste deutsche Sprinter feierte im vergangenen Jahr gleich drei Tour-Etappensiege und wird auch 2013 wieder auf die Dienste seines eingespielten Sprintzuges um Marcel Sieberg und Greg Henderson bauen können.

„Wir sind in Frankreich erst mal mit einem Sieg zufrieden, denn der erste ist immer der schwerste“, so Sergeant, der mit dem 29-jährigen Belgier Jurgen Van den Broeck noch einen zweiten Tour-Kapitän ins Rennen schickt. Der Vorjahresvierte peilt bei der 100. Austragung im Gesamtklassement das Podium an.

„Jurgen träumt von einem Platz unter den ersten Drei. Er weiß, dass es schwer wird, da er nicht über so viel Talent wie Contador, Andy Schleck oder Froome verfügt, aber dafür arbeitet er mit sehr viel Hingabe“, erklärte Sergeant, der für die Rundfahrten noch auf die beiden Belgier Francis de Greef und Bart de Clerq bauen kann. Der 27 Jahre alte de Greef belegte beim Giro d'Italia 2012 immerhin Platz 19, der ein Jahr jüngere de Clerq gewann 2011 eine Giro-Bergetappe.

Neben der Tour de France haben auch die Frühjahrsklassiker eine herausragende Bedeutung im Rennkalender von Lotto-Belisol. Bei den flämischen Klassikern soll der im Vorjahr lange Zeit verletzte Jurgen Roelandts für Erfolge sorgen, in den Ardennenklassikern wird Jelle Vanendert das Team anführen.

„Boonen und Cancellara sind bei 100 Prozent nur schwer zu schlagen. 2011 war Roelandts als Zweiter in Harelbeke aber schon nahe dran und wir hoffen, dass er ihnen in diesem Jahr noch näher kommt. Wenn alles passt, dann kann er auch Rennen wie den E3 Prijs gewinnen“, so der Teamchef über den 27-jährigen Belgier. Den gleichaltrigen Vanendert schätzt Sergeant zwar nicht als geborenen Siegfahrer ein. „Mit Platz zwei beim Amstel Gold Race hat er letztes Jahr aber gezeigt, dass er bei den schweren Rennen jederzeit für eine Podiumsplatzierung gut ist“, urteilte der 53-Jährige.

Einen Sieg bei einem Klassiker wünscht sich Sergeant auch von Greipel. Der gebürtige Rostocker konnte im Vorjahr zwar wieder 20 Siege einfahren, doch ein großes Eintagesrennen war nicht darunter. „Das war bei André die einzige Lücke. Wir hoffen, dass ihm in der Zeit zwischen Mailand- San Remo und Paris-Roubaix ein Sieg gelingt. Ich denke dabei an Rennen wie Gent-Wevelgem“, so der Belgier, der Greipel aber keine konkrete Vorgaben machen will. „Er soll einfach so viel wie möglich gewinnen“, lautete sein Wunsch. 

Sergeant hofft aber auch, dass die jungen Fahrer wie Robert oder Tim Wellens bei den kleineren Rennen gute Ergebnisse einfahren. „Wir wollen auch bei diesen Wettbewerben erfolgreich sein, denn sie sind am Jahresende für die Punktewertung und somit auch für die Vergabe der WorldTour-Lizenz sehr wichtig“, so Sergeant, der zudem erneut einen Coup von Lars Bak für möglich hält. 2012 gewann der 33-jährige Däne eine Giro-Etappe.

Große Stücke hält der Teamchef auf den jungen Wellens, der Mitte der vergangenenn Saison zum Team gestoßen war und gleich mit dem zehnten Gesamtrang bei der Peking-Rundfahrt auf sich aufmerksam machen konnte. „Tim ist ein großes Klettertalent, der in den nächsten Jahre eine tragende Rolle im Team einnehmen könnte“, so Sergeant, der hofft, dass sich der 21-Jährige Belgier weiter steigern können wird.

Geleitet wird die junge Garde nach dem Abgang des sportlichen Leiters Michiel Elijzen (zu Rabobank/Blanco) von Ex-Profi Kurt van de Wouwer, der in der Vergangenheit als Sportlicher Leiter der U23-Mannschaft fungierte und nun auch für die Profis mitverantwortlich sein wird.

Trotz des Weggangs von Meersman, der 2012 je eine Etappe der Algarve-Rundfahrt und bei  Paris-Nizza gewann, schätzt Sergeant sein Team noch stärker als im Vorjahr ein. „Jeder Fahrer verfügt nun über ein Jahr mehr an Erfahrung. Der Zug für André wird immer harmonischer und jeder Fahrer im Team kennt seine Rolle“, erklärte der Aalster mit Blick auf die klare Aufgabenverteilung. Die Kapitäne Greipel (Sprint), Roelandts (flämische Rennen), Vanendert (hügelige Eintagesrennen) und Van den Broeck (Rundfahrten) sind benannt und können auf volle Unterstützung ihrer Teamkollegen bauen.

„Aber natürlich wissen wir auch, dass ein Ausfall eines unserer Leader, wie es 2012 mit Jurgen Roelandts der Fall war, nicht zu kompensieren ist. Deshalb ist es für uns wichtig, dass sie gesund bleiben und bei ihren Rennen in guter Form sind,“ schloss Sergeant.

Radsport News Prognose: Marc Sergeant hat Recht: Sollten die vier Kapitäne Greipel, Roelandts, Vanendert und Van den Broeck gesund und sturzfrei durch die Saison kommen, kann Lotto-Belisol wieder auf viele Erfolge hoffen. Alleine Greipel sind wieder mindestens 15 (Etappen)-Siege zuzutrauen, auch in großen Rennen wie etwa der Tour de France. Vielleicht platzt auch endlich der Knoten bei den Klassikern.

Van den Broeck ist bei der Tour wieder ein Kandidat für die besten Fünf, der Traum vom Podium wird aber nur schwer zu realisieren sein. Zu übermächtig scheint die Konkurrenz. Roelandts und Vanendert werden in den Frühjahrsrennen wieder im Kampf um die Podiumsplätze mitmischen, der ganz große Coup dürfte aber auch 2013 nicht gelingen.

Der Ausfall eines seiner Stars wäre für den Rennstall ein herber Schlag, denn neben diesem Quartett ist in den großen Rennen nur noch Lars Bak ein Sieg zuzutrauen. Der Rest des Teams wird bei kleineren Rennen seine Chance suchen. Robert und Gert Dockx haben es mit ihren Etappensiegen in Gabun bei der Tropicale Amissa Bongo bereits vorgemacht.

Lotto-Belisol 2013: Gaetan Bille, Sander Cordeel, Bert de Clerq, Francis de Greef, Jens Debosschere, Kenny de Haes, Gert Dockx, Olivier Kaisen, Maarten Neyens, Frederique Robert, Jurgen Roelandts, Jurgen van de Walle, Jurgen Van den Broeck, Tosh van der Sande, Dennis Vanendert, Jelle Vanendert, Jonas Vangenechtem Tim Wellens, Frederik Willems (alle Belgien), Dirk Bellemakers, Brian Bulgac, Joost van Leijen (alle Niederlande), André Greipel, Marcel Sieberg (beide Deutschland), Lars Bak (Dänemark), Greg Henderson (Neuseeland), Adam Hansen (Australien), Vicente Reynes (Spanien)

Zugänge: Dirk Bellemakers (Landbouwkrediet)

Abgänge: Gianni Meersman (Omega Pharma Quickstep), Mahdi Sohrabi (Ziel unbekannt)

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