Cravens Kamerun-Tagebuch / 8. Etappe

Geschafft - ich habe das Rennen gewonnen!

Von Dan Craven

Foto zu dem Text "Geschafft - ich habe das Rennen gewonnen!"
Dan Craven (Bike Aid- Ride for Help) im Gelben Trikot der Kamerun-Rundfahrt | Foto: Dan Craven

19.03.2014  |  (rsn) – Es ist nur die Tour de Kamerun, aber wir haben es geschafft, ich habe die Rundfahrt gewonnen! Ich sitze frühmorgens vor unseren Hotel, anscheinend der erste, der wach ist, und schaue zu, wie hier alles sauber gemacht wird - sieht so aus, als ob das gestern eine wilde Nacht gewesen wäre.

Endlich mal wieder habe ich Internet und auch etwas Zeit, um mein Tagebuch „aufzuschlagen“ und es zu Ende zu bringen.

Auf dem Papier war ich immer der Favorit dieser Rundfahrt. Wenn man die Online-Einträge der Fahrer liest, die hier am Start waren, hätte man wahrscheinlich auch gedacht, dass ich gewinnen würde.

Aber das, was erwartet wird, auch zu erfüllen, ist gerade deshalb so schwer, weil alle, die es verhindern wollen, jede deiner Bewegung beäugen. Noch wichtiger aber ist der einfache Fakt, dass das, was auf dem Papier steht, nur ein kleiner Teil der ganzen Geschichte ist.

In den letzten Jahren hatte ich einige gesundheitliche Probleme, die mich immer wieder zurückwarfen - ohne dass ich gewusst hätte, was genau los war oder warum ich plötzlich so hoffnungslos schlecht geworden bin.

Erst in den letzten Monaten wurde festgestell, was überhaupt los ist mit mir und ich habe daran arbeiten können. Ich bin aber hierher gekommen mit weniger Training als erwünscht und auch ohne das größte Vertrauen in meine Fähigkeiten.

Meine Mannschaft stand aber vom ersten Tag an hinter mir. Vielleicht gerade, weil und nicht obwohl sie mich hier erst kennen gelernt haben - aber das gab mir den nötigen Mut. Als ich am ersten Tag nur Platz 21 holen konnte, habe ich sie kurz zweifeln lassen - aber das sagte man mir zum Glück erst gestern Abend.

In den letzten beiden Tagen der Rundfahrt, an denen ich mit dem Gelben Trikot auf meinen Schultern wie mit einer Zielscheibe fuhr, war das, was mir am meisten aufgefallen ist, der Stress. Nicht nur bei mir, sondern auch bei meinen Teamkollegen. Jeder, der sich Radfahren im Fernsehen anschaut, sieht ganz genau, wie schwer es die Fahrer haben – einfach aufgrund der angestrengten Gesichtszüge. Was aber nicht so deutlich zu sehen ist, wie sie mit sich selber kämpfen – und zwar im Kopf. Wenn jeder zu dir als markiertem Mann schaut und von dir und deiner Mannschaft erwartet wird, viele Löcher zuzufahren und auch jeder, der attackiert, etwas zu gewinnen hat, wird es ganz schön stressig.

Der Erste der Gesamtwertung hat ja am meisten zu verlieren. Der Letzte der Gesamtwertung ist ja bereits letzter, er kann nichts verlieren, nur gewinnen. Und der im Gelben Trikot... kann wohl nur verlieren oder dort bleiben, wo er schon ist.

Vor einigen Jahren hätte ich es nicht geschafft, meine Nerven so im Griff zu behalten, aber jetzt, da ich etwas älter und erfahrener bin, war ich ganz zufrieden, wie es lief. Dazu muss ich auch sagen. Es ist NUR die Tour de Kamerun. Ich bilde mir nicht ein, dass dieser Sieg mehr ist als genau das, was er ist. Man sagt ja, ein Sieg ist ein Sieg - aber nicht alle Siege sind gleich.

Ich bin einfach nur stolz, hier an der Startlinie gestanden zu haben und denke, es ist großartig, dass ich das Rennen gewinnen und so die unsichere Zeit hinter mir lassen konnte; zumal es auch das erste Rennen mit meiner neuen Mannschaft war.

Vor den Bike Aid Jungs und mir liegt jetzt ein sehr spannendes Jahr und ich freue mich auf die nächsten Herausforderungen. Und auf die Steigerung unserer Form und Leistung, denn die wird auch nötig sein.

Mit den UCI-Punkten, die ich hier einsammeln konnte, bin ich jetzt der Leader der Afrika Tour-Wertung. Punkte bekam ich zuvor schon bei den Afrika- Meisterschaften und bei der Tropicale Amissa Bongo. Wenn ich im August immer noch in den Top Fünf der Wertung bin, werde ich mich für einen Platz bei den Weltmeisterschaft qualifiziert haben- aber dafür muss ich noch hart arbeiten.

Vielen Dank fürs Mitlesen, ich hoffe, es hat euch gefallen. Vielleicht gibt es im Laufe des Jahres noch ein bisschen mehr von mir zu lesen...

Bis dann
Dan


Der Namibier Dan Craven fährt in dieser Saison für das deutsche Continental-Team Bike Aid-Ride for Help. Bei der Kamerun-Rundfahrt führt Craven auf radsport-news.com Tagebuch.

Mehr Informationen zu diesem Thema

16.03.2014Die neue Taktik war ein voller Erfolg

(rsn) - Wie sagt man so schön: Wenn du immer das gleiche tust, aber dann ein anderes Ergebnis erwartest, dann bist du verrückt. So nahm ich mir heute mal etwas anderes vor und meine Teamkollegen hal

15.03.2014Ich ließ Daniel nicht allein auf`s Podium

(rsn) – An manchen Tagen macht das Radfahren einfach Spaß. Vor allem wenn es so läuft, wie man es sich vorgestellt hat – oder zumindest einiges davon. Wir wussten schon immer, dass die Höhenpr

14.03.2014Ein Taxi kurzerhand zum Begleitwagen umfunktioniert

(rsn) – Der vierte Renntag war einer von der kurioseren Sorte. Der Tag fing damit an, dass bei unserem Hotelzimmer beim Schließen die Tür aus den Angeln gefallen ist. Doch das war noch lange nicht

13.03.2014Wir sind hier eben in Afrika

(rsn) - Lang. Hart. Heiß. Schwitzig. Das hört sich fast nach etwas anderem an..... Heute war es irgendwie auch so - man hatte eine gewisse Erwartung, aber am Ende kam es ganz anders. Wir sind alle

10.03.2014Zum Schluss findet sich immer ein Dummer...

(rsn) - In der Regel verhalten sich Radfahrer immer gleich. Wenn es Ausreißer einmal bis ins Ziel schaffen, kann man wetten, dass am nächsten Tag nicht nur die Fahrer, sondern auch Gott und die Welt

09.03.2014Rennfahrer sind schon eine eigenartige Sorte Mensch

(rsn) - Die Räder der Schweizer sind angekommen - auch wenn erst um vier Uhr morgens, und auch die Cote d´Ivoire und Senegal-Mannschaften, die sich bis gestern noch nicht gezeigt hatten, waren heute

08.03.2014Fehlende Teams, Stromausfall und kein Wasser zum Duschen

(rsn) - Am morgigen Sonntag geht die Tour de Kamerun (Kat. 2.2) los. Anscheinend sind 59 Fahrer dabei und anscheinend erfolgt der Start um neun Uhr. Genau wissen wir alles noch nicht. Erst mal sind wi

Weitere Radsportnachrichten

15.05.2024Milan feiert zweiten Etappenieg beim Giro d´Italia

(rsn) - Die 11. Etappe des Giro d’Italia entlang der Adriaküste war für die Sprinter konzipiert. Die erwartete Massenankunft nach 207 Kilometer zwischen Foiano di Val Fortore und Francavilla al Ma

15.05.2024Kretschy verpasst im Bergauffinale knapp die Top Ten

(rsn) – Die Deutsche U23-Nationalmannschaft hat zum Auftakt des fünftägigen Orlen Nations GP (2.NC) knapp einen Top-Ten-Platz verpasst. Während der Däne Kristian Egholm das 135 Kilometer lange

15.05.2024Entschieden: Van der Poel fährt die Tour und Olympia auf der Straße

(rsn) – Mathieu van der Poel hat sich für die Tour de France und das Olympische Straßenrennen entschieden – und gegen den Wechsel aufs Mountainbike. Das teilte sein Team Alpecin – Deceuninck

15.05.2024Vismas Pechsträhne beim Giro begann bereits im März

(rsn) – Der krankheitsbedingte Ausfall von Cian Uijtdebroeks ist der zwischenzeitliche Höhepunkt der Pechsträhne, die das Team Visma – Lease a Bike beim diesjährigen Giro d’Italia begleitet

15.05.2024Geschke: “Das Trikot fühlt sich gut an“

(rsn) - Vor dem Start der 11. Etappe des Giro d´Italia hat sich RSN auf Stimmenfang am Start in Foiano di Val Fortore. Unter anderem bei Simon Geschke, der stellvertretend für Tadej Pogacar das Berg

15.05.2024Eine Wienerin beim Debüt im Bergtrikot: Valentina Cavallar

(rsn) - Um gerade einmal drei Punkte verpasste Valentina Cavallar (Arkea – B&B Hotels) am vergangenen Wochenende den Gewinn der Bergwertung bei der Itzulia Women (2.WWT) im Baskenland, da Demi Volle

15.05.2024Uijtdebroeks muss Giro vor 11. Etappe im Weißen Trikot aufgeben

(rsn) – Cian Uijtdebroeks (Visma – Lease a Bike) ist das nächste Opfer der Krankheitswelle, die momentan beim Giro d’Italia um sich greift. Der 21 Jahre alte Belgier verlässt den Giro als Fün

15.05.2024Liste der ausgeschiedenen Fahrer / 11. Etappe

(rsn) - 176 Profis aus 22 Teams sind am 4. Mai zum 107. Giro d’Italia (2.UWT) angetreten, darunter auch zwölf Deutsche, vier Österreicher, zwei Schweizer und ein Luxemburger. Hier listen wir a

15.05.2024Würgen, Schniefen, Magenschmerzen: Krankheitswelle greift um

(rsn) - Mit ziemlich blassen Gesichtern nahm ein erklecklicher Teil des Pelotons die zweite Woche des Giro d’Italia in Angriff. Ein paar Fahrer traten gar nicht mehr an, darunter der Brite Ethan Ver

14.05.2024Radsport live im TV und im Ticker: Die Rennen des Tages

(rsn) – Welche Radrennen finden heute statt? Wo und wann kann man sie live im Fernsehen oder Stream verfolgen? Und wo geht´s zum Live-Ticker? In unserer Tagesvorschau informieren wir jeden Morgen

14.05.2024Nach der Kletterpartie ein Massensprint an der Adria?

(rsn / ProCycling) – Die Sprinter sind wieder am Zug. Auf dem Programm steht eine Übergangsetappe vom mittleren Teil des Knöchels bis zum unteren Teil der Wade des italienischen Stiefels. Die hüg

14.05.2024Pogacar macht Tiberi als Konkurrent mit “Eiern“ aus

(rsn) – Sieben Ausgaben sind vergangen seitdem zuletzt ein Italiener den Giro d´Italia gewonnen hat. Noch immer warten die Tifosi am Straßenrand auf einen Nachfolger von Vincenzo Nibali, der 2016

RADRENNEN HEUTE

    WorldTour

  • Giro d´Italia (2.UWT, ITA)
  • Radrennen Männer

  • 4 Jours de Dunkerque / Grand (2.Pro, FRA)
  • Tour d´Algérie (2.2, DZA)