Mit-Favorit beim 105. Mailand-San Remo

Degenkolb: An einem perfekten Tag sogar zum Sieg?

Von Felix Mattis

Foto zu dem Text "Degenkolb: An einem perfekten Tag sogar zum Sieg?"
John Degenkolb (Giant-Shimano) im Gelben Trikot bei Paris-Nizza | Foto: Cor Vos

21.03.2014  |  (rsn) - „Tolles Rennen“, scherzt John Degenkolb, als er an die vergangene Auflage von Mailand - San Remo erinnert wird. „Das möchte ich nicht nochmal erleben!“ Und der Giant-Shimano-Kapitän hat Glück: Am Sonntag soll es in San Remo immerhin sieben Sonnenstunden geben, das Quecksilber bei etwa 13 Grad stehen.

Degenkolb gehört bei der 105. Auflage der Classicissima zu den Favoriten, Dreifachsieger Oscar Freire hält ihn nach Cannondales Peter Sagan sogar für den zweiten Sieganwärter im Peloton. „Er ist ein großartiger Sprinter, bei dem man sich darauf verlassen kann, dass er in den ersten Gruppen sitzt“, so der dreifache Weltmeister aus Spanien zu cyclingnews.com.

Mit seinen Siegen in Hamburg und bei Paris-Tours im Spätsommer 2013 glaubt Degenkolb, wie er radsport-news.com am Mittwoch im Gespräch am Rande einer Pressekonferenz des deutschen Klassikers Eschborn-Frankfurt sagte, „den nächsten logischen Schritt“ gemacht zu haben. „Wenn man meine Karriere von außen betrachtet, dann sieht man, dass es immer kontinuierlich weiter geht - step by step“, merkte der 25-Jährige an. Er wolle sich aber nicht schon jetzt ganz oben einordnen lassen.

„Wenn ich bei allen drei Klassikern in die Top Ten fahre, dann kann man sicher mehr als glücklich sein“, sagte er mit Blick auf Mailand-San Remo, die Flandern-Rundfahrt und Paris-Roubaix. Doch insgeheim hofft er schon auf mehr, wie er anfügte: „Vor zwei Jahren war ich Fünfter in San Remo, vielleicht springt ja jetzt ein Podiumsplatz heraus. Vielleicht habe ich aber sogar diesen einen perfekten Tag und es klappt mit dem Sieg.“

Degenkolb kann, nachdem sein Frühjahr mit Etappensiegen bei der Mittelmeer-Rundfahrt und Paris-Nizza sowie dem Grünen Trikot beim „Rennen zur Sonne“ trotz oder vielleicht sogar gerade wegen eines veränderten Terminkalenders sehr gut angefangen hat, vergleichsweise entspannt nach Italien reisen.

„Es ist nicht so, dass ich der absolute Top-Favorit bin und die Saison scheiße war, wenn ich nicht gewinne. Ich bin 25 Jahre alt, habe nichts zu verlieren und habe im Moment das nötige Selbstvertrauen. Aber ich habe keinen Druck, das gibt einem ein gutes Gefühl“, sagte er.

Dass es derzeit so gut läuft, hat für den Wahl-Frankfurter viele Gründe: ein Trainerwechsel, ein neuer „Fahrplan“ in Richtung Klassiker-Saison, bei dem das Risiko auf Frankreich anstatt der in Sachen Wetter stabileren und berechenbareren Rennen von Oman und Katar zu setzen, belohnt wurde, und die neue Heimat.

„Ich bin in Frankfurt angekommen und fühle mich wohl. Vorher bin ich immer gependelt, habe in Erfurt gewohnt, war zwei Tage in Frankfurt und bin dann weitergeflogen zu den Rennen. Ich war eigentlich immer nur unterwegs“, so Degenkolb. „Jetzt lande ich in Frankfurt am Flughafen und 20 Minuten später schließt sich hinter mir die Haustür, die Musik geht an und ich fühle mich wohl.“

Deshalb kam es für den WM-Vierten von 2012 auch gar nicht in Frage, für die Woche zwischen Paris-Nizza und Mailand-San Remo im Süden an der Côte d’Azur zu bleiben. Er flog am Sonntagabend nach Hause und hatte bis zum Donnerstag, als es in Richtung Mailand ging, vier volle Tage daheim. „Es tut gut, im eigenen Bett zu schlafen und meine Frau zu sehen“, sagte er. „Der Flug ist so kurz, da ist das sehr entspannt.“

Entspannt wird der Sonntag allerdings mit Sicherheit nicht. Denn auch wenn der Pompeiana-Anstieg nun doch nicht Bestandteil der Primavera ist, so hat es Mailand-San Remo in sich. „Es ist jetzt ein leichteres Rennen, aber wir sollten ehrlich sein: 300 Kilometer sind niemals einfach“, unterstrich Degenkolb.

Da auch Le Manie in diesem Jahr nicht zum Kurs gehört, ist dieser auf dem Papier so flach wie lange nicht. Dass es dadurch aber zum echten Massensprint des kompletten Feldes kommt, glaubt Degenkolb trotzdem nicht. „Ich kann mir nicht vorstellen, dass es jetzt so einfach ist, dass da 100 oder 80 Mann auf die Zielgerade kommen. Um dabei zu sein, muss man ganz tief gehen, und selbst wenn der eine oder andere Sprinter mitkommt, wird er nicht mehr dieselbe Peak-Power haben, wie wenn er frisch wäre“, meinte er.

Und da schließt sich der Kreis: Sagan und Degenkolb gelten derzeit als die besten Sprinter, wenn Kurs und Rennverlauf eine gewisse Schwierigkeitsstufe überschreiten. Das macht beide am Sonntag nach der Überquerung von Cipressa und Poggio eben doch zu den größten Favoriten. Denn dass dort gemütlich hinüber gerollt wird, das wird Sagans Cannondale-Team zu verhindern wissen.

Mehr Informationen zu diesem Thema

25.03.2014Greipel: „Purer Überlebenskampf in Regen und Kälte“

(rsn) – Beim 105. Mailand-San Remo bot sich den Sprintern mit der Herausnahme des Pompeiana-Anstiegs noch einmal die Chance auf den Sieg beim ersten Frühjahrsklassiker der Saison. Die nutzte Alexan

25.03.2014Wegmann: Beim „Höllenritt“ gut aus der Affäre gezogen

(rsn) – Fabian Wegmann (Garmin-Sharp) hat sich am Sonntag bei Mailand-San Remo gut aus der Affäre gezogen. Der dreimalige Deutsche Meister kam mit nur sieben Sekunden Rückstand auf die Spitzengrup

25.03.2014Haussler abgeschlagen, Chavanel hielt die IAM-Fahne hoch

(rsn) – Wie viele andere Mannschaften auch musste das Schweizer IAM-Team bei Mailand-San Remo den harten Wetterbdingungen seinen Tribut zollen. Bei Dauerregen und Temperaturen von unter zehn Grad st

25.03.2014Degenkolb: „Noch nie so enttäuscht auf dem Rad gesessen"

(rsn) – Einen Tag nach der Pleite von Mailand-San Remo schaute John Degenkolb (Giant-Shimano) wieder nach vorn. „Ich hoffe, ich habe nun mein Pech-Pensum für dieses Jahr ausgeschöpft. Es kommen

24.03.2014Swift nutzt bei Mailand-San Remo seine Chance

(rsn) – Dass Fabian Cancellara (Trek) bei Mailand-San Remo eine Bank ist, wusste man auch schon vor dem zweiten Platz des Schweizers. Und auch Sieger Alexander Kristoff (Katusha) hatte im Vorjahr ge

24.03.2014Kristoff nach 300 Kilometern mit den meisten Reserven

(rsn) – Nach 294 Kilometern durch Dauerregen und Kälte hatte Alexander Kristoff (Katusha) die meisten Reserven, um sich den größten Erfolg seiner bisherigen Karriere zu sichern. Der 26 Jahre alte

24.03.2014Cavendish: Im Sprint fehlte die Kraft

(rsn) – Zum zweiten Sieg nach 2009 lange es für Mark Cavendish (Omega Pharma - Quick-Step) am Sonntag nicht. Über seinen fünften Platz beim 105. Mailand-San Remo war der Brite zwar „enttäusch

24.03.2014Degenkolb erlebt am Poggio ein Desaster

(rsn) – 500 Meter vor dem Poggio war bei John Degenkolb (Giant-Shimano) die Luft raus. Ausgerechnet in der alles entscheidenden Phase beim 105. Mailand-San Remo wurde der Frankfurter, für den bis

24.03.2014Mailand-San Remo: Cancellara ließ es auf den Sprint ankommen

(rsn) – Den zweiten Sieg nach 2008 verpasst, aber die imponierende (Podiums)-Serie fortgesetzt - so lautet die Bilanz von Fabian Cancellara (Trek) nach der 105. Austragung von Mailand-San Remo. Der

23.03.2014NetApp-Endura ein Opfer der Kälte

(rsn) – Mit leeren Händen kehrt das deutsche Team NetApp-Endura von seiner ersten Teilnahme bei Mailand-San Remo nach Hause zurück. Kapitän Bartosz Huzarski spielte im Finale des längsten Klass

23.03.2014Nibali fehlte die Unterstützung, Colbrelli die Ruhe

(rsn) – Zwar hat es für die Italiener bei Mailand-San Remo wieder nicht mit dem ersten Sieg seit Filippo Pozzato im Jahr 2006 gereicht. Immerhin konnten sich mit Sonny Colbrelli (Bardiani CSF/6.) u

23.03.2014Sagan im Sprint nicht gut genug

(rsn) – Nach den Plätzen vier und zwei in den vergangenen beiden Jahren hätte es niemanden gewundert, wenn Peter Sagan (Cannondale) bei der 105. Auflage von Mailand-San Remo auf der obersten Stufe

Weitere Radsportnachrichten

22.05.2024Power to the Peloton: Mit Einigkeit bekommen Fahrer ihren Willen

(rsn) – Der Radsport hat sich am Dienstag auf der 16. Etappe des Giro d´Italia einmal mehr nicht mit Ruhm bekleckert. Und das lag nicht am nächsten überlegenen Sieg von Tadej Pogacar (UAE Team Em

21.05.2024Defekt bremste Arensman nicht, dafür aber sein Kapitän

(rsn) – Er schaute sich um. Er schaute sich nochmal um. Und nochmal. Aber sein Kapitän kam einfach nicht. Thymen Arensman (Ineos Grenadiers) fuhr also mit gebremstem Schaum auf den letzten Kilomete

21.05.2024Radsport live im TV und im Ticker: Die Rennen des Tages

(rsn) – Welche Radrennen finden heute statt? Wo und wann kann man sie live im Fernsehen oder Stream verfolgen? Und wo geht´s zum Live-Ticker? In unserer Tagesvorschau informieren wir über die

21.05.2024Nach Rückkehr auf Rang zwei Optimismus bei Martinez und Bora

(rsn) – Noch ist nichts in Sack und Tüten. Aber der nächste Schritt ist gemacht. Der nächste Schritt für Daniel Martinez und Bora – hansgrohe, den Giro d’Italia 2024 mit der maximalen Ausbeu

21.05.2024Zum Abschluss der Kletter-Trilogie zweimal Passo Brocon

(rsn / ProCycling) – Die Kletter-Trilogie bei diesem 107. Giro d'Italia endet mit einer klassischen Etappe durch die Dolomiten: relativ kurz, aber dennoch intensiv, mit 4.200 Höhenmetern auf 159 Ki

21.05.2024Majka: “Ich habe Tadej gesagt, dass er fahren soll“

(rsn) – Tadej Pogacar (UAE Team Emirates) hat seinen fünften Tagessieg beim diesjährigen Giro d’Italia 2024 (2.UWT) eingefahren. Allerdings musste die 16. Etappe wurde wegen Schneefall und extre

21.05.2024Highlight-Video der 16. Etappe des Giro d´Italia

(rsn) – Tadej Pogacar (UAE Team Emirates) hat beim 107. Giro d’Italia die Konkurrenten zum wiederholten Mal stehenlassen und seinen fünften Tagessieg eingefahren. Der 25-jährige Slowene entschie

21.05.2024Liste der ausgeschiedenen Fahrer / 16. Etappe

(rsn) - 176 Profis aus 22 Teams sind am 4. Mai zum 107. Giro d’Italia (2.UWT) angetreten, darunter auch zwölf Deutsche, vier Österreicher, zwei Schweizer und ein Luxemburger. Hier listen wir a

21.05.2024Pogacar bleibt auch in der dritten Woche eiskalt

(rsn) – So wie die zweite geendet hatte, begann auch die finale Woche des 107. Giro d´Italia: mit einem weiteren Triumph von Tadej Pogacar (UAE Team Emirates). Der Slowene holte sich im Dauerregen

21.05.2024O´Connor: “Eines der am schlechtest organisierten Rennen“

(rsn) – Nach heftigen Protesten von Teams und Fahrern haben die Organisatoren des 107. Giro d’Italia in letzter Minute den Start der 16. Etappe von Livigno auf 1.915 Metern nach Prato (Prad) am En

21.05.2024Aldag: “Ich bin kein Freund davon, dass 22 Teams abstimmen“

(rsn) - Quälend lange, über fast 24 Stunden, zog sich die Entscheidung hin, wo das Peloton die 16. Etappe des Giro d’Italia von Livigno nach Santa Christina Val Gardena in Angriff nehmen wird. Ers

21.05.202416. Etappe startet in Laas und ist auf 118,4 Kilometer verkürzt

(rsn) – Die 16. Etappe des 107. Giro d´Italia wird nicht wie geplant in Livigno beginnen und über den Passo di Foscagno sowie den Umbrailpass führen. Nach vehementen Protesten der Fahrer und Team

RADRENNEN HEUTE

    WorldTour

  • Giro d´Italia (2.UWT, ITA)