Clasica San Sebastian

Adam Yates erfährt erst nach dem Zielstrich von seinem größten Sieg

Von Felix Mattis

Foto zu dem Text "Adam Yates erfährt erst nach dem Zielstrich von seinem größten Sieg"
Adam Yates (Orica-GreenEdge) gewinnt die Clasica San Sebastian und fragt nach der Ziellinie: Habe ich gewonnen? | Foto: Cor Vos

01.08.2015  |  (rsn) – „Er konnte es kaum glauben" - diesen Satz liest man oft, wenn ein junger Fahrer seinen ersten richtig großen Sieg feiert. Doch bei Adam Yates passte er nach der 35. Auflage des Clasica San Sebastian so gut wie selten. Denn der 22-jährige Brite wusste nicht, dass er gewonnen hatte, als er über den Zielstrich rollte.

Nicht, dass die Entscheidung so knapp war - nein, Yates gewann als Solist mit 15 Sekunden Vorsprung. Doch er hatte keine Ahnung, dass bei seiner Attacke am letzten Anstieg des Tages, dem Bordako Tontorra, gut sieben Kilometer vor dem Ziel bereits alle Ausreißer eingeholt waren.

„Ich habe mit meinem Sportlichen Leiter gesprochen, aber der Funk war zu leise, um ihn zu verstehen", erklärte Yates später. „Ich habe ernsthaft geglaubt, dass noch eine Ausreißergruppe vorne war."

Und wie sich später herausstellte, kam dieser Glaube nicht von ungefähr. Greg Van Avermaet (BMC) verkündete kurz nach dem Rennen via Twitter, er sei auf dem Weg zum Sieg von einem Begleitmotorrad umgefahren worden. Gut möglich, dass Yates so am Belgier vorbeizog, ohne es zu merken.

Eine genaue Auflösung der Situation war direkt nach Rennende kaum möglich, da Probleme mit dem als Sende-Relais dienenden Flugzeug dafür sorgten, dass es bis sieben Kilometer vor dem Ziel keine Live-Bilder gab. Dadurch mussten sich auch die Sportdirektoren und alle Medienvertreter auf die spärlichen Informationen von Radio Tour verlassen.

Und so marschierte Yates als Spitzenreiter den Favoriten um Titelverteidiger Alejandro Valverde (Movistar) davon und rauschte die Abfahrt hinunter nach San Sebastian dem Sieg entgegen, ohne es zu wissen.

Auf der Zielgeraden angekommen begann er bis 50 Meter vor dem Ziel vergeblich den Funk zu bedienen und rollte dann wie ein ganz normal platzierter Fahrer über den Zielstrich, bis ihm hinter der Linie jemand signalisierte, dass er gewonnen hatte. Yates deutete mit dem Finger auf sich, guckte fragend und richtete sich dann endlich zum Siegesjubel auf.

15 Sekunden später sprintete Philippe Gilbert (BMC) vor Valverde und dem Katusha-Duo Daniel Moreno und Joaquim Rodriguez als Zweiter über den Zielstrich.

Für Yates war es nach 219 Kilometern im baskischen Hügelland rund um die Küstenstadt San Sebastian nicht nur der erste Saisonsieg, sondern auch der größte Erfolg in einem Eintagesrennen seiner Karriere. Im vergangenen Jahr hatte er bereits die Türkei-Rundfahrt für sich entschieden. Am Bordako Tontorra-Anstieg konnte dem britischen Youngster, der schon bei der Tour de France mit zwei siebten Plätzen an der Mur de Bretagne sowie an der ersten Bergankunft in La Pierre St. Martin starke Form bewies und zeigte, wie gut er mit steilen Rampen zurechtkommt, niemand folgen.

"Ich wusste nicht, was im Finale genau vorging und bin einfach Vollgas gefahren", sagte Yates. Mit rund zehn Sekunden Vorsprung kam er über die Kuppe, doch sein Polster wuchs auch in der Abfahrt, in der er vor einem Jahr noch gestürzt war, als er sie in einer fünfköpfigen Spitzengruppe hinunterrauschte, weiter an, da seine sechs Verfolger Valverde, Rodriguez, Daniel Martin (Cannondale-Garmin), Rigoberto Uran (Etixx-Quick-Step), Roman Kreuziger (Tinkoff-Saxo) und Bauke Mollema (Trek) in der Verfolgung nicht einig zu sein schienen.

Hinter Yates schloss auf den zwei Schlusskilometern eine zweite, größere Verfolgergruppe mit seinem Bruder Simon und auch mit dem letztlich Zweitplatzierten Gilbert zu Valverde, Rodriguez und Co. auf. Doch auch das half nichts, der Sieger stand fest und ihm blieb auf der Zielgeraden genug Zeit für zahlreiche erfolglose Versuche der Kontaktaufnahme mit der Mannschaftsleitung von Orica-GreenEdge.

Bevor Yates am Bordako Tontorra-Anstieg der Konkurrenz enteilte, hatten unterschiedlich besetzte Spitzengruppen das Rennen bestimmt - zuletzt eine neunköpfige um den Franzosen Warren Barguil (Giant-Alpecin) und den Kanadier Ryder Hesjedal (Cannondale-Garmin). Sie kamen noch mit gut 30 Sekunden Vorsprung auf die 15 Kilometer lange Schlussrunde, wurden aber am letzten Berg gestellt - noch bevor Yates davonflog.

Weiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößern

Weitere Radsportnachrichten

26.04.2024Radsport live im TV und im Ticker: Die Rennen des Tages

(rsn) – Welche Radrennen finden heute statt? Wo und wann kann man sie live im Fernsehen oder Stream verfolgen? Und wo geht´s zum Live-Ticker? In unserer Tagesvorschau informieren wir jeden Morg

26.04.2024Highlight-Video der 3. Etappe der Tour de Romandie

(rsn) – Brandon McNulty (UAE Team Emirates) hat das Einzelzeitfahren der 77. Tour de Romandie gewonnen. Der US-Meister in dieser Disziplin benötigte für den 15,5 Kilometer langen Parcours rund um

26.04.2024Helferrolle bei der Vuelta: Vorjahresfünfte Bauernfeind kränkelt

(rsn) – Im vergangenen Jahr hat eine Deutsche bei der Vuelta Espana Femenina die Weltspitze überrascht und ist bei den Bergankünften am Mirador de Penas Llanas und an den Lagos de Covadonga mit de

26.04.2024Teutenberg büßt Führung ein, peilt nun aber Gesamtwertung an

(rsn) - Auf der 2. Etappe der Tour de Bretagne (2.2) hat Tim Torn Teutenberg (Lidl - Trek Future Racing) das hellgrüne Trikot des Gesamtführenden abgeben müssen. Der 21-Jährige aus Mettmann, der

26.04.2024Bike Aid nach Türkei-Königsetappe “etwas enttäuscht“

(rsn) - Aufgrund der starken Leistungen an den ersten fünf Tagen und der guten Ausgangssituation für die Kletterer im Team ging Bike Aid optimistisch in die Königsetappe der Türkei-Rundfahrt (2.P

26.04.2024McNulty gewinnt Zeitfahren, Teamkollege Ayuso holt Gelb

(rsn) – 142 Fahrer lang musste Brandon McNulty (UAE Team Emirates) warten, ehe er endgültige Gewissheit darüber hatte, dass ihm seine 20:06 Minuten für das 15,5 Kilometer lange Zeitfahren auf der

26.04.2024Vermeersch von Lotto - Dstny zum UAE Team Emirates?

(rsn) - In unserem ständig aktualisierten Transferticker informieren wir Sie regelmäßig über Personalien aus der Welt des Profiradsports. Ob es sich um Teamwechsel, Vertragsverlängerungen oder RÃ

26.04.2024Van den Broek nach Sieg auf Königsetappe neuer Spitzenreiter

(rsn) – Mit seinem Sieg auf der Königsetappe hat Frank van den Broeck (dsm-firmenich – PostNL) die Führung im Gesamtklassement der 59. Türkei Rundfahrt (2.Pro) übernommen. Der 23-jährige Nie

26.04.2024Die Startliste des Einzelzeitfahrens der Tour de Romandie

(rsn) – Der Belgier Stan Van Tricht (Alpecin – Deceuninck) eröffnet um 14.24 Uhr das Einzelzeitfahren der 77. Tour de Romandie, bei dem rund um Oron 15,5 Kilometer auf dem Programm stehen. Die S

26.04.2024Türkei: Van Poppel zur Königsetappe nicht mehr angetreten

(rsn) – Danny van Poppel (Bora – hansgrohe) ist nicht mehr zur Königsetappe der Türkei-Rundfahrt angetreten. Wie sein Team auf X meldete, haben sich der Niederländer am Morgen unwohl gefühlt.

26.04.2024Vollering, ´ELB´ & Niewiadoma kämpfen um erste GT der Saison

(rsn) – Die erste Grand Tour der Saison beginnt nicht erst am 4. Mai in Italien, sondern bereits am Sonntag in Valencia. Zugegeben: Die Vuelta Espana Femenina (28. April - 5. Mai) ist keine dreiwöc

26.04.2024Evenepoel nach schwerem Sturz auf dem Weg zurück

(rsn) – Drei Wochen nach seinem schweren Sturz bei der Baskenland-Rundfahrt hat Remco Evenepoel (Soudal – Quick-Step) erstmals wieder im Freien trainiert. Wie der Zeitfahrweltmeister auf der Train

RADRENNEN HEUTE

    WorldTour

  • Tour de Romandie (2.UWT, SUI)
  • Radrennen Männer

  • Presidential Cycling Tour of (2.Pro, TUR)
  • Gracia Orlová (2.2, CZE)
  • Tour de Bretagne (2.2, FRA)
  • Tour of the Gila (2.2, USA)