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27.09.2000 | dpa: War die Goldmedaille im Straßenrennen eine Entschädigung für den entgangenen Toursieg in diesem Jahr?
Jan Ullrich: «Nein. Ich war nicht sauer über meinen zweiten Platz bei der Tour de France.»
dpa: Wenn Sie die Glücksgefühle von 1997 nach dem ersten Toursieg eines deutschen Radprofis mit dem Straßen-Gold vergleich; wann war es schöner?
Ullrich: «Ein Vergleich ist schwer. Bei der Tour bist Du der Beste und Kompletteste über drei Wochen. Heute war ich der stärkste an einem Tag. Aber natürlich freut sich jeder Fahrer, wenn er wie ich Gold in der Königsklasse holt. Ehrlich gesagt, hätte ich vorher nicht mit einem Sieg gerechnet. Als wir das regnerische Wetter heute Morgen sahen, war unsere Motivation auf den Nullpunkt.»
dpa: Wie haben sie die entscheidende Phase des Rennens in der vorletzten Runde erlebt?
Ullrich: «Ich habe attackiert, weil ich die Spitzengruppe verkleinern wollte. Dann habe ich gesehen, dass Klöden und Winokurow kommen und damit waren wir natürlich in einer Superposition. Das lief dann wie am Schnürchen»
dpa: Auf dem Olymp wollen Sie womöglich noch höher hinaus. Ist das Gold im Straßenrennen ein Ansporn für das Einzelzeitfahren, oder lehnen Sie sich jetzt eher zufrieden zurück?
Ullrich: «Ich will am Samstag eine Medaille. Ich habe mich speziell auf das Zeitfahren vorbereitet. Ich kann jetzt locker rangehen, Lance Armstrong hat noch keine Medaille, ich schon Gold.»
dpa: Rechnen Sie über die 46,8 Kilometer auf fast dem gleichen Kurs mit einem Duell gegen ihren diesjährigen Tour-Bezwinger?
Ullrich: «Ich habe immer gesagt, es gibt mehrere Kandidaten. Etwa zehn Fahrer können gewinnen. Lance konnte sich heute schonen.»
dpa: Reicht ihre Motivation und Form noch zur WM in 14 Tagen in Plouay in Frankreich, wo Sie als Titelverteidiger im Zeitfahren an den Start gehen?
Ullrich: «Mal sehen. Ich entscheide mich am Samstag nach dem Rennen».