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24.06.2013 | (rsn) – Bei den Schweizer Meisterschaften in Satigny hat BMC-Profi Michael Schär nicht nur seinen ersten Titelgewinn gefeiert, sondern seinen ersten Sieg als Profi überhaupt. Im Interview mit Radsport News erklärt der 26 Jahre alte Luzerner, warum er von seinem Triumph nicht überrascht wurde, welche Taktik er sich im Duell mit seinem Konkurrenten Martin Elmiger (IAM) zurecht gelegt hatte und mit welche Aufgaben er bei der Tour de France haben wird, bei der er zum dritten Mal in Folge starten wird.
Kam der Titelgewinn – zugleich Ihr erster Profisieg - überraschend für Sie?
Schär: Der Sieg kommt nicht wirklich überraschend. Ich ging mit der Einstellung ins Rennen, hier zu gewinnen. Ich denke aber, jeder Starter bei einer Meisterschaft macht das so. Aber natürlich war es eine große Genugtuung, als ich den Zielstrich als Erster überquert habe.
Haben Sie sich gegen den sprintstarken Martin Elmiger – immerhin bereits drei Mal Schweizer Meister – überhaupt große Chancen ausgerechnet?
Schär: Ich hatte immer den Glauben an den Sieg und wusste, dass es auf den Sprint ankommen würde. Auch mein Sportlicher Leiter Rik Verbrugghe hat mich ermutigt, dass ich hier würde gewinnen können. Ich wusste aber, dass ich Martin nur mit einer unerwarteten Aktion würde schlagen können, also lancierte ich den Sprint außerordentlich früh.
Mit welcher Taktik ist denn Ihr BMC-Team mit Titelverteidiger Martin Kohler ins Rennen gegangen?
Schär: Bei einer Meisterschaft ist es immer schwer, eine Taktik zu machen, da alle Fahrer gewinnen möchten. Wir waren uns jedoch im Klaren, dass der Sieg im BMC-Team bleiben sollte. Deshalb fuhren wir ein offensives Rennen und schlussendlich ging die Rechnung ja auch auf.
Mit IAM gibt es jetzt ein zweites starkes Schweizer Team – hat dieses Duell für BMC das Rennen schwerer gemacht?
Schär: Das Duell zwischen IAM und BMC war natürlich sehr interessant. Ich sah es aber nicht als Problem, sondern als Chance. Denn wenn beide Teams in einer Spitzengruppe vertreten wären, würde hinten nicht mehr gefahren. Also nahm ich das als meine Strategie und griff gemeinsam mit Martin Elmiger an.
Wen hat BMC vor dem Rennen als stärkste Konkurrenten eingeschätzt?
Schär: Für uns war das IAM-Team im Kollektiv sehr gefährlich, wie auch Albasini und Cancellara. Und Gregy Rast ist an Meisterschaften auch nie zu unterschätzen.
Sie haben auch in dieser Saison wieder zuverlässig für Ihre Teamkollegen gearbeitet – ist der gestrige Sieg eine Art Entschädigung dafür, dass Sieimmer wieder eigene Ambitionen hinten anstellen?
Schär: Ich fahre gerne für meine Leader, auch wenn es ein anstrengender Job ist und oft kein sehr dankbarer. Dann sind so Momente wie gestern sicher eine schöne Abwechslung und geben mir den Glauben daran zurück, dass ich noch immer siegen kann.
Sie sind auch wieder für die Tour nominiert worden – welches wird Ihre Rolle im Team sein?
Schär: Meine Rolle bei der Tour wird identisch mit der aus den beiden Vorjahren sein. Ich werde mit Manuel Quinziato und Marcus Burghardt dafür zuständig sein, dass Cadel und TJ sicher durch die Sprintetappen kommen. Jedoch werde ich auch immer mehr in den Bergetappen eingesetzt - das ist schön, wenn die Form da ist.
Für viele Profis ist die Tour das Größte – für Sie auch?
Schär: Für mich ist die Tour das klare Highlight des Jahres. Jedoch ist es schon sehr stressig und nicht immer lustig. Schlussendlich überwiegt jedoch immer die Zufriedenheit, wenn man es ins Ziel geschafft hat.
BMC startet mit Cadel Evans und Tejay Van Garderen als Kapitäne – was trauen Sie ihnen zu?
Schär: Ich traue beiden einen Podestplatz in Paris zu. In meinen Augen ist es auch möglich, dass einer von beiden die Rundfahrt gewinnt. Alles ist möglich, wir haben das 2011 gesehen, als Cadel die Tour de France gewonnen.
Es hat acht Jahre bis zu Ihrem ersten Profisieg gedauert. Ist jetzt der Bann gebrochen?
Schär: Naja, ich hoffe, dass ich nicht wieder so lange warten muss.